Читать книгу Praxishandbuch Frauenkräuter - eBook - Margret Madejsky - Страница 9

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Einmaleins der Pflanzeninhaltsstoffe

Heilpflanzen sind komplex zusammengesetzte Vielstoffgemische. Wirksamkeitsbestimmend sind oft Inhaltsstoffe, die nur wenige Prozent des Gesamtextrakts ausmachen. Am Wirkstoffprofil einer Pflanze lässt sich ablesen, welche Wirkung erwartet werden kann. Daher sind hier wichtige Stoffgruppen und deren Nutzen in der Frauenpraxis zusammengefasst.

Ätherische Öle

Die flüchtigen Aromastoffe machen Duft und Geschmack von Pflanzen aus. Die handelsüblichen ätherischen Öle sind komplexe Wirkstoffkonzentrate, die meist verdünnt (1- bis 3-prozentig) zur Anwendung kommen. Den Pflanzen dienen sie als Lockstoffe für Insekten und als Schutz vor Befall durch Krankheitserreger oder Schädlinge. Im Reagenzglas erwiesen sich die ätherischen Öle von Gewürznelke, Rosmarin, Teebaum, Thymian oder Zimt als wirksam gegenüber resistenten Krankenhauskeimen (Reichling 2014). Kamille, Lavendel, Manuka und andere Ätherisch-Öl-Drogen wirken auch antibiotisch.

Ätherische Öle haben ein breites Wirkspektrum: Lavendel lindert Ängste, Kamille löst Krämpfe, und Zimt erregt Wehen. Einige Aromapflanzen enthalten auch Pheromone, das sind Duftstoffe mit hormonähnlicher Wirkung. Hierzu gehören zum Beispiel der aphrodisierende Muskatellersalbei und der schweißhemmende Salbei, aber auch Frauenpflanzen wie Angelika und Liebstöckel, welche die Menstruationsblutung beeinflussen.

Rezept: Eukalyptuswickel bei Blasenentzündung Eukalyptusöl wirkt entzündungswidrig, antibakteriell und krampflösend. Der Wickel eignet sich als Begleitmittel bei Blasenentzündung.

20 ml ätherisches Eukalyptusöl (Chemotyp Citriodora) mit 80 ml Mandelöl mischen und die ölige Mixtur auf ein Leinentuch streichen. Das ölige Tuch in eine Plastiktüte stecken und zwischen Wärmflaschen erwärmen.

Anwendung: Das warme Öltuch (ohne Tüte) auf den Unterbauch über die Blase legen, eine Wärmflasche daraufgeben und eine zweite an die Füße legen. Mit Wickeltuch oder mit Handtüchern und Decken gut zudecken. Den Wickel etwa 20 Minuten einwirken lassen und noch etwa 20 Minuten nachruhen.

Alkaloide

Diese stickstoffhaltigen Inhaltsstoffe dienen der Pflanze als Fraßschutz sowie als Schutz vor Krankheitserregern. Auf Alkaloiden basieren die Effekte von Genussmitteln wie Koffein und Nikotin oder auch die betäubenden Kräfte des Schlafmohns. Alkaloide sind auch verantwortlich für die tödliche Wirkung von Giftpflanzen wie Eisenhut oder Schierling und verleihen Hexenpflanzen wie Bilsenkraut oder Tollkirsche halluzinogene Wirkung. Alkaloide greifen meist im Zentralnervensystem an und vermitteln krampflösende bis schmerzlindernde, erregende bis halluzinogene oder auch betäubende Effekte. Alkaloide gehören zu den stärksten Pflanzenwirkstoffen, die meist schon in homöopathischen Verdünnungen große Heilkräfte in sich bergen. Die Pyrrolizidinalkaloide von Greiskraut, Huflattich oder Beinwell erwiesen sich im Tierversuch als leberschädigend, erbgutschädigend und krebserregend.

Praxistipp: Schlafstörungen ab den Wechseljahren bessern sich oftmals durch Cimicifuga comp. von Weleda. Die beruhigende und einschlaffördernde Wirkung beruht auf den Tropanalkaloiden des Bilsenkrauts, das in kleinen Mengen in dieser Mischung enthalten ist.

Dosis: Abends vor dem Zubettgehen 1- oder 2-mal 10 bis 20 Tropfen in etwas Wasser einnehmen.

