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Was Schwangere meiden sollten
Оглавление»Alle Dinge sind ein Gift und nichts ist ohne Gift, nur die Dosis bewirkt, dass ein Ding kein Gift ist.« (Paracelsus)
Wir leben in einer Zeit, in der es wichtiger denn je ist, wieder Vertrauen in die Heilkräfte der Natur zu gewinnen. Das Verlangen nach Naturheilmitteln nimmt glücklicherweise zu. Darum greifen viele Frauen spätestens, wenn sie einen positiven B-Test haben, wieder zu den altbewährten Heilkräutern. In Bio-, Kräuterläden und Reformhäusern werden aus diesem Grund diverse Kräutertees für Schwangere feilgeboten, die regen Absatz finden, weil die Frauen sich und ihrem Kind etwas Gutes tun wollen.
Doch bei genauer Betrachtung erweisen sich die sogenannten Schwangerschaftstees in der Überzahl als mehr oder weniger bedenklich. In den meisten Mischungen sind erwärmende und durchblutungssteigernde Pflanzen wie etwa Ingwer enthalten, der zwar in kleinen Mengen genossen einem Schwangerschaftserbrechen entgegenwirkt, in größeren Dosen jedoch Wehen begünstigen kann. Auch die obligatorischen Himbeerblättertees sollten nicht von jeder Schwangeren und auch nicht zu jeder Zeit getrunken werden, denn sie können mitunter den Muttermund viel zu früh erweichen, oder sie verstärken eine schwangerschaftsbedingte Stuhlverstopfung. Beliebte Bestandteile solcher Teemischungen sind außerdem Schafgarbe und Zinnkraut. Erstere enthält im ätherischen Öl relativ viel Thujon (Abtreibungsmittel und Nervengift) und sollte daher in der Schwangerschaft nur in Maßen genossen werden. Letzteres enthält wehenerregende Pflanzenwirkstoffe und hat in Schwangerschaftstees eigentlich gar nichts zu suchen. Selbst von kräuterkundigen Hebammen wird immer wieder Liebstöckel zum Ausschwemmen der Schwangerschaftsödeme empfohlen. Doch der Liebstock reizt auch die Nieren, die während einer Schwangerschaft eigentlich entlastet werden sollten. Darüber hinaus kann der Liebstock wiederum Blutungen oder eine frühzeitige Wehentätigkeit begünstigen. Sanfter und ebenfalls antiödematös wirken beispielsweise Brennnesselblätter oder Goldrutenkraut, in Maßen als Tee genossen.
In jedem Fall stellen fertige Kräutermischungen in der Schwangerschaft keine Universallösung dar. Die Tees sollten vielmehr individuell zusammengestellt und auf die Bedürfnisse der jeweiligen Frau zugeschnitten werden. Denn alles, was wirkt, kann natürlich Nebenwirkungen haben. In einer unkomplizierten Schwangerschaft machen kleine Mengen der vorgenannten Pflanzen oder daraus hergestellte homöopathische Tiefstpotenzen (D2) sicher nichts aus, aber bei Dauereinnahme oder in großen Mengen kann vor allem in Problemschwangerschaften möglicherweise die schädliche Wirkung überwiegen. Daher ist nachfolgend eine kleine Auswahl an Heilpflanzen aufgeführt, die in größeren Mengen zugeführt Schwangeren schaden könnten.
Neben den in der Tabelle genannten Pflanzen sollten Schwangere grundsätzlich solche Kräuter meiden,
die stark harntreibend oder nierenreizend wirken wie zum Beispiel Liebstöckel, Petersilie oder Wacholder,
die abführend wirken wie beispielsweise Aloe (nur innerlich), Faulbaumrinde, Purgierkreuzdorn, Rhabarberwurzel, Rhizinus, Sennesblätter oder -früchte,
die zu Blutandrang im Becken führen wie Arnica, Berberitze, Gänseblümchen, Küchenschelle usw.,
die den Blutfluss anregen wie etwa Beifuß, Damiana, Eberraute, Liebstöckel, Poleyminze, Rosmarin oder Wermut,
die den Unterleib stark erwärmen wie etwa Angelikawurzel, Meisterwurz, Ingwer, Zimt und viele andere Gewürzpflanzen,
die Schwermetalle mobilisieren wie etwa Bärlauch, Knoblauch oder Koriander,
die Furanocumarine enthalten wie etwa Angelika, Bärenklau oder Liebstöckel, weil solche Pflanzen die hormonell bedingte Hautpigmentierung verstärken,
die stark hormonartig wirken wie etwa Mönchspfeffer, Rotklee, Soja, Yamswurzel oder Kudzu und
die aphrodisierend wirken wie Damiana, Rosmarin oder Yohimbe.
