Читать книгу SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006 - Margret Schwekendiek - Страница 27

Zweites Kapitel: Anschlag im Tau Ceti System

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Seltsam, den Jahreswechsel nicht auf der Erde oder wenigstens im Sol-System zu verbringen!, dachte Commander Willard Reilly. Aber sollte der Captain eines Raumschiffs wirklich so empfinden? Schließlich war es ein integraler Bestandteil des Dienstes im Space Army Corps der Humanen Welten, dass man große, vor noch gar nicht so langer Zeit, schier unüberwindbare Distanzen überbrückte. Eine Kugel mit einem Radius von 50 Lichtjahren rund um Sol beanspruchte das Sternenreich der Menschheit für sich. Hier und da ging sein Einfluss auch leicht darüber hinaus, aber die Welten innerhalb dieser Raumkugel betrachteten die Menschen in gewisser Weise als ihren Besitz. Und dass, obwohl es auch innerhalb dieses Radius Systeme gab, die aber niemand bisher besonders zur Kenntnis genommen hatte und auf denen es allenfalls ein paar Stationen gab. Auch wenn der Nachthimmel auf jedem beliebigen Planeten, dessen atmosphärische Bedingungen es zuließen, ihn anzusehen, den Eindruck erweckte, als sei das Universum ein Ort voller Materie, so war die Wahrheit selbst im Zentralbereich einer Galaxis doch eine ganz andere.

Das All bestand zum größten Teil aus gar nichts.

Reilly blicke auf den Panorama-Schirm des Orbiters. Im Vordergrund war der zylinderförmige Schiffskörper des Leichten Kreuzers STERNENKRIEGER zu sehen. Majestätisch groß im Vergleich zum Orbiter, aber nur ein Winzling gegen die CONSTITUTION, ein Schlachtschiff der Dreadnought-Klasse, das zur selben Zeit ebenfalls im Orbit von Tau Ceti III schwebte und gerade im Begriff war an die Werfstation TCSP anzudocken. Letzteres war die Abkürzung für Tau Ceti Spacedock. Die Station war nicht in die Nummerierung der anderen Spacedock-Stationen des Space Army Corps integriert, weil sie tatsächlich schon sehr viel älter war als das Space Army Corps und auch unabhängig davon errichtet wurde.

Die ersten Siedler hatten Tau Ceti, diesen etwa 14 Lichtjahre entfernten Zwilling der irdischen Sonne – bereits vor mehr als einem Jahrhundert erreicht – in lächerlich langsamen Schiffen. Inzwischen waren die Tau Ceti-Kolonien neben Wega, Sirius, Procyon, New Hope, sowie den Drei Systemen der Genetics zu einem der bedeutendsten Siedlungszentren der Humanen Welten geworden. Vier Planeten und sechs Monde lagen innerhalb der Lebenszone von Tau Ceti und boten für menschliche Siedler Lebensbedingungen, die von hervorragend bis erträglich reichten.

Der Grund dafür, dass Commander Reilly mit dem Leichten Kreuzer STERNENKRIEGER hier her geflogen war, lag darin, dass nach den zum Teil desaströsen Kämpfen, die das Space Army Corps in den letzen Monaten und Jahren hatte bestehen müssen, ein Großteil der Schiffe dringen instandsetzungsbedürftig waren. Die Werften des Sol-Systems waren allesamt zu über hundert Prozent ausgelastet, obwohl bereits private Kapazitäten beschlagnahmt worden waren.

Daher mussten die reparaturbedürftigen Einheiten im gesamten Bundesterritorium der Humanen Welten verteilt werden.

Außer Commander Reilly befanden sich noch der Shuttle-Pilot Moss Triffler, sowie die leitende Ingenieurin Lieutenant Catherine White und der Waffenoffizier Lieutenant Chip Barus in dem Shuttle, das extrem manövrierfähig war. Diese Orbiter wurden vom Tau Ceti Spacedock zur Verfügung gestellt, um Qualitätskontrollen von Außenarbeiten an den Schiffen durchführen zu können.