Bitterstoffe

Hierunter fasst man verschiedene Inhaltsstoffe mit bitterem Geschmack zusammen. Der Pflanze dienen sie als Fraßschutz. Bitterstoffe steigern die Sekretion der Verdauungsdrüsen: Vor dem Essen fördern sie den Appetit, und nach dem Essen regen sie die Verdauung an. Sie erhöhen den Enzymgehalt des Bauchspeichels, lindern Nahrungsunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz und stärken das darmassoziierte Immunsystem. In der Frauenpraxis sind Bitterstoffe bei Eisenmangel hilfreich, weil sie die Aufnahme von Eisen und Spurenelementen im Dünndarm steigern.

Praxistipps: Gentiana Magen-Globuli von Wala enthalten mehrere Bitterstoffpflanzen: Wermut, Enzian und Löwenzahn. Sie lindern Übelkeit und eignen sich daher zur Begleitbehandlung einer Chemotherapie.

Die süßeste Art, sich heilsame Bitterkräuter einzuverleiben, sind Bitterstern-Trüffel mit 18 edlen Bitterkräutern in der Trüffelfüllung (www.laetitianaturprodukte.de). 3-mal täglich 2 Trüffel steigern das weibliche Wohlbefinden.

Carotinoide

Pflanzliches Provitamin A kommt in gelben Früchten wie Sanddorn oder in Gemüse wie Kürbis oder Karotte, in Heilpflanzen wie Gelbwurz, Ringelblume oder Löwenzahn vor. Carotinoide wirken antioxidativ, bieten den Zellen gewissen Strahlenschutz und regenerieren Haut und Schleimhaut von innen heraus. Der regelmäßige Genuss empfiehlt sich bei Hautleiden wie Neurodermitis, bei Sonnenallergie und Lichtdermatosen sowie bei Scheidentrockenheit in der Menopause.

Praxistipps: Zur Begleitbehandlung von Leberzysten, Leberzirrhose oder Virushepatitis empfehlen sich Kuren mit dem Tomatenfarbstoff Lycopin.

Die beste Bioverfügbarkeit des Carotinoids haben Tomaten in gekochter Form. Zur Leberregeneration empfiehlt sich der regelmäßige Genuss von Tomaten in Bioqualität, am besten zwei Drittel gekocht, ein Drittel roh.

Weleda bietet zur Leberregeneration aus Tomatenkraut gewonnene lycopinhaltige Tabletten an: Solanum lycopersicum D4.

Dosis: 2-mal täglich 2 Tabletten.

Cumarine

In der frischen Pflanze liegen Cumarine als geruchslose Vorstufen vor, erst beim Trocknen beginnen sie nach Heu zu duften. Cumarine wirken entzündungswidrig, antiödematös und krampflösend. In der Frauenpraxis nutzen wir die blutverdünnende Wirkung bei Krampfadern oder bei Blutgerinnungsstörungen (nicht gleichzeitig mit Gerinnungshemmern!). Zu den Cumarindrogen gehören Mariengras, Waldmeister, Steinklee, Tonka und Cassiazimt. Wichtig: Nur synthetische Cumarine schaden der Leber!

Eine Untergruppe sind die Furanocumarine, die bei Hautkontakt phototoxische Reaktionen bis hin zu Brandblasen hervorrufen können. Weil Furanocumarinpflanzen lichtempfindlich machen und die Hautpigmentierung verstärken, dürfen sie nicht in der Schwangerschaft oder Stillzeit eingenommen werden. Furanocumarine finden sich in Bärenklau, Engelwurz, Liebstöckel oder Weinraute. Weil Furanocumarine kaum wasserlöslich sind, gehen sie aber nur in geringen Mengen in den Tee über.

Von den Cumarinen leiten sich auch die hormonähnlichen Coumestane ab, die sich in Keimlingen und Sprossen von Alfalfa oder Soja sowie in Kleearten anreichern.

Praxistipp: Wer unter müden Beinen leidet, kann mit Cumarinen das Blut verflüssigen und den venösen Rückfluss verbessern. Dazu bietet Allpharm eine Rosskastanien-Creme zur Venenstärkung an, die auch Steinklee-Extrakt enthält.

Dosis: 1-mal täglich eine walnussgroße Menge von unten nach oben in die Beine einmassieren.

