Читать книгу #1 MondZauber: VERWANDLUNG - Mari März - Страница 15
Der Riss
ОглавлениеNach der Schule schnappte Lyra ihr Fahrrad und machte sich auf den Weg zum S-Bahnhof. Die Beschäftigung, die heute auf dem Plan stand, war genau das Richtige, um für eine Weile ihre Sorgen zu vergessen und Frust abzubauen. Im letzten Herbst hatte Lyras Großmutter ihr feierlich eröffnet, dass sie nun alt genug sei, für den Winter das nötige Holz zu hacken. Schließlich seien ihre eigenen zarten Hände dafür überhaupt nicht geeignet, Matthias hätte es im Kreuz und Malthe, ihr Kronprinz, müsse auf seine Chirurgenhände achtgeben. Dass sowohl Lyra als auch ihre Mutter grundsätzlich anderes im Sinn hatten, wollte ihre Großmutter nicht wissen. Abgesehen davon konnte Regina sich ohne weiteres leisten, einen kräftigen Fachmann dafür zu bezahlen. Doch sie duldete keine Widerworte. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann mussten alle springen. Vornehmlich natürlich Miriam, die nur angeheiratet war und somit quasi einer Dienstmagd gleichkam.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten begann Lyra allerdings Gefallen an der Arbeit zu finden. Wäre nicht ihre stets keifende Oma vor Ort, hätte sie sogar behaupten können, dass ihr das Holzhacken Spaß machte. Die gute Sache dabei war, dass Regina auf die sonst hauptsächlich vegetarische Kost verzichtete und jedes Mal, wenn Lyra das Hackebeil schwang, sie dafür mit einem ordentlichen Stück Fleisch belohnte.
Als Lyra gerade darüber nachdachte, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Irgendwie hatte sie die wahnwitzige Vorstellung, dass heute das halbe Pfund Rind noch besser schmecken könnte, wenn es roh serviert würde. Entsetzt schüttelte sie den Gedanken aus ihrem Hirn und trat in die Pedale. Als sie das Ortsschild Berlin sah, stutzte sie. War sie wirklich am S-Bahnhof Birkenwerder vorbeigefahren und nun direkt auf dem Weg durch Frohnau? Mit dem Fahrrad! Wo kam auf einmal ihre Kondition her? Sonst war sie doch bereits völlig aus der Puste, wenn sie das Bahnhofsgebäude erreichte?
Beschwingt setzte sie ihren Weg fort und beschloss, das aktuelle Geschehen rund um ihren Körper vorerst als gegeben hinzunehmen. Sie dachte an ihren Laptop, der immer noch ungeöffnet auf ihrem Schreibtisch stand und seine Geheimnisse oder vielmehr die Wahrheit für sich behielt. Die Vogel-Strauß-Methode war zwar nicht die effektivste Art, sich mit der Realität auseinanderzusetzen, aber vielleicht hatte Emily ja auch gar nicht so unrecht. Sollte sie doch dankbar sein über ihre neuen Kräfte. Grübeln half in jedem Fall auch nicht weiter.
Der kalte Frühlingswind riss an ihren Haaren, die binnen kürzester Zeit auf stolze Kinnlänge gewachsen waren, und die ersten Pollen wehten durch die immer wärmer werdende Luft.
Dann zuckte Lyra zusammen.
Scheiße, verdammte!
