Читать книгу Am Tintenfluss - Maria Winter - Страница 14

Gewitter reinigt die Luft

Оглавление

Nach einer turbulenten Woche kommt es endlich zu einem Gespräch zwischen Rita und Jens. Sie bereitet in der Küche das Mittagessen vor. Jens faltet die Sportzeitung zusammen. Schließlich sagt er: „Nun Rita, was ist los?“ „Im September wird bei der Deutschen Bank eine Stelle frei, dieses Angebot reizt mich sehr. Spontan habe ich zugesagt.“ „Wie bitte, bist du verrückt? Ohne ein Wort vorher mit mir zu reden.“ „Was spricht dagegen?“, fragt Rita und wirft die geschälte Kartoffel ins Wasser, so dass die Spritzer an der Fensterscheibe landen. „Viel!“, sagt Jens. „Bis jetzt war doch alles prima!“ „Prima nennst du das? Ich renne durchs Haus und halte alles in Ordnung. Es klingt mir täglich in den Ohren: Mami hol mal. Mami tu mal. Mami kannst du nicht. Hört das denn nie auf?“ „Dieser Zustand hat jetzt ein Ende!“ Wütend wirft Rita die Kartoffel in den Topf und stellt ihn auf den Herd. „Das ist dein gutes Recht“, sagt Jens. „Wenn du alles unter einen Hut bringen kannst. Haushalt, die Kinder, deinen Blumengarten und den Beruf – dann bitte schön. Irgendetwas bleibt dabei aber auf der Strecke.“ „Blödsinn“, erwidert Rita mit solchem Nachdruck, dass Jens die Augen aufreißt. „Susann geht im nächsten Jahr zum Studium nach Berlin. Tim ist pflegeleicht und lernt sehr gut.“ Jens fällt Rita ins Wort: „Peter ist unser Sorgenkind. Er braucht deine Unterstützung.“ „Den werde ich nicht vernachlässigen.“ Rita schiebt sich die Haare hinter die Ohren. Sie schlägt die Schnitzel platt und wirft sie in die Pfanne. „Du bist das einzige Kind deiner Eltern. Sie haben alles für dich erledigt. Seit unserer Hochzeit mache ich es. Du brauchst dich nicht mehr bedienen zu lassen. Die Hausarbeit wird geteilt.“

„Rita, Rita, wie zum Teufel soll ich das mit meinem Beruf vereinbaren. Seit du im Kloster warst, bist du wie umgewandelt. So kenne ich dich nicht.“ Nachdenklich spitzt Rita die Lippen und rührt die Salatsoße an. „Wann waren wir zuletzt gemeinsam im Theater? Immer noch müssen wir die Kredite für unser Haus begleichen. Klar, du hast viel mit dem Radsport zu tun.“ Jens entgegnet: „Schlechter Stil ist im übrigen auch, wenn man einfach abhaut und seinen Mann mit den drei Kindern im Stich lässt“. „Ich wusste, dass ich dir meine drei Spatzen unbesorgt überlassen konnte.“ „Hast du nichts daraus gelernt?“, fragt Rita. „Doch, ich bin um eine Erfahrung reicher geworden. Ich habe dein warmes, herzliches Lachen vermisst. Deine Cleverness und Klugheit, wenn es um die Kinder geht und nicht zuletzt unser Bettkantengespräch am Abend.“ Rita drückt die Finger auf ihre Augen und sagt: „Ich bekomme Kopfschmerzen von all den nutzlosen Streitereien.“ Jens blickt aus dem Fenster und stößt einen Seufzer aus. Gerade als er etwas sagen will, stürzt Tim in die Küche und ruft: „Mami, ist das Essen fertig? Ich habe einen Riesenhunger.“

Am Tintenfluss

Подняться наверх