Flavonoide

Die im Zellsaft gelösten gelben Farbpigmente bieten der Pflanze Schutz vor Infektionen und Strahlenschäden. Sie kommen vermehrt in oberirdischen Pflanzenteilen vor. Reich an Flavonoiden sind Korbblütler wie Goldrute oder Ringelblume und sonnenexponierte Gebirgspflanzen. Flavonoide verfügen über antioxidative, antiallergische und entzündungshemmende Kräfte (Quercetin), regenerieren die Leber (Mariendistel), wirken abschwellend (Arnika), steigern die Durchblutung der Herzkranzgefäße (Weißdorn), dichten die Gefäßwände ab (Zitrusflavonoide), treiben Harn (Birke) und Schweiß (Linde) und regenerieren die Haut nach Sonnenbrand oder Bestrahlung (Goldrute, Kamille, Ringelblume).

Von den Flavonoiden leiten sich die Isoflavonoide ab, die der Pflanze vermutlich zum Schutz vor Pilzbefall dienen. Zu dieser Stoffgruppe gehören auch die hormonartigen Isoflavone aus Soja, Klee- und Ginsterarten.

Praxistipp: Bei funktionellen Herzbeschwerden in den Wechseljahren empfiehlt sich eine Kur mit Crataegutt 450 mg Herz-Kreislauf-Tabletten von Dr. Willmar Schwabe in Kombination mit Tromcardin complex von Trommsdorf. Beides zusammen verbessert die Durchblutung der Herzkranzgefäße, stärkt den Herzmuskel und lindert Herzklopfen oder Herzrhythmusstörungen.

Dosis: Langfristig jeweils 2-mal täglich 1 Tablette.

Gerbstoffe

Gerbstoffe bilden sich vorwiegend in Pflanzen aus Feuchtgebieten, denn sie dienen der Pflanze als Schutz vor Fäulnisbakterien und Pilzbefall. Gerbstoffdrogen wie Eichenrinde oder Tormentillwurzel wirken austrocknend, zusammenziehend, wundschlussfördernd und antimikrobiell (gegen Bakterien, Pilze, Viren). Ihre gerbende Wirkung beruht darauf, dass sie sich mit den Eiweißen der tierischen Haut zu unlöslichen Komplexen verbinden. Gerbstoffe dichten auch die Darmschleimhaut ab und wirken stopfend. Die blutflusshemmende Wirkung von Rosengewächsen wie Frauenmantel oder Wiesenknopfkraut beruht auf deren Gerbstoffgehalt. Bei Ausfluss hemmen gerbstoffhaltige Vaginalspülungen die Schleimsekretion.

Praxistipp: Weil sich Gerbstoffe mit Schwermetallen zu unlöslichen Komplexen verbinden, die zu groß sind, um von der Darmschleimhaut resorbiert zu werden, empfiehlt es sich, nach dem Herausbohren von Amalgamplomben gerbsäurereichen Kaffee (z. B. Mokka) oder Schwarztee zu trinken.

Glykoside

Zu dieser Stoffgruppe zählen die Herzglykoside von Maiglöckchen, Fingerhut oder Meerzwiebel. Herzglykoside wie Digitoxin wirken herzkraftsteigernd (positiv inotrop), senken die Herzfrequenz (negativ chronotrop) und beruhigen die Erregungsleitung zwischen Vorhof und Herzkammer (negativ dromotrop).

Zu den herzwirksamen Glykosiden gehören auch die Bufadienolide der Keimzumpe, die wehenhemmend und angstlösend sowie beruhigend bis einschlaffördernd wirken.

Iridoidglykoside wie das Aucubin von Wundheilpflanzen wie Ehrenpreis oder Spitzwegerich verfügen über antibiotische Kräfte.

Praxistipp: Bei Einschlafstörungen infolge von Ängsten oder Erregungszuständen empfiehlt sich Bryophyllum 50 % Pulver von Weleda. Regelmäßig abends – und bei Bedarf zusätzlich nachts – jeweils 1/2 Teelöffel einnehmen.

Harze

Nadelbäume wie Fichte, Kiefer, Tanne oder Lärche, aber auch Myrrhen- und Weihrauchbäume schließen ihre Verletzungen mit Harzen und schützen sich so vor Infektionen und Parasiten. Die Wundheilstoffe der Bäume heilen auch beim Menschen Wunden, steigern die Durchblutung, wirken antimikrobiell und antiparasitär. Manche Harze verfügen sogar über cortisonartige Kräfte (Fichte) und reduzieren entzündliche Autoimmunprozesse (Myrrhe, Weihrauch). Seltener reichern sich Harze in Blütenpflanzen an, zum Beispiel in Hanfpflanzen, Salbeiarten oder Stinkasant. Man verwendet sie als Räucherstoffe sowie zur Herstellung von Klebern, Lacken, Farben.

