Читать книгу Das Lexikon der alten Gemüsesorten - Marianna Serena - Страница 12
ОглавлениеGemüsesorten
Artischocke
Cynara cardunculus L., Scolymus-Grp. Asteraceae (Korbblütler)
Geschichte
Der wilde Kardy, von dem die heutigen Gartenformen der Artischocke und des Kardys abstammen, ist im östlichen Mittelmeergebiet heimisch. Vermutlich nutzte man ihn schon früh, und zwar sowohl den Blütenboden der Knospe, wie heute bei der Artischocke, als auch die Blattspreiten. Artischocken und Kardy sind heute noch so nah verwandt, dass sie miteinander einkreuzen können. In Aufzeichnungen aus der Antike wird zunächst der Kardy erwähnt. Von Theophrast (371 v. Chr.) stammt eine der ersten ausführlichen Beschreibungen. Es waren römische Gärtner, die die wilde Pflanze züchterisch weiter bearbeiteten und sie fortan «carduus» nannten. Vermutlich trennen sich hier die Wege von Kardy und Artischocke. Plinius der Ältere (ca. 23–79 n. Chr.) preist in seinen Aufzeichnungen die Wirkung der Artischocke und beschreibt sie als Luxusgemüse.
Man geht davon aus, dass die Artischocke in ihrer heutigen Form im 15. Jahrhundert von der Levante über Sizilien nach Italien kam. In Venedig wurde sie 1473 als seltene Gartenpflanze ausgestellt. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts breitete sich die Artischocke von Frankreich nach England aus, nach Deutschland gelangte sie erst im 17. Jahrhundert.
Der Artischocke wurde lange Zeit erotisierende Wirkung nachgesagt. Fuchs schrieb 1543, Artischocken «machen Lust und Begier zu ehelichen Werken». Junge Mädchen warnte man eindringlich vor den Folgen des Artischocken-Konsums. Schon früh wurde die Artischocke auch als Medizin verwendet. Tabernaemontanus (1522–1590) legte eine detaillierte Beschreibung der Pflanze vor, worin es unter anderem heisst: «Die Wurzel in Wein gesotten, und davon getrunken, soll den Gestanck der Achseln (und des ganzen Leibs) vertreiben (…). Ob gemeldeter Tranck treibet auch viel stinckendes Harn, wie die Spargen, dienet dershalben zu den verstopften Lebern und Nieren, zu der Gelbsucht und Wassersucht.» In Frankreich ist die Artischockenheilkunde (Cynaratherapie) entstanden. Ihre Hauptanwendungsgebiete sind: Arterienverkalkung, Cellulitis, Diabetes, Fettleibigkeit, Gicht, Gallen- und Leberstauungen.
Ursprungsregion der Artischocke.
Erntet man sie nicht, entstehen daraus die bei Bienen sehr beliebten grossen violetten Blüten.
Bedeutung heute
Die Artischocke ist heute vor allem im romanischen Kulturkreis beliebt. Sie wird hauptsächlich in den Ländern des Mittelmeerraumes, allen voran Italien und Spanien, angebaut.
Von den Artischocken werden die jungen Blütenknospen gegessen.
Sortenvielfalt
Es gibt grüne, grünviolette und violette Sorten, darüber hinaus weitere lokale, meist vegetativ vermehrte. Grüne Sorten sind meist besonders grossblütig mit schweren Blütenknospen und grossen Blütenböden. Violette Sorten haben Blütenknospen mit grüner Grundfarbe und mehr oder weniger violetten Stellen auf den äusseren Blättern. Sie weisen meist längere und dickere Blütenhüllblätter und kleinere Blütenböden auf.
Anbau
In Italien und Spanien werden Artischocken über das Winterhalbjahr kultiviert, so können sie nach der Blüte vollständig einziehen und die heiss-trockenen Sommermonate über ruhen. Erntereif sind die Knospen dann zwischen Februar und April.
Im mitteleuropäischen Klima ist die Artischocke nicht leicht anzubauen. Sie stellt hohe Ansprüche an Temperatur und Boden. Der Standort soll sonnig und windgeschützt sein. Artischocken lieben Feuchtigkeit, ertragen aber keine Staunässe. Als Tiefwurzler mögen sie einen tiefgründigen, lockeren und nährstoffreichen Boden. Sie bevorzugen Regionen mit einem langen, temperierten Frühling. Am richtigen Standort entwickelt sich eine ausdauernde, distelartige Pflanze, die bis zu zwei Meter hoch werden kann. Die Pflanze ist mehrjährig.
Im schweizerischen Mittelland überwintern Artischocken in milden Wintern auch schon mal draussen auf dem Beet, leicht geschützt durch einige Tannenäste. Im zweiten Jahr beginnen die Artischocken zu blühen und Samen zu bilden. Bei vielen alten Sorten können noch Samen geerntet werden, sie bleiben auch in der nachfolgenden Generation sortenecht.
Bei Arche Noah in Österreich, das kontinentaleres Klima als in der Schweiz und Deutschland vorzuweisen hat, hat es sich bewährt, die Wurzelstöcke Ende Oktober/Anfang November auszugraben und zurückzuschneiden. Die Pflanze überwintert dann im Topf im unbeheizten Folientunnel. Der Neuaustrieb geht so jedoch meist schon im Februar los; diese Neuaustriebe sind im Gegensatz zum Wurzelstock extrem frostempfindlich; wenn die Triebe erfrieren, geht immer auch der Stock zugrunde. Daher werden die Töpfe rechtzeitig zu Beginn des Neuaustriebs an einen frostsicheren Ort gebracht. Zu diesem Zeitpunkt kann man auch mit der vegetativen Vermehrung der Artischocke beginnen. Dazu muss man die 10 bis 15 Zentimeter langen Neuaustriebe mit einem scharfen, sauberen Messer aus dem Wurzelstock herausschneiden. Für eine rasche Bewurzelung empfiehlt es sich, beim Schnitt ein kleines Stück aus dem Wurzelstock mitzugeben. Die so entstandenen «Kindel» können wie Stecklinge zur Bewurzelung in Töpfe gesteckt werden. So erhält man bis zum Auspflanzen nach den Eisheiligen kräftige Jungpflanzen, die schon im ersten Jahr wieder Blütenknospen bilden.
Verwendung
Gegessen werden primär die verdickten Blütenböden, die Artischockenherzen. Dafür werden die Blütenknospen geerntet, bevor sich die Schuppen abzuspreizen beginnen. Auch das Fruchtfleisch der Blattbasen kann genossen werden.
Die Blütenknospen können entweder als Ganzes gekocht und erst beim Essen zerlegt werden oder aber man entfernt schon vor dem Kochen die ungeniessbaren Teile. Von violetten Sorten werden oft auch kleine junge Blütenknospen als Ganzes frittiert oder gekocht. Der «Cynar», ein Artischockenschnaps, ist im südlichen Europa als Aperitif beliebt.
Inhaltsstoffe
Artischocken und Kardy enthalten in hoher Konzentration Inulin, ein spezielles Kohlenhydrat. Daher sind Kardy und Artischocke für Diabetiker besonders geeignet. Sie sind ausserdem besonders reich an Kalium, Magnesium und Kalzium und weisen eine bedeutende Konzentration an Folsäure (Vitamin B9) auf, die sich allerdings beim Kochen teilweise verliert.
Heilwirkung
Die Heilkraft der Artischocke liegt vor allem in den grossen Grundblättern. Deren Inhaltsstoffe sind Caffeoylchinasäure und Flavonoide. Als wichtigster Wirkstoff galt lange Zeit das Cynarin. Moderne Analysen haben jedoch nachgewiesen, dass Cynarin in der frischen Pflanze nur in Spuren vorkommt – es ist wohl vielmehr ein Zusammenspiel verschiedener in der Artischocke enthaltener Stoffe, die für die Heilwirkung verantwortlich ist. Bei Blähungen, Völlegefühl, Brechreiz, Übelkeit oder krampfartigen Schmerzen im Oberbauch können Artischockenextrakte hilfreich sein.
Grüne von Laon
Syn. Grosse von Laon
Wo heute noch samenfeste Artischockensorten angebaut werden, ist die ‘Grüne von Laon’ eine der beliebtesten. Das Städtchen Laon liegt in Nordfrankreich und wurde schon 1809 in agronomischen Lehrschriften als grosses Artischocken-Anbaugebiet gepriesen. Die ‘Grüne von Laon’ war Mitte des 19. Jahrhunderts die am häufigsten verkaufte und beliebteste Artischocke in Paris. In der Schweiz erschien sie 1878 erstmals im Sortenkatalog von François Wyss, in Frankreich führte sie Vilmorin ab 1886 im Sortiment.
Merkmale Grosse runde Blütenknospen mit bleichen grünen Blütenhüllblättern und breitem, dickem und fleischigem Blütenboden. Die Pflanzen wachsen oft mehr in die Breite als in die Höhe. Mittelspät reifend.
Anbau Lässt sich gut sortenrein und stabil über Samen vermehren. Ergiebig im Ertrag und ziemlich frosthart.
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Violette von Chioggia
Diese Sorte zeigt eine gewisse Variabilität durch leichte Unterschiede in der Form und Farbe der Blütenhüllblätter. Sie hat ihren Ursprung in Norditalien. Chioggia ist ein an der Adria, südlich von Venedig gelegenes Gemüseanbaugebiet, in dem verschiedenste Sorten gezüchtet wurden, unter anderem die aussergewöhnliche weissrot gestreifte Chioggia-Rande. Unter dem Namen ‘Violetto di Sant Erasmo’ wird auf der gleichnamigen Insel in der Lagune von Venedig eine ähnliche Artischocke auf stark salzhaltigen Böden angebaut. Sie ist in der Region eine beliebte Delikatesse.
Merkmale Kleine hochrunde Blütenknospen mit spitzen, violetten Blütenhüllblättern und kleineren Blütenböden. Junge Blütenknospen sind fleischig, zart und geschmackvoll.
Anbau Diese Sorte wird üblicherweise über Samen, kann aber auch vegetativ vermehrt werden. Bei der Selektion der Samenträger nur Samen von violetten Köpfen ernten!
Verwendung Für die Küche unbedingt nur ganz junge Köpfe ernten. Diese können als Ganzes gekocht, frittiert oder gebraten werden.
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Violette von Plainpalais
Syn. Violet de Plainpalais
Violette Artischocken wurden vor allem in Südfrankreich und Italien angebaut. Sie sind frühreifer als die grünen Sorten. In den Gemüsegärten von Plainpalais bei Genf wurde ein violetter Sortentyp weiter verbessert. Daraus entstand Ende des 19. Jahrhunderts die Sorte ‘Violet de Plainpalais’. In bürgerlichen Kreisen wurde sie damals hoch geschätzt. Sie galt als gut an die dortigen Anbauverhältnisse angepasst und qualitativ besser als die ‘Grüne von Laon’.
Merkmale Trägt mittelgrosse Blütenknospen mit violett überlaufenen Blütenhüllblättern, am oberen Ende rundlich mit doppelten Zipfeln endend. Hat eher kleine Blütenböden. Die Pflanzen haben im Vergleich zu grünen Artischockensorten einen kleineren Wuchs.
Anbau Diese Sorte wurde schon immer ausschliesslich über Wurzelableger vermehrt, da sie nicht samenfest ist. Auch ist sie nicht sehr winterhart, deshalb im Freiland gut vor Kälte schützen. Geeignet für den Hausgarten.
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Aubergine
Eierfrucht, Melanzane
Solanum melongena L. Solanaceae (Nachtschattengewächse)
Geschichte
Bereits 1200 v. Chr. wird in Sanskrit ein niedriges, distelartiges Gewächs mit roten oder dunkelgelben Beeren und violetten Blüten beschrieben: das Solanum indicum. Es ist die Wildform der heutigen Aubergine. Südindische Bauern und andere Ureinwohner des Subkontinents begannen bereits zu dieser Zeit mit der Zucht und Kultivierung dieses Gemüses. Die Wildform hat auch heute noch eine grosse Bedeutung in der indischen Heilkunde.
Die Araber lernten Pflanze und Frucht im 7. Jahrhundert kennen. Vermutlich gelangte die Aubergine im 13. Jahrhundert mit arabischen Händlern via Spanien nach Europa.
In Italien allgemein bekannt wurde sie jedoch erst im Laufe des 16. Jahrhunderts. Fuchs schreibt in seinem Kräuterbuch 1543: «Melanzan, Mala insana [ungesunde Äpfel], Poma amoris: Melanzan ist ein fremdes Gewächs (…) Will denselben Wert haben wie die Kürbisse und Melonen (…) Doch esset man die Äpfel an manchen Orten mit Öl und Salz und Pfeffer wie die Pfifferling (…) Doch solche Speise lieben allein die Schleckmäuler, die nicht hoch achten, wie gesund ein Ding sei, wenn es nur wohl schmeckt. Die andern so der Gesundheit wollen pflegen, sollen sich vor dieser Frucht hüten, dann sie ungesund und hertdewig ist.» In der Art wurde immer wieder vor dem Verzehr gewarnt: Diese Frucht sei wenig nahrhaft und gesundheitsschädigend.
Ursprungsregion der Ausgangsform der Aubergine, Solanum indicum.
Eine der ersten frühen Zuchtformen, die weisse, eiförmige Aubergine, erhielt den Namen «Eierfrucht». Bis heute kennt man die Aubergine im englischen Sprachgebiet unter dem Namen «eggplant».
Eine nahe verwandte Auberginenart ist im tropischen Afrika und in Brasilien verbreitet. Sie wird «Äthiopische Eierfrucht», Solanum aethiopicum, oder «Afrikanische Aubergine» genannt. Ihre heutigen Sorten wurden aus der Wildform Solanum anguivi Lam. gezüchtet.
Bedeutung heute
Neben China, Japan und der Türkei sind heute auch Italien und Spanien wichtige Produktionsgebiete. In der südländischen Küche ist die Aubergine ein fester Bestandteil geworden. Ohne dieses Gemüse gäbe es in Griechenland kein Moussaka oder in Frankreich kein Ratatouille. In Indien ist sie bis heute ein wichtiger Bestandteil in der regionalen Küche geblieben. Die Äthiopische Aubergine wird vor allem in Afrika und Brasilien verwendet. Europäern ist die Äthiopische Aubergine nahezu unbekannt und wird lediglich von einigen Liebhabern als alte Gemüsesorte geschätzt.
Sortenvielfalt
Die Familie der Nachtschattengewächse, zu der die Aubergine gehört, ist eine der grössten Pflanzengattungen. Richard Olmstead und Lynn Bohus haben im Jahr 2007 2716 anerkannte Sorten registriert. Zu dieser Gruppe gehören neben der Kartoffel und der Tomate auch die Tollkirsche oder Datura.
Mit vielen Farb- und Formvarianten – tiefviolett bis fast schwarz oder gestreift, klein, gross, länglich, kugelförmig oder zylindrisch – bringt die Aubergine viel Abwechslung für das Auge. Die Varietät mit den kleineren weissen, glänzenden Früchten hat weniger Fruchtfleisch und viele Samen. Ursprüngliche Formen sind an den Fruchtstielen und Kelchblättern oft stachelig, eine Eigenschaft, die den neuen Sorten weggezüchtet wurde. Die Bitterkeit ist ein weiteres Merkmal der Wildform. Heute werden im Grossmarkt vor allem die dunkelvioletten, länglichen, keulenförmigen Früchte angeboten. Doch wer einen Garten sein Eigen nennt, kann unter einer grossen Auswahl verschiedenster Sorten wählen.
Auberginen gibt es in zahlreichen Farben, Formen und Grössen.
Die Aubergine ‘Rotonda bianca sfumata di rosa’ bildet grosse dunkelviolette Blüten.
Anbau
In unseren Breitengraden ist es nicht immer einfach, eine reiche Ernte zu haben. Die Aubergine benötigt den wärmsten Platz im Garten. Für Freiland und Folienhäuser sind frühreife Sorten zu verwenden. Angezogen werden sie März, April im Haus. Ab Mitte Mai können sie an einen geschützten Platz ausgepflanzt werden. Ein mit Kompost vorbereiteter Platz und genügend Wassergaben sind die ideale Grundlage für eine gute Ernte. Ab und zu etwas Hühnermist unterstützt das Wachstum. Pro Pflanze lässt man 2 bis 3 Haupttriebe mit je 3 bis 4 Früchten wachsen. Die Aubergine sollte geerntet werden, bevor die Samen voll ausgereift sind, da sie sonst bitter wird.
Verwendung
Die Aubergine ist ein Gemüse, das gekocht werden muss. Sie lässt sich auf viele Arten zubereiten: Beispielsweise in Scheiben geschnitten gedünstet oder halbiert und gefüllt. Frittiert ist die ganze Pflanze verwendbar.
Im Gegensatz dazu kann die äthiopische Eierfrucht auch roh gegessen werden. Deren Blätter werden ebenfalls als Nahrungsmittel genutzt, vor dem Verzehr werden sie jedoch meist gekocht.
Inhaltsstoffe
Es sind geringe Mengen von Kalzium, Phosphor und Eisen, aber auch Vitamin B1, B2, C und Karotin in der Aubergine vorhanden. Sie besteht aus fast 93 Prozent Wasser, 4 Prozent Kohlenhydraten und 1 Prozent Eiweiss.
Heilwirkung
Bei Diabetes kann sie den Cholesterinspiegel senken helfen, oder bei chronischem Husten und Bronchialleiden Abhilfe schaffen. In der indischen Medizin wird die Aubergine zur Beschleunigung der Stoffwechselvorgänge im Körper benutzt. Um Durchfall bei Kindern zu lindern, werden die Blätter gedämpft und als Umschläge auf den Bauch gelegt. Untersuchungen konnten nachweisen, dass die Blätter der äthiopischen Eierfrucht eine leicht krampflösende Wirkung haben.
Applegreen
Syn. Green apple
An einen grünen Apfel erinnert diese Aubergine tatsächlich, allerdings an einen ziemlich grossen und etwas länglichen. Die hellgrüne Farbe bei Genussreife ist bei Auberginen ein ungewohnter Anblick. In Südostasien sind grüne Formen jedoch häufig. ‘Applegreen’ wurde im Jahr 1964 vom Pflanzenzüchter Elwyn Meader an der Universität von New Hampshire/USA entwickelt.
Merkmale Die ungewöhnlichen Früchte sind eiförmig, weiss bis hellgrün, etwa 300 bis 450 g schwer und 15 bis 18 cm lang. Sie sind festfleischig, mild, nicht oxidierend, wenn aufgeschnitten. Sie haben einen sehr guten Geschmack. Die Pflanzen wachsen mittelhoch, breit ausladend und sind locker belaubt. Sie haben mittlere Blattgrösse, helllila Blüten.
Anbau Eine typische Sorte für den Tunnelanbau oder für den Freilandanbau im sehr milden Weinbauklima. Mittlerer Ertrag. Im Tunnel frühreifend, im Freiland eher spät reifend. Früchte sind anfällig auf mechanische Schäden. Den Erntezeitpunkt zu bestimmen, braucht Erfahrung. Sie werden aufgrund der grünen Farbe oft als unreif eingeschätzt. Die Pflanze kann ohne Stütze angebaut werden.
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Bambino
Man würde meinen, sie sei dem Namen nach eine Italienerin. Doch der Ort der Entstehung und Züchtung dieser Sorte ist unbekannt. Sie ist vereinzelt noch im Samenhandel zu finden, aber nur, wo Spezialitäten angeboten werden. Die kleinen ovalen Früchte von der Grösse eines Golfballes und der zwergartige Wuchs unterscheiden ‘Bambino’ deutlich von anderen Sorten.
Merkmale Die Pflanze wird nur 30 bis 40 cm hoch und produziert dichte Fruchtbehänge mit kleinen, violettschwarzen Früchten. Sie hat dekorative hellviolette Blüten. Frühreif.
Anbau Eignet sich sehr gut für Töpfe. Bei gutem Standort können bereits ab Ende Juli erste Früchte geerntet werden.
Verwendung Die kleinen Früchte eignen sich geviertelt oder an Spiesschen mit Fleischstücken und Paprika aufgesteckt sehr gut zum Grillieren.
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Imperial Black Beauty
Syn. Black Beauty
‘Imperial Black Beauty’ ist eine sehr alte Sorte. Sie wurde im Jahr 1902 auf dem Markt eingeführt und entsprang der Kreuzung der Sorten ‘Large Early Purple’ und ‘Black Peking’. Letztere Sorte wurde 1866 aus China in die USA eingeführt.
Merkmale Eine Pflanze hat 4 bis 6 sehr grosse, dunkle und ovale Früchte mit glänzend dunkelvioletter Haut. Die Früchte haben einen guten Geschmack und sind gut haltbar. Mittelspät reifend.
Anbau Eignet sich nur für den Tunnelanbau oder den Freilandanbau in sehr warmen Gegenden. Die Pflanzen wachsen bis zu 1 m hoch und müssen ausreichend gestützt werden.
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Listada de Gandia
Eine wunderschöne alte Traditionssorte, die im Mittelmeergebiet auch heute noch auf Wochenmärkten zu finden ist. Ihrem Namen nach kommt sie aus der Nähe von Valencia/Spanien. «Listada» bedeutet gestreift – übersetzt würde sie also die «Gestreifte von Gandia» heissen. Angeblich begann ihre Verbreitung 1850 von Spanien nach Südfrankreich, von wo aus sie sich im ganzen Mittelmeerraum und bis in die USA verbreitete.
Merkmale Längliche eiförmige Früchte, die bis 15 cm lang werden und durch ein helles Streifenmuster auf violettem Grund bestechen. Das Fleisch ist süsslich, aromatisch und enthält keine Bitterstoffe. Eher spät reifend.
Anbau Ausgesprochen wärmeliebende Sorte, die auch in sehr heissen Sommern noch blüht und Früchte ansetzt. In Mitteleuropa für den Anbau im Plastiktunnel geeignet oder im Freiland an milden Lagen auf schwarzer, Wärme abstrahlender Mulchfolie anzubauen.
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Rossa di Rotonda
Diese Äthiopische Aubergine (Solanum aethiopicum) gehört botanisch einer anderen Art an als die herkömmlichen Auberginen (Solanum melongena). Die Lokalsorte ‘Rossa di Rotonda’ stammt ursprünglich aus Afrika und wird nach Rotonda im Parco Nazionale del Pollino in Italien benannt und dort auch heute noch angebaut. Sie kam wahrscheinlich bereits Ende des 19. Jahrhunderts nach Italien, denn ältere Leute bezeugen, dass diese Aubergine schon vor dem Abessinienkrieg 1935/1936 angebaut wurde.
Merkmale Sie hat die Grösse eines Apfels, ist rotorange glänzend und rund, im Aussehen einer Tomate ähnlich. Sie ist schärfer im Geschmack als gewöhnliche Auberginen und leicht bitter. Wenn sie einmal angeschnitten ist, verfärbt sich die Schnittfläche nicht. Hochwachsende Pflanze. Frühreif.
Anbau Im Mai wird die Jungpflanze ausgepflanzt. Ernte von August bis zur ersten Kälte. Hoher Ertrag von 2 bis 5 kg pro Pflanze. Sie ist kälte- und krankheitsresistenter als die herkömmliche Aubergine. Sehr gut freilandtauglich.
Verwendung Wird oft im Glas mit Essig und Öl eingemacht.
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Rotonda bianca sfumata di rosa
Syn. Rosa bianca, Italian pink bicolor
Diese Sorte stammt aus Italien, wo sie im Süden heute noch auf lokalen Märkten angeboten wird. Übersetzt würde man sie die «Runde, weiss-rosa Verschwommene» nennen. Verschwommen deutet auf ihre weissviolett ineinander laufende Zeichnung hin. Jedenfalls ist ihr Name Poesie, und genauso schön sieht sie auch aus.
Merkmale Grosse, runde, leicht tropfenförmige Früchte, die oft stark gerippt sind. Ihre Farbe ist hellviolett, jedoch nicht einheitlich, sondern in verschiedenen Schattierungen, besonders am Stielansatz mit viel Weissanteil, oft auch mit weissen Streifen. Sie hat eine dünne, feine Haut, die etwas verletzlich ist. Ihr weisses, festes Fruchtfleisch ist sehr cremig und mild, ganz ohne bitterscharfen Beigeschmack. Wenig Samen. Relativ grosser Stiel. Buschartig wachsende Pflanze.
Anbau Hausgartensorte, die gut im Freiland und ohne Pfahl angebaut werden kann. Ertragreich.
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Tschechische Frühe
Sie ist robust und frühreif. Deshalb eignet sie sich gut als Freilandsorte. Sie soll älter sein als die anderen Sorten und kommt ursprünglich aus Tschechien.
Merkmale Eierförmige, längliche, mittelgrosse Früchte mit dunkelvioletter Haut. Guter Geschmack. Die Pflanzen wachsen gedrungen und kompakt, haben dunkle Stängel und Blattadern. Frühe Blüte und Fruchtansatz.
Anbau Fürs Freiland geeignet. Guter Ertrag.
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Violette longue hâtive
Syn. Early long purple
Sie war lange Zeit eine Standardsorte sowohl in Frankreich als auch in weiten Teilen Europas. Vilmorin erwähnte eine ‘Violette longue hâtive’ (dt. «Violette Lange Frühe») bereits 1818 und unterschied sie von der mittelspät reifenden ‘Violette longue’ (dt. «Violette Lange»). 1904 pries er sie als «die, auf Grund ihrer Frühreife, am besten geeignete Auberginensorte für Paris». 1999 fiel sie jedoch definitiv aus der offiziellen EU-Sortenliste. Gut möglich, dass sie in vielen modernen Züchtungen enthalten ist.
Merkmale Früchte dunkelviolett, schlank und bis zu 20 cm lang. Guter Geschmack. Mittelfeste Schale. Pflanze mit starkem Wachstum. Früh reifend.
Anbau Empfohlene Sorte für kühlere Regionen. Für Freiland geeignet.
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White Sword
Die Früchte von ‘White Sword’ (dt. «Weisses Schwert») haben eine schöne elfenbeinfarbene Schale. Da und dort wird sie auch ‘Chinese White Sword’ genannt, was vermuten lässt, dass diese seltene Sorte ihren Ursprung in China hat.
Merkmale Leicht gebogene, 15 bis 20 cm lange Früchte, die in eine Spitze zulaufen. Weisse, manchmal leicht grünliche, dünne und druckempfindliche Schale. Bei Reife werden die Früchte gelb. Eher weiches, aber geschmackvolles Fleisch. Die Pflanzen wachsen bis 70 cm hoch, sind buschig und dicht belaubt, grossblättrig, haben kleine, helllila Blüten. Spät reifend.
Anbau Sehr wärmebedürftige Sorte, die in der Regel nur im Gewächshaus gut gedeiht. Nur mässig ertragreich. Die Früchte sollten jung geerntet werden, da sie später schnell dunkle Samen ausbilden und ihre Haut hart wird.
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Barbarakraut
Winterkresse, Barbarakresse
Barbarea vulgaris R. Br. Brassicaceae (Kreuzblütler)
Geschichte
Zur möglichen Namensherkunft des Barbarakrauts gibt es mehrere Varianten. Wahrscheinlich bezieht sich der Name darauf, dass die Winterkresse auch am Barbaratag am 4. Dezember noch als Salat zur Verfügung stand. Möglich ist auch ein Zusammenhang mit der Heiligen Barbara, die eine der 14 Nothelferinnen ist, da das Barbarakraut mit seinem hohen Gehalt an Vitamin C die Seeleute vor Skorbut rettete.
Kresse allgemein gehört zu den ältesten Salatpflanzen. Die erste Erwähnung stammt von dem deutschen Mönch Walahfrid Strabo im 9. Jahrhundert im sogenannten «Hortulus». Dabei ist jedoch nicht klar, welche Kresse er genau meinte. Speziell das Barbarakraut hatte einst eine hohe Bedeutung, da die frostfesten Pflanzen auch in den Wintermonaten frisches Grün lieferten. Es war üblich, das Barbarakraut Anfang August auszusäen, damit man den Winter über die Blätter für Salat ernten konnte. Häufiger als in deutschen Gärten wurde dies jedoch in englischen und französischen Gemüsegärten praktiziert. Mit den ersten amerikanischen Siedlern kam das Barbarakraut von Europa aus auch nach Nordamerika und wurde dort als nichteinheimische Salatpflanze angebaut. Im Laufe des 18. Jahrhunderts ging dann die Bedeutung langsam zurück, so wurde zum Beispiel in England die wohlschmeckendere Gartenkresse (Lepidium sativum) bevorzugt angebaut.
Ursprungsregion des Barbarakrauts.
Bedeutung heute
Durch die zunehmenden Möglichkeiten, sich auch in den Wintermonaten mit frischem Gemüse zu versorgen, ist die Bedeutung des Barbarakrauts weiter zurückgegangen. Seit einiger Zeit wird jedoch das Barbarakraut von Hobbygärtnern wieder entdeckt: Es ist robust, braucht wenig Pflege und bringt auch unter ungünstigeren Bedingungen eine gute und geschmackvolle Ernte. Für den Erwerbsanbau hat es keine Bedeutung.
