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9. Februar, 20.20 Uhr

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Endlich ist Ruhe eingekehrt! Der heutige Tag war wirklich herausfordernd und ich brauche nun eine Weile, um mich davon zu erholen. Die Nacht war tatsächlich ruhig, bis auf eine kurze Unterbrechung haben alle Kinder tief geschlafen. Guter Start in den Tag. Um zehn Uhr hab ich mit Verena ausgemacht, dass sie die Kinder für eine Stunde übernimmt und ich frei habe. Hoch motiviert bereite ich also Frühstück für alle, mache nebenbei sauber, wasche Wäsche und bringe den Haushalt in Ordnung. Mit gutem Gewissen verlasse ich dann um 10.15 Uhr das Haus und marschiere in der Vormittagssonne drauflos. Mein heutiges Ziel ist ein weiterer Lieblingsplatz an der Erlauf, wo wir im Sommer gerne baden. Der Ort ist aber auch aus einem anderen Grund sehr speziell für mich. Vor mehr als zehn Jahren ist dort der Sohn einer befreundeten Familie tödlich verunglückt. Jedes Mal, wenn ich dort bin, denke ich automatisch an sie und bete für alle Familienmitglieder. Heute schließe ich besonders auch meine eigene Familie mit ins Gebet ein. Zurück marschiere ich sehr flott, um rechtzeitig wieder zuhause zu sein. Verschwitzt und außer Atem trete ich meinen Job wieder an. Sara ist gerade aufgewacht, ich hole sie aus ihrem Bett und nehme sie gleich mit in den ersten Stock, wo der kranke Fritz untergebracht ist. Benni möchte seine Lieblings-CD hören, doch Fritz ist es im Kinderzimmer zu laut. Also lasse ich ihn im Wohnzimmer eine »Disco« veranstalten, Fritz und Sara spielen Grimassenschneiden oder ähnliches. Jedenfalls sind alle drei Kinder glücklich und ich nutze den Moment, um schnell die Hühnersuppe aufzusetzen und zu duschen.

Ein wunderbarer Tag … doch nach dem Mittagessen ist es plötzlich vorbei mit der Idylle. Die Buben beginnen zu streiten, Sara bekommt Fieber, ich die Regel, Ben einen Trotzanfall, ich einen Wutanfall und Fritz Bauchkrämpfe. Aaah! Und zu guter Letzt, quasi als Draufgabe, stürzt auch noch mein Computer ab und lässt sich nicht wiederbeleben! Nachdem ich das Chaos wieder in Griff bekommen, Sara schlafen gelegt, mit Benni tausend Mini-Legosteine aufgeräumt, Fritz Medizin verabreicht und beiden eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt habe, kehrt Ruhe ein. Kurz darauf meldet sich Fritz nochmal, ich nehme mir zehn Minuten Zeit, um ihm zu erklären, dass er mit 39 Grad Fieber morgen nicht mit nach Wien fahren kann, wir uns aber zuhause einen netten Tag machen werden. Benni darf nämlich mit den Großeltern für zwei Tage verreisen, da er ja jetzt wieder gesund ist. Mit einer Wärmeflasche schicke ich meinen Großen schließlich ins Bett und widme mich meinem technischen Problem. Nach einem weiteren Laptop-Wiederbelebungsversuch unter Anleitung unseres befreundeten Computerfachmannes Werner via Handy gebe ich auf. Der Bildschirm bleibt pechschwarz, ohne das geringste Anzeichen von Leben. Ich muss also den Computer meines Mannes verwenden, wenn ich heute noch schreiben will. Da sitze ich nun, das Riesending auf meinem Schoß und schreibe mir den Frust von der Seele. Was ist heute wieder los? Wieso kann nicht einmal alles einen Tag lang wunderbar klappen, wenn Georg nicht da ist? Ich möchte ihm einmal erzählen können, dass bei uns alles passt, dass es uns gut geht, wir uns ehrlich mit ihm freuen und selbst das Leben genießen. Stattdessen jammere ich ihm, kaum dass ich seine Stimme höre, die Ohren voll, wie schlimm das alles ist und höre ihm gar nicht wirklich zu, was er zu erzählen hat. Weil ich es sowieso weiß, dass dort alles toll ist, blauer Himmel, Pulverschnee und Sonne, und weil ich es einfach nicht hören will, dass es ihm wirklich gut geht. Weil ich ihn zutiefst darum beneide und es nicht einsehe, warum ich all diese Schwierigkeiten zu bewältigen habe, während er sich in den Tiroler Bergen vergnügt.

Schrecklich ist das, so zu denken und doch weiß ich nicht, wie ich es verhindern soll.

Vielleicht hilft ein Gebet? Herr, bitte befreie mich vom Neid und von der Missgunst … Vielleicht hilft es, ein Buch zu lesen über wirkliche Probleme, zum Beispiel von jemandem, der seine gesamte Familie verloren hat? Im Vergleich dazu sind meine Problemchen ja wirklich Lappalien. Und doch bringen diese »Kleinigkeiten« mich immer wieder an meine Grenzen. Was soll ich nur tun, wenn mir mal wirklich Schlimmes widerfährt, woher nehme ich dann meine Kraft?

»Deshalb sorgt euch nicht um morgen«, fällt mir da Matthäus 6,34 ein. »Der nächste Tag wird für sich selber sorgen! Es ist doch genug, wenn jeder Tag seine eigenen Lasten hat.«

Wie wahr! Das kann ich in meiner momentanen Situation lernen: Tag für Tag leben, einen nach dem anderen. Jeden Tag darauf vertrauen, dass ich alles das bekomme, was ich an genau dem Tag brauche, nicht mehr und nicht weniger. Weil Gott für mich sorgt.

Kinder, Kirche, Kuchenkrümel

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