Читать книгу SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006 - Margret Schwekendiek - Страница 49

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Die 50 Schiffe, die die Reise durch das Nichts zwischen den Sternen überstanden hatten, schwebten im Orbit von Second Earth.

So ähnlich Second Earth der Erde ansonsten auch sein mochte, in einem Punkt unterschied sich diese Welt ganz gravierend von ihrem Lichtjahre entfernten Zwilling.

Der dritte Planet des Tau Ceti Systems besaß keinen Mond. Damit war Second Earth auch im Tau Ceti System ein Sonderling. Es gab keinen anderen Himmelskörper innerhalb des Systems, der alle astronomischen Merkmale eines Planeten erfüllte und nicht wenigstens einen Trabanten besaß.

„Wir haben hier mehrere Anfragen von den anderen Schiffen des Konvois“, meldete die Funkoffizierin der EXODUS-1. „Die Siedler drängen darauf, endlich die Oberfläche zu betreten.“

„Sie werden sich noch gedulden müssen“, bestimmte Arthur Rollins. „Wir werden erst mit einer Expedition auf der Oberfläche landen und alle Risiken abchecken. Von schädlichen Mikroorganismen bis zu Lebensformen, die uns eventuell gefährlich werden könnten.“

„Na ja, waffenfähige Raumschiffe haben wir bis jetzt ja nicht im Orbit gefunden!“, meinte der Waffenoffizier. Er war ein lustiger Mann, der für seinen Humor berüchtigt war. Dass seine Witze manchmal unfreiwillig komisch waren tat diesem Ruf keinen Abbruch – und seiner Beliebtheit in der Crew auch nicht.

Aber in diesem Moment schien Arthur Rollins einfach keinen Sinn für Humor zu haben. Er sagte kein Wort, sondern bedachte den Waffenoffizier nur mit einem vernichtenden Blick.

Eine Viertelstunde später wurde ein Landeshuttle aus dem Hangar der EXODUS-1 ausgeschleust. Rollins ließ es sich nicht nehmen, selbst an Bord zu gehen und das Kommando zu führen. Ansonsten bestand die Shuttle-Crew vor allem aus einigen Wissenschaftlern und der Schiffsärztin Myling Smith. Sie hatte als zwanzigjährige Krankenschwester den Flug begonnen und sich während der 19 Jahre Flugdauer zur Ärztin ausbilden lassen. Schließlich war man sich an Bord der Konvoi-Schiffe durchaus der Tatsache bewusst gewesen, dass man auf die Aus- und Weiterbildung jüngerer Besatzungsmitglieder und der während des Fluges geborenen Kinder dringend angewiesen war. Myling Smith hatte sogar eine Doktorarbeit verfasst und in den ersten Jahren war auf Grund der noch nicht ganz so unüberwindlichen Entfernung noch ein einigermaßen aktueller Austausch von Forschungsergebnissen möglich gewesen. Die Frage, ob der Doktortitel von Myling Smith auf der Erde anerkannt worden wäre, war müßig.

Wie alle anderen Konvoi-Siedler wusste die jetzt Neununddreißigjährige, dass es so gut wie ausgeschlossen war, dass sie zur alten Heimat der Menschheit zurückkehrte…

Es waren noch einige Mitglieder des Sicherheitspersonals an Bord. Sie standen unter dem Kommando von Ferdinand Andropow, einem ehemaligen Offizier der planetaren Verteidigungskräfte des Mars.

Arthur Rollins wies den Shuttle Piloten an, das Shuttle in einer sehr flachen Bahn der Oberfläche zu nähern und eine ausgedehnte Runde über beide Kontinente zu ziehen.

„Aye, aye, Sir!“, bestätigte der Pilot. Sein Name war Mgobo Ndonga und er war wie viele andere an Bord der EXODUS-Schiffe ein Gescheiterter. Er hatte im Transportgewerbe gearbeitet und seinen Pilotenschein verloren, weil er einen schweren Unfall verursacht hatte, bei dem eine Orbitalstation zu Schaden gekommen war. Die Versicherung hatte sich geweigert, den Schaden zu übernehmen und Ndonga hätte fünfhundert Jahre die Strecke Erde – Mars in Doppelschichten fliegen müssen, um die Summe aufzubringen. Kein Wunder, dass er es vorgezogen hatte, auf Nimmerwiedersehen nach Tau Ceti zu verschwinden.

