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Erzählen wirkt Wunder Der Geist der Erde

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aus Afrika

Noch bevor es Menschen gab, lebte der Geist der Erde ganz allein in seinem Dorf. Er hatte genug zu essen. Er hatte genug zu trinken. Er hatte genug Tabak zu rauchen. Dennoch saß er oft da und war unfroh. Etwas fehlte ihm.

Eines Tages ging er hinaus aufs Feld. Dort wuchs ein großer Baum mit Kola-Nüssen. Er packte den Baumstamm und rüttelte daran. Unzählige Kola-Nüsse prasselten herab. Er hob davon so viele auf, wie er tragen konnte, und schleppte sie zum Dorfplatz. Dort legte er sie hin, ging um den Haufen herum, sah ihn sich genau an, wiegte besorgt den Kopf, schüttelte ihn und ging wieder aufs Feld hinaus. Er sammelte alle Kola-Nüsse auf, die noch herumlagen, und trug sie ebenfalls auf den Dorfplatz. Der Haufen Kola-Nüsse war nun viel höher und breiter geworden. Prüfend umkreiste ihn der Geist der Erde. Er war noch immer nicht zufrieden. Also ging er ein drittes Mal aufs Feld hinaus. Er schüttelte den Kola-Baum mit aller Kraft und abermals prasselten Nüsse in großer Menge herab. Sie alle klaubte der Geist der Erde auf und trug sie ins Dorf. Nun war der Haufen Kola-Nüsse sehr groß und der Geist der Erde wirkte endlich zufrieden.

Doch dann machte er sich erst recht ans Werk. Er schleppte alle Kola-Nüsse hinunter zum Meer. Dort lag sein schönes Boot, aus Holz geschnitzt und bunt bemalt.

Als alle Kola-Nüsse im Boot waren, war kaum mehr Platz für den Geist der Erde. Er zwängte sich dennoch hinein und pfiff. Ein Krokodil paddelte herbei. Der Geist der Erde legte ihm ein Zaumzeug um. Auf seinen Befehl hin zog es das Boot weit hinaus aufs Meer, so weit, bis das Festland nur noch eine Ahnung am Horizont war. Da nahm der Geist der Erde eine Kola-Nuss, hauchte sie an, sprach: „Werde ein Mensch!“ und warf sie ins Wasser, in Richtung Festland. Die Nuss schwamm davon. Der Geist der Erde schaute kurz hinterher, griff dann nach der nächsten Nuss, hauchte sie an, sprach: „Werde ein Mensch!“ und warf sie ins Wasser. So tat er es mit jeder Nuss im Boot. Wie eine Herde schwammen sie dahin. Von fern sahen sie aus wie Lebewesen, von denen beim Schwimmen nur die Köpfe über Wasser waren.

Endlich war der Geist der Erde fertig. Keine Nuss war mehr bei ihm. Er pfiff das Krokodil herbei, damit es ihn im Boot zurück zum Festland zog. Und das war jetzt unglaublich leicht, denn was wiegt schon ein Geist?

Sie erreichten das Ufer. Der Geist der Erde verabschiedete sich vom Krokodil und stieg aus dem Boot. Er sah am Ufer die Menschen stehen, Kinder, Frauen und Männer. Sehr viele waren es. Sie winkten ihm zu und riefen „Hallo, hier bin ich!“, „Und hier bin ich!“, „Ich bin hii-ier!“, „Hallo, siehst du mich?“, „Hallo ich bin’s!“, „Hallo, Geist der Erde, willkommen zurück!“, „Hier bin ich, schön, dass du da bist!“ ...

Alle miteinander gingen sie hinauf ins Dorf, entfachten ein Lagerfeuer und kochten Maisbrei. Dann aßen und tranken sie genüsslich. Als sie satt und zufrieden waren, stopfte der Geist der Erde seine Pfeife, entzündete sie, schmauchte ein wenig und reichte sie weiter. Sie rauchten die Pfeife, reichten sie im Kreis herum und dann begannen sie, jede Menge Geschichten zu erzählen.

Seitdem ist der Geist der Erde nie mehr allein und langweilig ist ihm auch nie mehr. Und wenn sie nicht aufgehört haben, dann sind sie jetzt noch beim Lauschen und Geschichten-Erzählen.


Es war 1001 Mal

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