Читать книгу Matteo - Ein Fußballmärchen - marija malena - Страница 3
Kapitel 1
ОглавлениеEs war ein Morgen wie jeder andere. Matteo war noch viel zu müde, um aufzustehen. Da hörte er seine Mutter beim Frühstückmachen aus der Küche rufen: „Matteo! Ma-tteo!“
„Och, nur noch fünf Minuten“, dachte er und wollte sich gerade noch einmal umdrehen, als seine Mutter entschlossen ins Zimmer trat und drohte, ihm die Decke wegzuziehen. Das wirkte. Matteo rollte sich verschlafen aus dem Bett, was seine Mutter schmunzelnd kommentierte: „ Komm du Langschläfer, bitte beeil dich ein bisschen. Du kommst sonst noch zu spät zur Schule.“
Matteo tappte ins Bad, wo er sich das Gesicht wusch. Dabei tippte er vorsichtig mit Mittel-und Zeigefinger ins Wasser und dann an seine Augen. Danach spülte er seinen Mund mit Zahnpasta aus. Fertig!
„3 Minuten lang sollte man seine Zähne putzen“, predigte seine Mutter immer. Schnell befeuchtete Matteo noch die Zahnbürste, als Beweismittel, falls seine Mutter mal wieder zur Kontrolle kam .
Danach trabte er zum Anziehen zurück in sein Zimmer. „Ich habe dir frische Unterwäsche und Socken aufs Bett gelegt,“ hörte er seine Mutter rufen. Er schaute sich um, sah aber keine bereitgelegte Wäsche. „Wooo denn? Da ist nichts!“ rief er zurück. „Auf dem Be-ett, sagte ich doch!“ rief seine Mutter nochmal. „Da ist aber nichts!, “ motzte er. Da hörte er schon die Schritte seiner Mutter. Sie kam herein, und als sie ihn sah, meinte sie leicht genervt: „Schau doch mal unter deinem Hintern!!!“ Matteo hob seinen Popo ein Stück vom Bett hoch und schaute drunter. Und tatsächlich: da lag der Stapel. „Was mache ich bloß mit dir? Jeden Morgen ist es ein Kampf, dich in die Schule zu bringen. Ich denke, wir müssen den Computer aus deinem Zimmer nehmen. Du sitzt abends immer viel zu lange davor. Das geht so nicht weiter. Du bist jetzt in der fünften Klasse, da musst du anfangen, die Schule ein wenig ernster zu nehmen.“
„Warum kann denn die Schule nicht um 9 Uhr anfangen? Da könnten wir alle ausschlafen und wären morgens viel fitter! Und wir könnten abends noch Playstation spielen.“ Seine Mutter verdrehte die Augen und verschränkte die Arme: „So so….. später zur Schule, damit du abends länger spielen kannst! Das hättest du wohl gerne…..ich habe die Uhrzeiten nicht festgelegt. Ich möchte aber, dass du pünktlich bist! Und nun ab in die Küche…..dein Müsli wartet!!“ „Darf ich mich vorher noch anziehen?“ fragte Matteo patzig. „Wenn du länger als 3 Minuten brauchst, gehst du ohne Hose aus dem Haus, aber nicht ohne Frühstück!!“ versetzte seine Mutter.
Matteo konnte es nicht leiden, wenn seine Mutter in solch einem Befehlston mit ihm sprach. Er merkte aber, dass sie heute nicht zum Scherzen aufgelegt war, und blieb still.
In der Küche angekommen, sah er als erstes, dass in der Schale nicht sein geliebtes Schokomüsli, sondern Früchtemüsli war. „Iii, das Müsli esse ich nicht, ich will mein Schokomüsli!“, ärgerte sich Matteo. „Das Schokomüsli ist leider aus, aber ich gehe heute einkaufen und morgen früh hast du es wieder“, beruhigte ihn seine Mutter. „Nein, ich will aber das blöde Früchtemüsli nicht essen! Ich möchte mein Schokomüsli!!!“
„Matteo, es ist keins mehr da. Probier doch wenigstens mal das Früchtemüsli. Du kannst doch nicht über etwas urteilen, das du noch nie probiert hast. Vielleicht schmeckt es dir ja so gut, dass du ab heute nur noch Früchtemüsli essen möchtest.“ „Niemals werde ich dieses scheußliche Zeug probieren. Ich esse nur, was ich schön finde!!!“
Matteos Mutter hatte nicht die Zeit und nicht die Nerven, ihn vom guten Geschmack des Früchtemüslis zu überzeugen, also schmierte sie ihm kurzerhand zwei Brote.
