Читать книгу Das Lexikon der alten Gemüsesorten - Marianna Serena - Страница 11
ОглавлениеGärten der Vielfalt
Um die seltenen und alten Gemüsesorten wieder bekannt zu machen, damit sie von Fachleuten beschrieben und bestimmt werden können und um neues Saatgut zu ernten, werden diese in verschiedenen Vielfaltsgärten angebaut. In diesen Gärten entstanden über einige Jahre hinweg die Fotos für dieses Buch. Die Gärten stehen interessierten Besucherinnen und Besuchern offen und laden dazu ein, die Gemüseraritäten wachsen und gedeihen zu sehen und sicher noch manche andere Pflanze zu entdecken, die in dieses Buch nicht Eingang fand.
Nutz- und Lustgarten Schloss Wildegg
Die grosse Vielfalt alter Gemüse-, Beeren- und Getreidesorten von ProSpecieRara kann im wunderschön gelegenen barocken Nutz- und Lustgarten von Schloss Wildegg erkundet werden. Jedes Jahr wachsen hier über 400 verschiedene Sorten und Arten, unbekannte Landsorten, alte Zuchtsorten und fast vergessene Kulturen wie Erdbeerspinat oder Haferwurzeln.
Eine bewegte Schlossgeschichte
Das Schloss Wildegg im Kanton Aargau ist als Burganlage konzipiert; es thront, seit es im Jahr 1200 von den Habsburgern erbaut wurde, auf einem Felsvorsprung über dem Dorf Wildegg. Zu den besten Zeiten um das Jahr 1770 gehörten 120 Hektar Wiesen, Wälder, Äcker, Reben und mehrere Gewerbebetriebe zum Schloss und erlaubten den Besitzern eine weitgehend autarke Lebensweise. Bis die Patrizierfamilie Effinger es von 1483 bis 1912, elf Generationen lang, ihr Eigen nannte, hatte das Schloss eine bewegte Geschichte mit vielen Besitzerwechseln hinter sich. Das Gut, von heute immer noch beachtlichen 98 Hektar, gehört seit 2011 dem Kanton Aargau.
Ein Garten mit barockem Charakter
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Nutz- und Lustgarten als Terrasse mitten im Rebberg angelegt. Er umfasst 3300 Quadratmeter und ist kreuzförmig mit breiten Kieswegen in vier Sektoren aufgeteilt, die ihrerseits wiederum unterteilt sind. Dieses zentrale Wegkreuz hat sich über die Jahrhunderte halten können und wurde mal mit vielen, mal mit wenigen schattenspendenden Bäumen versehen. Derzeit sind es vier grosse Linden in der Mitte des Wegkreuzes, unter denen man gemütlich an einem kleinen Tischchen sitzend den Garten geniessen kann.
Entlang der Mauer werden auch heute noch verschiedenste Spalierobstarten gezogen; hier findet man Mispeln und Weinbergpfirsiche, exotische Kiwis oder sogar Kakis, die dank dem milden Klima bestens gedeihen. Die weitere Ausstattung des Gartens hat sich laufend verändert. So kamen etwa Mitte des 18. Jahrhunderts zwei Eckpavillons hinzu, die mit den Jahren zwar zerfielen, 1926 aber wieder aufgebaut wurden und auch heute noch bestehen. Dafür gibt es die südlich gelegene Formschnitthecke heute nicht mehr, und so kann man den Blick bis hinüber zum Nachbarschloss Lenzburg, bei schönem Wetter sogar bis zu den Alpen schweifen lassen.
Der barocke Charakter des Gartens kommt vor allem durch die Buchsbordüren zustande. Die Buchsbordüren umfassen die blühenden Stauden, Gehölze sowie etliche Zwiebelpflanzen, die im Frühling wunderschön bunt blühen. Pyramidenförmig geschnittene Eiben geben dem barocken Garten zusätzlich Struktur. Kleinere Wege gliedern den Garten mit den Nutzbeeten und den vielfältigen darin enthaltenen Gemüsesorten. Diese Vielfalt kam auch schon zu Effingers Zeiten in der Küche des Schlosses auf den Tisch. Dank alten Kochbüchern weiss man, dass die Herrschaften feine Eier-Kraut-Zwiebelkuchen oder Kümmelkuchen mit Zutaten aus dem eigenen Garten serviert bekamen.