Botanik
Das Barbarakraut gehört zur Familie der Kreuzblütler und ist eine sogenannte Halbrosettenpflanze. Es bildet im ersten Jahr eine vegetative Rosette aus Laubblättern und im zweiten Jahr einen gestreckten Laubspross. Dieser wird bis etwa 80 Zentimeter hoch und endet in einem leuchtend gelben Blütenstand. Das Barbarakraut blüht früh von April bis Juni, doch kann man auch bis weit in den Herbst noch einzelne blühende Pflanzen finden. Geerntet werden die Blätter der Rosette und auch die Samen (sie enthalten etwa 30 Prozent Öl). Die Pflanze produziert reichlich Samen und sät sich damit nach der Blüte gerne selbst wieder aus.
Barbarakraut wächst wild als lichtliebende Pionierpflanze auf offenerdigen Ruderalstellen wie auf Erdaufschüttungen und an Flussufern. Oft kann man es auch an Bahndämmen sehen oder in Unkrautfluren entlang von Wegen und Ackerrändern. Das Barbarakraut ist ursprünglich eine eurasische Art und inzwischen in der gemässigten Zone fast weltweit als Wildart verbreitet. In Europa kommt es nahezu überall vor.
Die Blätter des Barbarakrauts (links) sind eine erfrischende Salatbeigabe. Nach den ersten warmen Frühjahrstagen erscheinen die gelben Blüten (rechts). Lässt man sie ausreifen, kann man im Sommer Samen ernten.
Züchtung
Das Barbarakraut wurde nicht kommerziell vermarktet oder züchterisch bearbeitet; demzufolge gibt es auch keine Unterscheidung in verschiedene Sorten. Allerdings hat die kultivierte Form des Barbarakrauts grössere Blätter als die Wildform.
Anbau
Die Aussaat erfolgt im März oder von Juni bis Mitte September direkt im Garten (Reihenabstand 15 bis 20 Zentimeter). Die Samen werden nur leicht mit Erde bedeckt und danach gleichmässig feucht gehalten. Damit die Jungpflanzen nach der Keimung ausreichend Platz haben, sollten einige Pflanzen entfernt werden, sodass ein Zwischenraum von jeweils 10 Zentimetern entsteht. Das Barbarakraut verträgt Sonne bis Halbschatten und mag feuchte, nährstoffreiche Erde; je trockener der Standort, desto schärfer sind die Blätter. In Kultur sind bislang keine Krankheiten aufgetreten. Eine besondere Pflege oder Düngung ist nicht nötig, im Winter sollten die Pflanzen abgedeckt werden. Man kann das Barbarakraut auch gut in kleinen Töpfen oder Balkonkisten kultivieren. Es ist eine ideale Einsteigerkultur für Neu-Gärtner und -Gärtnerinnen.
Die Blätter werden ab dem Spätherbst über den Winter bis in den Frühling geerntet. Sie werden am besten frisch verwendet bzw. halten sich auch bis zu zwei Tage im Kühlschrank, wenn sie in ein feuchtes Tuch eingeschlagen werden.
Verwendung
Die jungen Blätter können gut als Salat gegessen bzw. mit anderen Salaten gemischt werden. Ebenso können die Blätter wie Spinat in Butter gedünstet oder mit diesem zusammen zubereitet werden. Das Barbarakraut passt auch gut zu Fischgerichten, Kräuterdips, Eierspeisen oder einfach auf ein Butterbrot. Bei den Einsatzmöglichkeiten kann man sich auch an der Verwendung von anderen Kressearten orientieren. Im Juli des zweiten Jahres können die zahlreichen grauen Samen geerntet und wie Senf verwendet werden.
Inhaltsstoffe
Wie das Synonym «Winterkresse» schon sagt, ist das Aroma des Barbarakrauts wie das der Kresse scharf-würzig und auch leicht bitter. Die Schärfe wird hervorgerufen durch Senfölglycoside, einen sekundären Pflanzenstoff. Diese Glycoside wirken als Abwehrstoffe gegen Tierfrass und beugen nach neueren Untersuchungen Infektionen vor und unterstützen die Krebsprävention. Weiterhin enthält das Barbarakraut viel Vitamin C. Im zweiten Jahr werden die Blätter im Geschmack zunehmend herb.
Heilwirkung
Das Barbarakraut wird auch als Heilpflanze verwendet: Man sagt ihm eine appetitanregende, blutreinigende, harntreibende und wundheilende Wirkung zu. So sollen schon im frühen Mittelalter Zimmerleute die Blätter des Barbarakrauts bei kleineren Verletzungen als Pflaster verwendet haben.
Blumenkohl und Brokkoli
Karfiol
Brassica oleracea var. botrytis L. (Blumenkohl) Brassica oleracea var. italica Plenck (Brokkoli) Brassicaceae (Kreuzblütler)
Geschichte
Wie Storl schreibt, kam der Kohl praktisch von selber zu den Menschen. Er fand, zuerst als Unkraut, auf den mit stickstoffhaltigen Abfällen gedüngten Böden eine geeignete ökologische Nische. Der Mensch nahm den Kohl in Kultur und züchtete daraus eine Vielzahl an Varietäten – vom Kohlrabi bis hin zum 5 Meter grossen Baumkohl. Storl schreibt weiter: «Der Kohl ist sozusagen der Hund unter den Gemüsen, denn auch dieser liess sich wie kein anderes Tier vom Menschen formen.»
Blumenkohl und Brokkoli stammen vermutlich von Brassica cretica ab, die wild in Südgriechenland und Zypern wächst. Ob Brokkoli oder Blumenkohl älter ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Ziemlich sicher ist Brokkoli schon in der Antike angebaut worden. Zwischen Brokkoli und Blumenkohl bestehen zahlreiche Übergangsformen.
Um 1490 brachten Genueser wahrscheinlich als Erste Brokkoli und Blumenkohl von Griechenland nach Italien. Von dort aus setzte sein Siegeszug durch ganz Europa ein. Im 16. Jahrhundert wird der Blumenkohl öfter in Kräuterbüchern erwähnt und abgebildet. Der Blumenkohl auf einem Holzschnitt von Joachim Camerarius d.J. aus dieser Zeit ist relativ klein und bildet eine unregelmässig geformte Blume. 1554 wird er von Dodonaeus erstmals als B. pompejana beschrieben.
Ursprungsregion der Ausgangsform von Blumenkohl und Brokkoli, Brassica cretica.
Die Saatgutvermehrung des Blumenkohls und wohl auch des Brokkolis gelang nördlich der Alpen lange Zeit nicht. So musste das Saatgut immer wieder aus Italien bezogen werden. Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts gelang die Saatgutproduktion und damit auch die züchterische Bearbeitung im hiesigen Klima. Noch 1871 gibt Jäger an, dass man Brokkoli in Deutschland kaum anbaue, dafür aber gerne in England, Italien und Südfrankreich. Er nennt eine Menge Sorten von roter, violetter, weisser, grüner und gelber Farbe. Neben solchen, die sicher Köpfe bilden, gäbe es auch welche, die nur Sprossen treiben. Weiter rät er: «In die Küche liefert man den Brokkoli so, dass noch 8 Zoll vom Strunk an der Blume sitzen, da dieser geschält und von vielen wie Spargel zubereitet gegessen wird.» Entsprechend wird er auch heute noch als «Spargelkohl» bezeichnet.
Bedeutung heute
Brokkoli war vor einigen Jahrzehnten in Mitteleuropa noch wenig bekannt. Seinen Einzug in die Alltagsküche fand er erst in den letzten dreissig Jahren. Angebaut werden Blumenkohl und Brokkoli heute in vielen Ländern, optimale Bedingungen finden sie aber vor allem in Küstennähe. In Europa gehören England, Frankreich, Deutschland, Holland und Belgien zu den wichtigsten Anbauländern.
Botanik
Blumenkohl und Brokkoli gehören zur grossen Familie der Kohlgewächse. Wildformen des Kohls wachsen noch immer an den Küsten des Mittelmeeres und der Nordsee. Die Pflanzen in diesen Gebieten unterscheiden sich in ihrem Aussehen (Höhe, Verzweigungsgrad, Blätter, Blütenfarbe) voneinander, lassen sich aber alle miteinander kreuzen. Sie werden deshalb je nach Autor als einzelne Arten oder geografische Varietäten geführt. Beim Blumenkohl befinden sich bei Essreife die Blütenknospen, aus denen die weisse Blume geformt ist, noch im Embryonalzustand. In diesem Zustand verharrt die Pflanze nur wenige Tage, dann wachsen die Blütentriebe durch und der Kopf verliert seine Kompaktheit.
Alte samenfeste Sorten von Blumenkohl und Brokkoli gibt es in Europa nur noch eine Handvoll. Alle anderen Sorten sind Hybriden.
Brokkoli hingegen ist erntereif, wenn die einzelnen Knospen deutlich angeschwollen sind, seine Blütenstände befinden sich dann bereits im Knospenstadium. Dieses Stadium ist leicht zu übersehen. Verpasst man den richtigen Moment, beginnt die Pflanze zu blühen und der Geschmack ist dann nicht mehr so fein, sondern schmeckt intensiver nach Kohlgemüse. Nach der Haupternte wachsen beim Brokkoli innerhalb von 4 bis 5 Wochen zahlreiche «Nebenrosen», die ebenso geerntet werden können.
Sortenvielfalt
Durch intensive Züchtungsarbeit schuf man aus der Urform uniforme, weisse Blumenkohl-Pflanzen – heute hingegen geht der Trend wieder in Richtung Vielfalt: So kommen wieder violette, gelbe und grüne Blumenkohlpflanzen auf den Markt. Zudem unterscheiden sich die Sorten durch ihre Wuchsform, Pflanzengrösse und die Gestalt des Umblattes. Es gibt Sommer- und Herbsttypen, vereinzelt auch Wintertypen.
Brokkoli ist meist als grüne Form bekannt, rar sind die violetten Sorten. Der intensive Erwerbsanbau zieht Sortentypen mit grossen Hauptsprossen und einmaliger Ernte vor. Für die Hausgärtner eignen sich aber die älteren Sorten mit gestaffelter Ernte besser.
Heute werden im Samenhandel bei Blumenkohl und Brokkoli fast ausschliesslich Hybridsorten angeboten. Samenfeste Sorten sind unterdessen eine Rarität.
Anbau
Wie alle Kohlarten sind auch Blumenkohl und Brokkoli Starkzehrer und daher auf einen gut gedüngten Boden angewiesen. Sie verlangen jedoch einen höheren Kalkgehalt als die Kopfkohl-Pflanzen. Deshalb empfiehlt es sich, im Herbst gemeinsam mit dem Kompost Algenkalk einzuarbeiten. Dies verringert auch die Anfälligkeit für Kohlhernie.
Üblicherweise werden Setzlinge gepflanzt. Da die Samen jedoch schon bei tiefen Temperaturen (etwa ab 8 Grad) keimen, können sie auch im Mistbeet oder Frühbeet gesät werden. Die letzten Pflanzen können bis Ende Juli gesetzt werden. Im milden Klima können auch Winterbrokkoli und -blumenkohl gezogen werden.
Blumenkohl stellt grössere Anforderungen an eine gute Wasserversorgung als Brokkoli. Wassermangel führt zu einem verringerten Blattwachstum und kleineren Köpfen und fördert das frühzeitige Schossen.
Damit die Blumenkohl-Pflanzen auch wirklich weisse Blumen ausbilden, müssen viele alte Sorten gedeckt werden. Dazu pflückt man ein oder zwei Blätter und legt diese zum Schutz vor der Sonne auf die Blume. Ohne Deckung genügen bereits wenige Sonnenstunden, und die Blume vergilbt oder wird braun.
Verwendung
Blumenkohl und Brokkoli sind wegen ihrer guten Verdaulichkeit schon lange ein wichtiger Bestandteil der Schon- und Diätkost. Generell sind sie hierzulande noch immer als gekochtes Gemüse beliebt.
Inhaltsstoffe
Brokkoli weist einen noch höheren Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen auf als Blumenkohl. Beide Kohlpflanzen haben einen sehr hohen Gehalt an Vitamin C, Vitamin K und Kalium.
Heilwirkung
Brokkoli wird heute wegen seiner vorbeugenden Wirkung gegen Krebserkrankungen auch «Antikrebsgemüse» genannt. Der Inhaltsstoff Sulforaphan spielt dabei nachweislich eine wichtige Rolle. Forscher der Universität Illinois haben zudem nachgewiesen, dass die krebsvorbeugende Wirkung von Tomaten und Brokkoli am besten zum Tragen kommt, wenn man sie beide miteinander kombiniert. Wegen seines hohen Gehalts an Radikalfängern (Antioxidantien) wie Vitamin A, Vitamin C, Betakarotin und anderen hat Brokkoli auch in der Anti-Aging-Ernährung einen hohen Stellenwert.
Vom Brokkoli isst man die jungen Blütenknospen, kurz bevor sie sich öffnen.
Erfurter Zwerg
Syn. Haagescher allerfrühster Zwerg
‘Erfurter Zwerg’ ist eine alte Züchtung von Haage und Schmidt im deutschen Erfurt, einem der ältesten Anbaugebiete von Blumenkohl in Mitteleuropa. Sie hatte als Standardsorte lange Jahre Bestand auf dem mitteleuropäischen Markt. In der Schweiz wurde sie 1867 erstmals im Samenkatalog von Wyss erwähnt. 1955 lobt sie Kampe mit folgenden Worten: «Der besondere Wert des Erfurter Blumenkohls liegt in der guten Qualität der Blumen, die in Bezug auf Festigkeit, Färbung und Haltbarkeit an der Spitze aller Sorten steht.» Er erwähnt aber auch, was Vilmorin schon 1904 beschreibt: «Eine wertvolle Sorte, aber schwierig, sortenrein zu halten.»
Merkmale Die Pflanze wächst aufrecht und geschlossen. Ziemlich kurzer Fuss, lange, ovale, helle gräuliche Blätter. Mittelgrosse feste Blumen.
Anbau Frühsorte mit Anzucht im Februar/März oder als Nachkultur Mitte Mai bis Anfang Juli. Die Blumen sollten gedeckt werden, damit sie sich nicht bräunlich verfärben. In einem Bestand reifen die Blumen nacheinander ab und sollten regelmässig geerntet werden, bevor sie sich auflockern. Für einen Hausgarten ergibt das eine optimale Staffelung der Ernte. Ziemlich kälteresistente Pflanze.
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Lecerf
«Diese aus Frankreich stammende Sorte stellt einen klaren Typ dar, der eindeutig erkennbar ist», schreibt Kampe 1956. Becker-Dillingen preist sie ebenfalls: «Übersteht Trockenheit und mangelnde Bewässerung wie keine andere. Bewährte sich selbst im heissen Sommer 1928 sogar auf schwerem Boden ohne viel Humusgehalt ganz hervorragend.» Mit modernen Sorten kann sie heute nicht mehr mithalten, doch ihre Robustheit macht sie einzigartig. Die noch erhaltene Linie stammt ursprünglich von der Samenhandlung Lecerf in Genf.
Merkmale Grosse, locker bis mittelfeste Blumen von crèmeweisser Farbe. Können schnell gelb werden. Längliche, dunkelgrüne, meist etwas verdrehte Blätter, welche die Blumen teilweise selbst abdecken. Aufrechter lockerer Wuchs der Pflanzen.
Anbau Mittelfrühe Sorte mit Ernte im Sommer und Herbst. Robust.
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Coastal
Der Ursprung dieser robusten Brokkolisorte ist unbekannt. Vermutlich wurde sie irgendwo in Küstennähe, worauf ihr Name deutet, und wahrscheinlich in den USA gezüchtet. 1965 führte jedenfalls die Oregon State University eine BrokkolisortenStudie durch, bei der die Sorte ‘Coastal’ getestet wurde. Im Studienbericht wird erwähnt, dass ‘Coastal’ damals eine der häufigsten angebauten Sorten im North Willamette Valley bei Portland war. 1969 wird sie zudem in einer Tageszeitung von Sumpter in South Carolina zum Anbau empfohlen. Heute gehört sie in der Schweiz zu den wenigen samenfesten Sorten, die hier noch züchterisch bearbeitet und vermehrt werden. ‘Coastal’ ist eine ideale Hausgartensorte: robust und gestaffelt erntbar.
Merkmale Hübsche, fast silberne, graugrüne, mittelgrosse Knospen. Sie sind zart mit gutem Geschmack.
Anbau Für die Sommer- und Herbsternte: Aussaat Februar/März geschützt für Ernte im Sommer oder Aussaat im Juni für Ernte im Herbst. Bringt bei ausreichend weitem Stand neben der Hauptknospe noch zahlreiche erntefähige Seitenknopsen hervor.
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Rosalind
Violette Brokkolitypen sind heute in Vergessenheit geraten. Sie sind jedoch seit Langem bekannt. In den Sortenkatalogen und Gartenbüchern des 19. Jahrhunderts werden sie in verschiedenen Varietäten genannt: ‘Früher Violetter’ oder ‘Später kurzer Violetter’. Georg Vogel erwähnt 1996 die Sorte ‘Rosalind’ als «bisher noch weniger gefragte», purpurfarbene Sorte. Heute wird sie zum Teil auch als Blumenkohl ‘Rosalind’ angeboten, wobei Systematiker sich eigentlich einig sind, dass violette Typen näher mit dem Brokkoli verwandt sind als mit dem Blumenkohl.
Merkmale Rotviolette Knospen. Schmale lange Blätter mit weissen Blattrippen. Intensiver Geschmack.
Anbau Relativ kurze Kulturdauer. Bildet nach der Ernte der Hauptknopsen laufend kleinere Nebentriebe für eine Nachernte. Aussaat im Juni/Juli und Ernte im Herbst. Gedeiht besser bei kühleren Temperaturen.
Verwendung Beim Kochen färben sich die schönen rotvioletten Blumen dunkelgrün.
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Verde Calabrese
Will man Georg Vogel im «Handbuch des speziellen Gemüsebaus» Glauben schenken, haben wir deutschsprachigen Europäer unsere Bekanntschaft mit dem Brokkoli vor allem der Sorte ‘Calabrese’ zu verdanken. Diese süditalienische Sorte wurde Anfang des 20. Jahrhunderts bei uns eingeführt, daraufhin nahm der hiesige Brokkolianbau von Jahrzehnt zu Jahrzehnt zu. Jedenfalls ist die ‘Verde Calabrese’ eine gute Hausgartensorte mit lang andauernder Erntezeit.
Merkmale Mittelgrosse bis grosse Hauptknospen auf starken Haupttrieben. Nebenknospen kleiner. Guter Geschmack. Früh reifend.
Anbau Wüchsig und ertragreich. Bildet nach der Ernte der Hauptknospe zahlreiche, ständig nachwachsende fleischige Nebensprossen. Aussaat ab Februar.
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Bohne
Gartenbohne, Stangenbohne, Buschbohne, Reiserbohne
Phaseolus vulgaris L. var. vulgaris (Stangenbohnen) Phaseolus vulgaris var. nanus (L.) G. Martens (Buschbohnen) Fabaceae (Hülsenfrüchtler, Unterfamilie Schmetterlingsblütler)
Bei der Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) unterscheidet man zwei Varietäten: Die Stangenbohnen (var. vulgaris), deren Stängel windend bis 4 Meter hoch klettert, und die Buschbohnen (var. nanus), die nicht klettern, bis etwa 60 Zentimeter hoch werden und meist keine Ranken ausbilden. Die Reiserbohne gehört zu den Stangenbohnen, wächst aber nicht mehr als 1,5 Meter hoch.
Geschichte
Die Wildart der Gartenbohne Phaseolus aborigineus ist eine Schlingpflanze und lässt sich heute noch in den Anden finden. Zahlreiche Funde aus Peru, Chile und Mexiko zeigen, dass die Gartenbohne bereits ab 6000 v. Chr. als Sammelfrucht in geringer Menge verzehrt wurde und sich ab circa 3000 v. Chr. mit der fortschreitenden Landwirtschaft zu einer wichtigen Nahrungspflanze der Indios entwickelte. Funde aus der Zeit der mittelamerikanischen Hochkulturen (ab etwa 300 v. Chr.) zeigen deren Anbau zusammen mit Mais, Baumwolle, Pfeffer, Kürbis und Amarant. Im Reich der Inkas galt die Gartenbohne als Nahrungsmittel der unteren Klasse, während die Limabohne (Phaseolus lunatus) eine Speise der herrschenden Klasse war und deren Samen auch als Spielsteine verwendet wurden. In Europa findet sich die erste Beschreibung der Gartenbohne bei Leonhard Fuchs, der sie im Jahr 1543 in seinem «New Kreutterbuch» als «Welsch Bonen» beschrieb.
Ursprungsregion der Ausgangsform der Gartenbohne, Phaseolus aborigineus.
In den Jahren 1583 bis 1593 beschäftigt sich Clusius eingehend mit Bohnen. Aber er vermengt noch alle drei heutigen Gattungen Phaseolus, Vigna und Lablab miteinander. In Italien wurde die Gartenbohne im 16. Jahrhundert angebaut. Erst hundert Jahre später erlangte die Gartenbohne auch in Deutschland weite Verbreitung. Sie löste die bereits kultivierte Puffbohne (Vicia faba) ab, die dann vermehrt als Viehfutter genutzt wurde.
Bis Ende 15. Jahrhundert kannte man nur die entwicklungsgeschichtlich ältere Stangenbohne. Die Buschbohne ist in der Kultur als spontane Mutation der Stangenbohne entstanden und erst im 16. und 17. Jahrhundert als niedrige, strauchig wachsende Pflanze bekannt geworden.
Bedeutung heute
Die Gartenbohne gehört weltweit zu den wichtigsten Kulturpflanzen und hat grosse Bedeutung für die Welternährung. Für manche Völker, vor allem in Südamerika, ist sie die wichtigste Eiweisspflanze. Stangenbohnen sind heute aus dem intensiven Erwerbsanbau von grünreifen Hülsen praktisch verschwunden. Ihre Ernte ist sehr aufwendig. In Hausgärten sind Stangenbohnen jedoch nach wie vor beliebt.
Sortenvielfalt
Es gibt niedrige Buschbohnen und windende Stangenbohnen sowie die Reiserbohne als halbhohe Zwischenform. Die ursprünglichsten Formen sind hochwüchsige Stangenbohnen mit violetten Blüten und derben marmorierten Hülsen. Oft haben sie schwarze Samen. Diese alten Sorten verwendet man ausschliesslich als Trockenbohnen, denn ihre Hülsen sind auch im grünen Zustand zäh und fädig. Mit der Zeit wurden Sorten mit weniger Fäden gezüchtet. Diese erntet man in grünreifem Zustand und kocht die Hülsen.
Die Sortenvielfalt bei Stangenbohnen ist sehr gross. In vielen ländlichen Gebieten, in Haus- und Bauerngärten wurden durch das ständige Aufbewahren eigener Samen für das darauffolgende Gartenjahr eigene Stangenbohnensorten entwickelt. Diese Sorten haben sich so über Jahrhunderte an lokale Gegebenheiten angepasst. Meistens waren es die Bäuerinnen, die ihre Bohnen mit Stolz bewahrten und sie innerhalb der Familie den kommenden Generationen weitergaben.
Gartenbohnen gibt es in unzähligen Lokal- und Zuchtsorten.
Die Sorten der Stangenbohne werden nach ihrer Hülsenform in verschiedene Gruppen eingeteilt. Viele Züchter haben sich an der Einteilung die Zähne ausgebissen. Der bekannte Schweizer Professor und Züchter Fritz Kobel teilte die Sorten nach ihrer Form und ihrem Verwendungsbereich folgendermassen ein:
Speckbohnen gehören wahrscheinlich zu den ältesten Sortentypen und haben lange, breite, flache Hülsen und ebensolche Körner.
Dörr- und Brechbohnen sind weniger fädig als Speckbohnen, haben lange, gerade, schmale Hülsen und ein ovales bis kreisrundes Korn. Zum Kochen werden sie der langen Hülsen wegen meist gebrochen.
Schmalzbohnen gehören zu den würzigsten und qualitativ besten Sorten. Sie haben fleischige, sich rasch mit Samen füllende Hülsen. Die Körner sind dick, meist kurz-oval oder typisch bohnenförmig. Unter ihnen finden sich viele Sorten mit violett oder rot gesprickelten Hülsen.
Konserven- und Salatbohnen müssen sehr früh geerntet werden, da sie sehr schnell fädig werden. Sie haben kurze und gerade Hülsen, die sich beim Reifen nicht so schnell mit Körnern füllen.
Wachsbohnen werden alle gelbhülsigen Bohnen genannt. Bei ihnen gibt es jedoch genau die gleichen Unterscheidungsmöglichkeiten wie bei den oben genannten.
Die Reiserbohne ist eine halbhoch rankende Bohnenform. Sie nimmt eine Mittelstellung zwischen Busch- und Stangenbohnen ein. Sie bleibt lange niedrig und schickt erst relativ spät ihre Sprosse aus. Sie eignet sich sehr gut für eine Mischkultur mit Maispflanzen. Mais ist die Rankhilfe für die Reiserbohne, diese versorgt den Mais über ihre Wurzelknöllchen mit Luftstickstoff.
Bei den Buschbohnen ist die Vielfalt an Lokalsorten um einiges geringer, da diese in den traditionellen Gärten weniger Verbreitung fanden als die Stangenbohnen. Die Buschbohnen gewannen erst mit der maschinellen Produktion für die Konservenindustrie an Bedeutung. Sie sind einfacher zu ernten und ihre Hülsen werden mehr oder weniger gleichzeitig reif. Es gibt heute zahlreiche fadenlose Sorten, die sich in Hülsenlänge, Hülsenquerschnitt und Hülsenfarbe unterscheiden. Ältere Buschbohnentypen bilden manchmal auch längere Ranken aus. Sie degenerieren in Richtung ihrer Urform, der Stangenbohne.
Anbau
Der Boden für den Anbau sollte humusreich sein, die Lage warm und windgeschützt. Alle Gartenbohnen sind sehr frostempfindlich. Idealerweise werden die Bohnen nach den Eisheiligen bis spätestens Juli direkt ins Freiland gesät. Für ein rasches Auflaufen sind mindestens 10 bis 12 Grad Bodenwärme nötig. Die Ernte beginnt etwa acht Wochen nach der Aussaat. Nach der Ernte verbleiben die Wurzeln im Boden. Die Knöllchenbakterien an den Wurzeln binden organisch Stickstoff und leisten so einen wertvollen Beitrag zur Bodenqualität. Stangenbohnen brauchen Rankhilfen von mindestens 2 bis 3 Meter Höhe. Die Buschbohne ist kalten Temperaturen gegenüber etwas toleranter und braucht mit ihrer Wuchshöhe von etwa 50 Zentimetern keine Stütze.
Für die Gemüseproduktion werden heute erwerbsmässig nur noch Buschbohnen angebaut (oben). Die Tradition des Stangenbohnen-Anbaus wird nur noch in Hausgärten gepflegt (rechts).
Verwendung
Die Bohne ist eigentlich eine Giftpflanze, die in rohem Zustand ungeniessbar ist. Der toxische Inhaltsstoff Phasin, der in den Hülsen und den Samen vorhanden ist, kann nur durch Kochen zerstört werden. Die in unreifem Zustand gepflückten Hülsen eignen sich als Gemüsebeilage und für Salate. Die reifen Samen dienen der Herstellung von Suppen und Püree. In Mexiko ist es undenkbar, eine Mahlzeit ohne Trockenbohnen zuzubereiten. Das Leibgericht der Kanadier ist bis heute «baked beans».
Inhaltsstoffe
Trockenbohnen enthalten rund 21 Prozent Eiweiss und 57 Prozent Kohlenhydrate. Neben zahlreichen Mineralstoffen weist es auch Kalium in einer höheren Konzentration auf. Bedeutend weniger Eiweiss und Kohlenhydrate, nämlich 2 Prozent Eiweiss und 5 Prozent Kohlenhydrate, liefern die Gartenbohnen (grüne Bohnen), dafür besitzen sie einen hohen VitaminC-Gehalt. Im Eiweiss der Gartenbohne sind die acht lebenswichtigen Aminosäuren enthalten.
Die ungekochten Samen und Hüllen enthalten das für uns giftige Phaseolin. Es hat eine pilztötende Wirkung, worauf vermutlich einige volksmedizinische Anwendungen basieren. Zusätzlich enthalten die Bohnen ein Lectin mit blähender Wirkung.
Heilwirkung
Mit nur 57 Prozent Kohlenhydraten und seinem hohen Anteil an Rohproteinen gilt die Bohne als gesundheitsförderndes Gemüse. Sie wirkt blutzuckersenkend, harntreibend und harnsäureausscheidend. Das Kochwasser kann als Tee bei leichter Diabetes Typ 2, Altersdiabetes, Rheuma, Gicht und Nieren- und Blasenleiden getrunken werden.