Matteo ließ sich Zeit beim Essen. Er trödelte mit Absicht, weil er keine Lust hatte, gleich in der ersten Stunde bei Herr Lodemann Flöte zu spielen. Er hatte nicht geübt, denn Flötespielen machte ihm einfach keinen Spaß. Es führte jedoch kein Weg daran vorbei.
Sein zweites Brot musste er im Auto essen, da seine Mutter, was die Pünktlichkeit anging, keinen Spaß verstand.
Nur noch einen Monat bis zu den Sommerferien, dachte Matteo. Er war froh darüber, denn dann würde endlich sein lang ersehnter Traum wahr. Er würde ins Fußballcamp gehen. Das wurde vom örtlichen Jugendzentrum organisiert und war ein Trainingscamp für alle Jungen und Mädchen, deren Traum es war, einmal ein großer Fußballstar zu werden. Matteo wollte dort so gut werden, dass er endlich einen festen Platz in seiner Fußballmannschaft bekam. Er träumte nämlich von einer Karriere als Stürmer. Er würde dann alle wichtigen Tore schießen und die Massen würden ihm zujubeln. Er müsste keinen langweiligen Beruf erlernen, sondern könnte um die Welt reisen, hätte ständig die neuesten Fußballschuhe und auf seinem Rücken würde sein Name und seine Glückszahl „NEUN“ stehen. Er wäre ein Held!
Doch dann musste er an seinen Trainer denken. Der sagte immer: „Matteo, du musst schneller werden! Ein Stürmer muss schnell sein. Wie willst du jemals ein Tor schießen, wenn du nie als erster an den Ball gelangst?? “
Er wollte ja auch schneller werden, sagte er sich trotzig. Irgendwie muss man doch schneller werden können. Musste er nun jeden Tag auf den Sportplatz und üben?? Alle Jungs aus meiner Mannschaft sind alle viel schneller als ich, dachte Matteo. Er wurde immer trauriger….
Heute Nachmittag war wieder Fußballtraining. Eigentlich freute er sich schon auf das Spiel. Zum Schluss wurden nämlich immer zwei Mannschaften gebildet, die gegeneinander spielten. Davor machten sie allerlei Übungen, die sie dann im Spiel sofort umsetzen sollten. Vielleicht war er ja im Training besonders gut und der Trainer würde sein Talent als Stürmer endlich erkennen und ihn am Wochenende im Spiel gegen den MTV Stuttgart im Sturm spielen lassen. Er ganz vorne, ganz allein, die Spitze, genau wie Mario Gomez…Wie er so vor sich hin träumte, hörte er seine Mutter sagen: „Matteo, du hast dein Brot nicht aufgegessen! Wir sind gleich an der Schule. Hat es dir nicht geschmeckt oder hattest du keinen Hunger?“, fragte sie leicht genervt. „Doch, doch“, beeilte er sich zu sagen, „ich hebe mir´s für später auf.“ „Liegt es an deiner Musikstunde? Ich weiß, dass du darauf nie große Lust hast, aber da musst du eben durch, mein Schatz. So ist es im Leben. Es gibt Dinge, die uns Spaß machen und Dinge, die wir trotzdem tun müssen. Finde dich einfach damit ab, dass kein Weg daran vorbeiführt, dann ist es halb so schlimm! Aber je mehr du dich innerlich dagegen sträubst, desto schlimmer ist es. Und nun los…du kommst sonst noch zu spät!“
Matteo wusste nicht wie das gehen soll…er mochte Flötespielen nun mal nicht und deshalb bummelte er eben. Das war doch logisch.
Als er zum Musikzimmer kam, stand die Tür offen und der Raum war leer. Wo waren denn alle?? Hatte er irgendwas vergessen? Er wartete einige Minuten vor der Türe, bis ein anderer Lehrer vorbeikam und ihn fragte, weshalb er denn alleine auf dem Flur stand. Matteo erklärte ihm, dass hier eigentlich der Musikunterricht bei H. Lodemann stattfinden sollte. Der Lehrer meinte, dass H. Lodemann mit dem Schulchor in den Schwarzwald gefahren sei, zum Proben für das Schulfest, das vor den Ferien auch noch anstand.
Das hatte Matteo tatsächlich völlig vergessen. Er strahlte plötzlich über beide Ohren. Dann überlegte er kurz, was er denn jetzt eine Stunde lang alleine machen sollte? Er ging auf den Schulhof. Selbst dort war kein einziger Klassenkamerad. Anscheinend war er der Einzige, der vergessen hatte, dass die Stunde heute ausfiel. Er ärgerte sich über sich selbst. Wie gerne wäre er länger in seinem warmen Bett liegen geblieben!
