Читать книгу Die Kichererbsen und die Entführer - Marianne Christmann Fuhr - Страница 13
ОглавлениеKapitel 10
Die Polizeiwache von Laubheim war in gleißendes Sonnenlicht getaucht. Die vier Polizisten, die sich an diesem Tag alle auf der Wache befanden, stöhnten unter der Hitze. Thomas Ude und Ralf Mertens waren gerade von einer Kontrollfahrt zurückgekommen und sahen aus, als wenn sie durch Wasser gezogen worden wären.
"Puh, ist das heiß", stöhnte Ralf und warf seine durchgeschwitzte Mütze auf seinen Schreibtisch. Er zog seine Uniformjacke aus, hängte sie über seine Stuhllehne und krempelte dann die Ärmel seines Hemdes bis zu den Ellbogen hoch. Warum hatte er nur ein langärmeliges Hemd angezogen? Ihm kam eine Idee. Kurzerhand zog er sein Hemd aus, legte es auf seinen Schreibtisch und breitete die Ärmel aus. Dann nahm er eine Schere und schnitt die Ärmel zwei Fingerbreit über dem Ellbogen ab. So, nun hatte er ein kurzärmeliges Hemd. Dann ließ er sich auf seinen Stuhl fallen.
Auch Thomas hatte seine Jacke ausgezogen. Jetzt ging er zum Waschbecken und ließ sich Wasser über die Arme und das Gesicht laufen. Aber das war nicht wirklich erfrischend, denn auch das Wasser, das aus der Leitung kam, war warm. Aber ein klein wenig verschaffte es doch Erleichterung, wenn auch nur kurz. Die Fenster der Wache waren alle weit geöffnet, aber von draußen strömte eher noch wärmere Luft herein.
"Hier ist es noch einigermaßen auszuhalten", meinte Thomas, "im Auto draußen ist es die Hölle. Da kriegt man fast einen Hitzschlag. Die Klimaanlage funktioniert nicht."
Sein Kollege nickte schläfrig.
Nebenan im Kommissariat, das man durch eine Verbindungstür erreichen konnte, die jetzt ebenfalls weit offen stand, sah es auch nicht besser aus. Kommissar Gerber fluchte leise vor sich hin. "So eine Affenhitze", brummte er, "alles klebt. Da kann man doch nicht arbeiten." Er hatte eigentlich einen Bericht schreiben wollen, dies aber nach kurzer Zeit wieder aufgegeben, weil das Papier an seinen Armen klebte und ihm der Schweiß in Strömen von der Stirn rann. Obwohl es erst Vormittag war, hatte er bereits zwei Hemden durchgeschwitzt und auch das dritte war schon wieder nass.
Auch im Kommissariat waren alle Fenster sperrangelweit geöffnet, aber das brachte keine Linderung. Sowohl die Wache als auch das Kommissariat verfügten zwar je über einen Ventilator, aber diese waren schon uralt und hatten nach ein paar Umdrehungen ihren Geist aufgegeben. Axel Rademacher hatte die Füße auf seinen Schreibtisch gelegt und seinen Stuhl leicht nach hinten gekippt. Er hatte den Kopf nach hinten geneigt und hielt die Augen geschlossen.
"Schlafen Sie etwa, Rademacher?", fragte ihn der Kommissar.
"Nein Chef, natürlich nicht", antwortete er, "aber ich versuche, etwas zu entspannen. Was anderes kann man bei der Hitze doch nicht machen."
Da musste ihm sein Chef ausnahmsweise mal recht geben.
"Jetzt eine schöne, kühle Limonade", murmelte Axel, "das wäre herrlich."
"Seien Sie bloß ruhig, Rademacher, ich habe sowieso schon Durst. Vielleicht sollte ich mir mal einen Kaffee holen."
"Das würde ich Ihnen nicht raten, Chef", antwortete Axel.
"Warum nicht?"
"Weil Sie dadurch noch mehr schwitzen. Bei mir ist das jedenfalls so. Ich hab’s. Wie wäre es, wenn ich für uns ein Eis hole? Das täte doch jedem gut. Was meinen Sie, Chef?" Erwartungsvoll sah Axel den Kommissar an.
"Ein Eis wäre in der Tat nicht schlecht. Im Moment ist hier sowieso nichts los. Ja, gehen Sie mal, Rademacher, und holen Sie uns ein schönes kühles Eis. Für mich bitte Erdbeer und Vanille. Und fragen Sie auch mal die Kollegen, ob sie welches möchten."
Axel kippte seinen Stuhl nach vorne und nahm die Füße vom Schreibtisch. "Wird sofort erledigt, Chef", sagte er und war schon durch die Tür zur Wache unterwegs. Kommissar Gerber hörte, wie er dort die Kollegen fragte. Alle waren begeistert von der Idee.
Axel schrieb sich alles auf, denn merken konnte er sich das bei der Hitze nicht, und trat dann ins Freie, um in der Eisdiele schräg gegenüber das gewünschte Eis zu holen. Als er ins Freie trat, traf ihn die Hitze wie ein Hammerschlag. Er beeilte sich, die Straße zu überqueren, und betrat kurz darauf die kühle Eisdiele. Diese war gerammelt voll. Nachdem er dem Inhaber, Giacomo, seine Bestellung genannt hatte, setzte er sich auf einen der hohen Stühle an der Theke und wartete, bis das Eis in den Bechern und dann gut verpackt war.
"Hier, für die Herren Kommissarios", sagte Giacomo in seinem Mischmasch aus Italienisch und Deutsch, "und guten Appetito."
Axel grinste, nahm das Paket und verabschiedete sich. "Ciao, Giacomo."
"Ciao, Kommissario", rief ihm der Italiener hinterher.