De Soissons
Bei der ‘Soisson’ handelt es sich um eine der ältesten, landwirtschaftlich angebauten, europäischen Gartenbohnen. Ihre Geschichte lässt sich bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen. Schon vor der Französischen Revolution wurde nordöstlich von Paris erwerbsmässiger Anbau betrieben. ‘Soisson’ gab es seit jeher als Stangen- und Buschbohnensorte. 1874 wird die Sorte ‘De Soisson’ sowohl als Buschbohne als auch als Stangenbohne in der Gartenrevue der Schweizer Gartengesellschaft wie folgt beschrieben: «Ihre Kerne sind weiss, sehr schön und leicht wässrig. Sie eignet sich gut zur Ernährung unserer grossen Höfe.»
Merkmale Weisses nierenförmiges Korn. Grüne, flache, fädige Hülsen, die meist gebogen wachsen. Weisse Blüten. Die Pflanze hat gerne Ausläufer.
Anbau Ertragreich. Für Höhenlagen nicht geeignet, da eher spät fruchtend und reifend. Nur Handernte möglich.
Verwendung Suppenbohne, man verwendet die trockenen Kerne.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Einlochbohne
«Weil sie so stark wächst, soll man von der ‹Einlochbohne› nur je eine Bohne pro Loch in die Erde stecken. Dies im Gegensatz zu anderen Sorten, wo man im Abstand von 30 cm 4 bis 6 Korn in ein Loch stecken kann.» Dies geht aus einer Studie von Reinhard Lühring vom Dreschflegel e.V. zu einer Kulturpflanzensammlung in Ostfriesland hervor. «Am häufigsten sind die Buschbohnen verbreitet, die hier je nach Verwendung auch als Hartschielen (Suppenbohne), Updrögt oder Insett Bohnen (aufgehängte, getrocknete beziehungsweise eingesalzene Bohnen), Einlochbohnen oder Padlegers bezeichnet werden», schreibt er weiter. «In Deutschland und Österreich sind verschiedene lokale Auslesen mit Namen ‹Einlochbohne› verbreitet. Die von den Kaiserstühler Gärten erhaltene Herkunft stammt aus Eichstetten am Kaiserstuhl.»
Merkmale Grüne, gebogene und fädige Hülsen. Korn hellgelb, geadert. Nabel weiss mit innen ockerfarbenem Rand. Wüchsig.
Anbau Robust.
Erhältlich über ProSpecieRara Deutschland
Empereur de Russie
‘Empereur de Russie’ tauchte um 1900 erstmals in der Westschweiz auf. In einer damaligen Zeitschrift wurde sie als «unübertroffen in Bezug auf ihre Robustheit, ihren Ertrag und ihre Qualität als grüne Bohnen» bezeichnet. Sie kann jedoch nur sehr jung als Frischbohne genossen werden. Ältere Hülsen werden schnell fädig. Als Auskernbohne schmeckt sie hingegen vorzüglich. Vilmorin-Andrieux bot diese Sorte noch in den 1950er-Jahren an. Sie soll ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet stammen.
Merkmale Bildet zahlreiche lange, mittelgrüne, zarte, fleischige Hülsen mit braun gesprenkeltem Korn. Ist nur sehr jung fadenlos. Auffällig ist die lange Spitze, in die die Hülsen am unteren Ende auslaufen. Helle rosa Blüten, die meist über den Pflanzen sitzen. Lange schlanke, walzenförmige Samen mit rot- und gelbbrauner Musterung. Starkwüchsige Pflanzen. Mittelfrüh reifend.
Anbau Guter Ertrag.
Verwendung Junge Hülsen als Frischbohnen verwenden oder die Kerne als Trockenbohnen.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Enfant de Mont Calme
‘Enfant de Mont Calme’ ist eine der sehr seltenen Schweizer Buschbohnenzüchtungen. Sie ging aus einer zufälligen Kreuzung zwischen der fadenlosen, Anfang des 20. Jahrhunderts sehr gefragten Sorte ‘Phénix’ und der amerikanischen Sorte ‘Hardy Wax’ hervor. Die damalige Station fédérale de Mont-Calme in Lausanne (heute Agroscope Changins-Nyon) stellte das Kreuzungsprodukt, ‘Fédéral’ genannt, 1914 an der nationalen Ausstellung in Bern aus. Leider vererbte sich aus der Elternsorte ‘Phénix’ die Anfälligkeit auf Anthraknose, eine Pilzkrankheit. Dank der Geduld des Gärtners Vionnet fand sich in der ‘Fédéral’ eine resistentere Linie, die dann ‘Enfant de Mont Calme’ genannt wurde.
Merkmale Grüne, fleischige, leicht gekrümmte Hülse ohne Fäden. Weisse Blüten. Länglich ovales, weisses Korn mit braunen Flecken um den Nabel. Mittelspät reifend.
Anbau Robust, mittlere Standfestigkeit. Für Handernte.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Etsdorfer
Die namensgebende Ortschaft Etsdorf liegt am Kamp nahe Krems in Niederösterreich. Die Buschbohne ist dort schon seit den 1960er-Jahren in Hausgärten im Anbau.
Merkmale Hülsen bis 19 cm lang, etwa 1 cm breit, grün ohne Zeichnung, schwach gekrümmt, dickfleischig, im Querschnitt rund. Hülsen fadenlos, erst spät bastig werdend. Korn 15 mm lang, elliptisch, ein- bis beidseitig gekappt, glänzend schwarz. Blüten helllila. Kräftiger Wuchs der mittelhohen Pflanzen.
Anbau Die Fisolen reifen folgernd.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen. Gedünstet mit gutem Fisolenaroma und feiner Textur.
Erhältlich über Arche Noah
Gesprenkelte Suppenbohne Matt
Traditionell wurde diese Lokalsorte früher in der Schweiz im Glarnerland am Rande der Kartoffeläcker angebaut. Eine Hausgärtnerin aus Matt gab sie im Jahr 2000 in die Erhaltung zu ProSpecieRara.
Merkmale Eher kurze und gerade, fädige Hülsen, grün mit rotvioletten Sprenkeln, im Querschnitt elliptisch. Blüten rosa, vorwiegend über dem Laub sitzend. Korn walzenförmig, beigebraun mit rotvioletten Sprenkeln. Wüchsige und hochwachsende Pflanzen (40 cm).
Anbau Stammt aus einem rauen gebirgigen Tal.
Verwendung Trockenspeisebohnen, eignen sich sehr gut für Suppen, z. B. Gerstensuppe oder Minestrone.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Golden Butter
Syn. Mont d’or
Sie entspricht wohl der bereits 1886 bei Vilmorin als ‘Beurre nain du Mont-d’Or’ folgendermassen beschriebenen Sorte: «Hellgelbe Hülsen, eindeutig nicht pergamenthäutig. Sehr ertragreich.» Herkunft von Chase Seeds in England.
Merkmale Hellgelbe, fadenlose Hülsen, etwa 12 cm lang und 1 cm breit, im Querschnitt oval. 5 bis 7 Samen pro Hülse. Kleine rosa Blüten. Hochwachsende Pflanzen, etwa 20 cm lange Ranken bildend. Korn rundlich und dunkelbraun bis violett.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen haben eher neutralen, etwas buttrigen Geschmack.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Ideal
Die Sorte ‘Ideal’ ging aus der ‘Marché de Genève’ hervor. Sie ist im Saatgutkatalog von Hoch & Cie. von 1955 als «verbesserte, widerstandsfähige» erwähnt. Samen Wyss führte sie ebenfalls im Sortiment. ProSpecieRara hat zwei verschiedene Herkünfte in Erhaltung: ‘Ideal Empro’ ist eine Selektion von M. Rossier aus dem botanischen Garten Genf. ‘Ideal Dietikon’ wurde während 45 Jahren in einem Hausgarten in Dietikon vermehrt. Das Saatgut wurde damals von der Samenhandlung Schollenbrecker in Basel bezogen.
Merkmale Grüne, gekrümmte, fadenlose Hülsen, im Querschnitt eiförmig. Blüte violett. Korn walzenförmig und schwarz. Wüchsige, hochwachsende Pflanzen (40 cm).
Anbau Robuste und sehr ausgeglichene Sorte. Ertragreich. An ungünstigen Standorten soll sie sensibel auf Mehltau reagieren.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen, auch zum Sterilisieren geeignet.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
John’s Beste
Diese Sorte kam 1997 aus Forbach in Deutschland in die Erhaltung zu ProSpecieRara. Um welche Sorte es sich wirklich handelt, konnte nicht eruiert werden. Vielleicht bekam sie ihren Namen einst von ihrem Anbauer, einem Herrn mit Namen John, vielleicht nannte sie auch jemand ‘John’s Beste’, weil er sie von seinem Freund John bekommen hat, der diese Buschbohne als seine beste Bohne weiterempfahl. Das alles sind Vermutungen. Jedenfalls fand man in alten Sortenkatalogen und Gartenbüchern keine Buschbohne mit dem Namen ‘John’s Beste’. Gut schmeckt sie trotzdem.
Merkmale Grüne, meist gebogene fädige Hülsen. Korn lang, walzenförmig und dunkelrot. Violette Blüten. Pflanzen haben gerne Ranken. Mittelfrüh reifend.
Verwendung Trockenbohne.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Karlsruher Markt
Die Buschbohne ‘Karlsruher Markt’ steht auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland mit regionaler Bedeutung in Baden Württemberg (Stand 2010). Die von ProSpecieRara erhaltene Herkunft stammt vom IPK in Gatersleben in Deutschland (Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung).
Merkmale Grüne lange Hülsen, im Querschnitt oval.
Erhältlich über ProSpecieRara Deutschland
Kidney
Bereits amerikanische Ureinwohner in den Zeiten vor Kolumbus nannten gewisse Typen der von ihnen kultivierten Phaseolus-Bohnen aufgrund der Form ihrer Kerne «Nieren-Bohnen», was in der englischen Sprache dann mit «Kidney beans» übersetzt wurde. Dieser Begriff wurde im 19. Jahrhundert im englischen Sprachraum noch für alle Vertreter der Gattung Phaseolus (also alle Gartenbohnen) verwendet, in Abgrenzung zu den heute als Puffbohnen (Vicia faba) bezeichneten und schon viel länger in Europa bekannten Bohnen. Heute wird der Bregriff «Kidney beans» umgangssprachlich noch für die grossen roten Samen der Gartenbohne gebraucht.
Merkmale Grüne flache und fädige Hülsen, die beim Abreifen rote bis violette Sprenkel bekommen. Langes, nierenförmig gekrümmtes Korn von dunkelroter bis fast schwarzer Farbe.
Verwendung Trockenbohne.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Kievitsbohne
Ein Erhalter aus Saint Cierges, Kanton Waadt, erzählte im Jahr 2000: «Ich bin der einzige, der diese Buschbohne in unserer Familie noch anbaut. Seit über hundert Jahren wurde die Kievitsbohne in meiner Heimat Holland von der Familie gehalten und war dort lokal weit verbreitet.» ‘Kievit’ wird in Holland der Watvogel der Kiebitze genannt. Ihre Eier haben eine Sprenkelung wie die Kerne dieser Buschbohne, wodurch sie zu ihrem Namen kam. Die ‘Kievitsbohne’ wurde in Holland lange in der Konservenindustrie verwendet.
Merkmale Kurze, breite, grüne und fädige Hülsen. Helllila Blüten. Gleichmässig eiförmiges, oval rundes, beiges Korn mit braunroten Sprenkeln und Streifen. Nabel weiss mit dunklem Rand.
Verwendung Die Kerne wurden im Winter immer als Suppenbeigabe gekocht. Beim Kochen verlieren sie ihre Sprenkel und werden gleichmässig braun. Auch für Chili con carne oder Burritos zu verwenden.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Kleine weisse Suppenbohne
Sie bildet ganz aussergewöhnlich kleine, runde Kerne, die als Suppenbohnen gekocht werden. Es handelt sich um eine Hausgartensorte vom Schellenberg in Liechtenstein. Die Gärtnerin meint, «mir schmecken die kleinen Bohnen der ‹Kleinen weissen Suppenbohne› einfach besser als die grösseren Kerne der gelben ‹Schwefelbohne›».
Merkmale Produziert flache, etwa 10 cm lange Hülsen mit Fäden. Kleines, weisses, rundliches Korn. Weisse Blüten, die beim Verblühen gelb werden. Pflanzen mit niedrigem Wuchs und hoher Standfestigkeit. Bilden manchmal Ranken aus. Mittelspät reifend.
Anbau Gesunde und robuste Pflanzen.
Verwendung Trockenbohne.
Erhältlich über Hortus
La Victoire
Syn. Siegerin
‘La Victoire’ ist eine in der Schweiz ab 1955 gehandelte Buschbohne. Sie ist eine Verbesserung der Sorte ‘Ideal’, die ihrerseits als Verbesserung der ‘Genfer Markt’ gilt. Vor allem als Biosaatgut ist sie heute noch vereinzelt im Handel zu finden.
Merkmale Grüne, lange, gerade und dünne Hülsen, im Querschnitt rund. Ohne Fäden. Lange schwarze, walzenförmige Samen. Lila Blüten. Kräftige Pflanze mit aufrechtem, mittelhohem Wuchs und ohne Ausläufer. Hülsen wachsen vorwiegend über dem Laub. Früh reifend.
Anbau Reichtragend. Eher für milde Lagen geeignet.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen sind sie zart und wohlschmeckend.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Marché de Vully
Syn. Zarte Welsche
Diese Sorte kam von der Schweizer Firma Gugger-Guillod SA in Nant-Vully am Murtensee zur Eidgenössischen Forschungsanstalt in Wädenswil. Eventuell stammt sie ursprünglich aber auch aus den USA und wurde nachträglich umgetauft. In den 1980er-Jahren wurde sie durch die ASPI (Association Suisse de Promotion des Semences Potagères Indigènes, heute: Delley Samen und Pflanzen AG) vermehrt und war verbreitet im Schweizer Handel zu finden.
Merkmale Dunkelgrüne, fadenlose Hülsen, die gerade oder gebogen und meist relativ kurz sind. Im Querschnitt eiförmig. Violette Blüten. Dunkelbraunes bis violettes Korn. Pflanzen mit mittlerer Wuchsstärke und ohne Ranken. Früh reifend.
Anbau Robuste Pflanzen.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen. Eignen sich als Gemüse und zum Tiefkühlen.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Marché des trois Chênes
Übersetzt heisst dieser klangvolle Sortenname ‘Markt der drei Eichen’. Die Herkunft der Buschbohnensorte ‘Marché des trois Chênes’ kann bis zum Genfer Züchter Grosjean in Chêne-Bougeries zurückverfolgt werden. Wann und ob sie wirklich da gezüchtet wurde, bleibt unklar. Ihrem Namen nach könnte sie durchaus auch aus Chênes-Bougeries stammen.
Merkmale Grüne, fadenlose, leicht gekrümmte, fleischige Hülsen mit rundem Querschnitt. Weisse Blüten, die vorwiegend im Laub sitzen. Reinweisses, ovales Korn. Pflanzen ohne Rankenbildung. Mittelfrüh reifend.
Anbau Nur für die Handernte geeignet.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Oktoberli
Syn. Merveille d’octobre
Diese Buschbohne eignet sich bestens als Nachkultur im Garten, da, wo vorher Kopfsalat oder Kohlrabi wuchs. Sät man sie zwischen dem 1. und 15. Juli, beglückt sie einem Ende September nochmals mit frischen grünen Bohnen. ‘Oktoberli’ wurde ab den 1940er-Jahren in der Schweiz gehandelt, im Katalog von Samen Vatter in Bern war sie nachweislich 1946 gelistet.
Merkmale Fadenlose, hellgrüne Hülsen mit einigen violetten Sprenkeln. Mehr oder weniger gerade Hülsen mit rundem Querschnitt. Pflanzen ohne, manchmal auch mit Ausläufern, mit zügigem Wachstum, mittelhoch bis hoch, aber gut standfest. Violettbraunes, langes, walzenförmiges Korn mit beigebraunen Sprenkeln.
Anbau Spätsorte, geeignet für den Herbstanbau mit Aussaat Anfang bis Mitte Juli. Guter Ertrag.
Verwendung Frische Hülsen als Gemüse, Bohnensalat oder auch zum Tiefkühlen.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Paas Lintorfer Frühe
Diese fadenlose Buschbohne wurde in den 1950er-Jahren von der deutschen Samenzucht und -handelsfirma Paas & Co. aus Ratingen-Lintorf gezüchtet und bundesweit gehandelt. Das Unternehmen ist vermutlich Ende der 1950er-Jahre in die Insolvenz gegangen. Dank dem IPK Gatersleben (Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung) und der Saatgutbank Sankt Petersburg in Russland sowie dem Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt VEN überlebte sie bis heute.
Merkmale Hellgrüne, fleischige, fadenlose Hülsen, im Querschnitt flach-oval. Korn weiss. Früh reifend. Ein heutiger Erhalter meint: «Sie ist eine wüchsige Bohne, die unter optimalen Bedingungen bis zu 75 cm hoch werden kann.»
Anbau Aus dem Hauptverzeichnis von Paas & Co. von 1954 zitiert: «Immer ertragssicher, hat sich in allen Lagen und Bodenarten bewährt.»
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen.
Erhältlich über ProSpecieRara Deutschland
Purple Duke
‘Purple Duke’ ist wohl nicht sehr alt, aber trotzdem eine Rarität. Ihre dunklen violetten Hülsen präsentieren sich schön in jedem Hausgarten. Aktuell ist sie vom auf Bohnenzüchtung spezialisierten holländischen Züchterhaus BakkerBrothers angemeldet und in der Schweiz bei Wyss (Select Samen) im Sortiment. Blauhülsige Buschbohnen sind entweder neueren Ursprungs oder waren bei uns lange nicht bekannt: Während beispielsweise im Album Benary von 1876 blauhülsige Stangenbohnen abgebildet sind, findet man bei Buschbohnen nur grüne und gelbhülsige. Das Züchterhaus Vilmorin, das seit bald mehr als zweihundert Jahren immer eine grosse Vielfalt an Gemüse im Sortiment hat, hatte sicher bis 1972, vielleicht auch länger, noch keine blauhülsigen Buschbohnen im Angebot.
Merkmale Dunkelviolette, fadenlose Hülsen, dünn und zart. Schöne kräftig violette Blüten. Korn lang, beige braun mit feiner dunkler Maserung.
Verwendung Als grünreife Hülsen. Leider verliert sich beim Kochen die schöne violette Farbe, und die Hülsen werden dunkelgrün. Schmackhaft sind sie trotzdem.
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Red Valentine
Syn. Tausend für eine, Thousand-for-One, Refugee Bean, Purple speckled Valentine, Little Princess, Salat-Brechbohne, Salad Snap Bean
Diese Buschbohne wurde um das Jahr 1886 im Hause Vilmorin herausgegeben. Die Sorte stammt aus Amerika. Der Bohnenkenner des 19. Jahrhunderts, Georg von Martens, führte die Sorte auf die Bohne zurück, die Gaetano Savi unter dem Namen Phaseolus oblongus turcicus beschrieben hatte. Auf Deutsch kursierte sie vermutlich auch unter dem Namen «Türkische Dattelbohne», da man landläufig annahm, sie sei von der Türkei nach Europa eingeführt worden. Tatsächlich jedoch wurde sie erstmals von Prinz von Neuwied bei den Indianern, die 1815 bis 1817 am Missouri River wohnten, gesehen. Er nannte sie «ohmenik pusaehne», was die phonetische Wiedergabe des Namens aus der Sprache der Indianer war. Nachdem diese Bohnensorte in Europa ankam, erhielt sie von niederländischen Züchtern den Namen ‘Thousandfor-One’. Um 1837 wurde sie wiederum in der USA eingeführt und galt als neue Sorte, ohne dass man sich ihres indianischen Ursprungs bewusst war. In Amerika galt sie mit ihren langen zugespitzten runden Hülsen als Brechbohne (Snap bean) schlechthin. 1870 stand sie deswegen in der Zeitschrift «American Agriculturist» ganz oben auf der Empfehlungsliste für den amerikanischen Küchengarten. Mit der Zeit haben sich viele Varianten der ‘Valentine’-Bohne gebildet, die sich geringfügig voneinander unterscheiden.
Merkmale Schmale, grüne, zarte Hülse. Kerne zeichnen sich deutlich ab. Blüte tief rosa. Samen sind eine Mischung von rotbraunen und violettbraunen Kernen mit beigen Sprenkeln. Früh reifend.
Anbau Weite Pflanzabstände sind empfohlen.
Verwendung Sowohl grünreife Hülsen/Fisolen als auch die trockenen Bohnen.
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Roi des Beurres
Syn. Kingshorn
1903 wurde diese Buschbohne in einer Liste der besten Sorten in einer Fachzeitschrift empfohlen. Sie gehört zu den Butterbohnen, die sich dadurch auszeichnen, dass ihre Hülsen kein «Pergament» enthalten. Das «Pergament» ist jene Schicht in der Hülse, die auch nach dem Kochen hart und fasrig bleibt und daher den Genuss der grünreifen Hülsen (Fisole) stark herabsetzt. Die Bohne kam von Le Biau Germe im französischen Montpezat d’Agenais zu ProSpecieRara.
Merkmale Gelbe, fleischige, fadenlose Hülsen. Korn lang und weiss.
Anbau Guter Ertrag, sie reift kontinuierlich über einen langen Zeitraum ab, sodass man noch spät im Sommer ernten kann.
Verwendung Als grünreife Hülse/Fisole.
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Saxa
Becker-Dillingen beschreibt die Buschbohne ‘Saxa’ 1929 als «beste Frühsorte für den Markt» und drei Jahrzehnte später bemerkt Kampe: «Die Sorte ist wegen ihrer guten Ertragsfähigkeit und ihrer Ertragstreue im Anbau weit verbreitet. Die Hülse ist von guter Qualität und als Brechbohne gut zu verwerten.» ‘Saxa’ wurde von David Sachs im deutschen Quedlinburg auf Frühzeitigkeit hin gezüchtet und kam im Jahre 1903 als ‘Saxonia’ in den Handel. Im Jahre 1911 erhielt sie den Namen ‘Saxa’. Die Hülse war damals noch fädig. Durch die Kreuzung der Sorten ‘Saxa’ und ‘Alpha’ entstand die fadenlose ‘Saxa’, die 1922 in den Handel gebracht wurde. Die Sorte steht auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland (2010) mit regionaler Bedeutung in Bayern.
Merkmale Hellgrüne, fadenlose Hülsen von etwa 12 cm Länge mit rund-ovalem Querschnitt. Guter Geschmack. Weiss-lila Blüten. Korn ist lederbraun, länglich und walzenförmig, mit weissem, braun umrandeten Nabel.
Anbau Robuste Sorte für raue Lagen und frühe Aussaaten. Widerstandsfähig gegen Fettflecken und Virus.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen.
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Schwarze
Es dürfte sich hier aufgrund der kleinen schwarzen Kerne und der bei Reife zum Teil aufspringenden Hülsen um eine sehr ursprüngliche Sorte handeln. Sie entspricht eventuell der ‘Haricot du Brésil’ aus dem Vilmorin-Katalog.
Merkmale Kurze, hellgrüne, breite und fädige Hülsen. Violette Blüte, vorwiegend im Laub sitzend. Korn rund, schwarz und klein. Wüchsige, hochwachsende Pflanze (40 cm). Ausgeglichene Sorte. Spät reifend.
Anbau Gute Standfestigkeit.
Verwendung Als Trockenspeisebohne.
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Bunte Blütenfarben: Buschbohnen ‘Purple Duke’ (oben) und ‘Tschermaks Metis’ (unten).
Ein Buschbohnenfeld zur Produktion von Dörrbohnen.
Schwarzwälder Ausmachbohne
Diese Hausgartensorte kommt aus dem Schwarzwald, wo sie von der Mutter der Spenderin lange Zeit kultiviert wurde.
Merkmale Grüne Hülsen, die schnell zäh werden. Blüte weiss. Korn gelbbeige mit leichter Maserung und braunem Ring um den Nabel.
Anbau Pflanzen müssen etwas gestützt werden, da sie bis 50 cm hoch wachsen.
Verwendung Als Trockenspeisebohne. Die Spenderin meint: «Sie schmecken sehr fein, haben ein typisches Eigenaroma und sind relativ schnell gar (eingeweicht etwa eine halbe Stunde Kochzeit).»
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Starazagorsky
Syn. Yin und Yang, Orca
Die dekorativen schwarz-weissen Samen der Auskernbohne ‘Starazagorsky’ machen den Zungenbrecher mehr als wett. Manche sehen in ihnen das berühmte chinesische Symbol für Harmonie, Yin und Yang, in Schwarz und Weiss. Es soll sich gemäss verschiedener Angaben um eine ursprünglich griechische Sorte handeln, doch gibt es in Bulgarien auch die Stadt Stara Zagora. Und dieser Stadtname, der dem Sortennamen doch sehr nahe kommt, straft die griechische Herkunftsvermutung möglicherweise Lügen.
Merkmale Grüne, breite, etwa 10 cm lange Hülsen mit Fäden. Weisse Blüten. Zweifarbiges, schwarz-weisses Korn.
Anbau Hoher Ertrag bei gutem Wachstum.
Verwendung Trockenspeisebohne. Gekocht haben die Kerne einen leicht süsslichen, angenehmen Geschmack. Als Salat schmecken sie ausgezeichnet.
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Studerus
Ein Sortenerhalter aus Embd im Wallis baut die ‘Studerus’ schon lange Zeit auf 1300 m ü. M. an und beschreibt sie als «witterunsunabhängig, trockenheitsresistent und äusserst robust. Die Pflanzen treiben auch nach einem Frosteinbruch aus allen Nodien wieder aus.» Diese Sorte aus der Familie Studerus wurde von der Mutter aus dem sanktgallischen Steinach an ihre Tochter weitergegeben, die diese Buschbohne in Mellikon, Kanton Aargau, weiter anbaute.
Merkmale Grüne, leicht gekrümmte Hülsen, im Querschnitt elliptisch. Jung geerntet sind sie fadenlos. Über dem Laub sitzende, weisse Blüten. Langes, walzenförmiges beigebraunes Korn mit dunklem Ring um den weissen Nabel. Die Pflanzen wachsen buschig und eher niedrig. Mittelfrüh reifend.
Anbau Krankheits- und trockenheitstolerant. Auch für kühlere Lagen geeignet. Ertragreich.
Verwendung Jung geerntet, die Hülsen als grünreife Hülsen/Fisolen kochen. Sie sind zwar etwas grob, schmecken aber sehr gut. Oder man verwendet die ausgereiften Kerne als Suppenbohnen.
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Tiefenbacher
Diese Wachsbohne ist eine alte Hausgartensorte aus Niederösterreich. Mindestens seit den 1930er-Jahren befand sie sich in der Familie Tiefenbacher aus Lichtenau im Waldviertel im Anbau. Dort wurde sie über Generationen von der Mutter an die Tochter weitergegeben.
Merkmale Hülsen gelb, bis 15 cm lang und etwa 1,5 cm breit, abgeflacht, im Querschnitt birnenförmig, fädig. Korn dunkelweinrot, flach und nierenförmig, circa 18 mm lang. Blüte helllila. Wuchshöhe 45 cm.
Anbau Frühe ertragreiche Sorte.
Verwendung Junge, grünreife Hülsen ergeben saftige Fisolen, später werden sie bastig.
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Tschermaks Metis
Österreichische Züchtung, die nach dem bekannten Genetiker und Pflanzenzüchter E. von Tschermak benannt wurde. ‘Tschermaks Metis’ kam 1953 in die tschechische Genbank in Olomouc. Historisch interessante Sorte, nachdem diese offenbar in die von Tschermak zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchgeführten Kreuzungsexperimente an Bohnen eingebunden war.
Merkmale Hülsen 11 bis 12 cm lang und etwa 1 cm breit, stark gekrümmt, im Querschnitt breit elliptisch, leicht bastig. Blüte weiss. Korn schwarz mit weissen Sprenkeln. Pflanzen wachsen mittelhoch, circa 40 cm.
Verwendung Als Trockenbohne.
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Von Boswil
Eine Hausgärtnerin aus Boswil im Kanton Aargau schrieb: «Über meine verstorbene neunzigjährige Tante habe ich den Samen 1991 bekommen.»
Merkmale Hellgrüne, dicke und kurze, zarte Hülsen mit feinen violetten Sprenkeln. Korn beige-schwarz gesprenkelt. Wüchsige, üppige Pflanze.
Anbau Widerstandsfähig gegen Blattläuse.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen als Gemüse oder zum Tiefkühlen.
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Wachs Beste von Allen
Syn. Brittle Wachs
‘Wachs Beste von Allen’ ist eine alte amerikanische Sorte. Ihre Samen sind besonders schön: Das sonst weisse Korn hat um den Nabel eine flügelähnliche schwarze Zeichnung. Diese Sorte eignet sich vor allem für milde und trockene Lagen. Ab 1937 war sie in der Schweiz bei Mauser und später auch bei Vatter im Samenkatalog, in Österreich hielt sie Austrosaat im Sortiment.
Merkmale Gerade, 15 bis 18 cm lange, fadenlose, dickfleischige, gelbe Hülsen mit rundem Querschnitt. Im Geschmack ausserordentlich zart. Längliches, weisses Korn mit schwarzer Zeichnung um den Nabel. Mittelfrüh reifend.
Anbau In feuchten Lagen empfindlich für Krankheiten.
