Читать книгу Das Geheimnis der Greta K. - Marie Louise Fischer - Страница 6
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ОглавлениеAline blieb unschlüssig stehen. Es war ihr nicht angenehm, mit Greta allein zu bleiben. Andererseits war der Aufstieg zur Burg steil und anstrengend, während die Fahrt hinauf nur wenige Minuten dauerte. Greta verstand, was in ihr vorging und drängte sie nicht. Erst als ihre Überlegungen gar zu lange dauerten, fragte sie: »Möchtest du lieber zu Fuß gehen?«
Das half Aline, zu einem Entschluss zu kommen. »Nein, nein, ich fahre mit.« Sie kletterte ins Auto und schloss die Tür.
Greta fuhr an. »Hör mal, wenn du es nicht magst, dass ich dich von der Schule abhole, kann ich es auch lassen. So wild bin ich nicht darauf.«
Aline hatte sich in die Ecke neben der Autotür gedrückt. »Was sollte ich dagegen haben?«
»Keine Ahnung. Aber du benimmst dich so.«
»Weil ich dir nicht den gebührenden Dank entgegenbringe?« »Unsinn! Ich erwarte keinen Dank von dir, und das weißt du. Aber du brauchtest auch nicht ausgesprochen unfreundlich zu sein.«
»Das wollte ich gar nicht.«
»Na schön. Ich werde also für eine Weile darauf verzichten, euch mitzunehmen. Mal sehen, wie es dann zwischen uns läuft.« Sie bogen von der Landstraße ab und fuhren den geschotterten Privatweg zur Burg hinauf.
»Ich habe mich über Susanne geärgert«, platzte Aline heraus.
»So?«
»Sie redet immer von dir, als wenn du meine Mutter wärst. Aber das bist du doch gar nicht.«
»Natürlich nicht. Und cs ist mir auch ganz bewusst, dass ich dir die Mutter nicht ersetzen kann. Das versuche ich gar nicht. Aber ich finde, wir könnten doch wie zwei vernünftige Menschen miteinander auskommen.«
»Das tun wir ja,«
»Absolut nicht, Aline. Du schottest dich gegen mich ab, als hättest du was von mir zu befürchten. Dabei tue ich keiner Fliege was zu Leide.«
»Ich kann nichts dafür.«
Greta warf einen Blick zu Aline hinüber, sah die zitternden Lippen, die gerade kleine Nase, die dichten dunklen Wimpern. Das Mädchen wirkte sehr rührend und sehr verletzlich.
»Wahrscheinlich nicht«, sagte sie ruhig.
Sie fuhren auf den Burghof hinein, und der Kombi holperte auf dem Kopfsteinpflaster.
So imponierend die Burg Salm wirkte, so einfach war sie im Grunde gebaut, ein mächtiges rechteckiges Haus, mit schräg gestrichenen rot-weißen Läden an jedem Fenster, verziert von nur einem einzigen Erker, der sich vom ersten Stock an aus der rechten Ecke wölbte und in einem gesonderten runden, spitzgiebeligen Kupferdach endete. Auf der Rückseite erhob sich das Gebäude auf einem steilen Felsen, der mehrere hundert Meter tief zum Donautal abfiel. Im frühen Mittelalter errichtet, war es von dieser Seite her immer uneinnehmbar gewesen. Eine sehr hohe Mauer aus grauen Feldsteinen umschloss die anderen Seiten. Durchgang bot nur ein schweres eisernes Tor, das tagsüber gewöhnlich offen stand. Der Platz im Innern der Ummauerung war beschränkt: außer dem Hof gab es nur noch ein Pförtnerhaus, die ehemaligen Stallungen und einen kleinen Garten, in dem vornehmlich Küchenkräuter und Blumen zum Schmuck des Hauses gepflanzt wurden.