O.K., jetzt war er schon hier auf dem Schulhof. Er entschied sich, zum Parkplatz vor der Schule zu gehen und sich dort auf eine Bank zu setzen. Dabei dachte er wieder an das Fußballtraining nachher.
„Ich muss einfach schneller werden! Ich will endlich im Sturm spielen “, seufzte er und ließ den Kopf hängen ….
Plötzlich, aus dem Nichts heraus, hörte er eine freundliche Frauenstimme neben sich, die sagte:
„Und was hindert dich daran?“ Matteo erschreckte sich kurz und sah zu der Frau auf. Sie lächelte ihn an. Er spürte, wie er rot wurde . Sie war unheimlich hübsch. Sie gefiel ihm, obwohl sie viel älter war als er. Matteo sagte nichts, er schaute sie nur an.
Sie lächelte immer noch.
„Du spielst also Fußball?“, fragte sie. Matteo nickte. „Und du möchtest gerne im Sturm spielen?“, fuhr sie fort. Matteo nickte wieder.
„Wo liegt das Problem?“, fragte sie.
„Ich bin nicht schnell genug, sagt mein Trainer“, antwortete Matteo.
„Du bist also nicht schnell genug…..Hmmmm…“ Die hübsche, junge Frau mit den langen dunklen Haaren überlegte. Dann sagte sie: „Weißt du, man kann alles trainieren. Aber ich kenne einen Weg, wie du es schaffen kannst, dabei zu sein. Wenn du es wirklich willst, vertrau mir. Dann sage ich dir einen sicheren Weg.“
Matteo spitzte seine Ohren. Die junge Frau schwieg. Matteo wurde ungeduldig. Wann würde sie ihm diesen sicheren Weg denn nun endlich verraten? Dann schaute sie Matteo in die Augen. Schon wieder überkam ihn dieses Gefühl von Verlegenheit. Er spürte wie sein Gesicht wieder heiß wurde. Sie lächelte ihn wieder an. Wann würde sie es endlich sagen?
Sie fragte ihn: „Wie heißt du, kleiner Mann?“
„Oh Mann“, dachte sich Matteo, „ich will einfach nur den Weg wissen.“ Dann sagte er:„Matteo!“ Sie lächelte ihn wieder an. Langsam gewöhnte er sich daran und sein Kopf wurde nicht mehr heiß und rot.
„Matteo“, sagte sie, „verrate mir eins - was ist dein allergrößter Wunsch?“
Aber das sagte ich ihr doch schon, dachte Matteo. Warum fragt sie mich das jetzt noch mal?
„Weißt du es denn?“
„Natürlich weiß ich es“, sagte Matteo, fast ein wenig patzig.
„Dann verrate es mir doch bitte!“, erwiderte die junge Frau.
„Ich möchte einen festen Platz in der Mannschaft haben. Ich möchte jedes Wochenende spielen und nicht mehr auf der Bank sitzen.“
„Na, das hört sich doch schon ganz anders an, als das, was du vorhin gesagt hast“, meinte die junge Frau. Matteo verstand nicht, was er vorhin anderes gesagt hatte. Sie erinnerte ihn ein wenig an seine Mutter. Auch die sagte oftmals Dinge, die für ihn keinen Sinn machten. Was aber war nun der sichere Weg? Matteo schaute die junge Frau fragend an. Sie fuhr fort:
„Pass auf: Jeden Abend, wenn du ins Bett gehst, stellst du dir vor, wie dein Trainer dich aufruft und dir sagt, dass du fürs Team aufgestellt bist. Stelle es dir bildlich vor, wie er sagt: Matteo, du spielst heute! Es ist wichtig, dass du diese Bilder jeden Abend ganz klar vor Augen hast. “ „Aber wie kann ich mir das vorstellen, wenn es nie zuvor passiert ist?“, fragte Matteo ein wenig enttäuscht über die Worte der jungen Frau.