Irgendetwas hatte sich zwischen ihr Auge und diese blöde Kontaktlinse geschoben. Lyra fiel es schwer, sich an die tütenartige Folie auf ihrem Augapfel zu gewöhnen. Sie hatte viel geübt und wahnsinnig viel Geld für einen Haufen unnützes Zeug ausgegeben. Sie benötigte jetzt Reinigungslotion, Augentropfen, Aufbewahrungsflüssigkeit, Aufbewahrungsbehälter … und einen Taschenspiegel für alle Fälle. Bisher hatte Lyra immer gedacht, dass diese kleinen Dinger nur etwas für Tussis seien, die sich am laufenden Band von ihrer Schönheit überzeugen mussten. Jetzt war dieser Spiegel allerdings in einer viel praktischeren Form hilfreich. Lyra bremste, lehnte ihr Fahrrad an den nächstbesten Baum und riss sich die Fake-Brille mit dem Fensterglas von der Nase, die sie nun in den Kängurubeutel ihres Hoodies steckte. Dann kramte sie nach ihren Utensilien und fand, wonach sie suchte. Es brannte höllisch in ihrem rechten Auge, was das Unterfangen nicht unbedingt einfacher machte. Der Straßenrand der B96 bot auch nicht gerade optimale Bedingungen, um sich die Kontaktlinse aus dem Auge zu popeln, sie zu säubern und dann wieder einzusetzen. Lyra presste die Zähne aufeinander, bis die knirschenden Geräusche kamen, vor denen ihr Zahnarzt sie gewarnt hatte. Doch der Zustand ihrer Zähne war ihr gerade scheißegal. Sie musste verdammt noch mal diese bescheuerte Linse wieder in ihr Auge kriegen. Dass jetzt Tränen der Wut aus beiden Augen schossen, half auch nicht wirklich.
W.T.F.D. What The Fucking
DRECKSCHEISSMISTKACK!
Zehn Minuten später gab Lyra auf, kratzte sich wütend auch die linke Linse vom Augapfel und warf sie zu der anderen in die Dose mit der Aufbewahrungsflüssigkeit. Ein letztes Mal blickte sie in den kleinen Taschenspiegel, in dem sich gerade ein Sonnenstrahl verfing. Die helle Farbe ihrer Augen sah faszinierend aus. Tränenflüssigkeit spiegelte sich in der Iris, die so gelb leuchtete wie der Raps im Mai.
Aber Oma Regina würde das sicherlich nicht faszinierend finden. Verzweifelt warf sie den Spiegel in ihre Tasche und kramte die große Sonnenbrille hervor, die ebenfalls neu war. Dann muss ich der alten Schachtel eben Märchen erzählen. Was soll’s – wäre ja auch nicht das erste Mal, dachte Lyra resigniert und machte sich auf den Weg zum Haus ihrer Großmutter.
* * *
»Ah, da bist du ja. Wie du wieder aussiehst? Bist du den ganzen Weg mit dem Fahrrad gefahren? Herrjemine, du bist ganz verschwitzt, junge Dame!« Regina machte eine winzige Pause und betrachtete ihre Enkelin argwöhnisch, bevor sie mit einem zufriedenen Lächeln feststellte: »Was ist denn das für eine fesche Sonnenbrille? Ist die neu? Dass es so etwas tatsächlich in deiner Sehstärke gibt?«
Lyra nahm die Brille ab. »Kontaktlinsen, Oma. Hast du doch selbst vorgeschlagen. Nun habe ich welche.«
Regina Hertzberg rang um Fassung und taxierte naserümpfend ihre Enkelin. »Ja, richtig. Das habe ich. Allerdings schwebte mir ein freundliches Blau vor oder eben die farblose Variante. Du hast doch wunderschöne braune Augen, Kind. Die hast du von deinem Großvater geerbt.«
Lyra grinste in sich hinein und betrat das Haus. Die Farbe ihrer Augen war das Erste, was Regina damals aufgefallen war, als Lyra auf die Welt kam. Der jüngste Spross der Hertzbergs hatte sich erdreistet, nicht die Augenfarbe des Kronprinzen zu erben. Malthe hatte – wie es sich für einen richtigen Hertzberg gehörte – blassblaue Augen.