„Stellen Sie eine Funkverbindung zu Soldo her“, verlangte Reilly.

„Aye, aye, Sir“, murmelte Triffler. „Kanal ist offen.“

„Hier Soldo“, meldete sich der Erste Offizier der STERNENKRIEGER von der Brücke aus. Gesicht und Oberkörper waren auf einem Nebenbildschirm zu sehen. Sein von blondem Haar umrahmtes Gesicht wirkte sehr hell. Die Augenbrauen waren kaum zu sehen. Die strahlend blauen Augen traten dafür umso mehr hervor. Seit einiger Zeit experimentierte er damit, sich einen Bart stehen zu lassen, aber im Moment war er wieder glatt rasiert.

Reilly musste darüber schmunzeln. Er wird schon noch irgendwann Konturen in seiner Persönlichkeit entwickeln, die völlig unabhängig von solchen Äußerlichkeiten wirken!, ging es dem Commander durch den Kopf.

„Alles bereit, I.O.?“, fragte Reilly.

Soldo nickte. „Alles bereit“, bestätigte er.

Reilly wandte sich an Barus.

„Ich schlage vor, Sie übernehmen jetzt die Regie.“

„In Ordnung.“ Chip Barus blickte auf das Kontrolldisplay seiner Konsole. „Ich empfange den Signalstrom.“

„Dann werde ich jetzt die Geschütze ausfahren!“, sagte Soldo. Er grinste. „Erinnert mich an die Zeit, als ich selbst noch Waffenoffizier war“, meinte er.

„Dann will ich hoffen, dass Sie nichts verlernt haben“, sagte Reilly.

Auf dem Hauptschirm war zu sehen, wie sich die Verschlussklappen öffneten und die Außengeschütze ausgefahren wurden. Der ganze Vorgang dauerte nur Sekunden und Soldo meldete Gefechtsfähigkeit.

„Kann ich nur bestätigen“, gab Barus zurück. „Wiederholen Sie den Vorgang bitte, sobald ich das Signal gebe.“

„In Ordnung, Barus.“

Barus nahm ein paar Schaltungen an seiner Konsole vor.

„Stimmt etwas nicht“, wollte Lieutenant Catherine White wissen. Die kleine, etwas mollige und sehr weiblich wirkende Leitende Ingenieurin hob die Augenbrauen und blickte auf Barus’ Display.

„Ich weiß noch nicht. Ich würde mir gerne Geschütz 27 noch einmal aus der Nähe ansehen.

De Zoom des Hauptschirms veränderte sich.

Barus sorgte dafür, dass die Mündung von Geschütz 27 aus der Nähe zu sehen war.

„Sie nehmen eine optische Strukturanalyse vor?“, wunderte sich Catherine White.

Barus nickte. „Ja.“

„Aber es gibt keine Anzeichen für eine Materialschwäche…“

„Es gab aber geringfügige Abweichungen bei den Oberflächenwerten. Und da wir in unserem letzten Gefecht in dieser Region einen schweren Treffer hinnehmen mussten, sagt mir mein Instinkt, dass man da genauer hinsehen muss.“

Reilly begrüßte es, dass Barus diese Dinge sehr genau nahm. Geringfügige Materialfehler konnten Katastrophen nach sich ziehen. Schließlich wurde ein Schiff wie die STERNENKRIEGER nicht nur im Gefecht, sondern schon während ganz normaler Raummanöver erheblichen Belastungen ausgesetzt.

In diesem Augenblick schrillte Commander Reillys Armbandkommunikator. Aber es war keineswegs einer jener vertrauten Summtöne, die nichts anderes anzeigten, als dass jemand ein Gespräch wünschte. Vielmehr schrillte der Lautsprecher so durchdringend, dass für eine Sekunde alles andere übertönt wurde. Ein Geräusch, das so eindringlich war, dass es einen garantiert aus allem, womit man sich bis dahin beschäftigt haben mochte, herausriss. Ganz gleich, was auch immer es gewesen sein mochte.