Verwendung Wachsbohnen werden traditionell für Bohnensalat verwendet, da sie aussergewöhnlich zarte Hülsen haben.
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Wiener Treib
Die Hauptstadt der Donaumonarchie war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schon zu einer Millionenstadt angewachsen. Ihre Versorgung mit Lebensmitteln war auch für Gemüsezüchter eine Herausforderung. Gefragt waren unter anderem Frühgemüse, die in Mist- oder in Treibbeeten frühzeitig kultiviert werden konnten. Man entwickelte bei zahlreichen Gemüsearten wie Radieschen, Kohlrabi, Wirz, Karotte, Salat und Bohne Sorten mit der Bezeichnung ‘Wiener Treib’.
Merkmale Hülsen, bis 13 cm lang, 1 cm breit, schwach gekrümmt, im Querschnitt birnenförmig, Farbe grün ohne Zeichnung. Kleines, längliches Korn mit weisser Grundfarbe und ockerfarbener Zeichnung um den Nabel. Blüte weiss.
Anbau Zarte Pflanzen. Früh reifend. Speziell für den Anbau unter Glas entwickelt.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen.
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Buschbohnen entstanden erst im 16. und 17. Jahrhundert durch Spontanmutationen von Stangenbohnen.
Das Geheimnis der trockenen Bohnen
Urs Frühauf
«Einfach dem Weg vom Dorf so lange folgen, bis es nicht mehr weiter hinauf geht. Dann bist du richtig.» So erklärt Urs Frühauf am Telefon den Weg zu sich nach Hause. Das wunderschöne umgebaute «Heimetli» in einer Senke oberhalb Pfaffnau im Kanton Luzern wird von Urs und seiner Frau Christine nun schon seit bald zehn Jahren bewohnt. Genau zehn Jahre ist es denn auch her, seit sich der gelernte Automechaniker dazu entschlossen hat, auf dem Hof seiner Schwiegereltern eine Trocknungsanlage einzurichten und sein Leben komplett umzukrempeln. Weg von Motoren und Benzin, hin zu Biolebensmitteln und Landluft.
Keine Lust auf chinesischen Import
Mit über fünfzig Jahren noch einmal etwas ganz Neues anzufangen, das liegt nicht jedem. Das Ehepaar Frühauf nahm die Herausforderung an und hat gemeinsam die «BioManufaktur» aufgebaut. Hier trocknen sie als einziger Betrieb in der Schweiz ProSpecieRara-Bohnen und machen daraus die «chöschtigen» Dörrbohnen, ein traditionelles Schweizer Produkt.
Als Urs in das Geschäft mit den Dörrbohnen einstieg, konnte man in der Schweiz nur Dörrbohnen aus China im Laden kaufen. Das gab ihm zu denken. Einem Bekannten konnte er eine Bohnenrüstmaschine abkaufen, ein zehn Meter langes Ungetüm, das die Bohnen von den Spitzen befreit. Danach werden die Bohnen in grossen Kochtöpfen blanchiert, bevor sie für etwa 24 Stunden in den 35 Grad warmen Trockner gelangen. «Das ist das Wichtigste, was ich den Leuten immer wieder erkläre, ich dörre die Bohnen nicht, ich trockne sie.» Beim Trocknen wird den Bohnen auf schonende Art und Weise das Wasser entzogen. Anschliessend sind sie fertig für den Verkauf.
Eine Tonne Dörrbohnen
Mit Slow Food hat die BioManufaktur einen kompetenten Partner an der Seite. Slow Food hat Urs auf die ProSpecieRara-Bohnen aufmerksam gemacht. Die Reifezeit dieser Bohnen ist zwar nicht so genau vorhersehbar wie die herkömmlicher Industriebohnensorten, doch dafür sind sie viel geschmackvoller. Noch immer ist er froh, dass er sich für die ProSpecieRara-Sorten entschieden hat. «Dadurch haben meine Dörrbohnen einen zusätzlichen Pluspunkt, um sich von anderen abzuheben», erklärt er. Slow Food Schweiz hat ihm auch geholfen, seine Dörrbohnen beim Detailhändler Coop in die Regale zu bringen. Und mit Biofarm hat er einen weiteren «gestandenen» Abnehmer seines Produkts an der Seite. «Einen Teil kann ich aber auch direkt über meine Homepage verkaufen», berichtet Urs. Heute produziert er zusammen mit fünf Bauern aus der Region fast als eine Tonne Dörrbohnen. Eine ganze Menge, wenn man sich vor Augen führt, dass dafür zehn Tonnen Bohnen geerntet werden müssen.
Fast vergessenes Traditionsgemüse
«Eigentlich sind Dörrbohnen ein kostbares Wintergemüse, das man sich früher zu speziellen Anlässen gegönnt hat», meint Urs. «Die Bohnen dienten als wichtiger Eiweisslieferant für einen Grossteil der Bevölkerung. Fleisch konnte sich nicht jeder leisten, und Hülsenfrüchte nahmen folglich einen wichtigen Stellenwert in der Ernährung ein. Zudem weisen Dörrbohnen interessanterweise einen höheren Nähr- und Brennwert auf als frische Bohnen», ergänzt Christine. «Die Dörrbohne ist ein traditionelles Schweizer Gemüse; viele junge Leute kennen es vielleicht noch von der Grossmutter», erzählt Urs weiter. Auf einer Berner Platte zum Beispiel dürfen die Dörrbohnen auch heute nicht fehlen. «Oder an einem ThanksgivingDinner von Schweizern in Amerika», schmunzelt er. Bis dorthin konnte er seine Bohnen nämlich schon verschicken.
Es macht Urs sichtbar viel Spass, mit seiner Trocknungsanlage neue Sachen auszuprobieren. Seien es Randenchips, zuckersüsse Erdbeersnacks, ganze Brokkolibäumchen, denen er das Wasser entzieht, oder wunderschön getrocknete Zwiebelringe, die wie pergamentfarbige Blumen in einem Glas im Lager liegen und auf ihren grossen Auftritt warten. «Auf jeden Fall eine gesunde Sache.»
Er hat den Schritt vom Mechaniker zum Trockner nie bereut. «Es hat sich mir ein neues Umfeld aufgetan, mit neuen, interessanten Menschen und einer anderen Lebensqualität», sagt Urs Frühauf mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen.
Persönliches
Urs Frühauf (60) ist gelernter Automechaniker. Nach mehreren Jahren in diesem Beruf und als Aussendienstmitarbeiter hat er sich mit vollem Eifer dem Trocknen von Gemüse und Früchten zugewandt. Er probiert immer wieder neue Kompositionen und Verfahren aus, um gute Produkte, die von den Leuten geschätzt werden, herzustellen. Seine Frau Christine (60) arbeitet Teilzeit als Lehrerin in Pfaffnau und packt ebenfalls in der BioManufaktur mit an.
Weiteres erfahren Sie unter: www.gruenboden.ch
Ärnböhnli
Ein Hausgärtner aus Baden im Kanton Aargau übergab diese Bohne 2003 an ProSpecieRara. Seine Grossmutter hat zu ihrer Hochzeit um 1895 ein Samenpäckli mit ‘Ärnböhnli’ erhalten.
Merkmale Helle, grüngelbe, gekrümmte, kurze und fädige Hülsen, im Querschnitt rund-oval. Blüte weiss. Korn oval und braun. Früh reifend. Schwachlaubige Pflanze.
Anbau Die Stangenbohne wird über 6 m hoch, die grünen Bohnen werden fast nie zäh, auch wenn sie schon gelb geworden sind. In heissen Sommern kann diese Bohne allerdings fädig werden. Hülsen jung ernten.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen, müssen aber gefädelt werden.
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Berner Butter Verzasca
Die ‘Berner Butter’ wurde in der Schweiz erstmals 1896 in einer Sortenliste von François Wyss erwähnt. Sie wurde aus Deutschland eingeführt, wo sie unter dem Namen ‘Wachs Kaiser Friedrich’ gehandelt wurde. Die lokale Selektion ‘Berner Butter Verzasca’ wird seit 1943 im Südschweizer Verzascatal angebaut. Damals, mitten in den Kriegszeiten, wurde ein Paket mit Samen der Stangenbohne ‘Berner Butter’ ins Dorf Gerra geliefert, adressiert an Maria Vasti. Aber es gab 40 Maria Vastis im Dorf! Man fand nicht heraus, wer das Saatgut bestellt hatte und so pflanzte eine der Maria Vastis das Saatgut an. Jahrzehntelang nahm sie eigenen Samen als Saatgut fürs nächste Jahr weiter und verteilte das kostbare Gut auch an Nachbarn und Bekannte.
Merkmale Hellgelbe Hülsen, leicht rot bereift, stark gekrümmt und rund-oval im Querschnitt – im Vergleich zum heute gängigen ‘Berner Butter’-Sortentyp mit breiten flachen Hülsen. Fadenlos. Blüte rosa. Korn länglich, dunkelviolett bis dunkelbraun.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen. «Sie schmeckt im Wasser gekocht besser als gedämpft», meint man im Verzascatal.
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Berner Landfrauen
Syn. Alphorn, Cor des Alpes
Die ‘Berner Landfrauen’ erschien erstmals Ende der 1920er-Jahre auf dem Markt. Kobel schreibt 1941: «Die Landfrauenbohne wurde nach Mitteilung von Herrn Weibel, Gartenbaulehrer in Oeschberg im Kanton Bern, von einer Bäuerin aus der Sorte ‘Späte Schneggli’ durch Auslese gewonnen. Die Schweizer Firma Mauser hat die Sorte in den 1970er-Jahren wegen starker Virusverseuchung bearbeitet. Aus der Einkreuzung mit einigen damals schon virusresistenten Buschbohnen und anschliessenden Rückkreuzungen entstanden aus der Sorte ‘Berner Landfrauen’ die Sorten ‘Selma Star’, ‘Selma Zebra’ und eine Sorte ‘Verbesserte Berner Landfrauen’.
Merkmale Mittellange, sichelförmige, sehr zarte und fadenlose Hülsen von grüner Farbe mit vielen violetten Sprenkeln, im Querschnitt rund elliptisch. Lila Blüten. Beigebraunes ovales Korn mit dunklen Sprenkeln. Starklaubige und hochwachsende Pflanzen. Spät reifend.
Anbau Ertragreich, aber für raue Lagen nicht geeignet.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen. Wird traditionell im Berner Landgericht «Speck und Bohnen» verwendet.
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Blaue Adliswil
Samenhändler, die jährlich von Hof zu Hof zogen und Saatgut verkauften, waren bis Anfang des 20. Jahrhunderts in ländlichen Gegenden wohl bekannt. 1906 kaufte eine Frau im zürcherischen Adliswil einer Samenhändlerin Bohnensamen ab, die sie von da an stets selber weiter zog. Sie gab auch ihrem Nachbarn einige Samen. Dieser kultivierte die ‘Blaue Adliswil’ weiter, bis ihm eines Frühlings sämtliche Jungpflanzen erfroren und er plötzlich keine blauen Bohnen mehr hatte. Das ärgerte ihn sehr. Die Nachbarin war inzwischen verstorben. Zum Glück fand später die Tochter der Nachbarin beim Ordnen des Nachlasses sieben Bohnenkerne in einer Marronitüte. Gemäss dem darauf notierten Datum waren sie bereits neun Jahre alt. Die Tochter gab die sieben Samen dem Nachbarn, der sie sorgfältig in Töpfen aussäte. Alle Samen keimten noch!
Merkmale Violettblaue, flache und bis 15 cm lange Hülsen, die lange fadenlos bleiben. Blüte lila. Korn beige bis hellbraun mit feiner Maserung.
Verwendung Junge Hülsen als grünreife Hülsen/Fisolen. Eignen sich auch zum Dörren oder Einfrieren. Trockene Kerne auch als Suppenbohnen.
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Blauhilde
Hübsch sind sie im Garten anzusehen, die blauhülsigen Stangenbohnen! Sie sind oft nur in Privatgärten zu finden. Die heute in Mitteleuropa noch verbreitetste Sorte ‘Blauhilde’ wurde von der Firma Hild gezüchtet und kam 1964 auf den Markt.
Merkmale Blauviolette, bis 25 cm lange, dickfleischige und fadenlose Hülsen, im Querschnitt rund. Lila Blüten. Beige bis hellbraunes Korn mit feiner Maserung. Mittelfrüh reifend.
Anbau Sehr ertragreich. Durch die violette Farbe findet man die Hülsen bei der Ernte leicht.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen. Leider verliert sich beim Kochen die violette Hülsenfarbe, auf dem Teller erscheint sie dann im üblichen Grün. Trotzdem sind die Bohnen sehr schmackhaft.
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Borlotto
Syn. Lingua di fuoco
‘Borlotto’ ist eine Züchtung von Samen Mauser in Winterthur. Sie entspricht der alten bekannten italienischen Auskernbohne. ‘Borlotto’ ist ähnlich der ‘ZEFA Borlotti’, kann aber nur als Trockenspeisebohne verwendet werden, da ihre Hülsen fädig sind.
Merkmale Leicht gekrümmte, fädige Hülsen, im Querschnitt flach bis oval. Hülsen zuerst rot-grün, dann rot-gelb verfärbend und gesprickelt. Blüte rosa. Oval-rundes, beiges Korn mit violetten Sprenkeln und Streifen.
Verwendung Als Trockenspeisebohne.
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Burro Butterbohne
Syn. Dangio, Von Prugiasco
Eine Hausgärtnerin aus Oberentfelden im Kanton Aargau überreichte 1991 ProSpecieRara einige Samen zur Erhaltung dieser feinen und schmackhaften Sorte. Ursprünglich soll diese Stangenbohne aus Italien kommen. Bei ProSpecieRara gibt es zwei weitere, sehr ähnliche Hausgartensorten: ‘Dangio’ mit etwas grösseren Kernen aus dem Bleniotal, Tessin, und ‘Von Prugiasco’, die sehr spät ausreift. Sie alle gleichen auch der ‘Schmalzkönigin’, die 1917 bis 1990 im Schweizer Samenhandel war.
Merkmale Üppige und hochwachsende Pflanze mit vielen, eher kleineren Blättern. Die Hülsen sind zwischen 8 und 12 cm lang, grün und im Querschnitt oval-rund, fadenlos, bleiben lange zart – eine typische Schmalzbohne mit gutem, leicht süsslichem Geschmack. Blüte rosa. Beigebraunes, rund-ovales Korn mit streifenförmig dunkelbrauner Musterung. Mittelspät reifend.
Anbau Nicht anfällig für Krankheiten und schwarze Läuse. Samen brauchen lange zum Ausreifen.
Verwendung Sowohl als grünreife Hülsen/Fisolen als auch als Trockenbohne.
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Bussola
Das Bleniotal ist ein uriges Schweizer Südalpental. Die Stangenbohne ‘Bussola’ wurde hier von einer Familie aus dem Dörfchen Dangio über Jahrzehnte angebaut.
Merkmale Grüne, breite und flache, leicht gekrümmte und fädige Hülsen, in denen sich die Kerne schon früh abzeichnen. Rosa Blüten. Rund-ovales hellbraunes Korn mit rotbraunem Ring um den Nabel. Mittelhoch bis hochwachsende Pflanze. Mittelspät reifend.
Anbau Alpine Sorte, robust.
Verwendung Auskernbohne. Genutzt werden die reifen Samen.
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Cherokee Trail of tears
Ihr Hülsenfarbe ist so wunderschön, wie die Geschichte ihrer Herkunft traurig ist: Es wird erzählt, dass diese Stangenbohne vom Stamm der Cherokee-Indianer angebaut wurde. Als sie im Oktober 1838 von den Siedlern aus ihrer Heimat, den Smokie Mountains, vertrieben wurden, nahmen sie diese Bohne mit auf ihren Zwangsmarsch. Im März 1839 erreichten sie die Reservate in Oklahoma. Es war ein Weg, der 4000 Gräber und viel Leid und Tränen hinterliess und der als ‘Trail of Tears’ in die Geschichte einging.
Merkmale Weinrote, lange, fädige Hülsen mit rund-ovalem Querschnitt. Rosa Blüten. Glänzend schwarzes, ovales Korn. Pflanze mit wenig Laub.
Anbau Robust und resistent gegen allerlei Krankheiten und Schädlinge. Guter Behang für eine reiche Ernte.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen haben sie ein reales Bohnenaroma, das moderne Bohnensorten oft vermissen lassen. Die Hülsen müssen dafür jung geerntet, gefädelt und gekocht werden. Sie sind auch zum Tiefkühlen geeignet. Reif geerntet sind die schwarzen Kerne gute Suppenbohnen.
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Chriesistei Boniswil
‘Chriesistei’-Bohnen waren in der Schweizer Region Aargau einst weit verbreitet, und viele Familien hüteten ihre eigenen Selektionen, die sich rein äusserlich nicht wesentlich voneinander unterschieden. Mit Sicherheit sind sie aber über die Jahrzehnte an die in den jeweiligen Gärten kleinräumlich herrschenden Umweltbedingungen angepasst worden. Deshalb werden verschiedene Herkünfte hier einzeln vorgestellt. Der Name ‘Chriesistei’ deutet übrigens auf ihre typischen Samen hin: Rundlich und dunkelweinrot, ähnlich einem Kirschenstein. ‘Chriesistei Boniswil’ bekam ProSpecieRara 2003 von einer Hausgärtnerin aus Boniswil im Kanton Aargau. Sie hat die Bohnen von ihrer Schwiegermutter aus Muri, ebenfalls Kanton Aargau, die diese wiederum von ihrer Mutter (geb. 1895) übernommen hat. Vermutlich hat diese die Bohnen, so wie es früher Brauch war, auch schon von ihrer Mutter (geb. 1864) erhalten.
Merkmale Grüne, kurze (8 cm), mittelstark gekrümmte, fadenlose Hülsen, im Querschnitt rund-oval. Blüte weiss. Rundliches, dunkelweinrotes Korn. Hochwachsend.
Anbau «Sie ist robust und gibt einen guten Ertrag bis zum Frost», meinte die Hausgärtnerin aus Boniswil.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen sind zart und fein.
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Chriesistei Dintikon
1990 schrieb eine Frau aus Wigoltingen im Kanton Thurgau an ProSpecieRara: «Vor mehr als fünfzehn Jahren fand mein Bruder auf dem Estrich unseres alten Elternhauses einige Bohnenkerne. Er steckte sie in einen Blumentopf, wo sie erstaunlicherweise gut keimten, daher in den Garten versetzt wurden und gut gediehen. Dann merkten wir, dass es die alte Bohnensorte war, die schon unsere Mutter hatte. Sicher ist die Sorte um die sechzig Jahre alt, solange ich mich erinnern kann, gab es diese Bohne auf dem Tisch. Über den Ursprung weiss ich nur so viel, dass die Sorte in meinem Heimatort in Dintikon im Aargau sehr bekannt und beliebt war. Hier in der Ostschweiz kennt sie niemand.»
Merkmale Grüne, kurze, etwa 8 cm lange, mittelstark gekrümmte, fadenlose Hülsen, im Querschnitt rund. Blüte weiss. Rundliches, dunkelweinrotes Korn. Hochwachsend und starklaubig.
Anbau Sehr robuste Sorte.
Verwendung Man kann die grünreifen Hülsen/Fisolen verwenden oder sie als Auskernbohne nehmen.
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Chriesistei Grosi Muri Boswil
Diese ‘Chriesistei’-Herkunft kam im Jahr 2000 aus Boswil im Kanton Aargau zu ProSpecieRara. Ein Hausgärtner hatte diese Bohne, die er von seiner Schwiegermutter erhielt, schon fünfzehn Jahre in seinem Garten angepflanzt. Seine Schwiegermutter hat sie ebenfalls schon fünfzig Jahre angepflanzt und wiederum von ihrer Schwiegermutter erhalten, die sie schon vierzig Jahre vorher anbaute.
Merkmale Grüne, kurze, etwa 8 cm lange, mittelstark bis stark gekrümmte, fadenlose Hülsen, im Querschnitt rund. Blüte weiss. Rundliches, dunkelweinrotes Korn. Hochwachsend und starklaubig.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen.
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Chriesistei Rote Bohne
‘Chriesistei Rote Bohne’ ist seit 1993 bei ProSpecieRara in Erhaltung. Sie ist eine ‘Chriesistei’-Herkunft aus Oberentfelden im Kanton Aargau.
Merkmale Grüne, kurze, etwa 8 cm lange, stark gekrümmte, fadenlose Hülsen, im Querschnitt oval-rund. Rundliches, dunkelweinrotes Korn. Hochwachsend und starklaubig.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen.
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Chriesistei Wehntaler
«Ich hoffe, dass diese Sorte erhalten werden kann, da wir schon 75 Jahre alt sind und unsere Kinder nicht mehr gärtnern», schrieb ein Mann aus dem zürcherischen Schönenberg 2008 an ProSpecieRara und legte dem Brief einige Bohnenkerne bei. Die Urgrossmutter seiner Frau wuchs im Wehntal auf, das zwar noch zum Kanton Zürich gehört, aber westlich an den Aargau grenzt. Diese Urgrossmutter heiratete etwa 1880 und nahm die ‘Chriesistei-Bohnen’ als Teil ihrer Aussteuer mit ins zürcherische Hütten. Seit dieser Zeit wurde von allen nachfolgenden Generationen jedes Jahr Saatgut genommen.
Merkmale Grüne, kurze, etwa 8 cm lange, mittelstark gekrümmte, fadenlose Hülsen, im Querschnitt oval-rund. Blüte weiss. Rundliches, dunkelweinrotes Korn. Hochwachsend. Etwas später reifend als andere ‘Chriesistei’-Herkünfte.
Anbau Die Bohne ist ertragreich und bei der Anzucht sehr resistent gegen Nässe und Kälte.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen.
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Chrigler
Syn. Brienzer Krugler, Marteli
Ein beliebtes traditionelles Wintergericht aus Brienz im Berner Oberland war «Chrigler mit Birnenschnitz, Speck und Wurst». Man kochte dabei die trockenen Bohnenkerne so lange, bis sie weich und saftig wurden. Familien aus Brienz nennen ihre Bohnen ‘Chrigler’. Samen Mauser vertrieb ab den 1950er- bis in die 1990er-Jahre eine sehr ähnliche Sorte unter dem Namen ‘Marteli’. Es handelt sich um eine typische Schmalzbohne.
Merkmale Grüne, leicht gekrümmte Hülsen mit roten Sprenkeln, etwa 10 cm lang, im Querschnitt rund-oval. Junge Hülsen sind fadenlos. Während der Reife zeichnen sich die Kerne schon ziemlich früh an der Hülse ab. Blüten weiss (im Gegensatz zur Sorte ‘Chrügler’). Beiges rundes Korn mit violetten Flecken und Streifen. Mittelfrüh reifend.
Anbau Auch für etwas rauere Standorte geeignet. Ertragreich und robust.
Verwendung Die Kerne werden beim Kochen weiss, eignen sich aber hervorragend als Winternahrungsmittel aus dem Garten. Junge Hülsen können auch als grünreife Hülsen/Fisolen gekocht werden.
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Chrügler
‘Chrügler’ ähnelt der vorher beschriebenen Sorte ‘Chrigler’ nicht nur im Namen sehr: Beides sind Schmalzbohnen, die Hülsen und Kerne sind in etwa identisch, doch die Blütenfarbe unterscheidet sich: ‘Chrügler’ hat rosa Blüten, wohingegen ‘Chrigler’ weiss blüht. ‘Chrügler’ kommt aus der Nachbarschaft von Brienz, aus dem bernischen Oberried.
Merkmale Grüne, leicht gekrümmte, fadenlose Hülsen mit roten Sprenkeln. Rundovaler Querschnitt. Rosa Blüten. Beiges Korn mit violetter Zeichnung.
Verwendung In erster Linie wird sie als Suppenbohne verwendet. Wenn sie jung geerntet werden, gelten die grünen Bohnen als eine besondere Delikatesse.
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Cornetti Viola Trionfo
Vermutlich ist ‘Cornetti Viola Trionfo’ eine Form von ‘Trionfo Violetto’, einer alten, in Italien sehr populären Sorte. Seit 1989 kam sie von Suffolk Herbs in Grossbritannien ins Sortenarchiv von Arche Noah.
Merkmale Hülsen schlank, dunkelviolett und fadenlos, im Querschnitt rundlich. Stängel und Blattnerven sind violett gefärbt bzw. überlaufen. Schöne lila Blüten. Korn grau. Reife mittelspät, kurz nach ‘Dasinger Blaue’.
Anbau Stangenbohne mit starker Verzweigung an der Basis. Lange Erntezeit. Eine der ertragreichsten violetten Fisolensorten (Bohnen für den Frischkonsum).
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen als Beilage und als Salat. Die Hülsen sind nach dem Kochen grün, fest, knackig und haben einen guten Geschmack.
Erhältlich über Arche Noah
Dasinger Blaue
‘Dasinger Blaue’ ist seit 1997 im Archiv der Arche Noah. Der Vater der Spenderin der Sorte baute diese Sorte schon lange in seinem Garten in Dasing nahe Augsburg an.
Merkmale Hülsen dunkelviolett und fadenlos, im Querschnitt rundlich. Stängel und Blattnerven violett gefärbt bzw. überlaufen. Blüten lila. Korn klein und hellbeige. Stangenbohne mit sehr schlankem Wuchs und mittlerer Wüchsigkeit. Reifezeit mittel.
Anbau Lässt sich lange im Herbst beernten, guter Ertrag.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen sind angenehm knackig, mit gutem Geschmack. Färben sich beim Erhitzen grünlich.
Erhältlich über Arche Noah
Dell’Aquila
Aus dem norditalienischen Coggiola kam 2001 diese Stangenbohne zu ProSpecie Rara. Es handelt sich hier um die originale, in alten Sortenkatalogen erwähnte ‘Dell’Aquila’, die höchstwahrscheinlich identisch mit der sagenumrankten ‘Monstranzbohne’ ist. ‘Dell’Aquila’ (dt. Adlerbohne) wurde beispielsweise 1900 im Katalog der Mailänder Firma Fratelli Ingegnoli angeboten. Ihr Name deutet auf die flügelartige Zeichnung um den Nabel der Bohnenkerne hin.
Merkmale Eher kurze (10 bis 12 cm lange), grüne, leicht gekrümmte und fadenlose Hülsen, im Querschnitt flachoval. Lila-weissliche Blüten. Korn weiss mit dunkler Zeichnung um den Nabel. Dichtlaubige Pflanzen. Mittelspät reifend.
Anbau Mittlere Ertragsstärke.
Verwendung Wurde vorwiegend als Trockenspeisebohne verwendet.
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Fasöi Grisoni
Die ‘Fasöi Grisoni’ kommen aus Südbünden, genauer aus Cologna im Puschlav, und wurden dort über Jahrzehnte angebaut. ‘Fasöi’ heisst im italienischen Dialekt einfach «Bohne». Es ist nicht bekannt, ob der Name ‘Grisoni’ etwas mit Graubünden zu tun hat oder allenfalls auf die sehr alte Sorte ‘Grandson’ verweist.
Merkmale Grüne, fadenlose, 8 bis 10 cm lange Hülsen mit violetten Sprenkeln, im Querschnitt oval. Blüte rosa. Rundes, beiges Korn mit schwarzen, feinen Flecken und Streifen. Hochwachsende Pflanze. Mittelfrüh reifend.
Anbau Guter Ertrag. In Poschiavo auf 1000 m ü. M. werden die Kerne Anfang Juni gesät. Man sagt, die Bohne dürfe die Maisonne nicht sehen. An höhere Anbaulagen angepasst.
Verwendung Die grünreifen Hülsen/Fisolen werden zusammen mit Braten im Römertopf gekocht oder traditionell mit Pizzoccheri gegessen.
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Frühe Wädenswiler
‘Frühe Wädenswiler’ ist eine der sehr raren Schweizer Züchtungen von Gartenbohnen. Dr. F. Kobel von der Forschungsanstalt Wädenswil kreuzte die Stangenbohne ‘Juli Selektion Wädenswil’ mit der Buschbohne ‘Genfer Markt’, um eine ebenfalls früh blühende Stangenbohnensorte mit den Qualitäten der Buschbohne (fadenlos und gute Bohnenqualität) zu lancieren. 1951 wurde die ‘Frühe Wädenswiler’ erstmals in grösserem Umfang angebaut. Heute wird sie noch von Sativa Rheinau als biologisches Saatgut angeboten.
Merkmale Zarte, fadenlose, mittellange, grüne Hülsen, im Querschnitt rund. Blüte weiss. Korn weiss und länglich. Früh reifend. Schwachlaubig mit gutem Behang.
Anbau Schwachlaubig, einfach zu ernten mit gutem Behang.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen. Für Frischkonsum, zum Dörren und Einfrieren geeignet.
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Gasser
Eine Hausgartensorte aus Schaan in Liechtenstein.
Merkmale Fadenlose, hellgrüne Hülsen mit ovalem Querschnitt. In der Reife werden die Hülsen wunderschön leuchtend rosa gescheckt. Zweifarbige Blüten: Schiffchen und Flügel sind weiss, die Fahne ist sanft hellviolett bis lila gefärbt. Kerne sind mittelbraun mit dunkelbraunen Sprenkeln. Pflanzen ranken sehr hoch.
