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7. Februar, 10.10 Uhr

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Also, dieses Wochenende ist ganz schön intensiv! Benni hat Magen-Darm-Grippe und fiebert hoch. Als am Samstagabend endlich alle Kinder schlafen, feiern Georg und ich unser 15-jähriges Kuss-Tags-Jubiläum. Zur kurzen Erklärung: Es ist der Tag, an dem wir uns zum ersten Mal geküsst haben, auf einer Skifreizeit in Tirol. Seitdem halten wir diesen Tag in Ehren, es ist sozusagen unser ganz privater »Valentinstag«.

Dies war der Beginn unserer Beziehung und ich bin sehr dankbar, damals auf mein Herz – und nicht auf meinen Kopf – gehört zu haben! Denn mein Verstand wehrte sich zu diesem Zeitpunkt vehement gegen eine Beziehung, war ich doch kurz davor, allein eine mehrmonatige Weltreise zu unternehmen!

Rückblickend denke ich mir, ja, es war sicherlich verrückt, damals diese Beziehung einzugehen. Aber andererseits weiß ich auch, dass es Fügung war. Wäre ich nämlich völlig ungebunden gewesen bei meiner Abreise, wer weiß, wo ich vielleicht »hängengeblieben« wäre? Abenteuerlustig war ich schon immer gewesen, und ich habe unterwegs genügend Leute getroffen mit noch viel skurrileren Ideen als meinen.

Ich habe die Reise also gemacht, habe unterwegs Jesus kennengelernt und auch mit ihm eine Beziehung begonnen. Georg hatte mir auf ganz faszinierende Weise von ihm erzählt und so war ich neugierig geworden … Ich beschloss, mich auf dieses Abenteuer einzulassen, übergab mein Leben Jesus, kaufte mir eine Bibel und erlebte unglaubliche Dinge mit ihm. Zum Beispiel lernte ich in Neuseeland eine Gruppe christlicher Biker kennen, eine Motorrad-Gang, die mich ein paar Tage lang mitnahm und meine sehr enge Sicht davon, wie ein »guter Christ« zu sein hätte, völlig umkrempelte. Genau das hatte mich nämlich längere Zeit davon abgehalten, Jesus nachzufolgen, denn ich wollte eben nicht brav und angepasst werden, wie ich es oft bei Christen beobachtet hatte.

Nun war allerdings für mich klar, dass es nicht nur eine Variante akzeptablen Christseins gibt. Dass jeder trotzdem er selbst bleiben darf und soll. Diese Biker waren so authentisch und liebenswert, trotz ihrer rauen, rebellischen Schale! Ein wenig später durfte ich dann in Sydney die Gemeinde von »Hillsongs« kennenlernen, deren Musik mein Herz zutiefst berührte. Ich rüstete mich mit Lobpreis-CD’s aus, die mir während der nächsten Jahre über so manche »Durststrecke« im Glauben hinweghalfen.

All diese Dinge sind innerhalb von wenigen Monaten passiert und ich war überwältigt – von Gottes Weisheit, seiner Liebe, seiner Kreativität, auf meine ganz persönlichen Bedürfnisse einzugehen. Vor Antritt meiner Reise hatte ich mich leer und einsam gefühlt, ich wollte flüchten, wo anders ganz neu beginnen. Und genau an diesem Tiefpunkt kam Gott in mein Leben und stellte mir diese zwei besten Freunde zur Seite: Georg und Jesus.

Seitdem ist der Februar für mich ein ganz besonderer Monat. Eine Zeit der Freude, der Gnade und des Segens. Es ist die Zeit im Jahr, in der ich mich ganz besonders besinne auf Gottes unermessliche Liebe und Fürsorge und ihm jedes Mal neu dankbar bin für alles, was er für mich getan hat.