Notwendige Restaurierung
Mit grosser Sorgfalt wurden in den letzten Jahren das Schloss und die Nebengebäude saniert. Um das Ausflugsziel noch attraktiver zu gestalten, wurde auch der Garten, der bis dahin nicht für Besucher zugänglich war, überholt. 1998 nahm man sich der Instandsetzung des Gartens als Nutz- und Lustgarten nach altem Vorbild an. Es wurde darauf geachtet, die charakteristischen Eigenschaften eines Nutzgartens, der Gemüse, Früchte und Beeren liefert, sowie die romantischen Elemente eines Lustgartens wieder unter einen Hut zu bringen, so wie es schon im 18. Jahrhundert bei der Familie Effinger der Fall war. In einem ersten Schritt suchte die Projektleitung in historischen Dokumenten nach Informationen zum Schlossgarten. Man nahm sich auch ein Beispiel an den umliegenden alten Bauerngärten. Denn früher dienten die Gärten der Herrschaft oftmals als Vorbild für das einfache Volk und wurden von den Bauern kopiert, die dann Schlossgärten im Kleinformat besassen. Dank diesen Informationen gelang es, den Schlossgarten wie anno dazumal wieder aufzubauen und öffentlich zugänglich zu machen. Damit auch die Bepflanzung möglichst nah dem seinerzeitigen Original entspricht, plante ProSpecieRara die Gemüsebepflanzung des Gartens mit alten, kaum mehr kultivierten Gemüse-, Kräuter- und Beerensorten. Über 400 verschiedene rare Sorten, vorwiegend solche aus dem 18. Jahrhundert, werden heute den Besucherinnen und Besuchern in den Nutzbeeten gezeigt. Die Bepflanzung ändert sich jährlich.
Saatguternte und Versuchsanbau
Die im Garten angebauten alten Sorten dienen aber nicht nur als Museumsstücke, sondern ganz direkt auch der Erhaltung. So wird von einigen angebauten Gemüse- und Getreidesorten Saatgut geerntet. Denn nur wenn man alte Sorten aktiv anbaut, können sie für die Zukunft erhalten bleiben. Dies führt zu ungewöhnlichen Anblicken, wie etwa jenem von blühenden Randen oder Kopfsalat. ProSpecieRara nutzt auch die Möglichkeit, verschiedene Sorten nebeneinander anzubauen, zu beobachten und spezifische Sortenbeschreibungen zu erstellen.
Jahresthema, Führungen und Setzlingsmarkt
Um den Ausflug in den Garten noch abwechslungsreicher zu gestalten, kann man von Juni bis September jeden Sonntag an einer Führung durch den Garten teilnehmen. Das Führungsteam von ProSpecieRara weiss viele Geschichten aus und über den Garten zu erzählen. Oder man geht mit einer der gratis aufliegenden Broschüren zum jeweiligen JahresGartenthema selbst auf Entdeckungstour und erfährt Kurzweiliges über einzelne Aspekte des Gartens. Wer dann auf den Geschmack gekommen ist, sollte den legendären ProSpecieRara-Setzlingsmarkt immer am ersten Maiwochenende auf Schloss Wildegg nicht verpassen. Dort kann man die Raritäten für den eigenen Garten erwerben.
Nutz- und Lustgarten Schloss Wildegg
Informationen für Besucherinnen und Besucher
Der Schlossgarten ist vom 1. April bis 31. Oktober (Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr) für Besucher geöffnet. Der Eintritt ist kostenpflichtig. Dank einer Broschüre zum Jahres-Gartenthema und der guten Beschilderung kann man den Garten auf eigene Faust erkunden, oder man schliesst sich einer der sonntäglichen Führungen an, die zwischen 11 Uhr und 16 Uhr viermal stattfinden. Für Gruppenführungen kann man das Museumsteam kontaktieren. Auf dem Schloss findet der ProSpecieRara-Setzlingsmarkt am ersten Maiwochenende sowie über das Jahr weitere Blumen- und Gemüsesonderschauen statt.
Weitere Informationen: www.schlosswildegg.ch, www.prospecierara.ch
Arche Noah Schaugarten in Schiltern
Im Arche Noah Schaugarten wird Altes mit Neuem verbunden. Fast verloren gegangene Kulturpflanzen werden hier wieder lebendig, vermehrt, vor dem Aussterben bewahrt und weiterentwickelt.