Anbau Robuste und sehr gesunde Sorte.
Verwendung Junge, grünreife Hülsen/Fisolen oder die trockenen Kerne als Suppenbohnen.
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Gelbes Posthörnli
Syn. Posthörnchen
‘Gelbes Posthörnli’ und ‘Grünes Posthörnli’ mit stark sichelförmig gebogenen Hülsen, ähnlich einem alten Posthorn, erfreuten sich in der Schweiz grosser Beliebtheit. Vermutlich sind sie österreichischen Ursprungs. Dieser Sortentyp heisst dort auch ‘Sechserkipfler’ oder ‘Kipflerbohne’. ‘Gelbes Posthörnli’ wurde 1919 erstmals erwähnt und ist bis heute noch vielen bekannt. In den 1940er-Jahren wurde sie an der Schweizer Forschungsanstalt Wädenswil züchterisch verbessert.
Merkmale Hellgelbe, sehr stark gekrümmte, kurze Hülsen, an denen sich die Samen sehr rasch abzeichnen. Blüte lila. Korn walzenförmig, rotviolett mit beigen Sprenkeln, brauner Ring um den Nabel. Starklaubige Pflanzen. Spät reifend.
Anbau Langsam wachsend.
Verwendung Die grünreifen Hülsen werden in relativ jungem Zustand geerntet und als Frischbohnen/Fisolen zubereitet. Auch zum Einmachen geeignet.
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Grah Kukuruzar Biseli
Diese Lokalsorte wurde 1996 in Kroatien im Rahmen einer Sammelreise von Bewohnern der Ortschaft Požega zur Sortenerhaltung an Arche Noah übergeben. Sie ist in diesem Gebiet seit den 1930er-Jahren im Anbau. Ihr Name nimmt Bezug auf die Anbaumöglichkeit mit Mais (Kukuruz = Mais).
Merkmale Hülse mittelgross, grün, ohne farbige Zeichnung, im Querschnitt birnenförmig. Korn weiss, mittelgross, nierenförmig, flach. Blüte weiss.
Anbau Für den Mischanbau mit Mais geeignet.
Verwendung Sehr wohlschmeckende Trockenbohne.
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Graueli
Ihr typisch schweizerischer Name trügt: ‘Graueli’ stammt aus der Steiermark und aus Slowenien, ihr ursprünglicher Name aber ging auf dem Weg in die Schweiz verloren. Ihr aussergewöhnliches mausgraues Korn gab ihr ihren heutigen Namen.
Merkmale Grüne, leicht gekrümmte, 12 bis 15 cm lange Hülsen, im Querschnitt flach. Jung ist sie fadenlos. Blüte rosa. Grau bis olivfarbenes, ovales Korn. Hochwachsende Pflanze.
Verwendung Jung als grünreife Hülsen/Fisolen. Aber auch als Auskernbohne, kurz im Dampfkochtopf gegart, haben die Kerne einen hervorragenden Geschmack.
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Grünes Posthörnli
Syn. Luzerner Marktbohne, Beurre Kugeli, Kaffeebohne
‘Grünes Posthörnli’ ist das Pendant zu ‘Gelbes Posthörnli’ und gehört zum Sortentyp, den man in Österreich ‘Kipfler’ nennt. ‘Grünes Posthörnli’ wird von Kobel 1941 erwähnt und wurde damals von Samen Vatter unter dem Synonym ‘Luzerner Marktbohne’ vertrieben. Ebenfalls sehr ähnlich, vielleicht sogar identisch, sind die Stangenbohnen ‘Beurre Kugeli’ aus der schweizerischen Genbank in Changins und die ‘Kaffeebohne’, eine Hausgartensorte aus dem aargauischen Walde, die etwas dunklere Samen hat. Die ‘Vaters Dicke Bohne’ ist wahrscheinlich eine lokale Selektion aus Grabs im Rheintal, die im Gegensatz zum ‘Grünen Posthörnli’, das bei ProSpecieRara und Sativa Rheinau erhalten wird und ursprünglich ebenfalls von dort stammt, in ihrer Ursprungsregion erhalten blieb.
Merkmale Hellgrüne, 10 cm kurze, stark gekrümmte und fadenlose Hülsen. Blüte blassrosa. Korn braun und oval-rund. Starklaubige, hochrankende Pflanze. Spät reifend.
Anbau Langsam wachsend.
Verwendung Späte fadenlose Hülsen, die man ausreifen lässt, bis sie fast gelb und ganz dick sind. Sie werden nicht zäh, sind sehr knackig. Zum Einmachen geeignet.
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Heilige gesegnete Bohne
Die ‘Heilige gesegnete Bohne’ ist eine Monstranzbohne (siehe ‘Monstranzbohne’), die sich aber sowohl bezüglich ihrer Hülsen als auch ihrer Reifezeit von vielen anderen Herkünften unterscheidet. 1992 übergab sie ein Gärtner aus dem sankt gallischen Gams ProSpecieRara. Er bekam einige Samen von einer alten Frau, die die ‘Heilige gesegnete Bohne’ schon lange pflanzte.
Merkmale Grüne, 10 bis 15 cm lange, leicht gekrümmte, fadenlose Hülsen, im Querschnitt rund-oval. Blüte rosa. Korn weiss mit feiner brauner Monstranz-ähnlicher Zeichnung um den Nabel. Viel früher reifend als andere Monstranzbohnen.
Verwendung Das spezielle Korn wurde meist als Trockenbohne verwendet. Die grünreifen fadenlosen Hülsen/Fisolen eignen sich aber auch als Gemüse.
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Herrenböhnli
Syn. Œil de Perdrix, Chugelibohne
Diese Sorte ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts sowohl in der Deutschschweiz, nachweislich in Steinach und Mellikon, als auch in der südlich von Genf gelegenen HauteSavoie bekannt. Es könnte sich um eine alte verbreitete Sorte handeln, deren ursprünglicher Name mit der Zeit verloren ging. ‘Herrenböhnli’, ‘Œil de Perdrix’ und ‘Chuglibohne» sind lokale Namen, die man ihr gab.
Merkmale Sehr kurze, etwa 5 cm lange, grüne Hülsen ohne Fäden, im Querschnitt rund. Die Kerne zeichnen sich beim Reifen früh ab. Weisse Blüten. Runde, kleine, beige Samen mit einem Hauch von Violett. Mittelhoch wachsend. Kleinblättrig.
Anbau Die Pflanzen haben einen guten Behang, aber angesichts der sehr kurzen Hülsen fällt die Erntemenge eher gering aus.
Verwendung Nutzung als grünreife Hülsen/Fisolen, gute zarte Salatbohne. Aus der Haute-Savoie ist überliefert, dass auch die ungedroschenen ausgereiften Hülsen als Ganzes zubereitet wurden: Dafür weichte man die Hülsen einige Stunden ein, um sie danach im Salzwasser zu kochen.
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Hottwil
Diese Hausgartensorte stammt aus dem aargauischen Hottwil, im schönen Mettauertal in der Nähe von Frick. Bereits im 19. Jahrhundert wurde sie nachweislich von einer Grossmutter aus dem Dorf angebaut. Ihre Enkelin hütete dieses Familienerbe ab den 1970er-Jahren im zürcherischen Hinwil. Stolz preist sie ihre Stangenbohne: «Die Bohnen schmecken herrlich und sind recht robust.»
Merkmale Stark gekrümmte, etwa 10 cm lange, grüne Hülsen mit violetten Sprenkeln, im Querschnitt flachoval. Fadenlos. Rosa Blüten. Schönes, rundes, beiges Korn, mit violetten Flecken und Streifen.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen.
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Ingrid
Diese Lokalsorte aus dem Schweizer Rheintal hat ihren Namen von der Gärtnerin, aus deren Familie diese Bohne stammt. Schon Ingrids Grosseltern bauten diese Bohne in Diepoldsau/Giessen an. Ihre Familie wanderte vor dem Ersten Weltkrieg nach Frankreich aus. Wieder zurück in der Schweiz war die Familie total verarmt, hatte aber diese Bohnen mit dabei. Seither hütete man dieses wertvolle Gut in der Familie.
Merkmale Grüne, etwa 15 cm lange, feine, zarte und fadenlose Hülsen mit rundovalem Querschnitt. Blüten weiss. Weisses, kleines, nierenförmiges und flaches Korn. Pflanze mit gutem Behang und eher wenig Laub.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen.
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Julibohne
Syn. Precoce de Juillet
Sie war schon um 1900 bekannt. Eine Selektion der ‘Julibohne’ von der Forschungsanstalt Wädenswil wurde dann Vorläufer der späteren Wädenswiler Züchtung ‘Frühe Wädenswiler’. Die Herkunft von ProSpecieRara kommt aus der schweizerischen Genbank in Changins.
Merkmale Grüne, etwa 15 cm lange, gekrümmte Hülsen, im Querschnitt rund. Junge Hülsen sind fadenlos, später werden sie schnell fädig. Blüte weiss. Kleines, weisses nierenförmiges Korn. Die Sorte ist wüchsig und frühreif.
Verwendung Julibohnen wurden als Markt- und Konservenbohnen, wohl meist in Form von Trockenbohnen gehandelt.
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Kaiser Friedrich
‘Kaiser Friedrich’ gilt als alte deutsche Sorte. Die dunklen violettblauen Samen und die karminroten reifenden Hülsen machen diese Stangenbohne aussergewöhnlich. Ob es sich um die alte Sorte ‘Wachs Berner Butter’ handelt, wie in Dr. F. Kobel 1941 angegeben, ist zweifelhaft. Sie entspricht wohl eher der sehr alten ‘Wachs Mont d’Or’, die nach Vilmorin 1904 in der Gegend von Lyon entdeckt und ab 1882 bis 1956 in der Schweiz gehandelt wurde. Ob sie dann in Deutschland einfach in ‘Kaiser Friedrich’ umgetauft wurde oder ob sie zuerst weiter verbessert und dann unter dem Namen ‘Kaiser Friedrich’ auf den Markt kam, ist nicht mehr nachvollziehbar.
Merkmale Breite, relativ dicke, fadenlose Hülsen, bis 20 cm lang, die hellgelb im Schatten, am Licht aber rot überzogen bis ganz rot werden. Lila Blüten. Hoher Wuchs, bis 3 m. Eher späte Sorte.
Anbau Robust.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen. Nicht zu lange kochen, sonst werden sie weich. Leider verblasst die rote Farbe beim Kochen, und die Hülsen werden gelblich. Guter Geschmack. Nicht geeignet zum Tiefkühlen. Wenn die Farbe nicht stört, auch als Dörrbohne geeignet.
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Kapitän Weddingen
Syn. Präsident Roosevelt, Bürgers fadenlose Riesen
‘Kapitän Weddingen’ kam 1900 unter ihrem ersten Namen ‘Bürgers fadenlose Riesen’ auf den Markt. In der Schweiz war sie bis 1990 im Handel. Kampe schreibt 1955: «Die besonderen Qualitätseigenschaften der Hülsen, verbunden mit der Fadenlosigkeit, haben zur grossen Verbreitung der Sorte beigetragen. Sie ist von den fadenlosen Stangenbohnen noch die meist angebaute Sorte und wird vom Frischmarkt wie von der Industrie gerne aufgenommen.» ‘Kapitän Weddingen’ ist der Vater der Sorte ‘Neckarsegen’ (Kreuzung mit polnischer Landsorte) und der späteren ‘Neckarkönigin’, die seit 1956 bis heute eine der beliebtesten Stangenbohnensorten ist. Die Sorte steht auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland (2010) mit regionaler Bedeutung in Sachsen Anhalt.
Merkmale Grüne, länger als 20 cm, fadenlose Hülsen mit rundem Querschnitt. Weisse Blüten. Weisses, walzenförmiges Korn. Mittelfrüh reifend.
Anbau Ertragreich. Für wärmere Lagen geeignet.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen gekocht oder als Dörrbohne.
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Kärntner Butter
‘Kärntner Butter’ wurde von der Firma Samen Keuschnigg in Klagenfurt vertrieben. Sie ist seit 1995 im Archiv der Arche Noah.
Merkmale Hülsen gelb, gekrümmt und ohne Fäden, im Querschnitt flach, bis 18 mm breit und 24 cm lang. Korn relativ klein und weiss. Blüten weiss. Früh reifend.
Anbau Schwach bis mittelstark wachsend, sehr rasch Blüten und Früchte ansetzend.
Verwendung Sehr zarte Konsistenz und intensiver Geschmack. Als grünreife Hülsen/Fisolen, in Kärnten auch «Strankalan» genannt, werden sie dort oft nach dem Blanchieren mit Semmelbröseln und Butter zubereitet («abgeschmelzt» oder «abgeschmalzen»).
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Klapprotts Lila Schecke
Diese Schwertbohne stammt aus Siebenbürgen im heutigen Rumänien und ist von Aussiedlern Anfang der 1990er-Jahre nach Deutschland gebracht worden.
Merkmale Aussergewöhnliches, dunkelweinrot-weiss geschecktes, rund-ovales Korn. Sehr flache, breite, hellgelbe, fadenlose Hülsen, etwa 12 cm lang. Blüten weiss. Mittelspät bis spät reifend. Hochwachsende Pflanze, guter Behang.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen schmecken als Schnittbohnen sehr gut und sind butterweich. Die Kochzeit ist kürzer als bei anderen Bohnen. Die trockenen Kerne sind ebenfalls eine Besonderheit auf dem Teller.
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Klapprotts Tiefbraune
Diese Butterbohne stammt aus Nova Sedlice an der östlichsten Ecke der Slowakei gelegen, angrenzend an Polen und die Ukraine.
Merkmale Die gelben Hülsen haben einen ganz leichten rosa Schimmer. Sie sind breit, leicht gekrümmt, fädig und etwa 12 cm lang. Blüte rosa. Korn tiefbraun, lang und relativ gross.
Verwendung Trockenspeisebohne. Die ganz jungen Hülsen muss man vor dem Kochen abfädeln.
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Kleine Weisse
Diese Hausgartensorte vom Schellenberg in Liechtenstein hat dünne, lange, weisse Kerne, die man da, wo sie herkommt, immer als Suppenbohne verwendet hat. Die jungen Hülsen sind aber nur wenig fädig und können nach dem entsprechenden Rüsten auch als Grünbohnen (Fisolen) gegessen werden.
Merkmale Längere, flache grüne Hülsen mit wenig Fäden. Weisse Blüten.
Anbau Wächst mittelhoch, ist gesund und robust.
Verwendung Als Trockenbohnen oder als grünreife Hülsen/Fisolen.
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Klosterfrauen
Die ‘Klosterfrauen’ haben aussergewöhnlich dekorative, zweifarbige Samen. Diese Bohne wurde in der Schweiz nachweislich zwischen 1912 und 1957 gehandelt. Erstmals beschrieben ist sie aber schon 1898 bei Gustave Heuzé in «Les Plantes Légumières Cultivées en Plein Champ». Sie sieht der englischen Sorte ‘Pea Bean’ sehr ähnlich, vielleicht stammt sie auch von dieser ab.
Merkmale Grüne, kürzere, fadenlose Hülsen, im Querschnitt flach-oval. Blüte weiss. Korn oval, halb weiss, halb braun. Starkwüchsige Pflanze. Eher später reif.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen als Gemüse oder ausgereifte Samen als Trockenspeisebohnen.
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Mäuchbohne
Syn. Schnägglibohne, Nebelbohne
«Solange ich mich besinnen kann, haben meine Mutter und Grossmutter – ich bin Jahrgang 1931 – diese Sorte gepflanzt. Es ist noch heute unsere Lieblingssorte», schreibt eine alte Hausgärtnerin aus dem bernischen Leuzigen. Die ‘Mäuchbohne’ war im Kanton Luzern, im Emmental und im Berner Mittelland um die Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert) bekannt und verbreitet.
Merkmale Grüne, stark gekrümmte Hülsen von etwa 10 cm Länge. Beim Ausreifen zeigen sich violette Sprenkel. Die Hülsen sind fadenlos und im Querschnitt oval. Rosa Blüten. Beiges Korn mit schwarzen Streifen und Flecken. Hochwachsend. Spät reifend.
Anbau Robuste Sorte mit gutem Ertrag. Ein weiterer Name der ‘Mäuchbohne’ ist ‘Nebelbohne’. Er rührt wohl daher, dass die Hülsen erst wachsen, wenn der Nebel im Herbst kommt.
Verwendung Sowohl als grünreife Hülsen/Fisolen als auch als Trockenbohnen. Die oben erwähnte Gärtnerin empfiehlt: «Gekocht sind die grünen Bohnen am besten, wenn ein Stück Speck darauf gelegt wird. Dazu sind Apfelschnitzli sehr gut.»
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Mombacher Speck
Eine Stangenbohnensorte, die von den späten 1930er- bis in die späten 1980er-Jahre gehandelt wurde. Sie ähnelt der Sorte ‘Phänomen’, aus der sie wohl 1928 durch Mutation entstand. Kampe meint 1955 zu ‘Mombacher Speck’: «Durch sichere Ertragsfähigkeit, verbunden mit gesundem Wuchs und guter Qualität, hat die Sorte besondere Bedeutung und grösste Verbreitung erlangt.»
Merkmale Grüne, fleischige, leicht gekrümmte Hülsen, im Querschnitt flach. Junge Hülsen sind fadenlos, ältere Hülsen haben Fäden. Korn weiss und nierenförmig. Hochwachsend. Früh reifend.
Anbau Hat ihre ursprüngliche Robustheit etwas verloren.
Verwendung Gegessen werden vornehmlich die gefädelten Hülsen im grünen Zustand oder die noch fadenlosen, sehr jungen Hülsen. Eine Anbauerin meint: «Sie sind fleischig und eher knackig mit sehr feinem, mildem Geschmack und nicht mehlig.»
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Monstranzbohne
Eine Monstranz (von lat. monstrare, «zeigen») nennt man in der katholischen Kirche ein kostbares liturgisches Schaugerät mit einem Fensterbereich, in dem eine geweihte Hostie zur Anbetung feierlich ausgestellt wird. Das Korn der ‘Monstranzbohne’ hat eine Monstranz-ähnliche Zeichnung. Um die ‘Monstranzbohne’ ranken sich viele Legenden und Geschichten. Eine besagt, dass die Monstranz auf den Bohnen erschien, nachdem der Priester bei einem Flurumgang mit dem Allerheiligsten an den Bohnen vorbeiging. Oft wurden aus den trockenen Kernen Rosenkränze angefertigt. Es gibt aus dem ganzen deutschsprachigen Raum viele Herkünfte dieser alten Bohne, die vermutlich alle auf die Sorte ‘Dell’ Aquila’ zurückgehen.
Merkmale Grüne, leicht gekrümmte, kurze, fadenlose Hülsen mit ovalem Querschnitt. Weisse Blüten. Ovales, weisses Korn mit brauner Zeichnung um den Nabel, wobei sich die «Flügel» bei einigen Herkünften deutlich vom Ring um den Nabel abheben (so wie hier im Bild), bei anderen Herkünften sind es eher verschwommene Flecken um den Nabel (siehe Samenbild ‘Dell’Aquila’). Hochwachsend. Spät reifend.
Verwendung Das spezielle Korn wurde meist als Trockenbohne verwendet. Die grünreifen Hülsen/Fisolen eignen sich aber auch als Gemüse oder zum Einfrieren.
Erhältlich über Hortus, ProSpecieRara Schweiz
Muttelibohne
Syn. Grandson, Herzbohne
Die ‘Muttelibohne’ stammt aus Attelwil im Kanton Aargau. Ihr Name soll aufgrund ihrer eher kleinen und kompakten Kerne entstanden sein. Höchstwahrscheinlich entspricht sie der Sorte ‘Grandson’, auch ‘Herzbohne’ genannt. Diese Westschweizer Sorte war vor allem in der Region Bern verbreitet und wurde während gut dreissig Jahren bis Ende des Zweiten Weltkrieges gehandelt, bevor sie vom Markt verschwand.
Merkmale Grüne, gekrümmte, etwa 10 cm lange Hülsen mit einigen violetten Sprenkeln, im Querschnitt rund-oval. Fadenlos. Blüten rosa. Korn hat beige Grundfarbe und dunkelviolette Musterung. Pflanze rankt hoch. Mittelspät reifend.
Anbau Qualitativ gute, unter Mittellandbedingungen sehr robuste und ertragreiche Sorte. Die Belaubung ist dicht, was die Ernte der Hülsen etwas erschwert.
Verwendung Hauptsächlich als grünreife Hülsen/Fisolen, traditionell als «Speck und Bohnen»-Gericht.
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Bunte Blüten von Stangenbohnen: ‘Trockenbohne Mikulic’ (links) und die in Liechtenstein erhaltene Hausgartensorte ‘Gasser’ (rechts).
Neckarkönigin
Sie ist immer noch die verbreitetste Freiland-Stangenbohnensorte schlechthin. Allzu rar ist sie (noch) nicht, doch muss berücksichtigt werden, dass der Anbau von Stangenbohnen im intensiven Gemüseanbau heute kein Thema mehr ist, da die Ernte von Hand zu aufwendig ist. Deshalb ist die ‘Neckarkönigin’ vor allem noch in Hausgärten und als Gärtnersorte verbreitet. Sie wurde in den 1950er-Jahren von der Firma Hild im deutschen Marbach am Neckar gezüchtet. Dabei wurden neben Zuchtsorten auch zwei Landsorten eingekreuzt: Aus ‘Kapitän Weddingen’ und einer polnischen Landsorte entstand vorerst die Sorte ‘Neckarsegen’. Diese wiederum wurde mit einer Gärtnersorte aus dem Rheinland gekreuzt und daraus entstand dann die ‘Neckarkönigin’.
Merkmale Grüne, fadenlose und sehr lange Hülsen, im Querschnitt rund. Blüte weiss. Korn weiss und nierenförmig. Stark wachsende Pflanze. Mittelspät reifend.
Anbau Die ‘Neckarkönigin’ verbindet in idealer Weise die Eigenschaften Robustheit und Ertrag. Für den Freilandanbau geeignet.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen sind äusserst zart. Zum Einfrieren geeignet.
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Pea Bean
1597 ist in «The Herball or Generall Historie of Plantes» eine Bohnenpflanze mit ihren Samen abgebildet, die der ‘Pea Bean’ sehr ähnlich sieht. Sie ist beschriftet als «Phaseolus Aegytiacus. The partly coloured Kidney Beane of Egypt» (dt. «die halb farbene Gartenbohne aus Ägypten»). Nach Eleanour Sinclair Rohde in «Vegetable cultivation and cookery» (London, 1938) soll dies eine der schmackhaftesten Bohnen sein. 1982 kam die Sorte von der Henry Doubleday Research Association im britischen Coventry zu ProSpecieRara.
Merkmale Kurze, grüne, fadenlose Hülsen mit meist nicht mehr als 4 Samen, im Querschnitt flach. Blüte weiss bis blassrosa. Korn rundlich, halb weiss, halb dunkelpurpur. Stark verzweigter Wuchs. Wuchshöhe bis 2,5 m. Früh reifend.
Verwendung Wegen ihrer dekorativen Samen hauptsächlich als Trockenspeisebohne. Aber auch grünreife Hülsen/Fisolen.
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Pfefferbohne
Sie ist eine sehr beliebte Stangenbohne aus der Region Eichstetten am Kaiserstuhl.
Merkmale Grüne breite und fadenlose Hülsen. Korn oval-rund, halb weiss, halb braun mit dunkelbraunem Rand um den weissen Nabel.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen. Ist schon nach kurzer Kochzeit lind.
Erhältlich über ProSpecieRara Deutschland
Phänomen
Syn. Phénomène
‘Phänomen’ ist aus einer Kreuzung der ‘Verbesserten Rheinischen Speck’ und der ‘Zehnwochenbohne’ hervorgegangen. Sie wurde 1905 durch J.C. Schmidt im deutschen Erfurt in den Handel gebracht. In der Schweiz wurde sie 1912 lanciert. 1929 lobt sie Becker-Dillingen als «sehr ertragreich, sehr dickfleischig und gesund; gleich gut geeignet für den Markt wie für Konserven». In den 1950er-Jahren stuft sie Kampe dann aber als Sorte ein, die nicht mehr zu empfehlen sei.
Merkmale Grüne, sehr lange, fleischige und fädige Hülsen mit rund-ovalem Querschnitt. Weisse Blüten. Weisses Korn. Eher schwachlaubige Pflanze. Früh reifend.
Anbau Gilt als robust in rauen Lagen.
Verwendung Wird typischerweise als Trockenbohne genutzt. Junge Hülsen sind noch fadenlos und können auch als grünreife Hülsen/Fisolen gekocht, eingefroren oder gedörrt werden.
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Schmalzkönigin Herrliberg
Die Stangenbohne ‘Schmalzkönigin’ wurde von 1917 bis 1990 in verschiedenen Schweizer Samenkatalogen angeboten. ProSpecieRara hat eine Herkunft aus dem zürcherischen Herrliberg in Erhaltung, die dort über drei Generationen, vom Grossvater, Vater und Sohn im Anbau war.
Merkmale Grüne, leicht gekrümmte, kurze, fadenlose Hülsen, im Querschnitt flach. Rosa Blüten. Ovales mittelbraunes Korn mit dunkelbraunen Streifen und Flecken. Starklaubige Pflanze. Eher spät reifend.
Verwendung Sowohl als Auskernbohne zu verwenden wie auch zur Gewinnung der grünreifen Hülsen/Fisolen.
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Schnutzla
Diese alte Reiserbohne kam 1996 aus dem sankt gallischen Sevelen zu ProSpecieRara. Sie wurde bereits von der Grossmutter der Spenderin gepflanzt, die 1869 geboren war. Als im Rheintal noch Mais für die menschliche Ernährung angebaut wurde, liess man diese mässig hoch wachsende, sogenannte Reiserbohnen-Sorte an den Maisstängeln emporranken. Der Anbau entsprach dem der ‘Schwefelbohne’.
Merkmale Kurze hellgrüne Hülsen, zäh und fädig. Weisse Blüten. Mittelgrosse, weisse Kerne mit lebhafter, goldener und schwarzer Musterung um den Nabel. Spät reifend.
Anbau Rankt nur etwa 150 cm hoch. «Die Samen sollten beim Pflanzen nur leicht mit Erde bedeckt werden. Ein Sprichwort sagt, sie sollten das Betzeitläuten noch hören», erinnert sich ihre Spenderin.
Verwendung Trockenspeisebohne. Die spät reifenden Kerne wurden in den schwierigen 1930er- und 1940er-Jahren mit Fleisch, Erbsen und Gerste zu einer Suppe verkocht.
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Schöne von Richigen
Syn. Rychiger
1993 gelangte die ‘Schöne von Richigen’ aus Schwanden im Emmental mit einem Brief an ProSpecieRara: «Die Bohnensorte wurde vor etwa fünfzig Jahren nach einem schweren Hagelwetter, das die Bohnensaaten vernichtet hatte, in einem ‹Trögli› gefunden, als man nach noch vorhandenen Samen suchte. Eine Pflegetochter hatte sie vor mehreren Jahren aus Richigen bei Worb mitgebracht und wusste auch noch den Namen: ‘Schöne von Richigen’.»
Merkmale Grüne, kurze, fadenlose Hülsen, im Querschnitt flach. Blüte lila. Rundes schwarzes Korn. Starklaubige Pflanze.
Anbau Mässiger Ertrag.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen. Im oben erwähnten Brief wurde erklärt: «Kurze Kochzeit, sonst wird die Bohne ‹matschig›. Gut geeignet zum Dörren.»
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Schwefelbohne
Syn. Schwefelgelbe
Früher wurde die ‘Schwefelbohne’, eine Reiserbohne, üblicherweise in Mischkultur mit dem Rheintaler Ribelmais angebaut. Die Bohne rankte an den Maisstängeln empor, dafür bekam der Mais von den Wurzelknöllchen der Bohne Stickstoff. Diese Mischkultur kennt man auch aus anderen Regionen, wie der Steiermark oder aus Südamerika. Für die Ernährung ist die Kombination Mais und Bohne sehr wertvoll, da der Mais die notwendigen Kohlenhydrate liefert und die Bohnen das Eiweiss.
Merkmale Das Korn ist oval und schwefelgelb – daher auch ihr Name. Um den Nabel zeichnet sich ein brauner Ring ab. Die Hülsen sind etwa 10 cm lang, flach, mit Fäden. Die Blüten haben ein weisses Schiffchen und weisse Flügel, die Fahne ist helllila gefärbt. Mittelfrüh reifend.
Anbau Sie ist eine Reiserbohne und rankt nur bis 150 cm hoch.
Verwendung Als Trockenbohne. Traditionell wurden die ausgekernten Samen mit Fleisch, Gerste und Erbsen zu einer nahrhaften Suppe gekocht.
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Selma Star
Der Züchter P. Huber von der Schweizer Firma Samen Mauser in Dübendorf hat die ‘Berner Landfrauen’ in den 1970er-Jahren wegen starker Virusverseuchung bearbeitet. Aus der Einkreuzung mit vier damals schon virusresistenten Buschbohnen und anschliessenden Rückkreuzungen entstanden die Sorten ‘Selma Star’, ‘Selma Zebra’ sowie eine ‘Verbesserte Berner Landfrauen’. Im Jahr 2000 fielen die beiden SelmaSorten mangels Absatz aus dem Mauser-Sortiment. Selma ist die Abkürzung für ‘Selektion Mauser’.