Die Burg hatte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach die Eigentümer gewechselt. Es hieß, dass sie von Raubrittern erbaut worden sei, dann war sie auf friedlichere Adelsgeschlechter übergegangen, hatte zeitweilig auch den Hohenzollern gehört und war zu Beginn des Jahrhunderts in den Besitz eines Fabrikanten von Kosmetika gelangt. Der hatte sie modernisiert, eine Heizung und Badezimmer einbauen lassen, die jedoch, als Hans-Philipp König die Burg vor zwanzig Jahren übernommen hatte, weitgehend veraltet gewesen waren. Immerhin waren die Voraussetzungen für Installationen gegeben gewesen, und er hatte sie benutzt und auf den neuesten Stand gebracht. Die Burg stand unter Denkmalschutz, sodass er an ihrem Äußeren nichts hatte verändern dürfen. In die Stallungen hatte er Garagen eingebaut, aber sein Wunsch, auf der Rückseite ein großes Fenster aus dem dicken Mauerwerk zu schlagen, um die Aussicht auf das dichtbewaldete, wunderschöne Donautal zu erweitern, war ihm verwehrt geblieben.
Irgendwann im Laufe der Geschichte hatten aie Bewonner sien dann einen unterirdischen Fluchtweg aus der Burg geschaffen. Den hatte König ausgebaut, und er führte jetzt unter der Landstraße hinweg zu dem weiten Gelände, das zu seinem Besitz gehörte. Dort hatte er einen Tennisplatz angelegt und ein bei schlechtem Wetter überdachbares Schwimmbad, das von einer riesigen Solarzellenwand beheizt wurde.
Der unterirdische Gang, der das Haupthaus und die Sportstätten verband, endete unterhalb der Burg bei einem elektrischen Aufzug, der ins Souterrain führte, neben der Küche und den Wirtschaftsräumen. Er wurde von den Bewohnern aber nur bei extremen Witterungsverhältnissen benutzt, denn er war sehr kühl, roch modrig, und es konnte einem darin unheimlich werden.
Überhaupt war der Winter auf der Burg – es war der erste Winter, den Greta hier verbracht hatte – nicht angenehm gewesen. Das mächtige Haus stand zu exponiert, wenn es stürmte, pfiff es drinnen aus allen Ritzen, und obwohl die Heizung auf vollen Touren gelaufen war und in jedem Kamin ein Feuer gebrannt hatte, war es nicht wirklich warm geworden.
Aber jetzt, als sie bei strahlendem Sonnenschein in den Hof einfuhr, war das alles vergessen. Sie hielt vor der breiten Steintreppe, die links und rechts von gelehrten Löwen – jeder hielt sitzend ein aufgeschlagenes Buch in den Pranken – geschmückt war, hupte dreimal und stieg aus.
Aline war noch schneller als sie und wollte sich gleich davonmachen. »Halt, halt!« rief Greta. »Du weißt, was meine Mutter gesagt hat: ›Geh nie mit leeren Händen‹!« Sie öffnete die Rückseite des Autos und holte einen Karton mit Salatköpfen heraus, der leicht genug war, dass Aline ihn samt ihrer Schultasche tragen konnte. »Bitte, bring das in die Küche.«
Es war im Grunde unnötig, dass Greta das Mädchen zu dieser Hilfe heranzog, denn schon kam Frau Breuer aus dem sogenannten Lieferanteneingang, der vom Hof aus hinunter in die Küche führte, um auszuladen, gefolgt von ihrem Mann. Aber Greta fand, dass es richtig war, das Mädchen an soziales Verhalten zu gewöhnen. So packte sie denn auch selbst mit zu, bis der Laderaum leer war.
Frau Breuer war eine stämmige freundliche Frau, ein Jahr jünger als die dreißigjährige Greta. Sie und ihr einen Kopf kleiner, rundlicher Mann waren die Stützen des Burghaushaltes. Sie wohnten im Pförtnerhaus und erledigten alle anfallenden Arbeiten. Einige Mädchen und Frauen aus dem Dorf kamen stundenweise zur Hilfe, und zwei junge Burschen unterstützten Egon Breuer bei der Pflege des Tennisplatzes und Schwimmbades.
Leni Breuer überfiel Greta und Aline gleich mit der Mitteilung, dass Herr König angerufen und erklärt hatte, dass er nicht zum Mittagessen kommen könnte.
