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16. Januar, 12.10 Uhr
ОглавлениеDem gestrigen Abend, an dem ein »Pfarrkränzchen« stattfand, möchte ich unbedingt ein paar Zeilen widmen. Der Tag war vom frühen Morgen an eher mühsam. Benni bekam Fieber und meine Mutter hatte ihren Babysitter-Dienst abgesagt, da sie krank war. Ich sah nun schon alle »Felle davonschwimmen« und verlor beinahe die Hoffnung auf einen netten Abend. Ich telefonierte eine Weile herum, doch es ergab sich keine wirkliche Lösung. Ein wenig später bekam dann Fritz Fieber und ich dachte, das ist wahrscheinlich ein Zeichen, dass es nicht sein soll. Was will ich denn, mit zwei kranken Kindern und einem Kleinkind, das sowieso mindestens einmal pro Nacht aufwacht momentan, da es Zähne bekommt? Ich werde jede Minute kostbaren Schlaf brauchen können!
Traurig-trotzig beschloss ich aber, bis zum Schluss nicht aufzugeben und bat Gott darum, es doch irgendwie möglich zu machen. Und ich versuchte, dennoch ganz loszulassen und war im Notfall auch bereit, darauf zu verzichten.
So kam der Abend näher. Georg und ich hatten alle Hände voll zu tun mit diversen Vorbereitungen für das Wochenende und die Veranstaltung. Irgendwann erreichte ich meine Frustgrenze und brach einen Streit vom Zaun, der Georg dazu veranlasste, alles hinzuwerfen. Stinksauer meinte er, ich solle doch alleine zum Ball gehen, er mache das mit den Kindern. Das wollte ich aber auch nicht. Er hatte dort schließlich zu tun.
Als wir uns wieder beruhigt hatten, fanden wir dann eine Kompromisslösung: Georg würde erstmal allein hingehen und ich dann später nachkommen. Meine Schwiegereltern, die davor auf einem Seminar waren, hatten sich bereit erklärt, von 21.30–23.00 Uhr den Kinderdienst zu übernehmen. Im Normalfall würde ich denken, das zahlt sich ja überhaupt nicht aus, da nur so kurz hinzugehen! Aber ich freute mich so über diese Möglichkeit, dass ich alles vorbereitete und mich zum Ausruhen noch eine Stunde hinlegte. Sobald der Anruf kam, dass die Ablösung nahte, schlüpfte ich ruck-zuck in meine Ballkleider und legte ein wenig Make-up auf. Los ging das Abenteuer!
Da der Veranstaltungsort nur etwa fünf Gehminuten entfernt liegt, konnte ich zu Fuß hingehen. Allerdings hatte ich eine matschige Wiese zu überqueren, deshalb packte ich den bodenlangen Rock und die Tanzschuhe in meine Handtasche, zog eine Hose und Stiefel an und marschierte los, sobald Verena ihren Dienst antrat. An der Garderobe gab ich ihr per Handy noch letzte Anweisungen, wozu die Bekannte vom Garderobendienst wissend lächelte. Ja, so ist das mit kleinen Kindern. Es ist oft nicht so leicht, und doch bin ich fest entschlossen, jede kleinste sich mir bietende Nische zu nützen, um ein wenig »normales« Leben zu führen! Eine Stunde ist besser als gar kein Vergnügen! Schnell noch fertig umgezogen und schon war ich mittendrin. Begrüßte viele Bekannte, freute mich besonders, meine jüngere Schwester Michi zu sehen und fand bald auch Georg, um mit ihm einen Cocktail an der Bar zu trinken. Herrlich!, dachte ich. Es ist so verrückt, zum Kopfschütteln, aber ich genieße es in vollen Zügen. Eine Weile plauderten wir zu zweit und auch mit einigen Freunden, dann musste ich mich schon wieder auf meinen Aufbruch einstellen. Wie schnell die Zeit doch vergeht! Dabei habe ich noch gar nicht getanzt! Da es Georg wegen seines Rückens nicht möglich war, mich aufs Tanzparkett zu führen, fragte ich kurzerhand einen Bekannten. So kam ich sogar noch zu zwei Tänzen. Für mich war der Abend somit zwar kurz, aber trotzdem bestens genützt. Fröhlich, dankbar und etwas angeheitert marschierte ich wieder nachhause.
Heute bin ich natürlich müde, denn die Kinder waren unruhig und Georg kam erst um 2 Uhr nachhause. Doch mittlerweile haben wir uns alle ein wenig ausgeruht, nett gemeinsam gefrühstückt, den Kindern habe ich schon eine Geschichte vorgelesen und Sara ist wohlauf. Die Sonne scheint zum ersten Mal seit einigen Tagen und ich bin guter Dinge. Was wäre das Leben ohne die kleinen Verrücktheiten? Noch lange werde ich an diese absolut unlogische Aktion zurückdenken und mich freuen, dass ich seit drei Jahren zum ersten Mal wieder auf einer Tanzveranstaltung war. Auch wenn nur für eine Stunde – immerhin war ich wirklich dort! Die »Zuckerl« des Lebens sind in dieser Lebensphase vielleicht spärlich gestreut, doch das bedeutet um so mehr, jedes einzelne davon zu kosten! Es geht, denke ich, gar nicht so sehr darum, alles bis ins Letzte auszukosten, sondern dass wir manche Dinge überhaupt tun! Nicht unbedingt alles mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen zu entscheiden.