Читать книгу SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006 - Margret Schwekendiek - Страница 39

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FRAGE: Dr. Miles Rollins, Sie waren Schiffsarzt auf dem Leichten Kreuzer STERNENKRIEGER und haben unter anderem den ersten Qriid-Krieg im aktiven Dienst mitgemacht. Jetzt sind Sie aus dem Dienst im Space Army Corps der Humanen Welten ausgeschieden und dem Ruf der FAR GALAXY Akademie auf Sedna gefolgt, wo sie den ersten Lehrstuhl für Exo-Medizin besetzen werden.

ANTWORT: Das ist richtig.

FRAGE: Dann ist es also auch richtig, wenn ich Sie jetzt mit Professor Rollins anrede…

ANTWORT (lacht): Also ich habe mein Habilitationsverfahren abgeschlossen, aber meine Ernennung erfolgt offiziell erst am nächsten Dienstag. In so fern weiß ich nicht, ob ich mich des unberechtigten Führens eines akademischen Titels schuldig mache, wenn ich mich jetzt Professor nennen lasse!

FRAGE (lacht auch): Dann werde ich mich da zurückhalten. Schließlich ist es nicht meine Absicht, dass Sie mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Wie auch immer, herzlich Willkommen hier auf Sedna. Wie empfinden Sie das Leben auf einem Campus, der sich unter der Oberfläche eines Zwergplaneten im Kuiper-Gürtel befindet, der über zehntausend Jahre braucht, bis er unsere heimatliche Sonne einmal umkreist hat. Bedauern Sie manchmal, dass der FAR GALAXY Konzern die neben der Brüderschule auf Sirius III wichtigste Universität der Menschheit nicht ein paar AE von hier entfernt auf einen so lieblichen Planeten wie unsere gute alte Erde gelegt hat?

ANTWORT: Um ehrlich zu sein, sind Sie einer der wenigen Leute, die ich bisher getroffen habe, die den Heimatplaneten der Menschheit ernsthaft als lieblich bezeichnet hätten… Auch wenn dort die Sonne keine schwache Funzel am Sternenhimmel ist und es eine Atmosphäre gibt, die etwas dichter ist als ein paar einsame Gasmoleküle pro Kubikmeter, gibt es dort Probleme genug, wie ich denke…

FRAGE: Das ist natürlich unbestritten…

ANTWORT: Ganz im Ernst, ich fühle mich hier auf Sedna sehr wohl. Das kulturelle Angebot in der Transpluto-Region ist zwar noch stark verbesserungswürdig, aber dieser Ort ist wie ein Symbol. Wir befinden uns hier in einem Gebiet, das lange Zeit als eine Art Grenze des Sonnensystems angesehen wurde, bis man erkannte, dass das Sol-System noch mindestens ein Lichtjahr weiter ins All hinein reicht und nicht einmal heute, da die Menschheit ein Sternenreich mit einem Durchmesser von hundert Lichtjahren erobert zu haben glaubt, alle Himmelskörper des Heimatsystems entdeckt, katalogisiert oder gar besiedelt hat.

FRAGE: Dr. Rollins, Sie werden hier an der Akademie einen Studiengang begründen, der im gesamten Bundesterritorium der Humanen Welten einzigartig ist. Ich spreche von der Exo-Medizin. Es muss ein wunderbares Gefühl für einen Forscher sein, wahrhaftige Pionierarbeit zu leisten…

ANTWORT: Ich bin mir dessen eigentlich nie so bewusst gewesen und habe immer nur einfach das getan, was ich für richtig hielt. Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass ich während meiner Zeit an Bord des Leichten Kreuzers STERNENKRIEGER unter Commander Willard J. Reilly mit zahlreichen Alien-Spezies in Kontakt kam. Mitunter stellte sich das Problem, dass man einem Individuum nicht helfen konnte, weil es einfach an den grundlegenden Kenntnissen über deren jeweilige Physiologie mangelte. Ich denke, da brauche ich nicht weiter in die Einzelheiten zu gehen...

FRAGE: Und Sie beabsichtigen da Abhilfe zu schaffen?

ANTWORT: Ja. Wir wissen über Qriid, K'aradan oder auch die Xabo mehr im Hinblick auf ihre politisch-kulturelle Entwicklung, als über ihre Biologie. Die Olvanorer betreiben das, was ich hier auf Sedna zu institutionalisieren versuche, im Grunde schon seit langem, auch wenn sie es nicht so genannt haben. Und auch wenn ich keineswegs ein religiös geprägter Mensch bin, so hat mir doch immer schon die Haltung des grundsätzlichen Respekts imponiert, mit denen die Mönche vom Sirius den Fremden begegnen. Ich glaube, diese Haltung sollten sich alle zu Eigen machen, die sich mit der Thematik beschäftigen.

FRAGE: Was ich Sie jetzt frage, entspricht nicht meiner persönlichen Meinung, aber Sie können sich sicher denken aus welcher Ecke das kommt und dass gerade in Zeiten außenpolitischer Konflikte solche Positionen immer wieder hoch kochen und gefährlich an Einfluss gewinnen. Also, worauf ich hinaus will ist dies: Wie begegnen Sie einer argumentativen Position, die da sagt, es sei wichtiger, sich um die Verbesserung der auf die menschliche Physiologie bezogenen Medizin zu konzentrieren, anstatt das man sich um die Gesundheit fremder Rassen kümmert? Was erwidern Sie solchen Argumentationen?