Daran war Greta gewöhnt. »Schade«, sagte sie nur, »da kann man nichts machen.«
Aline rief, schon halb in der Küchentür: »Dann esse ich auch nicht!« »Kommt gar nicht in Frage«, widersprach Greta.
»Aber ich habe wirklich keinen Hunger.«
»Der wird dir schon beim Essen kommen.«
»Aber wenn ich doch nicht möchte …«
»Du wirst mir wenigstens Gesellschaft leisten.«
»Es gibt Kirschknödel«, verkündete Frau Breuer vermittelnd, »die isst du doch so gerne.«
Aline verschwand im Haus.
»Danke, Frau Breuer«, sagte Aline.
»Ein Jammer, dass das Kind so schwierig ist.«
»War sie immer so?«
»Als sie mit ihrem Vater hier allein gelebt hat, meinen Sie? Wenn Sie mich fragen, – er hat sie etwas zu sehr verwöhnt, aber auch zu viel allein gelassen.«
Greta wusste, dass es schlechter Stil war, sich mit einer Angestellten über private Dinge zu unterhalten, aber die Sorge um Aline war stärker als ihr Gefühl für Schicklichkeit. »Und früher?« fragte sie.
Frau Breuer wechselte einen Blick mit ihrem Mann. »Wir sind ja erst ins Haus gekommen, nachdem …« Sie stockte … »na ja, nachdem ihre Mutter gestorben war.«
Greta war überrascht. »Das habe ich gar nicht gewusst!«
»Es muss ein arger Verlust für das Kind gewesen sein.«
»Da haben Sie Recht. Es gibt kaum etwas Schlimmeres, was einen jungen Menschen treffen kann.«
»Nur gut, dass sie jetzt wieder eine Mutter hat.«
»Ich bin nicht Alines Mutter, und ich kann es auch nie werden.« »Aber Sie sind doch so gut zu ihr.«
»Ich tue, was ich kann, aber ich weiß nicht, ob es genug ist.«
»Wir sind jedenfalls froh, dass Sie jetzt da sind, nicht, Egon? Manche glauben, wir hätten es früher leichter gehabt, aber das ist nicht wahr.« »Schwatz nicht so viel, Leni!« brummte der Mann.
»Wer sagt das?« fragte Greta.
»Die Leute aus dem Dorf. Aber die haben ja keine Ahnung. Wenn Sie wüssten, was die immer reden …«
Ihr Mann fiel ihr ins Wort: »Mach zu, Leni! Sonst sind wir bis heute Abend noch nicht fertig.«
Greta hätte ganz gern erfahren, was die Dorfbewohner über sie und ihre Familie dachten, doch sie ließ es dabei bewenden. Klatsch war das Letzte, was sie beeindrucken konnte. »Bitte, fahren Sie den Wagen in die Garage, Herr Breuer«, sagte sie und ging ins Haus. Immer wieder war sie von der riesigen, am Tage düsteren Halle beeindruckt. Sie war sparsam möbliert, nur mit einigen antiken Truhen und einem mächtigen Schrank aus dem 15. Jahrhundert. Der Boden bestand aus schweren grauen und rosa Steinplatten. Es gab weder Teppiche noch Sitzgelegenheiten. Die Wände waren mit sehr dunklem, durch das Alter fast schwarzem Holz verkleidet, das den dicken Balken entsprach, die die Decke durchzogen. Ein weit ausladender Kronleuchter aus Eisen, der statt der Kerzen elektrische Birnen trug, und einige Wappenschilder an den Wänden waren der einzige Schmuck. Die Halle strahlte kühle Würde aus.
Gleich nebenan lag eine Waffenkammer, die schon der Kosmetikfabrikant als Garderobe hatte herrichten lassen.
Greta schauderte leicht, denn es war tatsächlich im Gegensatz zu draußen kalt in dem alten Gemäuer. Immer noch kam sie sich hier etwas verloren vor wie ein Liliputaner, den man in die Welt der Riesen versetzt hat. Aber sie bekämpfte dieses Gefühl, das, wie sie dachte, nur daher rührte, dass die elterliche Wohnung bescheiden gewesen war, und sie in den vergangenen Jahren stets in kleinen Apartments gehaust hatte.