Mit gelbgrüner Iris schaute Lyra ihrer Großmutter nun direkt und absichtlich lange ins Gesicht und versprach feierlich, sich darum zu bemühen, das Erbe ihres Großvaters in Ehren zu halten. »Das ist nur so ein dummes Experiment gewesen, Regina. Natürlich habe ich die schönen braunen Augen von Matthias geerbt. Beim nächsten Mal ist alles wieder gut. Versprochen! Nur heute habe ich meine Brille gar nicht dabei, deshalb musst du jetzt mit dieser Augenfarbe vorliebnehmen«, log Lyra und tastete nach dem Kunststoff in der Tasche ihres Kapuzenpullovers.
»Das wäre äußerst rücksichtsvoll von dir, mein Kind. Du weißt doch, dass mich alles Neue immer ganz kribbelig macht. Und jetzt komm rein, das Essen wartet.«
»Ja, Regina.« Lyra zog brav ihre Stiefel aus und ging ins Esszimmer. Aus dem Flur hörte sie ihre Großmutter fluchen: »Und nenn mich nicht immer Regina, junges Fräulein!«
Das junge Fräulein verdrehte genervt die Augen und ließ sich auf ihren Stuhl am Esstisch fallen. Der Appetit nach rohem Fleisch kam ihr wieder in den Sinn. »Kannst du mein Steak heute medium oder besser noch rare braten?«
Regina warf gerade eine riesige Scheibe Rindfleisch in das heiße Öl. »Seit wann denn das? Das sind ja ganz neue Sitten. Diese Jugend von heute, immer muss alles neu und anders sein! Davon kriege ich Migräne.«
Lyra schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, die Nörgelei ihrer Großmutter in die hinterste Ecke ihrer Wahrnehmung zu schubsen. Dann holte sie tief Luft und sagte in bewusst freundlichem Tonfall: »Regi… Oma, bitte!«
Letztlich wusste Lyra doch ganz genau, wie sie Regina dazu bringen konnte, ihre Selbstgerechtigkeit für einen Augenblick zu vernachlässigen. Keine vier Minuten später lag ein großes Stück Fleisch auf ihrem Teller, das beim Anschneiden blutete.
»Das ist ja widerlich! Die Engländer haben wirklich barbarische Bräuche«, stellte Regina Hertzberg fest und verließ mit gerümpfter Nase das Esszimmer. Lyra war ganz froh darüber, allein zu sein. Bisher hatte sie beim Anblick blutenden Fleisches ebenfalls angewidert geschaut und sich nicht vorstellen können, jemals halbrohes Rind zu essen. Dennoch riss sie jetzt das Stückchen Fleisch von ihrer Gabel und schloss beim Kauen genüsslich die Augen. Fast ekstatisch verschlang sie das restliche Steak und leckte das rotbraune Gemisch aus Bratensaft und Blut vom Teller. Sie war sich sicher, dass sie noch niemals in ihrem Leben etwas so Köstliches gegessen hatte.
»Bist du ein Hund? Ich fasse es nicht! Seit wann lecken wir in der Familie Hertzberg den Teller ab? Stell ihn sofort auf den Tisch!« Nicht Lyras Großmutter rief gerade im perfekten Kasernenton aus dem Flur. Es war ihre Mutter. Verblüfft stellte Lyra den Teller auf den Küchentisch, fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und drehte sich langsam um. Lyra kannte ihre Mutter nun schon eine ganze Weile. Logisch. Aber noch nie hatte sie von ihr ein lautes Wort gehört.
Sie wollte gerade ansetzen, Miriam zu fragen, welche Laus ihr über die Leber gelaufen sei, als sie beim Anblick ihrer Mutter abrupt innehielt. Miriam starrte ihre Tochter an und begann zu zittern. Dann fragte sie heiser: »Was ist mit deinen Augen?«
»Kontaktlinsen! Nicht schön, aber immer noch besser als diese furchtbare Brille. Was deine Tochter nun veranlasst hat, diese grässliche Farbe auszusuchen, weiß nur der Wind. Oder hast du eine Erklärung, Miriam?«
Lyras Mutter stand immer noch wie vom Donner gerührt im Flur und drückte Regina jetzt einen Strauß frischgepflückter Blumen in die Hand. Diese flötete ein paar Höflichkeiten und verschwand erneut in ihrer Küche.