Merkmale Grüne, leicht gekrümmte, fadenlose Hülsen, im Querschnitt rund, etwa 15 cm lang. Blüte weiss. Korn weiss, dünn und walzenförmig.
Anbau Ertragreich. Gut zu beernten, da sie nur wenig Laub hat.
Verwendung Die grünreifen Hülsen/Fisolen eignen sich zum Dörren und Tiefkühlen.
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Simmen
Da der Grossvater, der diese Sorte einst anbaute, Simmen hiess, taufte man diese Stangenbohne nach ihm. Er übergab dieses Familienerbe später seinem Sohn, der sie wiederum seinem Sohn weiter vererbte. ‘Simmen’ ist eine Hausgartensorte aus der Region Schwyz.
Merkmale Hellgrüne, fleischige, leicht violett angehauchte und leicht gekrümmte Hülsen von etwa 15 cm Länge, mit Fäden. Die Samen zeichnen sich sehr früh an der Hülse ab. Rosa Blüten. Schwarzes, flaches, nierenförmiges Korn. Nicht hoch rankende Pflanze, aber mit gutem Behang. Früh reifend.
Anbau Auch für höhere Lagen geeignet.
Verwendung Ganz junge Hülsen als grünreife Hülsen/Fisolen kochen, dann sind sie sehr schmackhaft, oder die Kerne als Trockenbohnen verwenden.
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St. Fiacre
Syn. Mangetout de Saint Fiacre
Die ‘Saint Fiacre’ stammt wohl vom gleichnamigen Ort, in der Nähe von Meaux und östlich von Paris. Vilmorin preist sie 1904 als absolut fadenlose und zarte, sehr empfehlenswerte Stangenbohne. Seine Beschreibung der Sorte ‘Mangetout de Saint Fiacre’ deckt sich weitgehend mit derjenigen, die Kobel 1941 von der in der Schweiz gehandelten ‘Grünhülsigen Saint Fiacre’ machte. Die bekannte Sorte ‘Weinländerin’ ging beim Volg (Verband Ostschweizer Landwirtschaftlicher Genossenschaften) 1956 als Spontanmutante aus der Sorte ‘Saint Fiacre’ hervor. Die ‘Saint Fiacre’ wurde vom Volg schon 1910 im Sortiment geführt. Samen Mauser handelte von 1917 bis 1962 damit.
Merkmale Lange, grüne, 12 bis 15 cm lange Hülsen, im Querschnitt flach-oval. Nur ganz junge Hülsen sind wirklich fadenlos. Blüte weiss. Korn nierenförmig und braun.
Verwendung Junge Hülsen als Frischbohnen/Fisolen.
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Tansania
Die Geschichte der ‘Tansania’ lässt sich gerade mal bis zum Restaurant Lindenwiese in Salem in der Ostschweiz zurückverfolgen, und dort endet jegliches Wissen über ihre Herkunft. Ob sie wirklich aus dem afrikanischen Land Tansania stammt? Jedenfalls ist diese Reiserbohne gut an das hiesige Klima angepasst.
Merkmale Relativ kurze, grüne, fadenlose Hülsen. Weisse Blüten. Wunderschönes hellviolettes, fein gesprenkeltes, oval bis rundliches Korn. Pflanze klettert 1,5 bis maximal 2 m hoch.
Anbau Reiserbohne, rankt nur bis etwa 150 cm hoch.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen sind sie zart und schmackhaft. Die violetten Kerne eignen sich zur Herstellung von schönen Schmuckgegenständen wie Halsketten usw.
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Von Menschen und Pflanzen
Annafried und Martin Widmer-Kessler
Das verschworene Häufchen
«Getroffen haben wir uns jeweils irgendwo in einem Hotel oder einem einsamen Bürogebäude. Man war schon glücklich, wenn man den Ort gefunden hatte», berichten Annafried und Martin aus früheren Zeiten, als man bei den Erntetreffen von ProSpecieRara noch persönlich vor Ort war, um die Samen, die es zu vermehren galt, in Empfang zu nehmen. Fünfzehn bis zwanzig unerschrockene und oft auch unerfahrene, aber willige Saatgutvermehrer kamen jeweils zusammen. Béla Bartha, der damals den Pflanzenbereich bei ProSpecieRara leitete und heute Geschäftsführer der Stiftung ist, stand dann in der Mitte mit seiner Schuhschachtel, aus der er Couverts mit Samen zog. Ein Tütchen enthielt die Stangenbohne ‘Klapprotts Lila Schecke’. Von den 24 Samen in Bélas Tütchen bekam Annafried 1991 deren zwölf, wovon sie sieben zu Hause pflanzte. Fünf Böhnchen behielt sie als Absicherung zurück, man wusste ja noch nichts Genaues über diese Sorten. «Die Bohnen sind zügig und gross gewachsen, mit wunderschönen gelben Hülsen. Seit diesem Zeitpunkt biete ich ‘Klapprotts Lila Schecke’ im Sortenfinder an», berichtet mir Annafried von der schicksalshaften ersten Bohnenbegegnung. Bei Martin hat es damals mit der Bohnensorte ‘Klapprotts Lila Sprenkel’ weniger gut geklappt: «Meine Bohnen sind fast nicht gewachsen. Von den zwei Hülsen, die ich am Schluss ernten konnte, gewann ich etwa gleich viele Samen, wie ich zu Beginn gesteckt hatte.» Ein wenig betrübt pflanzte er die Sorte trotzdem im Jahr darauf wieder an. «Als sie dann aber zweifarbig blühte, dachte ich mir: Fort mit dem Zeugs, jetzt sind die Bohnen ja schon verkreuzt. Erst Jahre später las ich dann im Internet, dass die Sorte ‘Lila Sprenkel’ zweifarbig blüht.» Schallend muss er über ihre anfänglichen Irrtümer lachen. «Du musst dir das mal vorstellen», meint Annafried wieder ernsthaft, «wir haben angefangen mit dem Vermehren, als es noch kein Internet gab. Auch das Kursangebot, das ProSpecieRara inzwischen aufgebaut hat, gab es damals noch nicht. Sehr viel Wissen zu den Sorten und ihrer Vermehrung, das frühere Generationen noch hatten, ist verloren gegangen. Wir mussten uns das wieder selber erarbeiten und vieles ausprobieren. Die paar wenigen kostbaren Samen hat man aufgeteilt und zu verschiedenen Zeiten ausgesät, um zu schauen, wann was wächst.» Und Martin doppelt lachend nach: «Zum Beispiel haben wir damals zum ersten Mal von Frostkeimern gehört.»
Nur mutig voran
«In den ersten zwei Jahren konnten wir von unseren Pflanzen noch gar nichts probieren, sondern haben einfach möglichst viel Saatgut produziert», meint Annafried rückblickend. «In den 1990erJahren wurde, analog der Kartoffel- und Tomatenexpertengruppe, eine Gemüseexpertengruppe gegründet», schmunzelt Martin.
«Die Gruppe hat sich dann aber bald wieder aufgelöst, da die detaillierten Beschreibungen von so unterschiedlichen Pflanzen viel zu aufwendig waren.» In einem Samenbaukurs bei der Gärtnerei Zollinger und diversen anderen Kursen haben sich die beiden weiteres Pflanzenwissen angeeignet. «Das Vermehren ist sicherlich der wichtigste Teil der Erhaltungsarbeit. Doch wenn man die Sorte einmal gesichert hat, finde ich es nötig, dass man die besonderen Eigenschaften einer Sorte durch Selektion festigt, da die Pflanzen die Tendenz haben zu degenerieren», gibt Annafried zu bedenken.
Ausprobieren und erfinderisch sein
So wurden die beiden immer mehr zu gefragten Gartenexperten bei ProSpecieRara. Neben den Bohnen pflanzten sie auf verschiedenen im Aargauer Reusstal verteilten Flächen Kartoffeln, Haferwurzel, Tomaten, Guten Heinrich und viele weitere Raritäten an. Mit zugekauften speziellen Gemüsearten aus der Region gingen sie auf Herbstmärkte oder an den Setzlingsmarkt in Wildegg. «Beim ersten Mal in Wildegg, das muss im Jahr 2002 gewesen sein, haben wir uns völlig verkalkuliert», berichtet Annafried. «Schon am Samstagvormittag musste ich Martin wieder nach Hause schicken, um zu Hause noch alle verfügbaren Pflanzen auszugraben.»
Und Martin lacht: «Die Leute haben uns einfach alles abgekauft, es war eine Freude.»
Die alten Kulturpflanzensorten sind äusserst faszinierend und können auch in der Küche geniale Geschmackserlebnisse auslösen. Annafried hat darum schon vor Jahren angefangen, einen ProSpecieRara-Schlemmerteller am Reutemarkt anzubieten. «Dreifarbige Kartoffelterrinen, Mohnkuchen oder Hummelschnitten mit Erdbeerspinat, ich war einfach experimentierfreudig», erzählt sie. «Man muss den Leuten ja auch Ideen geben, was man mit dem Gemüse anstellen kann.» In ihren Lunexgarten-Kursen («Lunex» steht für «Lust-Nutz-Experimentiergarten» und ist wörtlich zu nehmen) bietet sie Koch-, Färber- und Samenbaukurse an, um Wissen weiterzugeben und die Teilnehmenden zu motivieren, einfach mal etwas auszuprobieren.
Es steckt viel Geschichte in dem Gemüse
Hinter jedem Gemüse stehen Geschichten, Erfahrungen und Menschen. «Ich bin für Tradition, in der Wissen und Kultur über Generationen hinweg weitergegeben und laufend angepasst werden. Für mich ist es wunderschön zu sehen, dass die Sorten, die wir über die Jahre ausgesät haben, nun wachsen und wuchern», meint eine zufrieden zurückblickende Gärtnerin.
Persönliches
Annafried (55) und ihr Mann Martin (54) Widmer-Kessler sind seit über 28 Jahren bei ProSpecieRara aktiv. Annafried arbeitete 25 Jahre als Primarlehrerin, bevor sie aus gesundheitlichen Gründen ihren Beruf aufgeben musste. Martin arbeitet als Schreiner und Sozialpädagoge, seine Holzwerke finden sich überall in der Wohnung und verschönern auch den Garten. Zusammen mit freiwilligen Helfern bestellen sie mehrere Ackerflächen im Reusstal. Das grosse Schaugewächshaus beim Kloster Gnadenthal, das von Annafried geplant und von beiden betreut wird, ist für Besucher öffentlich zugänglich.
Weiteres erfahren Sie unter: www.lunexgarten.ch
Trebona
‘Trebona’ ist eine neuere Züchtung der Firma Hild im deutschen Marbach am Neckar und seit 1977 im Handel. Sie ist eine der ertragsstärksten Stangenbohnensorten. Einige Bio-Saatgutzüchter bieten sie heute noch an, Hild selber führt sie aber nicht mehr im Samenkatalog.
Merkmale Mittelbreite, mittelgrüne und sehr lange Hülsen (25 cm), im Querschnitt rund-oval. Weisses, nierenförmiges Korn. Blüte weiss. Wuchs wenig verzweigend. Sehr früh reifend.
Anbau Ertragreiche Sorte mit besonderer Eignung für Gewächshausanbau. Im Freiland nur in milden Lagen und früh anzubauen.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen.
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Trešnjevac 2
‘Trešnjevac 2’ kommt aus einem Hausgarten im Gebiet Žumberak in Kroatien, wo sie mit langer Tradition in der Familie der Spender angebaut wurde. Seit 1996 ist sie im Sortenarchiv der Arche Noah. ‘Trešnjevac’ ist eine in Kroatien sehr geschätzte Bohnensorte mit rotem Korn (trešnja = Kirsche).
Merkmale Hülsen fadenlos, grün, violett gestreift und marmoriert, relativ kurz, im Querschnitt schmal länglich. Ernte unproblematisch, da Hülse auch in fortgeschrittenem Zustand (mit grösserem Korn) noch zart und fadenlos ist. Blüten lila. Korn beige mit dunkellila Sprenkeln. Hochwachsend, mittlere Wüchsigkeit und Reifezeit.
Anbau Lange Zeit beerntbar, guter Ertrag.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen. Bei vergleichenden Verkostungen war sie im Spitzenfeld: zarte Konsistenz, intensiv, voll und harmonisch im Geschmack.
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Trockenbohne Mikulić
Eine Stangenbohne aus Kroatien. Im Rahmen einer Sammelreise der Erhalterorganisation Arche Noah, Österreich, im Jahr 1976 von Frau Mikulic aus Cigoc, Posavina, erhalten. Dort seit den 1980er-Jahren im Anbau.
Merkmale Hülsen lange, gerade oder leicht gekrümmt, im Querschnitt flach, grün, ohne farbige Zeichnung. Korn und Blüte weiss.
Anbau Eignet sich für die Mischkultur mit Mais.
Verwendung Trockenbohne, ist wegen dem weissen Korn auch von heiklen Essern akzeptiert.
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Vaters Dicke Bohnen
Diese Hausgartensorte stammt aus dem Sankt Galler Rheintal, wahrscheinlich aus dem Raum Werdenberg–Buchs. Sie wurde in der Familie schon vierzig bis fünfzig Jahre angebaut, bevor sie 1987 zu ProSpecieRara kam. ‘Vaters Dicke Bohnen’ ist wahrscheinlich eine lokale Selektion der Stangenbohne ‘Grünes Posthörnli’.
Merkmale Grüne, stark gekrümmte, kurze und fadenlose Hülsen, im Querschnitt rund-oval. Blüte weiss bis blass lila. Korn braun und oval. Sie zeichnen sich an den Hülsen sehr früh ab. Mittelspät reifend.
Anbau Eher hoher Pflückaufwand. Ein Erhalter meint: «Im unteren Teil der Stange setzen die Bohnen wenig Frucht an. Man muss sie frei wachsen lassen, bis sie von oben nach unten fallen. Erst dann setzt ein üppiges Blühen ein. Auch Krankheiten oder Befall von Ungeziefer habe ich bis heute nicht festgestellt. Es wundert mich, dass eine solch ertragreiche und gesunde Sorte so ins Abseits geraten konnte.»
Verwendung Sowohl die grünreifen Hülsen/Fisolen als auch die trockenen Kerne. Man kann sie hängenlassen, bis sie dick und fleischig sind. Sie werden dann zwar mehlig, bleiben aber praktisch fadenlos und sind sehr schmackhaft. Die Hülsen eignen sich nicht zum Einfrieren, da sie sich dabei ins Schmutzige verfärben.
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Vatter’s Erntesegen
‘Vatter’s Erntesegen’ ist eine in den 1970er-Jahren von der Samenfirma Vatter gehandelte Stangenbohnensorte.
Merkmale Gerade, kürzere, grüne, fadenlose Hülsen mit rund-ovalem Querschnitt. Korn weiss, lang und walzenförmig. Blüte weiss. Mittelfrüh reifend.
Anbau Reichtragend.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen.
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Violette Erica Herrensberger
Syn. Blaue Speck
Die wohl ursprünglichste und älteste hier beschriebene blauhülsige Stangenbohne ist die Schweizer Hausgartensorte ‘Violette Erica Herrensberger’. Die namentlich erwähnte Frau hütete diese Bohne und vermehrte sie über Jahre selbst, bevor sie sie an ihre Nichte in Winterthur weitergab. Die ‘Violette Erica Herrensberger’ ist vermutlich identisch mit der Sorte ‘Blaue Speck’, die bereits 1885 von der landwirtschaftlichen Landesanstalt San Michele an der Etsch zum Anbau empfohlen wurde.
Merkmale Violettblaue, breite und flache, fädige Hülsen, etwa 20 cm lang. Die Kerne zeichnen sich stark ab. Blüte lila. Korn beigebraun und nierenförmig. Mittelfrüh reifend.
Anbau Robust.
Verwendung Als Suppenbohne sehr geeignet. Junge Hülsen können als grünreife Hülsen/Fisolen verwendet, müssen aber vorher gefädelt werden. Leider verliert sich die schöne blaue Farbe beim Kochen und die Hülsen werden dunkelgrün. Zum Tiefkühlen geeignet.
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Von Eriswil
«Ich habe im Radio gehört, dass sie alte Gemüsearten, unter anderem auch alte Bohnensorten pflanzen. Ich sende ihnen hier ein paar Stangenbohnensamen. Es ist eine ganz alte Sorte. Schon meine Grossmutter hat immer von diesen gepflanzt (über 800 m ü. M.). Können Sie mir vielleicht schreiben, wie der Name dieser Bohne heisst?» Eine Frau aus dem bernischen Eriswil schrieb im Frühjahr 1994 diese Zeilen an ProSpecieRara. ‘Von Eriswil’ gleicht sehr der Sorte ‘Simmen’, bildet jedoch fadenlose Hülsen.
Merkmale Grüne, etwa 15 cm lange, gerade und fleischige Hülsen, die leicht violett getönt sind. Blüte rosa. Schwarzes, flaches und nierenförmiges Korn. Pflanzen ranken mittelhoch. Früh reifend.
Anbau Robust und ertragreich. Durch ihre Frühzeitigkeit sehr gut geeignet für den Anbau in höheren Lagen.
Verwendung Frisch zu verbrauchen als kleine Hülsen, die beim Kochen schön weich werden. Man kann sie auch als getrocknete Bohnen kochen.
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Ilanz
«Soeben entnehme ich den Mitteilungen des BNB den Artikel Ihre lobenswerten und überaus weitblickenden Bemühungen um die Erhaltung u.a. des Erbgutes alter kultivierter Gemüsesorten. Deshalb sende ich Ihnen Bohnensamen einer Stangenbohnensorte, die von meiner Grossmutter hier in Ilanz kultiviert wurde in unserem Garten. Und dies in ununterbrochener Folge schon lange vor meiner Kindheit (geb. 1932)», heisst es in einem Schreiben an ProSpecieRara, datiert mit 27. Okt. 1991. ‘Von Ilanz’ gleicht der ‘Neckarkönigin’ und dürfte eine Vorgängerin dieser sein. Sie ist der Sorte ‘Kapitän Weddingen’ sehr ähnlich.
Merkmale Grüne, mehr als 20 cm lange Hülsen, im Querschnitt oval. Ganz junge Hülsen sind nicht fädig, später haben sie Fäden. Blüte weiss. Korn weiss und nierenförmig. Wuchshöhe mittelhoch, bis 2,5 m. Früh reifend.
Anbau Gedeihte in Ilanz auf 700 m ü. M.
Verwendung Junge Hülsen als Frischbohnen/Fisolen. «Sie sind sehr fleischig und bestehen nicht nur aus Wasser, wie z. B. die Höckerbohnen», erklärt der Spender der Sorte zum Abschluss des oben erwähnten Briefes.
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Von Obermumpf
Die Mutter einer Hausgärtnerin aus Rheinfelden AG bekam einst Bohnensamen einer alten Frau aus Obermumpf im Kanton Aargau. Schon diese hatte sie damals wiederum von einer alten Frau names Euphemia. Die Zeichnung der Kerne macht diese Schwertbohne aussergewöhnlich.
Merkmale Grüne, leicht gekrümmte, kurze und fädige Hülsen, im Querschnitt flachoval. Blüten weiss. Korn rund bis oval, zweifarbig: eine Hälfte weiss, die andere beige mit dunkelvioletten Sprenkeln. Brauner Ring um den Nabel. Starklaubige Pflanze.
Verwendung Wunderschöne Trockenspeisebohne. Junge grünreife Hülsen/Fisolen sind nach dem Abfädeln auch als Gemüse zu verwenden.
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Wachs Rheingold
‘Wachs Rheingold’ wurde zwischen 1937 und 1957 gehandelt und war in der Schweiz sehr verbreitet. Sie gehört zum Typ der breithülsigen Schwertbohnen.
Merkmale Gelbe, breite, leicht gekrümmte und fadenlose Hülsen, im Querschnitt flach. Hülsen 15 bis 17 cm lang. Blüte lila. Korn rund und schwarz. Starklaubige Pflanze. Spät reifend.
Anbau Ertrag mittel.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen.
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Wädenswiler Schwertbohne
Syn. ZEFA Frühe Wädenswiler
Die ‘Wädenswiler Schwertbohne’ entstand Mitte der 1980er-Jahre an der schweizerischen Forschungsanstalt Wädenswil. H.-P. Buser bearbeitete eine Landsorte, die der Forschungsanstalt übergeben wurde, weiter. Die Vermarktung via ASPI (Association Suisse de Promotion des Semences Potagères Indigènes; heute Delley Samen und Pflanzen AG) klappte damals nicht, sodass die Sorte bis heute nie in den Handel kam. Von der ASPI stammt aber der Name ‘ZEFA Frühe Wädenswiler’, der insofern verwirrend ist, da es schon eine ‘Frühe Wädenswiler’ gab. Die ‘Wädenswiler Schwertbohne’ ist eine Stangenbohne vom Typ ‘Neckarkönigin’.
Merkmale Dicke, fleischige, leicht gekrümmte, grüne und fadenlose Hülsen, im Querschnitt rund-oval. Hülsen länger als 25 cm. Blüte gelblich. Nierenförmiges weisses Korn. Sehr früh reifend.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen. Eine Erhalterin meinte kurz und knapp: «Guter Geschmack. Super Bohne!»
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Weinländerin
Sie ist eine der beliebtesten Schweizer Stangenbohnen! Die ‘Weinländerin’ entstand 1956 aus einer spontanen Mutation der ‘Saint Faicre’. Der landwirtschaftliche Genossenschaftsverband UFA-Volg verbesserte daraufhin dreissig Jahre lang die neue Sorte über Einzelpflanzenauslese. Ab den 1960er-Jahren wurde sie in ihrem Saatgutsortiment geführt. Virusanfälligkeit, Konkurrenzsituationen im Samenhandel und schwindendes Interesse an Stangenbohnen führten in den 1990er-Jahren bei UFAVolg zur Aufgabe der aufwendigen Einzelpflanzenauslese. Heute wird die ‘Weinländerin’ noch von biologischen Saatzuchtfirmen vermehrt.
Merkmale Grüne, feine, fadenlose Hülsen mit rotvioletten Sprenkeln von 20 bis 25 cm Länge. Hülsen im Querschnitt rund-oval. Blüten violett. Langes, braunes, nierenförmiges Korn mit schwarzen Streifen und Flecken. Starklaubige Pflanze. Mittelspät reifend.
Anbau Ertragreich.
Verwendung Als grünreife Hülsen/Fisolen zum Kochen und zum Dörren geeignet.
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Weisse Franzosen
Syn. Von Strengelbach
Hausgartensorte, die von einer Familie aus Steinhausen im Kanton Zug vom Vater und Grossvater seit mindestens 1930 angepflanzt wurde. Eine sehr ähnliche Hausgartensorte wurde ProSpecieRara aus Strengelbach im Kanton Aargau übergeben.
Merkmale Grüne, mittel bis stark gekrümmte, fadenlose Hülsen von etwa 12 cm Länge, im Querschnitt oval. Blüte weiss. Korn oval und weiss. Eine sehr hochwüchsige Sorte (bis 6 m). Mittelfrüh reifend.
Anbau Starke Belaubung, dadurch schlechte Erntbarkeit der Hülsen.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen. Sie haben nur sehr wenig Fäden, die sich beim Kochen lösen. Zum Einmachen geeignet.
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Weisse Weinländerin Kuert
Der Züchter P. Kuert von der Landwirtschaftlichen Schule Charlottenfels in Schaffhausen selektierte in den 1980er-Jahren diese weisssamige Linie der ‘Weinländerin’ heraus und zog sie in seinem Privatgarten weiter.
Merkmale Grüne, leicht gekrümmte, bis 20 cm lange, fadenlose Hülsen, im Querschnitt rund. Blüte weiss. Korn lang und weiss.
Anbau Gesunde und ertragreiche Sorte.
Verwendung Grünreife Hülsen/Fisolen.
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Wienerli
Syn. Suppenerbsen
Die ‘Wienerli’ sind wahrscheinlich verwandt mit der ‘Schwefelbohne’. Die beiden Sorten gleichen sich in vielen Merkmalen. Doch dem Korn der ‘Wienerli’ fehlt die typische Zeichnung um den Nabel. Das Ursprungssaatgut der ‘Wienerli’ kam von einer über siebzigjährigen Frau aus Balzers in Liechtenstein. Sie hütete eine grosse Schachtel auf dem Estrich mit verschiedenem Saatgut, das noch von ihrer Mutter stammte. Beim Anbau stellte sich dann heraus, dass es tatsächlich noch keimte. Eine vergleichbare Bohne wurde auch in einem weiteren liechtensteinischen Dorf, in Planken, gefunden – man nennt sie dort auch «Suppenerbsen».
Merkmale Eher kürzere Hülsen mit Fäden. Rundliches, erbsenähnliches, beigegelbes Korn. Weisse Blüten.
Anbau Reiserbohne, rankt nur bis 150 cm hoch.
Verwendung Trockenbohne. Die Kerne werden als Suppenbohnen gekocht.
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Xaver
Ein Hausgärtner aus dem liechtensteinischen Gamprin vermehrt diese Stangenbohne seit den 1970er-Jahren jedes Jahr selbst. Er erzählt, dass er sie an 3 m hohen Stangen ranken lässt. Immer die letzten Hülsen, die ganz oben wachsen und zu denen er nicht mehr kommt, lässt er ausreifen und bewahrt sie dann als Saatgut für das nächste Jahr auf.
Merkmale Bringt über 20 cm lange grüne fadenlose Hülsen hervor, im Querschnitt rund-oval. Weisse Blüten. Das Korn ist länglich und weiss, es befinden sich aber typischerweise immer einige wenige braun gescheckte Samen darunter. Hoch rankende Pflanze.
Verwendung Wurde immer als Suppenbohne (Trockenbohne) verwendet. Die jungen Hülsen können aber auch als Frischbohnen/Fisolen gekocht werden.
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ZEFA Borlotti
‘ZEFA Borlotti’ entstand in den 1980er-Jahren an der Schweizerischen Forschungsanstalt in Wädenswil als Selektion einer Hausgartensorte.
Merkmale Grüne, rot gesprenkelte, 10 bis12 cm lange, leicht gekrümmte, fadenlose Hülsen, im Querschnitt oval. Rund-ovales Korn, beigebraun mit rotbraunen Sprenkeln. Es zeichnet sich beim Reifen früh ab. Blüten mit hellrosa Fahne und weissen Flügeln. Starkwachsende Pflanze. Mittelfrüh reifend.
Anbau Mässiger Ertrag.
Verwendung Kerne als Trockenspeisebohnen. Grünreife Hülsen/Fisolen sind fadenlos und können auch verwendet werden.
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Ziegler Galgenen
Es muss ungefähr in den 1920er-Jahren gewesen sein, als die ‘Ziegler Galgenen’ von einer Reise zu Familienmitgliedern in Übersee (Amerika) als Mitbringsel in die Schweiz kam. Sie wurde an eine Bekannte aus dem sankt gallischen Galgenen übergeben, die diesen Schatz hütete und später ihrer Tochter weitergab. 1992 übergab Frau Ziegler, eine Nachbarin der Familie, die Bohnenkerne ProSpecieRara in die Erhaltung.
Merkmale Grüne, kurze, mittelstark gekrümmte, fadenlose Hülsen, im Querschnitt oval-rund. Beim Reifen werden die Hülsen rot bereift und bekommen violette Sprenkel. Blüte rosa. Schönes dunkelbraunes, rundliches Korn. Hochwachsende Pflanze.
Anbau Anspruchslos.
Verwendung Grünreife Hüslen/Fisolen, knackig.
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Endivie
Escariol, Frisée
Cichorium endivia L. Asteraceae (Korbblütler)
Geschichte
Bei den Germanen galt die Wegwarte, aus der die Endivie entstand, als Heilpflanze. Sie wurde zur Herstellung von Zaubertränken verwendet. Die Endivie war bei den alten Ägyptern und Griechen eine bekannte Salatpflanze und ist im Mittelmeer beheimatet. Bei den Römern lassen sich erste Belege zur Verwendung der Endivie in der Zeit um Christi Geburt finden. Sie wurde als intybus oder intubum bezeichnet. Als Stammpflanze wird Cichorium pumilum Jacq. (Syn. Cichorium endivia subsp. divaricatum) vermutet, die im ganzen Mittelmeergebiet verbreitet ist und auch im Kaukasus und in Turkestan wild vorkommt. Plinius der Ältere beschrieb 23 n. Chr. in seiner Enzyklopädie «Naturalis Historia», dass die Endivie in Salz und Essig eingelegt wird, um sie später gekocht zu essen. Im 15. und 16. Jahrhundert wird die Pflanze im Kräuterbuch von Mattioli als «zahme scariol» erwähnt. Aus dem 16. Jahrhundert gibt es die ersten Abbildungen in der «Camerarius Florilegium» von Joachim Camerarius d. J., die die Nutzung und das Vorhandensein beider Arten Endivie und Zichorie eindeutig belegen. Hieronymus Bock beschreibt 1546 in seinem «Kreuterbuch», dass «so in teutschen Landen wachsen die zahmen Endivien die in Gärten gezogen werden» und «sie seien vorzeiten aus Burgundia zu uns gekommen, da sie eine edle Fürstin von Croia (…) hat bringen lassen und folgends in das Herzogtumb ausgeteilt worden». Im Kräuterbuch des Tabernaemontanus von 1588 werden Endivien und verschiedene Methoden des Bleichens beschrieben.