ANTWORT: Zunächst einmal spielt der Begriff Rasse im wissenschaftlichen Kontext ohnehin keine Rolle mehr. Es ist ein umgangssprachlicher Begriff geworden. Wir sprechen von Arten oder Spezies. Meinetwegen auch von Völkern, wenn sie einen ethnologischen Standpunkt einnehmen. Im Übrigen ist es so, dass es darum geht, einander zu verstehen und durch das gegenseitige Verständnis im einen oder anderen Fall auch Hilfe möglich zu machen. Wir in der Zukunft erleben, dass Angehörige unterschiedlicher Spezies immer häufiger zusammenarbeiten. Das Universum ist groß, es gibt viele Entdeckungen zu machen und wer weiß schon, ob nicht da draußen Herausforderungen auf uns warten, die wir nur gemeinsam bewältigen können. Ich weiß, dass die Entwicklung eines Sternenreichs und die vorherige Expansion auf die heute als Territorium der Humanen Welten betrachtete Zone viele Menschen mental überfordert hat und sie sich in Zeiten zurücksehnen, die vordergründig einfacher gewesen sind. Aber diese Zeiten werden nicht zurückkehren. Zeiten, in denen wir einfältig genug sein konnten, zu glauben, dass wir vielleicht doch die einzigen Intelligenzen des Universums sind oder wenn schon nicht die einzigen, so doch zumindest ohne intelligente Nachbarschaft in der näheren galaktischen Umgebung.

FRAGE: Ist das, was Sie da entfalten nicht ein fast schon sozialromantischer Entwurf? Geht es nicht vielmehr darum, sich gegenüber den anderen galaktischen Mächten zu behaupten?

ANTWORT: Ich habe nie etwas gegen Selbstbehauptung gesagt. Aber sehr wohl etwas gegen Hybris. Auch gegen die Überhöhung der eigenen Spezies und dem Verschließen der Augen vor den Tatsachen. Und Tatsache ist nun mal, dass schon die Spezies unserer nächsten Umgebung die Raumfahrt viel früher entdeckten, als dies bei uns der Fall war. Wir sind ein Nachzügler. Eine Art, die gerade ihre ersten Schritte ins Universum unternimmt und im Grunde darauf angewiesen ist, die Kooperation zu suchen, und zwar weil es in unserem eigenen Interesse liegt.

FRAGE: Sie stammen von Tau Ceti...

ANTWORT: Das ist richtig.

FRAGE: Geht es etwas genauer?

ANTWORT: Tau Ceti III.

FRAGE: Dieser Planet ist vielleicht eher unter dem Trivialnamen Second Earth bekannt.

ANTWORT: Diese Bezeichnung erscheint mir etwas zu sentimental.

FRAGE: Das sagt der Urenkel von Arthur Rollins, dem berühmten Kommandanten des Ersten Konvois?

ANTWORT: Ja, gerade der sagt das. Sehen Sie, im Tau Ceti System hat sich eine Tragödie ereignet. Nein, das ist zu schwach! Ein Verbrechen! Und meine direkten Vorfahren sind auf die eine oder andere Weise sehr tief darin verstrickt. Arthur Rollins I sah sich ganz gewiss als ein Pionier an, der glaubte, einen Platz gefunden zu haben, der nur darauf wartete von Menschen in Besitz genommen zu werden. Jahrelang fliegt ein Raumschiffkonvoi mit lächerlich primitiven Antriebsmöglichkeiten durch das All. Dann erreicht man das Ziel, eine Sonne die fast ein Zwilling der Erdensonne sein könnte und gerät in ein Asteroidenfeld, das den halben Konvoi zerstört. Aber auf die Überlebenden wartete ein Planet, der das Schlaraffenland schlechthin zu sein schien… Bis zu einem gewissen Grad kann ich das nachvollziehen. Aber es gab einen Punkt, da hätte man einen anderen Weg einschlagen müssen, um ein Verbrechen zu verhindern. Und man hat es nicht getan.

FRAGE: War die Tau Ceti-Tragödie ein Grund für Ihr leidenschaftliches Engagement in Bezug auf fremde Lebensformen und ihr Recht auf Existenz?

ANTWORT: Sicher. Ganz sicher sogar.

FRAGE: Ihr Vater Arthur Rollins III hat sich inzwischen als unabhängiger Ratsherr der Koalition aus den Anhängern von Admiral Raimondo und Humanity First angeschlossen.

ANTWORT: Ich weiß. Und ich habe nichts anderes erwartet. Aber Sie werden dann sicher auch verstehen, dass ich von dort weg musste. Ich konnte dort nicht leben…

FRAGE: Wann waren Sie das letzte Mal dort?

ANTWORT: Das war zum Jahreswechsel 2237/38.

FRAGE: Während des Anschlags auf das TAU CETI SPACEDOCK durch die Qriid?

ANTWORT: Ich befand mich auf der Planetenoberfläche, als das geschah. Aber im Prinzip ist das richtig. Seitdem bin nicht mehr dort gewesen. Aber ist das ist zu persönlich. Darüber möchte ich nicht sprechen.

FRAGE: Dr. Rollins – bald Professor Rollins – haben Sie vielen Dank für das Gespräch.

Aus einem Interview, das Miles Rollins dem SEDNA ACADEMY JOURNEL.NET gab. Es ist bis heute abrufbar.

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