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Buttermilchsoße mit Speck

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Anna schob mit dem kleinen Finger die Gardine zur Seite, sie rief ihren Mann: „Karl, komm und schau, wie schön Fine ist. Sie heiratet einen Arzt.“ Gelangweilt antwortete Karl: „Du weißt doch, wo die Liebe hinfällt und jetzt komm da weg vom Fenster.“ „Lass mich doch“, gab Anna zur Antwort. „Ne, ne – guck mal, Kathrin als Brautmutter im Arbeitskittel. Ihre beiden Jungs, Felix und Florian, stehen mit den Fahrrädern neben ihr.“ „Wie die Kathrin energisch auf die beiden einredet. Warum ist sie nicht bei dem Brautpaar und den Gästen?“ Anna wendete sich vom Fenster ab, um Kaffee zu kochen. „Als ich heute Morgen bei Schmidt geholfen habe“, sagte Karl, „hat mir Gerd erzählt, dass sie dreißig Gäste erwarten. Ein Hochzeitswetter haben sie, 25 bis 30 Grad, ideal um im Garten zu feiern. Fine hat die Katze immer gut gefüttert.“

Die Neugier ließ Anna nicht los. „Wir bequatschen doch sonst auch alles zusammen“, sagte sie zu Karl, „ich springe eben mal herüber zu Schmidt.“ Flink wie ein Wiesel huschte Anna über die Straße. Ohne anzuläuten lief sie durch die geschmückte Haustür. An der Küchentür klopfte sie und steckte den Kopf durch die halboffene Tür. „Hallo Kathrin, bist du da? Ich möchte euch eben gratulieren.“ „Komm nur herein. Danke Anna“, sagte Kathrin betrübt. „Was ist los?“, fragte Anna. Mit Entsetzen musste sie feststellen, dass Kathrin weinte. „So eine Blamage“, schluchzte Kathrin. „Komm Anna, setz dich.“ Sie schob ihr einen Stuhl hin.

„Die Köchin, Frau Baum, hat das Datum vertauscht. Anstatt dem 8.7. hat sie auf ihrem Kalender den 7.8. notiert. Welch ein Missverständnis! Das Schlimmste jedoch ist, sie ist im Urlaub. Ich habe mit ihrer Tochter gesprochen.“ Sie griff nach der Schürze und trocknete sich die Augen ab.

„Ich habe über eine Stunde telefoniert“, klagte Kathrin. „Die Restaurants der Umgebung haben alle Ruhetag und Hotels sind so kurzfristig nicht vorbereitet. Ich habe all meine Überredungskünste angewandt, doch überall wurde ich abgewimmelt. Ich bin fix und fertig. Es ist zum verzweifeln. Und wann habe ich meinen Ruhetag? Ich hatte so ein gutes Menu ausgesucht.“ Anna fragte: „Kathrin, weiß Fine davon?“ „Als ich es Fine sagte, kam sie zu mir, warf mir die Arme um den Hals und tröstete mich. Sie sah mich an und sagte: Ach Mama, ich wünsche mir mein Lieblingsessen: Buttermilchsoße mit Speck, Kartoffeln, Salat und Spiegelei. Und zum Nachtisch Erdbeeren mit Sahne. Bitte Mama, es wäre das schönste Hochzeitsgeschenk. Ich wollte protestieren, aber sie legte mir den Zeigefinger auf den Mund. Wir sind das Kantinenessen so leid. Wir werden unsere Gäste damit überraschen. Da konnte ich nicht mehr nein sagen. Ich habe Felix und Florian zum Bauernladen geschickt, um alles einzukaufen. Ein Vier-Sternekoch bin ich nicht.“

Da trat Anna zu Kathrin, legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte: „Dieses Missverständnis wirst du so schnell nicht vergessen, ich helfe dir.“

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