Praxistipp: Zur heilsamen Scheidenhautpflege bei ständigem Wundsein, auch infolge chronischer Scheidenhautentzündungen bei Kraurose (Lichen), lohnt sich ein Versuch mit Weihrauch, zum Beispiel Indische Weihrauchcreme von Zilly.

Dosis: Langfristig 1-mal täglich auftragen.

Mineralstoffe und Spurenelemente

Das Stützgerüst von Schachtelhalm oder Getreide oder die Behaarung von Raublattgewächsen bestehen aus Kieselsäure. Diese stärkt das Bindegewebe und die Knochen und aktiviert die Abwehrzellen im Blut (Leukozyten). Pflanzen nehmen über die Wurzeln auch andere Mineralien und Spurenelemente auf. Efeu enthält recht viel Jod, Brennnessel und Knopfkraut reichern Eisen an, und Löwenzahn speichert Kalium.

Praxistipp: Wer die Struktur- und Stützkraft spendende und immunmodulierende Kieselsäure aus Ackerschachtelhalm gewinnen möchte, muss das

Kraut eine halbe Stunde oder länger auskochen. Den Dekokt kann man bei Myomen oder Senkungsbeschwerden dem Sitzbad beimengen oder zur Knochenstärkung trinken.

Saponine

Insbesondere Tropenpflanzen, aber auch heimische Gewächse wie Bingelkraut (Wundarznei), Efeu (Hustenpflanze) oder Kastanie (Venenmittel) reichern zum Schutz vor Infektionen Saponine an. Ihr Name leitet sich von lateinisch sapo (Seife) ab, weil sie zusammen mit Wasser schäumen. Saponinlieferanten wie Panamaholz oder Waschnüsse werden als Naturschaumstoffe in Schampoos oder als Alternative zu chemischen Waschmitteln verwendet. Arzneilich gebraucht, verflüssigen sie die Sekrete. Die schleimlösenden Effekte von Efeu oder Schlüsselblume nutzt man bei Husten. Saponine steigern auch die Durchblutung, wirken antibiotisch und antiviral.

Praxistipp: Schlecht heilende Wunden wie etwa offene Beine lassen sich gut behandeln mit Weleda Heilsalbe, die auch das saponinreiche Bingelkraut enthält.

Scharfstoffe

Scharfstoffe schmecken scharf, erregen die Wärme- und Schmerzrezeptoren auf Haut oder Schleimhaut und steigern die Durchblutung. Scharfstoffe finden sich beispielsweise in Ingwergewächsen. Die schwefelhaltigen Senföle von Bärlauch, Knoblauch, Meerrettich oder Kressearten zählen auch zu dieser Stoffgruppe. Während die Gingerole des Ingwerwurzelstocks vorwiegend erwärmende Wirkung zeigen, mobilisieren die Senföle von Bärlauch, Knoblauch oder Kapuzinerkresse auch Schwermetalle aus ihren Depots und verfügen zudem über antibiotische Kräfte.


Rezept: Wer Schwermetalle aus den Depots mobilisieren möchte, um diese dann gezielt auszuleiten, kann eine Kur mit Ceres Allium ursinum Urtinktur machen.

Dosierung: Je nach Reaktion 1- bis 3-mal täglich 3 bis 4 Tropfen in etwas Wasser einnehmen. Damit die gelösten Toxine ausgeschwemmt werden, unbedingt täglich einen Liter Wasser oder Tee zusätzlich trinken.

Schleimstoffe

Schleimstoffe sind Polysaccharide, die in Wasser quellen und eine viskose, gelartige Konsistenz annehmen. Der Pflanze dienen sie als Schutz vor Austrocknung. Arzneilich gebraucht, legen sich

Schleimstoffe wie ein Schutzfilm über die Schleim-/ Haut und verhindern, dass Chemikalien oder Bakterien tiefer eindringen. Schleimdrogen sind Aloe, Eibisch und Malve, Lein- oder Flohsamen. In der Frauenpraxis wird die schleimstoffhaltige Taubnessel als reizlindernde Komponente von Kräuterauflagen, Sitzbädern oder Vaginalspülungen gebraucht.

Praxistipp: Bei Augentrockenheit in der Menopause empfiehlt sich Visiodoron Malva von Weleda. Die Augentropfen enthalten reizlindernde Schleimstoffe aus Malvenblüten.

Dosis: 1- oder mehrmals täglich 1 bis 3 Tropfen in den Bindehautsack träufeln.

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