Читать книгу Kinder, Kirche, Kuchenkrümel - Maria Lang - Страница 7
7. Januar, 15.30 Uhr
ОглавлениеEndlich finde ich wieder ein wenig Zeit, um meine Gedanken zu ordnen. Der gestrige Tag war so turbulent, vor allem die Nacht, dass ich mich immer noch davon erholen muss. Wir waren am Nachmittag bei Barbara, meiner Schwägerin, und ihrem Mann eingeladen, gemeinsam mit einigen anderen Verwandten. Insgesamt zwölf Leute zwischen 1½ und 43 Jahren in einer kleinen, aber feinen Wohnung. Als wir um fünf Uhr nachmittags ankamen, waren alle schon eifrig damit beschäftigt, ein farbenfrohes Fondue vorzubereiten. Nach den letzten paar Handgriffen marschierten wir betend und singend durch alle Räume, wie es bei uns am Dreikönigstag üblich ist. Danach wurden Geschenke verteilt und das fröhliche Schmausen konnte beginnen. Es war ein sehr netter Abend und sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen kamen voll auf ihre Kosten. Neben dem gemeinsamen Abwasch ergaben sich gute Gespräche und die sechs Kinder spielten halbwegs friedlich miteinander.
Als wir schließlich nachhause aufbrachen, war es nach neun Uhr abends. Sara hatte bis dahin brav durchgehalten, war nun aber eindeutig todmüde. Schnell brachte ich sie ins Bett und sie schlief gleich ein. Doch nach etwa einer Stunde begann das Theater. Sie wachte auf und ließ sich nicht mehr beruhigen. Die ganze Nacht hatten abwechselnd Georg und ich alle Hände voll zu tun, um sie zum Schlafen zu bringen. Sie war völlig außer sich! Normalerweise geht sie zwischen sieben und halb acht zu Bett und schläft durch bis halb sieben. Ab und zu wacht sie einmal dazwischen auf. Offenbar reagiert sie sehr empfindlich, wenn ihr üblicher Rhythmus so durcheinandergebracht wird …
Von unseren anderen beiden Kindern kennen wir ein solches Verhalten nicht. Wir hielten bei ihnen zwar auch einen Schlafrhythmus ein und sie waren auch manchmal unruhig, wenn mal was anders lief. Aber sie hatten beide nie die Energie und Ausdauer, so lange zu brüllen! Ja, man lernt immer noch dazu als Eltern.
Mir persönlich ist dies jedenfalls eine Lehre. Ich werde Sara nicht so schnell wieder so lang auflassen am Abend.
Aufgrund des enormen Schlafdefizits bin ich heute etwas benommen. Beim wöchentlichen Großeinkauf, den ich heute tätigte, hab ich fast doppelt so lang gebraucht als sonst – trotz genauer Liste! Gut, dass Ferien sind und wir heute sonst keine Verpflichtungen haben. Nach solchen Nächten ist der normale Alltag schon herausfordernd genug! Ich bin dann auch sehr leicht reizbar und rede am besten nicht viel … Nachdem ich mich am Vormittag ein wenig hingelegt habe, geht es mir schon besser. Georg leidet unter starken Kreuzschmerzen, die allerdings nichts mit Saras Geschrei zu tun haben.
Aber einen Lichtblick haben wir heute Abend: Wir dürfen wieder mal ins Kino! Ein Freund unserer Familie hat sich bereit erklärt, auf die drei aufzupassen, damit wir uns eine nette Familienkomödie ansehen können. Das wird uns gut tun. Denn im Grunde ist das Leben ja ein reines Theater, und mit etwas Humor betrachtet, sogar eine Live-Komödie! Schön, wenn wir gemeinsam darüber lachen können!