Ursprungsregion der Ausgangsform der Endivie, Cichorium pumilum.
Bedeutung heute
Neben Kopfsalat ist die Endivie bei uns das zweitwichtigste Salatgemüse. Inländische Endivie wird von Juli bis Dezember aus dem Freiland angeboten. In der übrigen Zeit wird die Endivie aus Südeuropa importiert.
Sortenvielfalt
Die zwei Arten Cichorium intybus (Zichorien) und Cichorium endivia (Endivie) sind eng miteinander verwandt, was vielfach zu Namensverwechslungen führt.
Varietäten der Endivie: breitblättrig der EscariolTyp (oben), locker langblättrig und ohne feste Rosette die Schnittendivie (unten).
Auf Französisch nennt man die Frisée-Endivien, die stark fiederschnittig zerschlitzte Blätter bildet, Chicorée. Um 1870 wurde am Genfer Markt die Endivie ‘Chicorée très frisée à cæur pleine’ genannt.
Von der Endivie gibt es kopfartige Rosettenformen mit glatten, breiten, ganzrandigen Blättern, die auch «Escariol» oder «breitblättrige Endivie» genannt werden (var. latifolium). Daneben gibt es Frisée-Formen (var. crispum) mit lockeren Rosetten und tief geschlitzten krausen Blättern. Dann gibt es noch die Schnittendivie (var. endivia), eine Form, die keine feste Rosette bildet, sondern aufrecht locker stehende Blätter erzeugt.
Anbau
Die Endivie ist eine ideale Nachfrucht, die ab Ende Mai direkt ausgesät werden kann. Sie fühlt sich in mittelschwerem, locker humosem Boden wohl. Die Temperatur für die Keimung vor dem Aussaattermin muss mindestens 21 Grad und bis zum Auspflanzen 12 Grad betragen, sonst fangen die Jungpflanzen an zu schossen. Im Sommer werden sie mit 30 Zentimeter Abstand angebaut, im Herbst mit 40 Zentimeter Abstand.
Die erste Pflanzung erfolgt Mitte Mai bis Ende Juli, die Ernte ist ab Anfang Juli bis Mitte September. Die zweite Pflanzung erfolgt ab Ende Juli bis Anfang August und kann ab Mitte September bis November geerntet werden.
Für ein helles Herz wird die Endivie vor der Ernte 6 bis 10 Tage lang abgedeckt.
Im Gegensatz zur krausen Endivie erträgt die glatte Endivie auch leichten Frost.
Verwendung
In der Schweiz und in Deutschland wird die Endivie als Salat gegessen. Da sie lagerfähig ist, ist sie besonders in der Winterzeit ein beliebtes Rohkostgemüse. In Italien wird sie auch gegart genossen.
Inhaltsstoffe und Heilwirkung
Endiviensalat hat einen verhältnismässig hohen Gehalt an Mineralstoffen (Kalium, Kalzium), Folsäure und an Vitamin A und C. Die Endivie besitzt einen weissen Milchsaft mit dem Inhaltsstoff Intybin, der beim Anschneiden aus den Milchröhren austritt. Der leicht bittere Geschmack des Bitterstoffs Intybin wirkt anregend auf die Verdauung.
Bubikopf
Diese Endiviensorte erwähnte Vilmorin 1818 in seinem Samenkatalog, Parey bezeichnete sie 1955 als Synonym zu ‘Grüner Selbstbleichender’. Moderne Weiterentwicklungen sind heute unter dem Namen ‘Nummer Vijf 2’ oder ‘Grosse bouclée 2’ im Handel.
Merkmale Glattblättrige Endivie vom Typ Escariol. Aufrechte Blätter mit breiter Blattspreite. Der Blattstiel ist charakteristisch breit geflügelt, der Blattrand ganzrandig und mittelstark gewellt. Bildet grosse, sehr gut gefüllte Rosetten mit recht guter Selbstbleichung. Blätter relativ kräftig, aber nicht hart.
Anbau Die robuste Sorte eignet sich vor allem für den Herbstanbau im Freiland, im Folien- oder Glashaus. Aussaat Juni/Juli. Frostunempfindlich. Eignet sich zudem bei Anzucht von mehr als 18 Grad im Frühanbau unter Flies. Spät schiessend.
Verwendung Die Sorte dient in erster Linie zum sofortigen Verbrauch, da die Haltbarkeit beim Einschlag infolge der grossen und dichten Blattmasse nicht ausreichend ist.
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En cornet de Bordeaux
Syn. Scarole en cornet, Béglaise
Diese Sorte gehört in einen Formenkreis von Endivien, die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts traditionell in Süd- und Westfrankreich angebaut wurden. Ihren Namen bekamen sie wegen ihrer grossen, gezähnten Blätter, die in Form einer Tüte oder Kapuze ineinander gerollt sind. Vilmorin schreibt 1904 in seinem Katalog: «Die Endivie ‘Scarole en cornet’ ergibt einen ausgezeichneten Wintersalat, weil sie relativ robust ist und im Boden und im Klima von Paris normale Winter übersteht, so man sie dann mit Laub und Stroh gut abgedeckt hat.» ‘En cornet de Bordeaux’ ist 1972 in seinem Katalog gelistet.
Merkmale Endivie vom Typ Escariol mit langen, kräftigen, mittelgrünen Blättern. Bildet niedrige Rosetten ohne Bleichanteil. Die Blätter sind etwas derb, aber geschmackvoll.
Anbau Für den Herbstanbau im Freiland geeignet. Aussaat Juni/Juli, Auspflanzung im August. Schossempfindlich, nicht für den Hochsommer geeignet.
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Escariol Gelb
Syn. Gele Vollhart, Dorée á cæur, Altijd Gele, Bionda a cuore pieno, Blonde cæur plein, Breedblad Vollhart Altijd Geel, Rubia de corazon Ileno, Dorata a cuore pieno, Gialla a cuore pieno, Casco d’oro
Wie die zahlreichen fremdsprachigen Doppelnamen schon vermuten lassen, ist diese Sorte altbewährt und weit verbreitet. Glattblättrige Endivien werden als «Escariol» bezeichnet. Vilmorin beschreibt sie zum Beispiel in seinem Standardwerk «Les Plantes potagères» 1904. Aktuell immer noch im Handel erhältlich.
Merkmale Mächtige Pflanzen, bis 45 cm im Durchmesser. Die glatten Blätter krümmen sich zu vollen, goldgelb gefärbten Herzen ein.
Anbau Frühe Sorte. Aussaat ab Mitte Mai, liebt sonnige Lage und kräftigen Boden. Schnellwachsend, daher besonders für die Sommer- und Herbsternte geeignet. Vollständig ausgebildete Pflanzen werden durch Zusammenbinden der Blätter oder Abdecken der Pflanzen gebleicht. Für den Winterbedarf werden die Pflanzen vor Eintritt des Frostes im Keller eingeschlagen. Robust bei Kälte und Regenwetter.
Verwendung Saftige milde Endivie, eignet sich auch zum Einfrieren.
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Géante maraîchère
Syn. Scarole batavia, Scarole grosse de Limay
‘Géante Maraîchère’ wird 1947 und 1972 im Vilmorin-Katalog erwähnt. Der Guide Clause beschreibt diese Endivie einige Jahre früher ebenfalls. Vermutlich ist ‘Géante Maraîchère’ aber schon viel länger bekannt und wurde im 19. Jahrhundert unter ihrem Synonym ‘Scarole grosse de Limay’ gehandelt. Unter diesem Namen erscheint sie bei Vilmorin bereits 1886.
Merkmale Glattblättrige Endivie vom Typ Escariol. Die grossen, gut gefüllten Köpfe haben einen hohen Gelbanteil, gute Selbstbleichung und weichere Blätter. Starkwachsend, wird höher als andere Escariol-Typen.
Anbau Die Sorte eignet sich besonders für den Herbstanbau und die Ernte vor den ersten Frösten.
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Schnittendivie
Schnittendivie wird als eine eigene Varietät der Endivie beschrieben: Cichorium endivie var. endivia. Im Unterschied zu den Escariol- und Friséeformen (var. latifolium und var. crispum) bildet die Schnittendivie keine geschlossenen Rosetten und kann mehrfach geschnitten werden.
Merkmale Schmale, lange, leicht gekrauste und aufwärts stehende Blätter. Bildet keine Köpfe.
Anbau Sommerendivie. Aussaat März bis Juni in Reihen von 20 cm Abstand. Auch als Zwischenkultur geeignet.
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Très fine maraîchère
Diese sehr feine Marktgärtnersorte gehört zur Form der gekrausten Endivien, dem Frisée-Salat (var. crispum). Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts unterschied man die zwei Unterarten der Endivie, den Frisée und den Escariol. Im Album Benary werden 1893 nicht weniger als acht verschiedene Frisée-Sorten abgebildet. Die Sorte ‘Très fine maraîchère’ wird 1947 bei Vilmorin für den Frühjahrs- und Sommeranbau empfohlen mit Direktsaat ab April.
Merkmale Blätter fein gekraust. Mittelgrosse, dichte Köpfe.
Anbau Für den Frühjahrs- und Herbstanbau im Freiland und den frühen Anbau unter Glas. Kann mit kürzerer Kulturzeit auch als «Baby leaf»-Salat angebaut werden.
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Erbse und Kefe
Palerbse oder Schalerbse, Markerbse und Zuckererbse
Pisum sativum L. Fabaceae (Hülsenfrüchtler)
Erbsen sind uralte Kulturpflanzen. Aus der Art Pisum sativum entwickelten die Menschen die drei Gruppen Kefen, auch Zuckererbsen genannt (Pisum sativum L. subsp. sativum Macrocarpon-Grp.), Markerbsen (Pisum sativum L. subsp. sativum Medullare-Grp.) und Palerbsen, die man auch Schalerbsen nennt (Pisum sativum L. subsp. sativum Sativum-Grp.).
Geschichte
Die Erbse gilt als die älteste Nutzpflanze unter den Hülsenfrüchten. Bei verschiedenen Ausgrabungen fand man Erbsen zusammen mit Linsen, Emmer, Einkorn und Gerste. In steinzeitlichen Siedlungen (von etwa 7000 bis 4500 v. Chr.) im Vorderen Orient, in der südlichen Türkei und im östlichen Griechenland wurden Erbsen gefunden. In dieser Zeit hatte das Volk der Bandkeramiker bereits Kulturformen aus den Wilderbsen entwickelt. Die wilden Vorfahren der Erbse sind vermutlich die zwei Wilderbsen-Arten Pisum elatius und Pisum humile. Die erste wächst als rankendes Unkraut in Getreidefeldern, in der Macchia des östlichen Mittelmeergebietes und im Vorderen Orient. Die zweite findet man nur im Vorderen Orient im Gebiet des Euphrats und Tigris. Diese Wilderbse ist frei von Bitterstoffen.
Lange Zeit waren Erbsen gleichbedeutend mit den heutigen Pal- oder Schalerbsen, also den kugelrunden Erbsen, die man wie andere Hülsenfrüchte in Suppen verkocht. Ab wann enthülste Erbsen, also Markerbsen, kultiviert wurden, lässt sich nicht genau feststellen. Wahrscheinlich begann man im 13. Jahrhundert, die unreifen Hülsen samt den darin enthaltenen Samen zu kochen. Im 17. Jahrhundert fingen holländische Gärtner an, Markerbsen zu züchten, bei denen man ausschliesslich die grünen Erbsen ohne Hülsen ass. Frische grüne Erbsen waren damals unglaublich teuer und bei der Oberschicht sehr beliebt. Die Gemahlin des Sonnenkönigs Ludwig XIV. klagte, «dass die Prinzen nur noch Erbsen essen wollen». Wann genau die ersten Kefen auf den Markt kamen, ist ebenfalls ungewiss. Mit Sicherheit kann gesagt werden, dass man sie Ende des 18. Jahrhunderts kannte.
Ursprungsregion der Ausgangsformen der Erbse, Pisum elatius und Pisum humile.
Die Winterkefe (WinterZuckererbse) der Schweizer Biogarten-Pionierin Frieda Welten blüht kräftig violett und produziert frühzeitig zarte Hülsen.
Noch heute werden verschiedene Bräuche mit Erbsen gepflegt. Ein Brauch im Bodenseegebiet ist das «Klöpflen»: An jedem Donnerstag in der Adventszeit werden dazu Erbsen oder Linsen an die Stubenfenster geworfen, angeblich als Erinnerung an die Pestzeit, in der man so feststellen wollte, ob noch jemand im Hause lebte. Vielleicht stammt der Brauch aber auch aus heidnischer Zeit, in der die Erbsen, als dem Gott Donar geweiht, Windstürme vertreiben und befruchtende Gewitter herbeiführen sollten.
Die Fahrenden kennen Erbsen als Totenspeise. In ländlicher Umgebung kennt man den Aberglauben, dass wer Erbsen in der Karwoche isst, bald eine Leiche im Haus hat oder selbst stirbt.
Noch ein Aberglaube ist überliefert: Wenn Zwerge die Erbsenfelder plündern, die Schoten öffnen und die Halme zertreten, soll man um Mitternacht in das Erbsenfeld gehen und mit Ruten und Peitschen heftig über die Beete schlagen, um dem Treiben Einhalt zu gebieten.
Bedeutung heute
Vor allem im angelsächsischen Raum ist die Erbse bis in unsere Tage eine der beliebtesten Gemüsearten geblieben. Grüne Erbsen sind vom Frischmarkt allerdings nahezu verschwunden. Sie werden heute in der Landwirtschaft grossflächig als Dresch- oder Ackererbsen angebaut und für die Konserven- und Tiefkühlindustrie verarbeitet. Die Erbse ist weltweit das viertwichtigste Gemüse. Die grössten Anbauflächen befinden sich in Europa, den USA und Indien.
Sortenvielfalt
Man unterscheidet drei Gruppen bei Erbsen: Palerbsen, Markerbsen und Kefen.
Die älteste Gruppe der Speiseerbsen sind die Palerbsen. Ihre Hülsen bilden eine Pergamentschichtaus. Sie haben runde, stärkehaltige und glattschalige Samenkörner. Ihr trockenes Korn wird meistens zum Kochen verwendet (Trockenspeiseerbsen oder Rollerbsen). Zur Verwendung als unreife, grüne Erbsen müssen sie sehr jung geerntet werden, denn wenn die Körner zu gross geworden sind, haben sie einen leicht mehligen Geschmack.
Die Markerbse besitzt meist runzelige, zarte, süsse Samenkörner, die nur grünreif geerntet werden. Sie haben einen geringeren Stärkegehalt als die Palerbsen. Als Trockenerbsen sind sie nicht geeignet, da sie beim Kochen nicht weich werden. Tiefgekühlt oder in Gläser eingekocht, behalten sie die Aroma- und Nährstoffe und bleiben weich.
Bei den entwicklungsgeschichtlich jüngsten Erbsen, den Kefen, isst man die ganzen fleischigen, unreifen Hülsen. Im Französischen wird die Kefe daher auch passenderweise «pois mangetout» genannt. Man züchtete den Kefen die Pergamentschicht der Hülsen so gut es ging weg. Es gibt jedoch keine Kefen ganz ohne Pergamentschicht, deshalb sollte man sie trotzdem möglichst früh und jung ernten, dann schmecken sie süss, zart und buttrig.
Innerhalb dieser drei Erbsengruppen unterscheidet man hochwachsende von mittelhoch und niedrig wachsenden Sortentypen. Ältere Sorten sind eher hochrankend – sie können bis 2 Meter hoch klettern – moderne Sorten wachsen eher niedriger und werden rund 40 Zentimeter hoch. Diese brauchen keine Stützhilfen und können wegen ihrer gleichzeitigen Reife maschinell geerntet werden. Hingegen erntet man die älteren Sorten von Hand, dafür oft über längere Zeit, was im Hausgarten von Vorteil sein kann. Grundsätzlich reifen die Hülsen von niedrigen Sorten früher aus als solche von hochwachsenden Sorten.
Anbau
Erbsen brauchen viel Licht bei gleichzeitig guter Wasserversorgung. In mittelschwerem Mittellandboden fühlen sich Erbsen wohl. Der Wuchs ist je nach Sorte sehr unterschiedlich.
Die Aussaat sollte frühzeitig erfolgen, um eine gute Blattentwicklung mit den länger werdenden Tagen zu fördern. Palerbsen ertragen leichten Frost und können möglichst früh, ab März, gesät werden. Mark- und Zuckererbsen sind etwas kälteempfindlicher und kommen erst ab Anfang April direkt in den Boden. Nach dem Auflaufen ist ein Anhäufeln sinnvoll, um die Pflanze zu stützen. Ab Mitte Juni bis Mitte Juli darf geerntet werden. Es gibt Lokalsorten von Winterkefen, die bereits im späten Herbst gesät werden und auf dem Beet als Jungpflanzen überwintern. Sie ertragen problemlos mehrere Wochen 0 bis -15° C. Wo wenig Schnee liegt, sollten sie aber mit Laub vor Kahlfrost geschützt werden. Man kann sie ab Anfang Juni ernten. Im Frühjahr gesteckte Kefen sind etwa drei Wochen später erntereif.
Markerbsen sind die bekannten grünen Erbsen die man im unreifen Zustand aus den Hülsen herauslöst.
Erbsen sind Langtagpflanzen. Ab Mitte Mai mit zunehmender Tageslänge wird die Blütenbildung angeregt. Wenn die Pflanzen bis dahin stark gewachsen sind, setzen sie mehr Blüten und Hülsen an.
Erbsen sind leicht anfällig für Mehltau, darum unterstützt die Mischkultur mit Kohlrabi, Salat, Mangold oder Rettich die Gesundheit der Pflanze. Erbsen sind mit ihren Knöllchenbakterien wichtige Bodenverbesserer, darum sollte die Pflanze am Schluss der Ernte nur bodeneben abgeschnitten werden.
Inhaltsstoffe
Grüne Erbsen enthalten etwa 77 Prozent Wasser, 13 Prozent Kohlenhydrate, 6 bis 7 Prozent Eiweiss, 0,5 Prozent Fett, 2 Prozent Rohfasern und 1 Prozent Mineralstoffe wie Phosphor oder Eisen. Kalium und Vitamin E sind in besonders hoher Konzentration enthalten. In den reifen Trockenerbsen finden sich bis zu 23 Prozent Eiweiss und 60 Prozent Kohlenhydrate. Für Jugendliche und ältere Menschen sind Erbsen sehr geeignet, da sie Knochen und Gewebe festigen.
Heilwirkung
Erbsen können bei Diabetes die Getreidefrüchte ersetzen. Sie wirken auch Blutdruck- und Cholesterinspiegel-senkend. In verschiedenen Kulturen werden bei Hochzeiten Erbsen als Fruchtbarkeitsritual gegessen. Erstaunlicherweise wirken sie jedoch eher empfängnisverhütend. In Tibet, wo die Bevölkerungszahl über Jahrhunderte stabil blieb, ist die Erbse ein Hauptbestandteil der Ernährung. Indische Frauen kochen sich zur Verzögerung der Empfängnis eine Suppe aus Erbsenhülsen.
Erbsenmehl diente für Umschläge auf Wunden, entzündete Hautstellen und gegen Ausschlag. Innerlich wurde es gegen Wassersucht und viele andere Leiden verwendet. Man empfahl auch Erbsen mit Petersilie für Frauen im Kindbett. Auch bei Gelbsucht, Zahnschmerzen, Hühneraugen und Warzen wurden Erbsen als Medizin herangezogen. Bei chronischem Durchfall und Magengeschwüren soll man Erbsen vermeiden. Erbsen sollten nicht roh gegessen werden.
Born
Einst gab ein Bauer aus dem Emmental einige Samen dieser Kefensorte einer Frau Born aus dem bernischen Aeschau. Vor rund fünfzehn Jahren hat diese sie weitergegeben an einen passionierten Sortenerhalter, bei dem sie seither im Anbau steht.
Merkmale Wächst kräftig und über 2 m hoch. Violette Blüten. Das reife Korn ist braun und runzelig.
Anbau Für den Anbau in mittleren Höhenlagen geeignet.
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Corne de Bélier
Syn. Sugar Tall white
1873 beschrieb Monnier in seinem französischen Werk «Les semences» die ‘Corne de Bélier’ (dt. «Horn des Schafsbocks») als «die beste aller Kefen». Vermutlich ist sie eine französische Züchtung und war damals relativ neu. Auf dem Genfer Markt erschien sie 1879. Zunächst hielt sich ihre Beliebtheit in Grenzen. Man hielt die älteren Sorten, die anspruchsvolle weiss blühende Sorte ‘Gourmand’ und die robuste ‘Gourmand gris’ mit violetten Blüten für besser, da ihre Hülsen zarter waren. Acht Jahre später wurde sie dennoch in die Erwerbsgärten des Genfer Marktes aufgenommen und zum Anbau empfohlen. In den 1920er-Jahren war sie noch immer sehr häufig, auch heute ist sie immer noch vereinzelt im Samenhandel zu finden.
Merkmale Die Pflanze wird etwa 130 cm hoch, hat lockeres Laub. Die Blüten sind weiss und gross, die Hülsen sind gerade, etwa 9 cm lang und 2,5 cm breit. Reife Körner sind blassgrün und nur leicht runzelig.
Anbau In nährstoffreichen Böden ziemlich ertragreich.
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Doré de Revermont
Sie ist eine gelbhülsige Kefe vom Museum Revermont im französischen Jura. Die kleinen Hülsen sind eine Delikatesse, die man sich jedoch bei der aufwendigen Ernte und der Rüstarbeit gut verdienen muss. Vilmorin beschreibt 1856 eine gerade neu eingeführte gelbhülsige Kefe ‘Doré’, ebenfalls weissgelb blühend wie die ‘Doré de Revermont’.
Merkmale Hochwachsend, bis 1,8 m. Feine Pflanze mit dünnen Stängeln und kleinen zierlichen Blättern. Helle weissgelbe Blüten. Gelbe, nur 6 bis 7 cm lange, feine Hülsen. Bleiben lange fadenlos. Das reife Korn ist beigegelb und leicht runzelig.
Anbau Die Hülsen bilden sich bei regelmässigem Ernten über eine ziemlich lange Zeit.
Verwendung Ein Sortenerhalter meint: «Ich bereite sie immer so zu, dass ich sie relativ früh ernte und die sich dann noch nicht abzeichnenden Kefen direkt und ausschliesslich in Butter dünste: Andünsten, Deckel zu und 5 bis 10 Minuten schmoren lassen. Delikat!»
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Früher Heinrich
Deutsche Sorte, die bei Vilmorin 1920 im «The vegetal garden» beschrieben wird als «eine gute und ziemlich frühe Sorte, aber nicht ganz so ertragreich wie die niedrigen Sorten, zum Beispiel die ‹Britische Zuckererbse›». Und Kampe meinte 1955: «Sie hat nur wegen ihrer frühzeitigen Pflückreife gewisse Bedeutung für den Hausgartenanbau.» Sie fiel also damals schon wieder aus dem Erwerbsanbau.
Merkmale Gelblich grüne, mittellange, schmal bis mittelbreite Hülsen mit geschwungener Spitze. Verhältnismässig kleine und dünnschalige Hülsen. 1 bis 2 Hülsen pro Rispe. Weisse Blüten. Hoher, lockerer Wuchs. Das reife Korn ist prall, glattschalig, rundlich und rötlich-gelb. Mittelfrühe Reife.
Anbau Mit Vorteil an Reisern anbauen, an denen die Pflanze hochwachsen kann.
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Graue Buntblühende
Syn. Weggiser
Die ‘Graue Buntblühende’ steht auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland (Stand 2010). Sie soll in der Region Brandenburg regionale Bedeutung geniessen. Kampe beschreibt die ‘Graue Buntblühende’ 1955 in seinem Werk «Gemüsesorten. Beschreibung und wirtschaftliche Beurteilung». Wer sie gezüchtet hat und woher sie stammt, bleibt unklar. Auf der aktuellen EU-Sortenliste wird sie als Synonym zur Kefe ‘Weggiser’ geführt, wobei die heute angebotenen Saatgut-Herkünfte vor allem bezüglich Wuchshöhe sehr unterschiedlich sind.
Merkmale Mittelgrosse, grüne Hülsen. Zwei Hülsen pro Rispe. Blüten mit helllila Fahne und Flügel und tief dunkelweinrotem Schiffchen, wobei Fahne und Flügel schöne regelmässige Ader-Zeichnungen aufweisen, daher auch ihr Name ‘Buntblühende’. Das reife Korn ist rundlich, wenig gerunzelt, graubraun oder grünlich, schwarzviolett gesprenkelt und verwaschen. Mittelspät reifend. Die von ProSpecieRara Deutschland und der Stiftung Kaiserstühler Garten erhaltene Herkunft wächst über 1 m hoch.
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Mettmenstetten
Hausgartensorte aus dem zürcherischen Mettmenstetten. Seit über vierzig Jahren wurde diese Kefe angebaut, und jeden Sommer liess man einige Samen fürs kommende Jahr ausreifen.
Merkmale Breite und lange grüne Hülsen. Blüten zweifarbig: helllila Fahne und Schiffchen und dunkelviolette Flügel. Das reife Korn ist graubraun mit feinen violetten Sprenkeln. Wuchshöhe niedrig bis mittelhoch, 60 bis 80 cm.
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Rembrandt
In der Volg Gemüse- und Blumensamenliste von 1934 ist die Kefe ‘Rembrandt’ erwähnt. In den 1940er-Jahren wird sie auch im Richtsortiment für den Kanton Graubünden für den Anbau empfohlen.
Merkmale Wuchshöhe etwa 150 cm. Mittelstark wachsend. Besonders süsse und grosse Hülsen, die auch zart bleiben, wenn die Körner ausgebildet sind. Das reife Korn ist blassgrün und nur leicht runzelig. Weisse Blüten. Mittelfrüh reifend.
Anbau Ertragreich und robust.
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Roi du Carouby
«Le Caroubier» nennen die Franzosen den Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua), der wie die Erbsen zur Familie der Hülsenfrüchte gehört und schokoladenbraune, bis 30 cm lange gebogene Hülsen bildet. Die ausreifenden Hülsen der Zuckererbse ‘Roi du Carouby’ gleichen dieser Hülsenfrucht sehr, sind aber natürlich um einiges kleiner. Was hatte sich der Züchter wohl bei seiner Namenskreation gedacht? Jedenfalls hat er mit dem Namen ‘Roi du Carouby’ (dt. «König des Johannisbrotbaums») ein bisschen übertrieben. Die Sorte ‘Roi du Carouby’ gab es in verschiedenen Selektionen mit früherer und späterer Reifezeit unter den Namen ‘Carouby cosse blonde’, ‘Carouby cosse verte’, ‘Carouby de Maussane’, ‘Carouby du Tricastin’. Das Züchterhaus Vilmorin erwähnte sie in seinen Katalogen von 1947, 1958 und 1972.
Merkmale Purpurne Blüten. Sehr breite, schwertförmige Hülsen, die nicht fädig sind. Mittelhoch wachsend. Mittelstarke, hell- bis graugrüne Belaubung. Braungrüne, runzelige Körner mit violetten Sprenkeln. Spät reifend.
Anbau Robust bezüglich Trockenheit und Nässe. Die Hülsen sollte man nicht zu gross werden lassen, sondern noch relativ jung ernten, dann sind sie besonders schmackhaft. Guter Ertrag.
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Rombach
Eine betagte Tante übergab diese Hausgartensorte aus dem schweizerischen Rombach im Kanton Aargau ihrer Nichte, die sie wiederum 2004 in die Erhaltung von ProSpecieRara weiterreichte. Eine grosse, butterzarte Kefe.
Merkmale Hochwachsend, etwa 1,70 m. Violettlila Blüten und hellgrüne, zarte Hülsen. Ausgezeichneter Geschmack. Das reife Korn ist grün bis braun mit violetten Sprenkeln und runzelig.
Anbau Ein Tipp von der Familie aus Rombach: «Die Samen vor dem Säen 2 Stunden in Kamillentee einlegen und dann 24 Stunden unter ein feuchtes Tuch geben. So keimen sie schnell und gleichmässig.»
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Schweizer Riesen
Syn. Géant Suisse
Eine Schweizer Kefenzüchtung, die 1909 erstmals in den Handel kam. Im Handbuch von Becker-Dillingen 1929 wird sie als «in Bezug auf Wachstum und Hülsengrösse eine der grössten Zuckererbsen» beschrieben. Kampe empfiehlt sie 1955 ebenfalls zum Anbau.