Ein alter barocker Schlossgarten
Der ehemalige «Kuchlgarten» des Schlosses liegt in dem kleinen Örtchen Schiltern in Niederösterreich, malerisch eingebettet in die umliegenden Weinberge. Man betritt den Schaugarten durch ein von Maria Theresia gestiftetes, kunstvoll verziertes schmiedeeisernes Tor. Nach und nach öffnet sich ein immer weiter werdender Blick auf das Gelände. In dem alten Schlossgarten sind die barocken Strukturen weitgehend erhalten und bilden mit den ihn umgebenden alten Mauern und dem Gartenpavillon ein harmonisches Gesamtbild. Der 1706 erstmals erwähnte Gartenpavillon – das ehemalige Lusthaus – befindet sich auf einer kleinen Anhöhe, hinter der sich der historische Obstgarten verbirgt.
Alte und neue Raritäten
Hauptattraktionen sind nicht die geometrisch angeordneten Beeteinfassungen nach englischem Vorbild, sondern die vom Aussterben bedrohten, fast vergessenen Kulturpflanzen. Rund 750 verschiedene seltene Gemüse-, Getreide- oder Färberpflanzen werden jährlich für Schauzwecke, in verschiedene Themenbeete gegliedert, angebaut. Neben den zahlreichen alten Sorten kann der Besucher auch Exotisches aus aller Welt wie Knollenziest, Erdmandel oder Melothria kennenlernen. Im Schaugarten wird zudem Saatgut vermehrt. Und so sind vor allem im Herbst zahlreiche Samenträger zu bewundern, wie zum Beispiel blühende Pastinaken, Salate oder Schwarzwurzeln. Erfahrene und neugierige Gärtnerinnen und Gärtner finden vielfältige Anregungen für die eigene biologische Gärtnerpraxis, etwa zu Themen der Gründüngung oder Mischkultur oder des biologischen Pflanzenschutzes.
Verkauf von Pflanzen für Gärtnerinnen und Gärtner
Die im Garten angepflanzten Raritäten und Kuriositäten können im Anschluss an den Besuch im Arche Noah Shop als Bio-Jungpflanze oder als Bio-Saatgut erworben werden. Auf diese Weise werden auch die Hausgärten zu Vielfaltsgärten. Fachkundige Arche-Noah-Mitarbeitende des Shops vermitteln Wissen und Anbautipps zu den besonderen Pflanzen. Ebenso sind im Shop Bücher zu Gartenthemen, kalte und warme Getränke, Snacks und Eingemachtes sowie Picknickdecken für einen gemütlichen Aufenthalt unter alten Obstbäumen erhältlich.
Arche Noah Schaugarten in Schiltern
Informationen für Besucherinnen und Besucher
Der Garten ist von April bis Anfang Oktober, Dienstag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Es wird ein Erhaltungsbeitrag für den Schaugarten erhoben. Gruppenführungen auch mit Verkostungen auf Anfrage, ebenso Führungen für Schulklassen und ein Kinderprogramm.
Der Garten kann gut selbstständig erkundet werden: Alle Arten sind übersichtlich etikettiert, und zusätzliche Informationen finden sich auf den zahlreichen Informationstafeln an den Beeträndern. Wer noch mehr wissen möchte, kann samstags, sonntags und an Feiertagen dreimal täglich an Gartenführungen teilnehmen.
Weitere Informationen: www.arche-noah.at
Merian Gärten in Basel – Haupsitz ProSpecieRara
Am Stadtrand von Basel, zwischen Fussballstadion und Industriegebiet, öffnet sich eine ganz eigene Welt, die die Hektik der Stadt vergessen lässt – eine grüne Oase: die Merian Gärten Brüglingen mit ihren Pflanzensammlungen, darin eingebettet der Hauptsitz von ProSpecieRara Schweiz. In einigen Gartenbereichen arbeiten ProSpecieRara und die Merian Gärten zusammen: So können Besucherinnen und Besucher den ProSpecieRara-Gemüsegarten, den Beerengarten und die Obstsammlung sowie einige alte Nutztierrassen erkunden.