Osterluzei Aristolochia, einst rege als Frauenkraut in Gebrauch, erwies sich sogar in homöopathischen Verdünnungen als krebserregend. (Foto: O. Rippe)
Im Huflattich kommen Pyrrolizidinalkaloide vor, die sich im Tierversuch als krebserregend, leber- und erbgutschädigend erwiesen und deswegen von Schwangeren unbedingt gemieden werden sollten. (Foto: M. Madejsky)
Petersilie (Kupferstich, um 1800)
In der scheinbar so harmlosen Gartenpetersilie erblicken wir eine der meistgebrauchten Abtreibungspflanzen. Vor allem die Samen enthalten ätherisches Öl mit wehenerregendem Apiol.
Sadebaum an der portugiesischen Westküste (Foto: M. Madejsky).
Die Triebe enthalten reichlich ätherisches Öl mit abortivem Sabinol.
Frauenkräuterführung im Heilpflanzengarten des Botanischen Gartens in München (Foto: O. Rippe).
Nicht für Schwangere geeignet: Pflanzen mit abortivem oder mutagenem Potenzial
Pflanze | Pflanzeninhaltsstoff | Wirkung |
Aloe | Anthranoide | Abortiv, mutagen |
Aubergine | Steroidalkaloide | Embryotoxisch |
Bärenklau | (Furano)cumarine | Emmenagog, eventuell abortiv |
Baldrian | Baldrinal | Mutagen |
Baumwolle | Gossypol | Wehenerregend |
Beinwell | Pyrrolizidinalkaloide | Mutagen, hepatotoxisch, kanzerogen |
Berberitze | Alkaloide (Berberin u. a.) | Emmenagog bis abortiv |
Buschwindröschen | Protoanemonin (frisches Kraut!) | Abortiv, embryotoxisch |
Chinarinde | Bitterstoff Chinin | Embryotoxisch |
Eisenkraut, Echtes | Bitterstoff Verbenalin | Wehenerregend |
Enzian, Gelber | Gentisin | Mutagen |
Faulbaum | Anthranoide | Abortiv, mutagen |
Greiskraut | Pyrrolizidinealkaloide | Kanzerogen, hepatotoxisch, mutagen |
Haselwurz | Saponine | Emmenagog bis abortiv |
Hirtentäschel | Peptide | Wehenerregend |
Huflattich | Pyrrolizidinalkaloide | Embryotoxisch, hepatotoxisch, mutagen |
Ingwer | Ätherisches Öl, Gingerole | Wehenerregend |
Johanniskraut | Hypericin, Hyperforin | Möglicherweise embryotoxisch |
Kaffee | Coffein | Embryotoxisch |
Kohlarten | Sinigrin | Mutagen |
Koloquinte | Cucurbitacine | Zytotoxisch, drastisch abführend |
Küchenschelle | Protoanemonin (frisches Kraut!) | Abortiv, embryotoxisch |
Lebensbaum | Thujon im ätherischen Öl | Abortiv |
Leberblümchen | Protoanemonin (frisches Kraut!) | Abortiv, embryotoxisch |
Meerrettich | Sinigrin | Mutagen |
Mönchspfeffer | Iridoidglykoside | Hepatotoxisch |
Osterluzei | Aristolochiasäure | Kanzerogen |
Pestwurz | Pyrrolizidinealkaloide | Embryotoxisch, hepatotoxisch, mutagen |
Petersilie | Apiol im ätherischen Öl | Abortiv |
Poleiminze | Pulegon im ätherischen Öl | Abortiv, emmenagog |
Rainfarn | Thujon im ätherischen Öl | Abortiv |
Rauschpfeffer | Alkaloide | Möglicherweise hepatotoxisch |
Raute | Furano cumarine | Emmenagog, eventuell abortiv |
Rhabarber | Anthranoide | Abortiv, mutagen |
Sadebaum | Sabinol | Abortiv |
Salbei | Thujon im ätherischen Öl | Abortiv |
Schafgarbe | Thujon im ätherischen Öl | Abortiv |
Schierling | Coniin | Embryotoxisch |
Schöllkraut | Alkaloide (Chelidonin u. a.) | Eventuell hepatotoxisch |
Senf | Sinigrin | Mutagen |
Senna | Anthranoide | Abortiv, mutagen |
Silberkerze | Isoflavone, Alkaloide | Wehenerregend |
Steinklee | Cumarine | Emmenagog und eventuell abortiv |
Wasserdost | Pyrrolizidinalkaloide | Embryotoxisch, hepatotoxisch, mutagen |
Wermut | Thujon im ätherischen Öl | Abortiv |
Zimt | Ätherische Öle | Wehenerregend |
Zinnkraut | Equisetonin | Wehenerregend |
abortiv = kann Fehl- oder Frühgeburt auslösen
embryotoxisch = schädigt die Leibesfrucht
hepatotoxisch = leberschädigend
emmenagog = blutflussanregend
mutagen = erbgutschädigend