Barus, White und Triffler empfingen denselben Alarmton, sodass er sich durch den gleichzeitigen Empfang auf mehreren Geräten in seiner Wirkung noch potenzierte.

Reilly blickte auf das Display.

Ein Alpha-Alarm!, durchfuhr es ihn. Der wurde nur gegeben, wenn eine absolut erstrangige Bedrohung aufgetaucht war. Reilly fragte sich, wie das möglich war.

Natürlich wäre es theoretisch möglich gewesen, dass qriidische Kampfverbände überall innerhalb der Humanen Welten zuschlugen. Während des Zwischenraumfluges waren sie weder zu orten noch daran zu hindern, ihr Ziel anzusteuern. Erst wenn sie den Zwischenraum dann wieder verließen und ins Einstein-Universum eingetaucht waren, war es möglich, sie überhaupt zu orten und anschließend militärisch zu bekämpfen.

Reilly stellte eine Verbindung zu seinem Ersten Offizier auf der STERNENKRIEGER her.

„I.O., was ist da los?“, fragte er.

„Keine Ahnung, Sir. Der Alarm wurde vom militärischen System des Oberkommandos in Second Earth City ausgelöst! Es gibt noch keine weiteren Daten dazu.“

Lieutenant Commander Thorbjörn Soldo zögerte. Auf dem Display war zu sehen, wie sich sein Kopf nach links wandte. Offenbar wurde seine Aufmerksamkeit von jemandem oder etwas in Beschlag genommen, dass im Bildausschnitt nicht zu sehen war.

„Fähnrich Sakur hat gerade eine qriidische Signatur geortet!“, stellte Soldo dann fest.

„Positionsdaten?“, verlangte Reilly.

„Sind bei Ihnen!“

Die Finger von Moss Triffler schnellten über die Sensorfelder seiner Steuerkonsole. Er wirkte hochkonzentriert dabei. Ein Teil des Panorama-Schirms zeigte jetzt nicht mehr die imponierende Außenansicht der am TAU CETI SPACEDOCK festgemachten Raumschiffe unterschiedlichster Größe, sondern eine Positionsübersicht.

Die TCSP selbst war darauf ebenso zu sehen alle anderen im Orbit Second Earth befindlichen Objekte – darunter Dutzende kleinerer Raumboote der lokalen Verteidigungskräfte des Tau Ceti-Systems und vier große Raumforts.

Die Siedler von Tau Ceti, die sich mitunter selbst stolz als Taucetianer bezeichneten, hatten die Raumverteidigung schon lange vor Gründung des Space Army Corps aufgebaut. In den Zeiten vor Erfindung des Sandström-Antriebs, als die Raumschiffe der Menschheit mit minimalen Geschwindigkeiten durch das All schlichen und später auf den unsicheren X-Raum-Antrieb angewiesen waren, hatte man sich auf nichts weiter als die eigenen Kräfte verlassen können.

Das war schon Besatzungen der Schiffe des legendären Ersten Konvois bewusst gewesen, die unter der Führung eines gewissen Arthur Rollins das Tau Ceti System erreicht und die Kolonien aufgebaut hatten.

Triffler aktivierte eine Positionsübersicht. Ein Punkt blinkte auf.

„Das ist der Bandit“, stellte er fest. „Der Ursprung der Signatur…“

„Um was für ein Objekt handelt es sich?“, fragte Commander Reilly.

„Eine Drohne, würde ich sagen… Sie fliegt fast mit 0,6 LG und der Kurs…“ Triffler sprach nicht weiter. Er berührte mit dem Zeigefinger einen bestimmten Sensorpunkt auf dem Touch Screen und verlor dann fast vollkommen die Farbe in seinem Gesicht.

„Die CONSTITUTION…“, murmelte Lieutenant Commander Chip Barus. Aber er wusste so gut wie jeder andere im Raum, dass es nicht in der Macht der Shuttle-Besatzung stand, irgendetwas zu unternehmen.

SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006

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