Dennoch beschleunigte sie den Schritt und beeilte sich, die breite Treppe hinaufzusteigen, die in die etwas heimeligeren oberen Räume führte. Hier waren Zwischendecken eingezogen, auch um Heizkosten zu sparen. Vor ihrer Hochzeit hatte Greta selber das eheliche Schlafzimmer ganz nach ihrem Geschmack ausgestattet, mit einem breiten Messingbett, dazu passenden Lampen, Nachttischen aus Glas und Messing, einem dezent gemusterten Berberteppich und gelben Seidenvorhängen. Hans-Philipp hatte sie gewähren lassen, weil er verstand, dass sie den Schatten seiner verstorbenen Frau zu bannen suchte.
Daneben lag das Badezimmer, in weiß-schwarzem Marmor gehalten und mit einer runden Wanne ausgestattet, die Platz für zwei bot. Es gab für Greta und für ihren Mann je ein Ankleidezimmer, ihres mit weißen, seines mit braunen Wandschränken, Spiegeln und Kommoden ausgestattet.
Auf dem gleichen Stockwerk lagen noch die Räume der Kinder, die beide sehr groß, aber wie ganz gewöhnliche moderne Jugendzimmer ausgestattet waren. Greta nahm an, dass dies auf Initiative von Elvira, der ersten Frau König, geschehen war, denn in den Räumen des zweiten Stockwerks, das nie benutzt wurde, gab es noch altertümliche Betten und Schränke genug. Der siebzehnjährige Stefan, den Greta noch gar nicht kannte – er lebte in einem Internat in Oberbayern -, hatte einige hübsche Antiquitäten bei sich aufgestellt: ein Stehpult, einen mittelalterlichen Helm und zwei schöne Messingleuchter, die sich seltsam genug zwischen den mit Postern beklebten Wänden ausnahmen. Aber Aline hatte darauf verzichtet. Ihr Zimmer hatte, für Gretas Geschmack, geradezu etwas Unpersönliches, wenn da nicht das Regal mit ihren vielen, vielen Büchern gewesen wäre. Lesen und Träumen schienen ihre Lieblingsbeschäftigungen zu sein. Jeder der beiden jungen Leute hatte eine eigene Stereoanlage, und jeder ein eigenes Bad.
Greta hatte gerade noch Zeit, sich die Hände zu waschen und ein wenig frisch zu machen, als drei mächtige Gongschläge sie zum Mittagessen riefen.
Wenn Königs keine Gäste hatten, pflegten sie ihre Mahlzeiten in der sogenannten Anrichte zu sich zu nehmen, denn das eigentliche Speisezimmer war für zwei oder drei Personen zu gewaltig. Die Anrichte, von der aus bei festlichen Gelegenheiten serviert wurde, hatte auch noch beträchtliche Ausmaße. Sie war durch einen Türbogen mit einem Vorhang aus Goldbrokat vom Esszimmer getrennt, und ein Küchenaufzug brachte die Speisen hier herauf.
Als Greta die Anrichte betrat, leuchtete schon das rote Licht am Aufzug, und sie holte die Schüssel mit den Kirschknödeln und der zerlassenen Butter heraus. Sie stellte beides auf den hübsch gedeckten, mit einem Blumenstrauß geschmückten Tisch.
Aline ließ wieder einmal auf sich warten.
Greta begann noch nicht zu essen. Sie überlegte, was sie oft tat, ob man nicht doch hier in der Anrichte oder auch in einem der oberen Räume eine kleine Küche einbauen könnte. Das hätte es ihr ermöglicht, ohne große Umstände auch einmal allein für sich und Aline oder auch für ihren Mann zu kochen. Platz wäre reichlich vorhanden gewesen. Aber wenn sie mit dieser Idee vorsichtig an ihren Mann herangetreten war, hatte er immer gleich abgewinkt.