Aber Rollins hatte wegen der personellen Zusammensetzung der Siedler, die ihm auf den ersten Konvoi gefolgt waren, keinerlei Bedenken. Nordamerika war zu Anfang von religiösen Sektierern besiedelt worden, Australien gar von Kriminellen. Dagegen nahm sich die Crew der EXODUS-1 schon fast wie das bescheidenere Abziehbild der gesellschaftlichen Elite aus.

Pilot Ndonga verstand sein Handwerk. Das war die Hauptsache. Im Tiefflug ging es über die weiten Ebenen.

Riesige Herden von gigantischen Laufvögeln beherrschten das Bild.

„Wir werden überprüfen müssen, ob diese Giganten gefährlich sind“, meinte Andropow.

Der Kommandant des Sicherheitsdienstes ließ sich gerne Colonel nennen, obwohl er diesen Rang nach Rollins’ Erkenntnissen nie bekleidet hatte.

Vielleicht war genau das der Grund dafür, sich so nennen zu lassen. Und hier draußen lag eine Reise von 19 Jahren zwischen dem neuen und dem alten Leben. Es spielte also im Grunde genommen gar keine Rolle, wer man gewesen war. Es spielte nur eine Rolle, was man konnte.

„Wir werden schon einen Ort finden, an dem diese Biester unsere Gebäude nicht in Grund und Boden trampeln können“, war Rollins überzeugt.

„Elektrozäune müssten da Wunder wirken“, meinte Ndonga.

„Diese Riesenvögel lassen sich doch sicher auch als wandelnde Eiweißreservoire nutzen“, meinte der Colonel.

Rollins lächelte.

„Das ist der Optimismus, den wir brauchen!“, erklärte er.

Rollins wählte einen Landeplatz. Das Shuttle sank langsam auf die moosbewachsene Oberfläche zu und setzte sanft auf.

Ndonga überprüfte noch einmal alle Werte. Auch einige der Wissenschaftler und die Schiffsärztin beteiligten sich daran.

„Nach wie vor alles in Ordnung“, sagte Myling Smith. „Ich empfehle allerdings, dass wir zunächst mit Schutzanzügen ins Freie gehen.“

„Wieso das denn?“, fragte der Colonel. „Es gibt hier drei Prozent mehr Sauerstoff als auf der Erde - und ganz bestimmt weitaus weniger Schadstoffe!“

„Da sind Sie möglicherweise im Irrtum“, erklärte Dr. Myling Smith. „Es gibt hier anscheinend Pollenwolken von gigantischen Ausmaßen. Und eine dieser Wolken kommt geradewegs auf uns zu, wenn sich der Wind nicht noch kurzfristig drehen sollte.“

„Glauben Sie, dieser Blütenstaub könnte ein Problem werden?“, wollte Rollins wissen.

Dr. Myling Smiths asiatisch geprägte Gesichtszüge blieben bis auf ein Anheben der Augenbrauen vollkommen regungslos.

Sie zögerte einen Moment, ehe sie sich schließlich äußerte. Sie sagte: „Wir wissen es einfach nicht. Deshalb sollten wir vorsichtig sein und auf Nummer sicher gehen.“

So erfolgte der erste Ausstieg auf Second Earth im Schutzanzug und schwer bewaffnet. Jeder Teilnehmer der Erkundungsexpedition verfügte über eine Hochleistungs-Projektilwaffe. Die Angehörigen des Sicherheitsdienstes außerdem noch über Gewehre und portable Raketen- und Granatwerfer.

Viele Teilnehmer des ersten Konvois rätselten darüber was Arthur Rollins wohl bewogen haben mochte, mit einer Schar derart schwer bewaffneter Männer und Frauen eine Welt zu betreten, die den Erkenntnissen nach von keiner intelligenten Art besiedelt wurde. Nicht das geringste Anzeichen für eine selbst in den bescheidensten Kinderschuhen steckende Zivilisation waren bislang entdeckt worden.

Und um die trampelnden Riesenvögel in Schach zu halten hätten sicherlich ein paar Bewaffnete vom Wachpersonal genügt.

Niemand wusste, welches Detail seiner Biografie ihn dazu veranlasste, sich so sehr vor dem Fremden zu fürchten und selbst auf eine scheinbar jungfräuliche Welt so zu treten, als glaubte er, dort mit Feindschaft rechnen zu müssen.

Er sprach nie darüber. Nicht zu seinem Sohn Arthur II noch gar zu seinem Enkel.

So nahm er dieses Geheimnis eines Tages mit sich in den Tod. Aber es gab immer wieder jemanden, der die Frage aufwarf, ob sich die Geschichte Tau Cetis nicht ohne diese Empfindlichkeit des Konvoi-Anführers ganz anders entwickelt hätte.

SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006

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