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27. Januar, 20.15 Uhr

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Eigentlich wäre es nun Zeit fürs Hauptabend-Fernsehprogramm. Da wir aber keinen Fernseher haben – immer schon, da wir keinen wollen und Filme auch als DVD ansehen können – vertreibe ich mir anders die Zeit. Mit Schreiben zum Beispiel. Ich bereite mir eine Tasse koffeinfreien Kaffee zu und hole ein paar leckere Amaretti zum Dazuknabbern.

Die Küche wäre zwar auch noch zu erledigen, doch ich finde, für heute habe ich genug geleistet. Der heutige und der gestrige Tag waren sehr intensiv. Georg hat jede freie Minute gearbeitet, auch am Abend, und ich kümmerte mich um die noch immer halb kranken Kinder und den Haushalt. Es ist ein starkes Kontrastprogramm zu den vergangenen paar Tagen und ich muss mich ein paar Mal sehr überwinden, wirklich alle meine Aufgaben mit Freude zu erfüllen. Heute habe ich es nicht einmal geschafft, meine Stille Zeit zu halten. Gerade mal zehn Minuten Pause haben die Kinder mir gegönnt, dann war Sara auch schon wieder wach und das bunte Treiben ging weiter. Deshalb genieße ich nun die Ruhe umso mehr und lese noch mal den Bibelvers des heutigen Tages: Römer 15,13: »Deshalb wünsche ich für euch alle, dass Gott, der diese Hoffnung schenkt, euch in eurem Glauben mit großer Freude und vollkommenem Frieden erfüllt, damit eure Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes wachse.«

Ja, dieser Vers passt heute genau. Ich brauche Hoffnung, Freude und Frieden. Und vor allem Kraft. Diese Kraft finde ich immer wieder, egal wie k.o. ich auch bin, im Wort Gottes. Eine bessere Tankstelle kenne ich nicht. Für Zeiten, wo ich keine Bibel zur Hand habe, hab ich ein paar Verse auswendig gelernt. Einer davon ist auch unter »Gebet des Jabez« bekannt.

Ich bete ihn gerne, fast täglich, seit mehreren Jahren schon. Und ich hab die Erfahrung gemacht, dass sich dadurch schon viel Positives in meinem Leben ereignet hat. Er ist im 1. Buch der Chronik zu finden, Kapitel 4, Vers 10: »Aber Jabez betete zum Gott Israels: Herr, segne mich reichlich! Erweitere mein Gebiet und steh mir bei! Halte Unheil und Böses von mir fern!««

Ja, ich denke, es hat eine Wirkung, wenn wir Gott speziell um seinen Segen für unser Leben bitten. Trotz aller Rückschläge spüre ich seine schützende und führende Hand auf unserer Familie und finde immer wieder Neues, wofür ich ihm dankbar sein kann.

Heute Nachmittag haben wir Elterngespräch in Kindergarten und Schule. In dieser privaten Bildungseinrichtung ist es üblich, ein ausführliches Gespräch pro Halbjahr mit dem Bezugspädagogen des Kindes zu führen.

Die Erzieherin erzählt mir viele schöne und positive Dinge über Benni. Er kommt im Herbst in die Schule und sie meint, er sei schon mehr als reif dafür.

Im Gespräch mit Fritzis Lehrerin gibt es auch Positives zu hören, vor allem über seine persönliche Entwicklung, doch beim Lernen, meint sie, gebe es Bereiche, in denen er noch einiges aufholen muss. Sie gibt uns zu verstehen, dass er im Fall, dass er dies nicht schafft, die Klasse wiederholen müsse. Im ersten Moment sind wir darüber etwas erschrocken, denn wir möchten natürlich schon, dass er auch lerntechnisch in allen Bereichen gut vorankommt. Doch wir sind der Meinung, er soll sich die Zeit nehmen, die er braucht, um den Stoff zu lernen. An dieser reformpädagogischen Schule wird weitgehend versucht, die Kinder zum »freien Lernen« zu animieren und ihnen dadurch die Freude am Lernen zu erhalten. Wir vertrauen den Pädagogen, dass sie ihr Bestmögliches tun, um das zu erreichen. Dass Fritz Mathe nicht mag, verstehe ich nur zu gut! Ich hab auch bis zur Matura1 damit gekämpft und war so froh, als es endlich vorüber war! Georg meinte, er werde ein Gespräch mit ihm von Mann zu Mann führen, um ihn zu motivieren.

Zuhause merke ich, wie ich unsere beiden Söhne wieder ganz anders ansehe. Vor allem Benni, den ich so oft kritisiere. Die positive Rückmeldung hat mich wieder neu daran erinnert, welch wunderbarer kleiner Mensch er ist. Und wie liebenswert! Ich drücke ihn ganz fest und beauftrage ihn, uns allen zum Abendessen eine gute Suppe zu kochen. Das kann er nämlich schon ganz allein und wenn ich ihn dann dafür lobe, wächst er sichtbar um ein paar Zentimeter!

Und Fritz möchte ich in den kommenden Tagen immer wieder ein wenig Zeit zu zweit schenken, nehme ich mir vor. Er braucht das und ich möchte ihm auf diese Weise zeigen, dass ich ihn gern habe. Und dass er nichts leisten muss, um geliebt zu werden. Wenn er merkt, dass wir das ganz entspannt sehen, setzt dies vielleicht ungeahnte Kräfte in ihm frei und er wagt sich doch an das Thema Mathematik heran …

Während wir dann alle fröhlich suppen-essend am Tisch sitzen, denke ich mir: Mensch, was hab ich für ein Glück, solch eine Familie zu haben!

Kinder, Kirche, Kuchenkrümel

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