Merkmale Pflanzen wachsen bis 2 m hoch, blühen lilaviolett und bilden grosse, breite, dünnschalige Hülsen, die bis 13 cm lang und 3 cm breit werden. Die Hülsen sind von sehr guter Qualität und von mittlerer Fädigkeit. Das reife Korn ist gross, braun und runzelig. Üppiges dunkelgrünes Laub. Blattansatz mit rotem Blattring. Kurze Internodien. Sehr späte Pflückreife.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz, Arche Noah
Suppenerbse Rupp
Diese Spezialität wurde in der Familie Rupp seit mindestens 65 Jahren in ihren Hausgärten nahe Melk in Niederösterreich gepflegt. Der Kontrast von grünem Blattwerk und gelben Hülsen ist sehr attraktiv.
Merkmale Hülse gelb, 7 cm lang, 7- bis 8-samig. Blüte weiss-grünlich. Wuchshöhe hoch, 180 cm. Rankvermögen mittel bis gut. 2 bis 3 Blattpaare pro Blatt. Höhe des Hülsenansatzes in 120 bis 150 cm. Erste Ernte Mitte Juni.
Anbau Lange Erntezeit.
Verwendung In der Familie Rupp wurden nur die trockenen Samen für Suppen verwendet. Die Sorte ist aber auch eine geschmacklich sehr gute Zuckererbse.
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Susi
Eine ausgesprochen frühe Kefe, die allgemein als sehr gute Sorte beschrieben wird. Es handelt sich um eine Hausgartensorte aus dem zürcherischen Unterschlatt, die zuerst von der Forschungsanstalt in Wädenswil erhalten wurde und Ende der 1990erJahre zu ProSpecieRara weiterging.
Merkmale Niedrig buschiger Wuchs, etwa 60 cm hoch. Standfeste Pflanze mit grauhellgrünen Blättern. Blassweisse, mittelgrosse Blüten und hellgrüne, nach vorne gekrümmte Hülsen, 1 Hülse pro Rispe. Das reife Korn ist beigegelb und leicht runzelig. Früh reifend.
Anbau Durch ihre Kleinwüchsigkeit nicht allzu hoher Ertrag. Hat eine relativ kurze Produktionsperiode.
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Sweet Golden
Die gelbhülsigen Kefen sehen wunderschön aus im Garten und schmecken vorzüglich. Im Album Benary wird 1879 eine «krummschotige Zuckererbse mit wachsgelben Schoten» abgebildet. Vilmorin führt 1856 eine gelbschotige Sorte auf. Im Gegensatz zur ebenfalls gelbhülsigen Kefe ‘Doré de Revermont’ blüht ‘Sweet Golden’ dunkelviolett, nicht weissgelb. ‘Sweet Golden’ ist in Europa kaum verbreitet, in den USA aber als Spezialität erhältlich.
Merkmale Feine, aber gut wüchsige, zierliche Pflanze. Wächst mittelhoch, bis 1,50 m. Blätter gelbgrün. Die Hülsen sind hellgelb. Geschmack mild, delikat. Das reife Korn ist grün bis braun mit feinen violetten Sprenkeln und runzelig.
Anbau Die Hülsen müssen sehr früh geerntet werden, später werden sie zäh.
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Von Maloja
Maloja liegt auf einer Passhöhe, die die Grenze zwischen dem Oberengadin und dem urtümlichen Bergell bildet. Auf rund 1900 m ü. M. brachte diese Kefe über Jahrzehnte ihren Ertrag und gedieh prächtig. Die letzten Samen aus der Schublade der Grossmutter durfte ProSpecieRara entgegennehmen und bewahrt seither dieses alpine Erbe mit Respekt und Sorgfalt.
Merkmale Kräftiger Wuchs, rund 1,5 bis 2 m hoch, je nach Anbaulage. Violette Blüten. Das reife Korn ist beigebraun und runzelig. Hat aussergewöhnlich schmackhafte Hülsen.
Anbau Für extreme Höhenlagen geeignet. Eine Erhalterin aus dem Elsass preist diese Kefe auch, da «sie auf ihrem armen, sauren Boden gut gedeiht».
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Von Seengen
Ein Mann aus Boniswil im Aargau übergab ProSpecieRara diese Hausgartensorte. Er bekam sie 1999 von einer heute verstorbenen alten Frau aus dem aargauischen Seengen.
Merkmale Lange, hellgrüne Hülsen, zart, schmackhaft und kaum fädig. Zweifarbige helllila und violette Blüten. Das reife Korn ist runzelig, grünbraun und violett gesprenkelt. Buschiger Wuchs. Niedrig bis mittelhoch wachsend (70 cm). Spät reifend.
Anbau Guter Ertrag.
Verwendung Als Gemüse und gekocht in Salat gemischt.
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Weggiser
Syn. Graue Buntblühende
Ihr Name lässt vermuten, dass diese Kefensorte aus Weggis am Vierwaldstättersee stamme. Sie erscheint erstmals 1942 im Samenkatalog von Blankenhorn aus Teufen. 1946 ist sie auch bei Wyss als Synonym von ‘Niedrige graue Zucker’ und ‘Johannis’ aufgeführt. ‘Weggiser’ wurde hauptsächlich in der Schweiz angeboten. Sie kam in der Zeit des Zweiten Weltkriegs auf, in der das Heimatland verteidigt werden musste, und es wäre in diesem Kontext durchaus möglich, dass ein Samenhändler begann, eine ausländische Zuchtsorte unter einem Schweizernamen anzupreisen. Das sind aber alles nicht belegte Vermutungen. Jedenfalls führt die aktuelle EU-Sortenliste ‘Weggiser’ als Synonym zu ‘Graue Buntblühende’ auf. Wobei im heutigen Saatgutangebot vor allem bezüglich Wuchshöhe signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Herkünften bestehen.
Merkmale Hat sehr viele, dafür kleinere, zarte Hülsen. Violette Blüten. Das reife Korn ist runzelig, grünbraun mit violetten Sprenkeln. Frohwüchsig. Mittelfrüh reifend. Die von ProSpecieRara erhaltene und bei Sativa Rheinau angebotene ‘Weggiser’ hat eine Wuchshöhe von 150 cm.
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Wilhelm Tell
Man müsste meinen, die Kefe ‘Wilhelm Tell’ sei eine urtypische Schweizerin. Doch genauere Informationen fehlen, und die Quellenlage ist dürftig. Der einzige Nachweis findet sich im Katalog der Samenhandlung Blankenhorn in Teufen, Appenzell Ausserrhoden, wo sie von 1948 bis 1960 angeboten wurde.
Merkmale Grüne lange Hülsen. Das reife Korn ist beige bis blassgrün und ziemlich prall. Niedrig bis mittelhoch wachsende Pflanze.
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Winterkefe Frieda Welten
Frieda Welten aus Spiez im Berner Oberland war eine schweizer Biogarten-Pionierin. Sie gab bereits 1978 einen biologischen Gartenbau-Ratgeber heraus, als noch niemand etwas von biologischem Gärtnern wissen wollte. Die Grossmutter einer ihrer Kochschülerinnen aus Aeschi bei Spiez gab ihr die ersten Samen dieser Winterkefe. Winterkefen werden im Spätherbst in die Erde gelegt und sind durch ihren Wachstumsvorsprung im kommenden Jahr etwas früher reif als übliche Frühsorten.
Merkmale Pflanze wird bis über 2 m hoch und bildet Paare von violetten Blüten. Grosse Hülsen. Früh reifend. Das reife Korn ist braun bis blassgrün, nicht gesprenkelt und runzelig.
Anbau Frieda Welten rät: «Man sät die Winterkefen Ende Oktober oder Anfang November, sodass sie vor Wintereinbruch möglichst noch keimen, aber nicht zu gross werden (etwa 5 cm). Man kann sie erfahrungsgemäss auch noch an Weihnachten säen. Über den Winter schützt man sie am besten mit Erbshütchen (Drahthütchen) vor Schneedruck. Es hat sich gut bewährt, die Pflänzchen vor dem Winter mit Kompost oder Lauberde stark anzuhäufeln, beinahe einzubetten. Wenn die Kefen im Herbst zu gross werden, frieren sie im Winter ganz ab.» Ernte ist ab Ende Mai.
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Winterkefe Rohrbachgraben
Ein Hausgärtner aus dem bernischen Gunzgen bekam Mitte der 1960er-Jahre eine Winterkefensorte von einer alten Frau, die sie schon seit Jahrzehnten anbaute und immer wieder selber Samen weiternahm. Sie übergab ihm diese Sorte zusammen mit dem Nüsslisalat ‘Gelber Rohrbachgraben’.
Merkmale Wächst hoch, aber nicht ganz so hoch wie die Winterkefe ‘Frieda Welten’. Ansonsten sehr ähnliche Blüten und Hülsen. Das reife Korn ist grünbraun mit Sprenkeln und runzelig. Mittelfrüh reifend.
Anbau Wird wie die Winterkefe ‘Frieda Welten’ im Spätherbst ausgesät.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Kefenernte bei ortoloco in Dietikon bei Zürich.
Stadtgeflüster
Romina Tschuor
In der Mittagshektik, die im Café in Zürich herrscht, erzählt Romina von ihrem Gartenparadies. Vor einem Jahr hat sie die unbenutzte Dachterrasse ihres Wohnhauses nach Absprache mit der Vermieterin in eine kleine, feine Gartenperle verwandelt. Vor allem die Tomaten haben es ihr angetan. Überall hat sie sich mit speziellen Tomaten eingedeckt: beim Detailhändler Globus, in der Innerschweiz bei einer Bäuerin und in den Ferien im Land der Tomaten, in Italien. «Ich habe alle Tomaten probiert und mir von den schönsten und schmackhaftesten die Samen aufbewahrt. Ich habe nur Tomaten verwendet, von denen der exakte Name bekannt war, sodass ich diesen nachschlagen konnte.» Mit den Samen hat es angefangen. Pro Sorte hat Romina etwa zwei bis vier Pflänzchen in ihrer Stadtwohnung liebevoll grossgezogen. «Ich setzte nur so viele Samen, wie ich brauchte. Pikieren finde ich nämlich schwierig.» Ihr Vater und der Freund der Schwester haben dann auf der Dachterrasse ein Tomatenhaus für sie gebaut. Nach Topfeinkäufen im Internet und in Fachgeschäften, nach Säckeschleppen und Planen hat sie nun zwanzig verschiedene Tomatensorten, darunter fünf von ProSpecieRara, ein Zuhause mit Aussicht gegeben. «Ich bin beim Erdeschleppen fast durchgedreht», meint die zierliche Frau lachend. Doch die Tomaten haben all den Schweiss belohnt und sich prächtig entwickelt.
Die Lieblinge
Vor allem die Sorten ‘Téton de Venus’ und ‘Bianca Cherry’ haben es der Neo-Gärtnerin angetan. Neben ihrem Lieblingsgemüse haben auch noch viele andere Pflanzen auf dem Dach Platz gefunden.
«Ich habe Fenchel, Erbsen, Salat und natürlich Mangold für meine Capuns angebaut.» Das Gartenwissen hat sich die gebürtige Sarganserin in Gesprächen mit Freunden, die einen Schrebergarten besitzen, sowie aus dem Buch «Das grosse Buch der Tomaten» angeeignet. Die reiche Ernte im Spätsommer hat ihr gezeigt, dass sie schon vieles richtig gemacht hat. «Ich habe sie nie gewogen, aber es waren sehr viele Kilogramm Tomaten. Ich habe extrem viel Tomatensalat gegessen, meist nur mit etwas Olivenöl, Salz und Pfeffer. Der Eigengeschmack ist so delikat – Sauce oder Essig wären zu stark gewesen. Die Tomaten dürfen auch nicht in den Kühlschrank, dann schmecken sie viel besser», meint sie. Die rest lichen Tomaten hat Romina zu Sugo und Tomatensuppe verkocht. «Getrocknet habe ich letztes Jahr zwar noch keine, aber vielleicht probiere ich das auch noch aus.»
Tomaten für Körper und Portemonnaie
Dank einer Zusatzausbildung in den Bereichen Phytotherapie und Diätetik wird der Garten und die biologische Lebensmittelproduktion ein immer wichtigerer Aspekt im Leben der «Fast-Vegetarierin». «Es ist mir wichtig, mich mit naturbelassenen Produkten auseinanderzusetzen.» Auf die Frage, welche Bedeutung der Tomate in der Traditionellen Chinesischen Medizin zukommt (ein Bereich, der Romina in der Heilpraktikerschule besonders interessiert), zückt die junge Frau ihr iPad und liest aus dem Onlinelexikon ihrer Schule vor: «Sie wirkt kühlend, tonisierend, löst Nässe und Feuchtigkeit im Körper auf.»
Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Faktor ist auch der Preis. «Richtig feine Bio-Tomaten kosten im Laden sehr viel Geld», sagt die Teilzeitstudentin. Da sie bei ProSpecieRara samenfeste Sorten bekommt, muss sie nicht jeden Frühling Geld für Setzlinge ausgeben, sondern kann ihre eigenen Sorten züchten. Zudem findet Romina die Grundidee von ProSpecieRara spannend, «dass man versucht, Traditionen zu bewahren und zu pflegen und dass man die Möglichkeit bekommt, sich selbst zu versorgen».
Eine Terrasse für alle
«Der Garten ist für mich primär ein Ort, an dem ich meine Ruhe habe», meint sie bestimmt. Seit sie die grosse Dachterrasse bepflanzt hat und im Sommer überall Gemüse und Blumen wachsen, haben aber auch die anderen Hausbewohner den Weg hinauf ins grüne Paradies gefunden. «Oft essen sie jetzt hier oben zu Abend. Die liebe Nachbarin, die mir beim Giessen geholfen hat, kann sich natürlich auch bei den reifen Tomaten bedienen. Lustigerweise konnte ich auch ein paar meiner Freunde mit dem Gärtner-Virus anstecken. Denen gebe ich gerne Samen oder Setzlinge weiter.
Die sind dann ganz gespannt, ob es bei ihnen zu Hause im Topf auch so schön grünt.»
Bald jedoch wird Romina ihre grosse Terrasse gegen «nur» zwei Balkone eintauschen – mit ihren Lieblingstomaten und weiteren Setzlingen im Gepäck. «Hoffentlich hat es auf den neuen Balkonen genug Sonne», ist ihre grösste Sorge. Das Tomatenhaus und die Töpfe lässt sie vorerst auf der alten Dachterrasse zurück. «Platz hätte ich ja auf meinen Balkonen sowieso nicht genug.» Die anderen Hausbewohner wird’s freuen. Nach ihrer Ausbildung wird sie sich dann einen grossen Garten suchen.
Persönliches
Die 26 Jahre alte Romina Tschuor aus Sargans hat eine Ausbildung als Pharma-Assistentin abgeschlossen. Anschliessend an die Lehre hat sie sich an der Zürcher Hochschule der Künste weitergebildet und arbeitet heute in einer Zürcher Galerie für zeitgenössische Kunst. Ihrer Leidenschaft für Pflanzenheilkunde folgend, pendelt sie mehrmals wöchentlich nach Luzern, um ein Studium der Phytotherapie und Diätetik nach Traditioneller Chinesischer Medizin zu absolvieren und arbeitet schon Teilzeit als Ernährungsberaterin und Phytotherapeutin nach westlicher TCM. Nebenbei bepflanzte sie im Jahr 2012 zum ersten Mal ihre Dachterrasse.
Weiteres erfahren Sie unter: www.botanicaltreat.ch
Auskernerbse Konservenkönigin
Eine alte Sorte, die wohl viele aus der Grosselterngeneration als Kind noch aus den «Erbsli-Rüebli-Büchsen» assen. «Aufgrund des kleinen, gut sortierenden Korns wurde die Sorte früher von der Industrie gern aufgenommen. Da sie jedoch in Folge des hohen Wuchses für den feldmässigen Anbau weniger geeignet ist, ist die Bedeutung der Sorte sehr zurückgegangen», schreiben Kampe et al. schon 1955. 1901 kam die ‘Auskernerbse Konservenkönigin’ auf den Markt. Rund hundert Jahre lang war sie im Samenhandel. 2002 fiel sie bei der Firma Wyss Samen und Pflanzen AG in Zuchwil (Kanton Solothurn) aus dem Sortiment.
Merkmale Hoher Wuchs mit hellem Laub. Hellgrüne, schmale, schwach gekrümmte Hülsen mit schnabelförmiger Spitze. Lockerer Wuchs. Das reife Korn ist klein, glattschalig und blass bläulich-grün. Mittelspät bis spät reifend. Aufgrund des glatten, runden Korns wird sie manchmal auch den Palerbsen zugeordnet. Von der Industrie wurden aber immer die unreifen grünen Kerne verwendet, wie dies bei Markerbsen üblich ist.
Anbau Wegen ihrer Höhe nicht für die Maschinenernte geeignet. Für den Hausgarten, wo von Hand geerntet wird, ist sie eine sehr empfehlenswerte Sorte.
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Boueverli Helmishub
Diese alte Markerbsensorte, die seit Generationen in einer Familie weitergegeben wurde, wird von dieser bis heute «Boueverli» genannt. Die Markerbsen wurden von der Grossmutter (geb. 1892) im Ostschweizer Weiler Helmishub, Kanton Thurgau, angebaut. Die Tochter nahm dann bei ihrem Wegzug aus der Familie einige Kerne mit nach Heldswil (ebenso Kanton Thurgau) und gab sie später wiederum an ihre eigenen Nachfahren weiter.
Merkmale Grosse, grüne und süsse Erbsen. Weisse Blüten. Wächst bis 2 m hoch, üppig und kräftig wachsend. Das reife Korn ist gelb- bis blassgrün und runzelig.
Erhältlich über ProSpecieRara Schweiz
Juwel
Diese deutsche Zuchtsorte wurde von der auf Erbsenzüchtung spezialisierten Firma Van Waveren, damals in Weissenfels, aus der Sorte ‘Horal’ selektiert. Sie kam 1938 in den Handel. Kampe beschreibt sie 1955: «Gute Wuchs- und Ertragseigenschaften, verbunden mit guter Konservierbarkeit, haben diese neuere Sorte schnell zu einer führenden (Markerbse) im feldmässigen Anbau gemacht. Sie wird von der Konservenindustrie in grossem Umfang aufgenommen.»
Merkmale Hülse schmal, 7 bis 8 cm lang. Reifes Korn gelbgrün, geschrumpft. Blüte weiss. Wuchshöhe niedrig, 50 bis 60 cm. Wuchs sehr aufrecht. 2 bis 3 blaugrüne Blattpaare pro Blatt und zahlreiche Ranken, die sich fest ineinander verhaken. Reife mittelfrüh.
Verwendung Süsse Markerbse. Flache Hülsen sind jung auch als Zuckererbsen zu verwenden.
Erhältlich über Arche Noah
Kenturio
Als Belohnung für ihre guten Dienste schenkte eine Frau Fürst aus dem zürcherischen Gutenswil bei Uster ihrer Magd 1935 einige Samen der Sorte ‘Kenturio’. Die Magd baute diese geschmacklich ausgezeichnete Markerbse weiterhin an und gab sie auch ihrer Schwester, die sie Anfang der 1990er-Jahre zur Erhaltung an ProSpecieRara übergab.
Merkmale Hoch und üppig wachsend. Weisse, grosse, nickende Blüten. Grosse, dunkelgrüne Hülsen. Eine Hülse pro Rispe. Das reife Korn ist runzelig und blassgrün. Üppiges Laub. Spät reifend.
Anbau Robust.
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Markerbse Adliswil
In einem Familiengarten in Adliswil, Kanton Zürich, beobachtete eine passionierte Gärnterin in einem schwierigen Frühjahr, in dem ihre eigenen Erbsen kümmerlich wuchsen, dass diejenigen ihres Gartennachbarn prächtig gediehen. Und so begann sich diese ertragreiche Markerbse zu verbreiten.
Merkmale Niedrig bis mittelhoch. Kräftig, buschig wachsend. Dunkelgrüne Blätter. Weisse Blüten, zu 1 bis 2 an einer Rispe. Feine gekrümmte Hülsen mit mittelgrossem Korn. Das reife Korn ist blassgrün und runzelig. Spät reifend.
Anbau Meist robust mit gutem Ertrag.
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Non Plus Ultra
Dies ist eine in Schweden selektierte Linie der erstmals 1845 erwähnten Sorte ‘Ne Plus Ultra’. Sie wird von anderen Quellen als «eine der besten englischen Erbsensorten» bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum befand sie sich in den 1920er-Jahren häufig im Anbau und auch in England wurde sie sehr empfohlen. The Vegetables of New York lobte sie 1928 als Markerbse «von exzellenter Qualität».
Merkmale Hülsen gleichmässig ausgebildet, siebensamig. Korn sehr gross. Relativ niedrigwüchsig. Spross stämmig.
Anbau Übertrifft die Ausgangssorte im Ertrag.
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Ruhm von Braunschweig
Deutsche Sorte, die schon vor 1945 bekannt war. Die Sorte steht auf der Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland (2010) mit regionaler Bedeutung in Niedersachsen.
Merkmale Hülsen gut gefüllt. Reifes Korn trocken, relativ klein, 9 mm im Durchmesser, weisslich-grün, zylindrisch und stark gerunzelt. 6 bis 8 Körner pro Hülse. Blüte weiss. Mittelhoch bis 100 cm rankend. Blätter gross.
Verwendung Süsse Grünerbsen, sehr junge Hülsen auch wie Kefen/Zuckererbsen zu nutzen. Laut einer Erhalterin gut geeignet als Gemüse in Butter geschwenkt oder in Sahnesauce.
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Spanische Erbse
Ein spanischer Einwanderer aus den Pyrenäen nahm diese Markerbse aus seiner alten Heimat mit. Im zürcherischen Adliswil baute er sie über Jahre erfolgreich an und gab sie auch seinen Gartennachbarn weiter.
Merkmale Grosse pralle Hülsen mit grossen Erbsen darin. Bis 180 cm hoch wachsende Pflanze. Weisse Blüten. Das reife Korn ist blassgrün und runzelig.
Anbau Braucht Stützhilfe.
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Tante Emma
Eine Gärtnerin aus dem zürcherischen Ottenbach bekam in den 1950er-Jahren eine Erbsensorte von ihrer Tante Emma geschenkt. Sie baute diese Hausgartensorte rund vierzig Jahre regelmässig an und benutzte immer wieder eigene Samen weiter.
Merkmale Dunkelgrüne, breite Hülsen. Grosse, lilaviolette, nickende Blüten. 1 Hülse pro Rispe. Das reife Korn ist blassgrün bis braun und runzelig. Wächst hoch. Starke hell- bis graugrüne Belaubung. Mittelspät reifend.
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Téléphone
Syn. Téléphone à rames
In London wurde diese Sorte von M. J. Carter um 1878 vorgestellt. In Genf wurde sie danach erprobt. Da sie aber nicht so ertragreich war, setzte sie sich im Erwerbsanbau nicht durch. In bürgerlichen Hausgärten aber fand man Verwendung für die ‘Téléphone’ und so erlangte sie auch in der Schweiz eine gewisse Bedeutung. Vilmorin erwähnt sie erstmals 1886 und lobt sie auch 1947 noch wegen ihren «sehr schönen Hülsen». ‘Téléphone’ ist bis heute auf der EU-Sortenliste angemeldet.
Merkmale Hochwachsend, bis 1,7 m. Lange, dicke Hülsen. Dicke blassgrüne Kerne von sehr süssem ausgezeichneten Geschmack. Weisse, grosse Blüten. Nur schwache Belaubung. Hell- bis graugrüne Blätter. Reifes Korn runzelig und blassgrün. Spät reifend.
Anbau Am richtigen Standort hat sie einen guten Behang.
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Téléphone Nain
Syn. Daisy
1940 findet sich die erste namentliche Erwähnung der niedrigen Schwester der Sorte ‘Téléphone’ im Guide Clause. Im Samenkatalog von Vilmorin erscheint sie einige Zeit später, 1947, mit dem Synonym ‘Daisy’. Bis heute hat die Sorte eine Bedeutung im Anbau und ist noch auf der offiziellen EU-Sortenliste angemeldet.
Merkmale Bauchige, 8 bis 10 cm lange, hellgrüne Hülsen (auf dem Bild sehr junge Hülse). Wächst niedrig, 60 bis 70 cm hoch. Runzeliges, leicht viereckiges Korn, das beim Ausreifen blassgrün wird. Spät reifend.
Anbau Ertragreich.
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Velö Borsó
Diese Hausgartensorte aus Ungarn stammt vom Budapester Gemüsemarkt und ist seit 1989 im Samen-Archiv von Arche Noah. «Velöborsó» ist ungarisch und wird mit «Markerbse» übersetzt.
Merkmale Grüne Hülse, etwa 12 cm lang und 1,4 cm breit. 8- bis 10-samig. Reifes Korn grün bis weisslich grün, mit unregelmässiger Form und runzeliger Oberfläche. Junge Hülsen häufig gewellt. Blüte weiss. Wuchshöhe mittelhoch, bis 1,3 m. Mittelfrüh reifend.
Verwendung Leicht mehlige Markerbse mit sehr gutem Geschmack.
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Vera
Diese Markerbsensorte kam mit deutschstämmigen Siedlern um die Jahrtausendwende aus Kasachstan nach Mitteleuropa.
Merkmale Guter Hülsenansatz, dichter Samenbesatz. Blüte weiss. Wuchshöhe mittelhoch, bis 100 cm. Früh reifend.
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Wunder von Kelvedon
Syn. Kelvedonian
Eine sehr frühe und produktive Markerbsensorte. Erste Erwähnung dieser englischen Sorte findet sich im Katalog von Vilmorin 1904. Er nannte sie damals ‘Kelvedonian’, später dann ‘Merveille de Kelvedon’. Im 20. Jahrhundert war sie weit verbreitet: Nennungen finden sich in Südtirol bei der Samenhandlung Biasion 1966/1967. In der Schweiz soll sie ab 1944 im Handel gewesen sein. Kampe preist 1955 ihren guten Marktwert. Auch heute erscheint sie noch auf der europäischen Sortenliste und ist vereinzelt bei kleineren Samenfirmen als Saatgut zu finden.
Merkmale Lange, dunkelgrüne und volle Hülsen. Das reife Korn ist blassgrün und runzelig. Niedrig wachsende Pflanze, bis 60 cm. Mittelfrüh reifend.
Anbau Produktive Sorte.
Verwendung Auch für die Konservierung geeignet.
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Blauschokker
Syn. Blaue Erbsli, Blue Pod
Diese wunderschönen blauen Hülsen muss man beim Ernten nicht lange an der Pflanze suchen. ‘Blauschokker’ ist eine altbewährte Schalerbse mit langer Tradition in Ostfriesland und Holland. Leider sind die schönen blauen Hülsen zäh und nicht geniessbar. Verwendet werden die trockenen Kerne.
Merkmale Violette Blüten. 5 bis 6 cm lange violettblaue Hülsen. Die ausgereiften Körner sind grünbraun und runzelig. Wuchshöhe 180 cm. Früh reifend.
Anbau Die Hülsen bis zur vollständigen Trockenheit an der Pflanze hängen lassen und erst dann ernten. Ertragreiche Sorte. Erträgt Hitze schlecht, deshalb unbedingt zeitig im Frühjahr anbauen: Aussaat im März und Anfang April. Für Höhenlagen geeignet.
Verwendung Die trockenen Kerne werden traditionell für deftige, rustikale Gerichte mit Speck gekocht.
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Lötschentaler
Syn. Fellenberg, Gommererbse
Die ‘Lötschentaler’ ist eine typisch alpine Lokalsorte aus dem Wallis. Es sind verschiedene Herkünfte aus dem Lötschental und dem Goms bekannt, auch unter den Namen ‘Fellenberg’ und ‘Gommererbse’, was auf ihre einst grosse regionale Verbreitung hinweist.
Merkmale Wächst buschig und hoch. Zierliche und feinblättrige Pflanze. Weisse Blüten. Bildet zahlreiche kleine Hülsen, die gut gefüllt sind. Die reifen Körner sind rund und gelb. Spät reifend.
Anbau Ertragreich. Geeignet für höhere alpine Lagen, aber etwas anfällig auf Mehltau.
Verwendung Die Erbsen wurden üblicherweise im reifen Zustand ausgedroschen und als Trockenerbsen in Suppen gekocht. Sie können auch gemahlen und dann für Suppen oder Brot verwendet werden. Oder man weicht sie ein, kocht sie und bereitet sie gedünstet oder zu einem Mus zerstossen zu. Ferner sind die Erbsenkörner ohne Probleme lagerbar.
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Trockenerbse Basel
Eine Hausgartensorte aus Basel. Möglicherweise stammt sie ursprünglich aus Holland und könnte auf die Sorte ‘Blauschokker’ zurückgehen, der sie sehr ähnlich ist. Sie hat runzelige Samen wie sie normalerweise Zuckererbsen haben, ist aber immer als Trockenerbse verwendet worden.
Merkmale Hochwachsend. Mittlere, hell- bis graugrüne Belaubung. Lilaviolette grosse Blüten zu 1 bis 2 pro Rispe. Violette Hülsen, leicht gekrümmt. Das ausgereifte Korn ist viereckig, runzelig, grün bis braun mit violetten Sprenkeln. Spät reifend.
Anbau Liefert guten Ertrag.
Verwendung Geeignet für Suppen. Deftig und sehr gut im Geschmack.
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