Читать книгу Am Tintenfluss - Maria Winter - Страница 18

Abendvorstellung

Оглавление

Heute Abend weht kein Lüftchen. Spiegelglatt liegt der See in der Abendsonne vor mir. Ich sitze in der ersten Reihe, an seinem Ufer, auf dem von der Tageshitze erwärmten Sand. Die Arme um die Knie geschlagen. Die Luft duftet nach frisch gemähtem Heugras. Meine Träume beginnen. Sie schwirren und flirren über den See. Dunkelgrüne Baumreihen blicken neugierig in den Seespiegel. Am anderen Ufer das Bauernhaus, das grüne Scheunendach glasklar auf den See gemalt. Die untergehende Sonne färbt die Schäfchenwolken rosarot. Sie küssen den Seespiegel. Unzählige Mücken summen. Vorsichtig kommt die Haubentaucherin mit ihren sieben Küken angeschwommen. Sie fangen Mücken. Ich sitze ganz still, genieße das Bild. Plötzlich springt aus dem ruhigen See der Hecht empor. Er schnappt ein, zwei, drei Haubentaucherküken. Trotz des Klagens der Mutter werden sie verschlungen. Die Wellen plätscherten ans Ufer und im Nu ist alles wieder spiegelglatt. Die Sonne versinkt. Der See verfärbt sich augenblicklich in tiefes Blau. Der Vollmond übernimmt das Sonnenlicht. Der aufkommende Wind zerreißt mein Spiegelbild. Die Oberfläche glänzt wie tausend Brillianten und lässt Zauberfische tanzen. Fröstelnd stehe ich auf.

Am Tintenfluss

Подняться наверх