»Das würde unser schönes Haus verhunzen!« Oder: »Wir haben doch eine prachtvolle Küche!«
Auch fehlte es in der Küche im Souterrain an nichts, das musste Greta zugeben. Aber sie war riesig, und man musste die fertigen Speisen jedesmal nach oben transportieren, und das selbst dann, wenn die Breuers Ausgang hatten. Greta fand das umständlich und unbequem, und Hans-Philipp war auch nicht der Mann, der in der Küche essen mochte, auch wenn sie noch so hochherrschaftlich war.
Endlich erschien Aline. Sie drückte sich durch den Vorhang und setzte sich mit provozierend mürrischer Miene. Als Greta nichts sagte und sie nur freundlich anlächelte, murmelte sie dann doch eine Entschuldigung.
»Langsam solltest du nun schon wissen«, sagte Greta und bediente sich, »dass ich dir nie Vorwürfe mache.«
»Ich habe mich bereits entschuldigt.«
»Ich versuche ja gerade, dir beizubringen, dass das nicht nötig war. Es ist bekannt, dass du kein Zeitgefühl besitzt, und was macht es schon, wenn das Essen kalt wird.«
»Musst du dauernd auf mir herumhacken?«
»Das war nicht meine Absicht. Mir fehlt es, scheint’s, an jeder pädagogischen Ader.«
Greta musste sich eingestehen, dass sie nicht den richtigen Ton zu Aline fand. So aßen sie denn schweigend. Aline, die angeblich keinen Hunger gehabt hatte, sehr viel mehr als Greta, die auf ihre Figur achtete.
»Du weißt, wir bekommen heute Abend Gäste«, begann Greta nach einer Weile, »zwei Herren aus London und natürlich die Kramers.« »Hm, hm«, machte Aline mit vollem Mund.
»Möchtest du mir nicht ein bisschen in der Küche helfen?«
Abrupt ließ Aline die Gabel sinken, die sie schon halb zum Mund geführt hatte. »Warum? Du hast doch Frau Breuer.«
»Vielleicht würde es dir Spaß machen.«
»Nein.«
»Du hast es ja noch nie versucht.«
»Meine Mutter hat so etwas nie von mir verlangt.«
»Ich verlange es ja auch nicht, sondern schlage es nur vor. Außerdem warst du, als deine Mutter lebte, noch ein Kind.«
»Sie hat nie selber gekocht. Warum tust du das überhaupt?«
»Weil es mir Spaß macht, und weil ich alles genau nach meinem Geschmack haben möchte.«
»Versteh’ ich nicht. Die Breuer kocht doch prima.«
»Ja, die Knödel sind gut, nicht wahr? Aber zu einem richtigen Dinner gehört doch mehr. Ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Mutter sich bei einer solchen Gelegenheit nicht doch selber um das Essen gekümmert hat. Zumindest um die Speisenfolge.«
»Wir hatten nie Gäste«, erklärte Aline überraschend.
»Nie?« fragte Greta erstaunt.
»Vielleicht kann ich mich auch nur nicht erinnern«, schränkte Aline ihre Behauptung ein.
Greta war verwirrt. Hans-Philipp legte besonderen Wert darauf, seine Geschäftsfreunde bei sich zu Hause zu bewirten. »In Sigmaringen ist doch nichts los«, pflegte er zu sagen, »jedenfalls nichts für Leute, die aus einer Großstadt kommen. Deshalb ist es wichtig, dass ich ihnen eine gepflegte Häuslichkeit biete. Das kann schließlich nicht jeder.« Es war nicht anzunehmen, dass dies eine Erkenntnis neuen Datums war. Warum erzählte Aline also so etwas?
»Wie war denn Frau Breuers Vorgängerin?« erkundigte sie sich. »Schrecklich!« sagte Aline spontan.
»Was soll das heißen?«
»Dass sie schrecklich war.«
»Inwiefern? Möchtest du mir das vielleicht etwas näher erklären?« »Nein.«
»Aber, Aline, wie kann ich dich denn je verstehen, wenn du …«
»Ich möchte nicht darüber reden. Kann ich jetzt bitte aufstehen?«
Es blieb Greta nichts anderes übrig, als Aline gehen zu lassen. Wieder einmal war ein Vorstoß, ihr näher zu kommen, gescheitert.