So, doch nun weiter zum Bericht: Der Sonntag verläuft sehr ruhig. Ich gehe morgens zum Gottesdienst, danach genießen Georg und ich unser zweisames Spezialfrühstück, während die Kinder in ihrem Zimmer spielen. Benni hat noch etwas Fieber, er bleibt freiwillig im Bett liegen. Eine halbe Stunde haben wir also ungestörte Zeit für uns, danach kümmere ich mich um die Kinder und Georg bastelt an seinen Plakaten für die 45. »Super-Bowl«. Auf dieses Sportereignis fiebert er schon seit Monaten hin und zelebriert es jedes Jahr wie Weihnachten … Mein großer »kleiner Junge«! Insgesamt 15 Leute hat er eingeladen, der Großteil junge Männer Mitte zwanzig. Den ganzen Tag verbringt Georg damit, das Kinderzimmer und unser Esszimmer für den Abend vorzubereiten. Er klebt Plakate auf, installiert ein perfektes Sound-System, verschiebt die Möbel im Kinderzimmer, um eine Art Heimkino zu gestalten. Er putzt und räumt eifrig auf wie schon lange nicht mehr. Ich meine, er solle nicht übertreiben, doch er lässt seiner Begeisterung freien Lauf. Auch die Jungs sind vom American Football-Fieber angesteckt und Fritz freut sich besonders, denn er darf am Abend mit den Großen mitschauen. Benni, Sara und ich bevorzugen es, in Ruhe schlafen zu können und ziehen für eine Nacht zu meinen Schwiegereltern im Haus nebenan.

Nach einem netten gemeinsamen Abendessen siedeln wir drei also um. Georg hilft uns, alles Bettzeug durch den Garten zu tragen und verabschiedet uns mit einem dicken Kuss. Sara braucht ein wenig, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Benni bekommt eine ausgiebige Gute-Nacht-Geschichte. Als sie endlich beide schlafen, lese ich noch ein Weilchen und gehe dann bald zu Bett. Ich ahne es irgendwie, dass die Nacht eher anstrengend wird …

Sara wacht dann auch tatsächlich um etwa 2 Uhr morgens auf. Ich gebe ihr ein Fläschchen und sie beruhigt sich gleich wieder. Als ich gerade wieder tief und fest schlafe, werde ich plötzlich geweckt. Es ist halb fünf. Georg steht neben meinem Bett. »Fritz krampft wieder!«, informiert er mich kurz und möchte wissen, wo ich das Medikament gelagert habe. Sofort bin ich hellwach. Ich gebe ihm die nötigen Anweisungen und biete ihm an, mitzukommen. »Nein, bleib hier bei den anderen beiden«, meint Georg im Gehen, »ich hab drüben einige Sanitäter, die auch damals dabei waren, die kennen sich da schon aus. Mach dir keine Sorgen und schlaf noch ein wenig.«

Weg ist er. Mir geht es nicht gut, ich mache mir Sorgen und an Schlaf brauche ich wohl nicht mehr zu denken. Vor drei Jahren hatte Fritz seinen ersten Fieberkrampf und ich hoffte, dass es der letzte gewesen sei. Das Medikament dagegen habe ich noch aufgehoben, obwohl es längst abgelaufen ist. Damals hatte Fritz sehr hoch gefiebert und wir waren mit dem Notarzt ins Krankenhaus gefahren. Ich erinnere mich daran so gut, als wäre es gestern gewesen.

Doch diesmal kommt es völlig aus heiterem Himmel. Fritz war am Nachmittag gesund, er hatte ein wenig Kopfweh, aber kein Fieber. Georg hat aber nach dem Anfall 39,5 Grad gemessen. Hat er von Benni die Grippe? Normalerweise, heißt es, sollten Fieberkrämpfe mit fünf Jahren aufhören. Ist das nun bedenklich? Wir müssen das unbedingt abklären lassen. Ein Glück, dass ich das abgelaufene Medikament nicht weggeworfen habe … Vielleicht war ihm einfach körperlich alles zu viel, das lange Aufbleiben? Hätte ich es Georg verbieten sollen, dass Fritz da mitmacht? Er ist immerhin erst acht Jahre alt … Aufgewühlt bewege ich all diese Gedanken bis in die frühen Morgenstunden und bete für unsere Kinder.

Nach einem netten Frühstück mit Verena und Hans-Peter siedle ich mit den beiden Kindern wieder zurück in unser Haus. Georg und Fritz schlafen friedlich und ich verhalte mich leise, um sie nicht zu wecken.

Kinder, Kirche, Kuchenkrümel

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