Vom Bauerngut zum botanischen Garten
Einst gehörten diese Ländereien Christoph Merian senior (1769–1849), dem Grosskaufmann und zu seiner Zeit reichsten Schweizer. Den rund 56 Hektar umfassenden Landsitz Brüglingen schenkte er seinem Sohn Christoph zur Hochzeit. Dieser vergrösserte die Ländereien und das Vermögen. Der Nutz- und Lustgarten wurde erweitert, eine grosse Orangerie kam dazu. Mit seinem sowie dem Tod seiner Frau Margaretha 1886 gingen sämtliche Besitztümer in die Christoph Merian Stiftung über. Der Ertrag der Stiftungsgelder wird bis heute für Menschen in Not, eine gesunde Umwelt, Lebensqualität und Kultur in Basel eingesetzt.
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts nahm die landwirtschaftliche Nutzung des Geländes sukzessive ab und endete 1980 mit der nationalen Gartenbauausstellung «Grün 80».
1968 stellte die Christoph Merian Stiftung den Teil des Geländes, der heute die Merian Gärten umfasst, für hundert Jahre kostenlos für die Schaffung eines botanischen Gartens zur Verfügung. Seither wurden zahlreiche Pflanzensammlungen angelegt. Die berühmteste darunter ist wohl die Iris-Sammlung, deren bunte Blütenpracht jeden Frühsommer Tausende Besucher anzieht.
Seltene Sorten im ProSpecieRara-Bauerngarten
Der Zier- und Nutzgarten wurde nach diversen baulichen Veränderungen 2011 nach Plänen aus dem 19. Jahrhundert umgebaut. Wie beim historischen Vorbild sind nun die rechteckigen Gemüsebeete durch helle Kieswege miteinander verbunden und der schnurgerade Kanal teilt den Garten in zwei Hälften. Nicht nur die Anordnung der Beete entspricht wieder dem ursprünglichen Zustand, sondern es wachsen darin auch wieder alte, fast vergessene Gemüse- und Zierpflanzensorten. Denn seit Ende 2012 hat ProSpecieRara Schweiz ihren Hauptsitz in zwei Gebäuden mitten in den Merian Gärten. ProSpecieRara plant seither die Bepflanzung der Beete, kann so Sichtungen durchführen und seltene Sorten für die neue und moderne Samenbibliothek vermehren. Die Gärtnerinnen und Gärtner der Merian Gärten sorgen für den Unterhalt der Gärten. Der Garten beherbergt sowohl einjährige Kulturen wie ‘Gelbe Radies’ oder ‘Roter Tessinermais’ als auch mehrjährige wie den ‘Riesenrhabarber Adliswil’ oder Kardy. Folgt man dem Mühlebach abwärts, grenzt an den Gemüsegarten die Beerensammlung mit gelben Himbeeren und weissen Erdbeeren, die zum Naschen verführen.
Direkt hinter dem Gemüsegarten liegt der neu gebaute helle Schafstall mit den Bündner Oberländer Schafen. In dem grossen Freigehege springen im Frühling die Lämmer zum Vergnügen der grossen und kleinen Zuschauer um die Wette. Das Brutzentrum, in dem die drei rarsten Schweizer Hühnerrassen vermehrt werden, steht gleich hinter dem Schafstall. Regelmässig schlüpfen dort im Schaufenster Küken und können von den Besucherinnen und Besuchern auf ihrem anstrengenden Weg aus dem Ei beobachtet werden. Weiter südlich liegt die Obstsammlung, in der 400 seltene Obstsorten, viele davon aus der Region Basel, erhalten werden. Alle ProSpecieRaraPflanzen sind mit ausführlichen Sorteninformationen beschriftet, sodass sie als Inspirationsquelle für den eigenen Garten dienen können.
Merian Gärten in Basel – Hauptsitz ProSpecieRara
Informationen für Besucherinnen und Besucher
Die Merian Gärten liegen, gut mit dem öffentlichen Verkehr (Tram 10/11) erreichbar, südlich der Stadt Basel. Von 8 Uhr bis Sonnenuntergang ist das gesamte Parkareal für Besucher zugänglich. Der Eintritt ist frei. Museen, Kunstausstellungen sowie diverse Veranstaltungen machen diesen Ort zu einem spannenden Ausflugsziel. Die Beschilderung der Sorten im Garten wird laufend angepasst, sodass einem selbstständigen Rundgang nichts im Weg steht. Auf Anfrage können auch Führungen gebucht werden.