Die beiden jüngeren Frauen schauten sich derweil tief in die Augen. Lyra kam das alles seltsam vor. Was hatte Miriam solche Angst gemacht? Dass sie ihre Mutter nicht anlügen konnte, wusste Lyra, deshalb war sie froh, dass Regina die erklärenden Worte in Bezug auf ihre Augenfarbe ausgesprochen hatte. Doch das allein konnte es doch nicht sein. Warum um alles in der Welt war Miriam so entsetzt?
»Kontaktlinsen, ja?« Miriam Hertzberg trat jetzt näher an ihre Tochter heran, die gerade aufgestanden war. Sie nahm Lyras Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und drückte unsanft ihr Gesicht ins Licht des Fensters. Lyra kam sich blöd vor und versuchte nun doch, ihre Mutter mit einer Lüge zu besänftigen: »Klar! Was denn sonst? Heutzutage kannst du alle möglichen Farben im Netz kaufen. Ich dachte, es wäre ein Gag.«
Schüchtern blinzelte sie ihre Mutter an und tat so, als würde die linke Linse in ihrem Auge verrutscht sein. Sie beugte sich vornüber und tippte sich absichtlich ins Auge, damit es zu tränen begann. »Oh, ich glaube … Sorry, ich muss mal eben ins Bad«, rief sie theatralisch und stolperte in den Flur.
* * *
Vom Badezimmerfenster aus sah Lyra ihre Mutter, wie sie bereits eifrig Holz an den Hackklotz warf. Eine solche Arbeit war nichts für Miriam. Diese Frau war ebenfalls Ärztin, wenn ihr Fachgebiet auch nicht die Chirurgie, sondern die Allgemeinmedizin war. Dennoch hielt Lyra es für eine verdammte Sauerei, dass ihre bescheuerte Großmutter sich nicht einfach einen Holzhacker aus einer Zeitungsannonce suchte oder das Holz gleich in praktischen Stücken kaufte. Stattdessen zwang sie die Frauen ihrer Familie dazu, diese harte und schweißtreibende Arbeit zu verrichten.
Mit einem schlechten Gewissen und in der Hoffnung, dass ihre Mutter sich wieder beruhigt hatte, lief Lyra in den Garten. »Mama, ich mach das schon. Ruh dich aus! Das ist keine Arbeit für dich.« Dabei schaute Lyra ihrer Großmutter energisch in die Augen, die jedoch so tat, als hätte sie nichts gehört. Stattdessen schürzte Regina die Lippen, setzte ihren Herrscherinnenblick auf, als wären Lyra und ihre Mutter lediglich Dienstmägde, und ließ die beiden schließlich allein mit der schweren Arbeit. Verärgert sah Lyra ihrer Großmutter hinterher, griff schließlich nach dem erstbesten Holzscheit und knallte es auf den Hackklotz.
»Aua!«
Ein riesiger Splitter hatte sich tief in das Fleisch ihrer linken Hand gebohrt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht saugte Lyra an der Wunde, bekam mit den Zähnen den bleistiftgroßen Spahn zu fassen und zog ihn heraus. Blut schoss aus dem Loch in ihrer Hand. Sie leckte es ab … und begriff erschüttert, dass ihr der rote Körpersaft außerordentlich gut schmeckte. Das ist doch total bescheuert, ging es ihr durch den Kopf.
Miriam reichte ihr ein frisches Taschentuch. »Hier, drück das fest drauf! Großer Gott, wann war deine letzte Tetanusimpfung? Komm, wir müssen die Wunde säubern.«
Typisch Miriam: einmal Arzt – immer Arzt. Lyra drückte sich das Taschentuch auf die Hand, das sich sofort rot färbte, und folgte ihrer Mutter ins Haus. Regina wirtschaftete in der Küche und rief säuerlich: »Was ist denn nun schon wieder? Wird das mit dem Holz heute noch was?«
Miriam wollte gerade ansetzen, ihrer Schwiegermutter zu erklären, was soeben passiert war. Doch Lyra hielt sie am Arm fest und schüttelte den Kopf. Ihre Mutter verstand. Solch einen »winzigen« Splitter würde eine Regina Hertzberg, die in ihrem Leben noch niemals körperliche Arbeit verrichtet hatte, nicht gelten lassen.