Weitere Informationen: www.meriangaerten.ch, www.prospecierara.ch
Samengarten in Eichstetten am Kaiserstuhl
Das Ziel der Stiftung Kaiserstühler Garten ist, die Bewahrung, Erforschung, Vermehrung und Anpassung der regionalen Kulturpflanzenvielfalt zu fördern. Zu diesem Zweck hat die Stiftung in dem Winzerort Eichstetten am Kaiserstuhl, in der Nähe von Freiburg im Breisgau, einen Schau- und Samengarten eingerichtet. Auf einer Fläche von etwa 8000 Quadratmeter werden hier viele seltene und beinahe vergessene Kulturpflanzen angebaut, um sie für die Zukunft zu erhalten.
Erhaltungssorten von ProSpecieRara Deutschland
2011 hat die Stiftung Kaiserstühler Garten zusammen mit ProSpecieRara Schweiz die gemeinnützige GmbH ProSpecieRara Deutschland gegründet. Diese Gesellschaft setzt sich ebenso wie ProSpecieRara Schweiz für den Erhalt und die Verbreitung alter Kulturpflanzen ein.
Erzeugung von Saatgut für die Region
Das Besondere am Kaiserstühler Garten ist, dass es sich nicht nur um einen Schaugarten, sondern auch um einen Samengarten handelt. Hier werden die alten Gemüse-, Kräuter-, Blumen- und Getreidesorten nicht nur angebaut, sondern es wird von ihnen auch Saatgut gewonnen, sodass sie dem Anbau und der Vermarktung wieder zugänglich gemacht werden können. Das Ziel der Stiftung ist in die Zukunft gerichtet: Sie will die Vielfalt heimischer Kulturpflanzen durch kleinräumigen Anbau erhalten und fördern. Sozusagen als regionale Antwort auf die globale Privatisierung des Saatguts und auf das Verschwinden genetischer Vielfalt. Das Saatgut unserer in 8000 Jahren entstandenen Nahrungspflanzen ist ein Kulturschatz von unabsehbarem Wert. Das Anliegen der Stiftung ist es, diesen Schatz in der Region zu erhalten und samenfestes, vitales Saatgut, auch von heute gefährdeten Sorten, an künftige Generationen weiterzugeben. Um dies zu erreichen, muss der freie Zugang zum Saatgut ermöglicht werden. Weiterhin werden in Zuchtversuchen Gemüsesorten von zum Beispiel Sellerie, Lauch, Kohlrabi, Fenchel, Pastinake und Mangold angebaut mit dem Ziel, sie an die Region anzupassen und durch Selektion züchterisch zu verbessern.
Staunende Kinder erleben die kulturelle Vielfalt
Im Laufe der Vegetationsperiode von April bis Oktober wird im Garten die Vielfalt der heimischen Kulturpflanzen vom Keimen im Frühjahr bis zur Samenreife im Herbst gezeigt. Dabei wird den Besuchern die samentragende Vielfalt von bekannten und raren Gemüsearten nähergebracht. Kinder sehen hier oft zum ersten Mal, dass Karotten auch blühen können. Hier riechen, sehen und ertasten sie, was kulturelle Vielfalt tatsächlich heisst. Der Samengarten wird auch regelmässig als «Grünes Klassenzimmer» von Lehrern und Schulklassen aller Altersstufen genutzt. Um die Inhalte anschaulich vermitteln zu können, werden im Garten jeweils Schwerpunkte gesetzt, wie zum Beispiel die Zuordnung von Gemüsepflanzen zu Pflanzenfamilien, die Entwicklung von der Wildpflanze zur Kulturpflanze oder die Vielfalt innerhalb einer Gemüseart anhand zahlreicher verschiedener Sorten – es werden unter anderem regelmässig vierzig bis fünfzig verschiedene Tomatensorten angebaut, und auch die Vielfalt von Paprika ist jedes Jahr zu sehen. In einem weiteren Themenschwerpunkt wird mit Hilfe von Ursprungszentren gezeigt, wo einige der Nahrungspflanzen herkommen.
Das Obstmuseum auf der Wiese
Angegliedert an den Garten befindet sich ein Obstmuseum. Auf einer grossen Wiese stehen noch junge Obsthochstammbäume und Beerensträucher von besonderen Sorten wie ‘Gellerts Butterbirne’ oder ‘Graue Herbstrenette’, die in der Landschaft am Kaiserstuhl früher weit verbreitet waren.
Parallel zur praktischen Umsetzung im Garten hat die Stiftung eine Akademie gegründet, um die Stiftungsziele auch fachlichtheoretisch zu bearbeiten. Zur Wissensvermittlung rund um das Thema der biologischen Vielfalt werden Kurse, Vorträge, Seminare und Führungen veranstaltet. Angesprochen werden hier nicht nur Fachleute wie Gärtner und Züchter, sondern auch interessierte Laien und Hobbygärtner.
Samengarten in Eichstetten am Kaiserstuhl
Informationen für Besucherinnen und Besucher
Der Samengarten ist täglich geöffnet, und Besucher sind jederzeit herzlich eingeladen, die Pflanzenwelt zu erkunden oder den Gärtnerinnen und Gärtnern über die Schulter zu schauen. Von Juni bis September werden an jedem zweiten Sonntag im Monat Führungen angeboten, auch Privat- oder Gruppenführungen sind möglich. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Schaugarten in Eichstetten zu einer touristischen Attraktion in der Region entwickelt. Er eignet sich auch gut als Ausgangspunkt für Wanderungen in den Kaiserstuhl. Zur Unterstützung des Samengartens existiert seit 2005 ein Förderverein, dessen Mitglieder durch ihren Beitrag die Anlage und Pflege des Gartens mit ermöglichen.
Weitere Informationen: www.kaiserstuehler-garten.de
Schaugarten Landwirtschaftliches Zentrum Rheinhof in Salez
Im Schaugarten des Landwirtschaftlichen Zentrums Rheinhof in Salez, Kanton St. Gallen, wurden im Jahr 2013 die Gemüsesorten des Vereins zur Erhaltung alter Kultursorten in Liechtenstein, Hortus, angebaut. Hier befindet sich auch die Geschäftsstelle von Hortus.
Alte und moderne Ackerkulturen
Auf dem Rheinhof wird neben den modernen Sorten eine grosse Vielfalt alter Kulturpflanzensorten angebaut. Der Sortenschaugarten umfasst eine Fläche von 700 Quadratmetern und ist in vier Sektoren aufgeteilt. Es werden erhaltenswürdige Sorten von Ackerkulturen und Getreidearten wie Weizen, Gerste, Dinkel, Binkel, Roggen, Hafer, aber auch Hirse, Buchweizen, Ackerbohnen und Erbsen angebaut. Bei den Hauptgetreidearten werden die Zuchtfortschritte verglichen; heute seltene Getreidearten wie Emmer und Einkorn wachsen nebenan. Die Abstammung des Brotweizens wird ebenso gezeigt wie die neuesten Sorten für die landwirtschaftliche Produktion. Es wachsen auch neuere und ältere Kartoffelsorten sowie die Rheintaler Spezialität Ribelmais und einige Maissorten aus der Region der Linthebene, die hier getestet und in der Region zum Teil bereits wieder grossflächig angebaut werden.
Saatgutvermehrung alter Gemüsesorten
Jedes Jahr finden auch Saatgutvermehrungen von verschiedenen alten Gemüsearten und -sorten statt. Zudem wird der Garten ergänzt mit einer Vielzahl von Industrie- und Färberpflanzen, sowie einer Abteilung mit Heil-, Aroma- und Gewürzpflanzen, die der hier ebenfalls ansässigen Kräuterakademie zur Anschauung dienen.
Schaugarten Landwirtschaftliches Zentrum Rheinhof in Salez
Informationen für Besucherinnen und Besucher
Von Mai bis Oktober kann der Schaugarten tagsüber unter der Woche frei besichtigt werden. Jedes Jahr gibt es einen anderen Schwerpunkt zu entdecken. Führungen für Gruppen auf Voranmeldung; diesen steht die ganze Infrastruktur des Landwirtschaftlichen Zentrums Rheinhof mit Seminar- und Tagungsräumen zur Verfügung.
Weitere Informationen: www.lzsg.ch, www.hortus.li