Die jungen Frauen verbarrikadierten sich im Gäste-WC des Hauses. Miriam kramte im Arzneischrank, Lyra setzte sich auf den heruntergeklappten Toilettensitz. In der weisen Voraussicht, dass es gleich wehtun würde, riss sie das blutgetränkte Taschentuch vom Inneren ihrer Hand. Doch da war kein Schmerz. Da war nicht mal mehr Blut. Erschrocken drückte Lyra das schmutzige Taschentuch wieder auf die vermeintliche Wunde.
Miriam hatte gefunden, wonach sie gesucht hatte, kam mit Desinfektionsspray und einem großen Pflaster auf Lyra zu und beugte sich zu ihr hinunter. Behutsam, wie es nur eine Mutter und Ärztin konnte, öffnete sie Lyras Hand und entfernte das Taschentuch. Entsetzt schaute sie ihre Tochter an. Das kann doch nicht sein, verriet ihr Blick ihre Gedanken. Hektisch warf sie das Taschentuch auf den Boden, sprühte Desinfektionsspray auf Lyras Handfläche und wischte erst vorsichtig, dann immer energischer das getrocknete Blut von der makellosen Haut.
Die letzten Ereignisse waren schon mehr als seltsam gewesen, aber das hier war echt verrückt. Lyra schossen Tränen in die Augen. Sie begriff gar nichts mehr. Ihre Mutter warf resigniert die Sprayflasche ins Waschbecken und ließ sich auf den Fliesenboden sinken. Ein weiteres Mal inspizierte sie Lyras intakte Handfläche, die lediglich rosarot vom vielen Rubbeln war. Aber auch diese Tatsache löste sich gerade in Wohlgefallen auf.
Lyra riss die Hand an ihre Brust und ballte sie zur Faust, als wenn sie die Wahrheit damit ungeschehen machen könnte. Tränen liefen ihr nun ungehindert übers Gesicht. »Mami, was geschieht mit mir?«
»Geht es also los«, antwortete Miriam ihrer Tochter, obwohl ihre Äußerung vielmehr einer Frage glich. Was wusste diese Frau und warum machte sie stets aus allem ein riesiges Geheimnis? Dass ein tiefer Schnitt einfach so verheilte, war im wahrsten Sinne des Wortes nicht von der Hand zu weisen. Aber warum? Wie konnte das sein? Lyra war drauf und dran, ihre Mutter anzubrüllen. Doch diese schüttelte kraftlos den Kopf und zuckte beinahe im selben Augenblick zusammen.
»Was geht los?«, ertönte Reginas Stimme hinter der abgeschlossenen Badezimmertür.
»Das Holzhacken. Wir hacken dir jetzt endlich dein Holz.« Miriam erhob sich schwerfällig und drehte den Schlüssel im Schloss. Augenblicklich sprang die Tür zum Gäste-WC auf, Lyras Großmutter drängelte sich in den kleinen Raum und begutachtete naserümpfend den Fußboden. »Was ist denn hier passiert?«
Miriam sah ihre Tochter an. Lyra wusste, dass sie keine Antwort erhalten würde, obwohl sie sich sicher war, dass ihre Mutter mehr wusste, als sie zugeben wollte. Heute würde sie definitiv nichts von dem erfahren, was in den letzten Wochen tatsächlich mit ihr geschehen war. Deshalb log sie ein weiteres Mal ihre Großmutter an: »Nasenbluten, Oma. Ich hatte nur Nasenbluten. Alles gut. Wir machen dir jetzt dein Holz.«