„Ja, das stimmt, Matteo. Aber du musst an dich und das Erreichen dieses Ziels glauben. Du musst daran glauben, dass genau diese Situation, die du dir vorstellst, auch bald Wirklichkeit wird. Ich weiß, dass es schwierig ist, an etwas zu glauben, dass für dich unerreichbar zu sein scheint und du nicht weißt, wie du da hin kommen sollst. Aber das ist egal. Du findest den Weg, wenn du anfängst, dir ständig vorzustellen, wie dein Trainer dich ins Team holt. Du kennst deinen Trainer und du weißt, welche Worte er sagen würde. Stell dir diese Worte immer und immer wieder vor. Und dann kommt noch etwas sehr Wichtiges!“ Matteo hörte sich das ein wenig misstrauisch an, fragte dann aber: „Was ist noch wichtig?“
„Du musst dich jedes Mal, wenn du dir vorstellst, wie dein Trainer dich auswählt, so freuen, als wäre es gerade eben wirklich passiert. Du MUSST genau die Freude spüren, als hätte er es dir gerade eben wirklich gesagt. Kannst du es dir jetzt und hier vorstellen? Komm, versuch es. Stell dir vor, wie dein Trainer dir sagt: Matteo, du bist von Anfang an dabei.“ Matteo zögerte kurz. Dann fing er an, es sich vorzustellen. Er schaute fast verträumt in die Ferne und sah sich mit der Mannschaft in der Umkleide vor dem Spiel. Der Trainer rief einige Namen auf. Dann sagte er: „Matteo, wir zählen auf dich. Fang an dich warm zu machen. Du bist von Anfang an dabei, Junge.“ Und plötzlich sah die junge Frau ein breites Grinsen auf Matteos Gesicht.
„Na, wie fühlt es sich an, ausgewählt zu werden?“, fragte sie Matteo.
„Er grinste immer noch, als er sich zu ihr drehte.
„Guuuuuuut!“ sagte er, fast ein wenig verschämt über die Freude, die er empfand. Aber im selben Augenblick meinte er: „Aber das funktioniert doch niemals??!! Wenn das so einfach wäre, dann würden doch bald alle in der Mannschaft spielen. Das glaube ich dir nicht!“
„Genau so einfach ist es Matteo. Aber gerade deshalb, weil es so einfach ist, wie es ist, ist es sehr schwierig für die meisten Menschen.“
„Was soll denn daran schwierig sein, sich etwas vorzustellen?“ fragte Matteo.
Die junge Frau versuchte es Matteo zu erklären: „Die meisten Menschen glauben nicht, dass sie ihre Träume, auch wenn sie noch so unerreichbar erscheinen, verwirklichen können. Sie wollen nicht glauben, dass es so einfach möglich ist und sie kommen sich ganz albern vor, wenn sie sich vorstellen, wie sie ihr Ziel erreicht haben, und sich dabei so freuen, wie du es gerade getan hast. Oftmals fehlt ihnen die Fantasie. Oder es ist ihnen nicht wirklich ernst mit dem Traum. Du musst jeden Abend an deinen Traum denken. Du musst die Bilder sehen und die Freude fühlen! Und du musst es WIRKLICH wollen. Dann erfüllt sich dein Traum. Aber du musst das eine ganze zeitlang tun. Nichts passiert über Nacht.Vergiss das nicht!!
So recht konnte Matteo der schönen, jungen Frau nicht glauben, auch wenn es sich sehr verführerisch anhörte, so einfach an seine Ziele zu kommen. Er schaute sie an. Dann lächelte er.
„Wie heißt du denn“, fragte er sie. In diesem Augenblick klingelten die Schulglocken.
„Ich denke, du musst jetzt reingehen“, sagte die junge Frau. Sie standen beide auf und sie sagte noch: „Vergiss nicht, denk jeden Abend vor dem Schlafengehen daran!“ Dann lief sie zu einem kleinen roten Auto.
„Und wie heißt du?“, rief ihr Matteo hinterher.
„Das sag ich dir das nächste Mal, wenn wir uns wieder treffen“, rief die junge Frau zurück und stieg in ihr Auto. Matteo schaute ihr eine Weile nach, bis ihm einfiel, dass er doch zur zweiten Stunde musste.
Mathe bei Herrn Peters. Auch darauf hatte er keine Lust, aber wenigstens war Herr Peters ein lockerer, lustiger Typ.
Matteo saß im Unterricht und konnte sich überhaupt nicht konzentrieren. Er dachte ständig an das Gespräch mit dieser Frau. Hat sie vielleicht nur einen Scherz gemacht? Das Ziel sehen, Freude dabei empfinden, es wirklich wollen. Das soll alles sein, um in der Mannschaft spielen zu dürfen?? Merkwürdig. Ob er sie wirklich wiedersehen wird, diese Frau mit dem roten Auto?
„Matteo“, hörte er eine Stimme sagen, „komm doch mal nach vorne und versuche mal, diese Rechnung zu lösen“, sagte Herr Peters. „Ich?“, fragte Matteo verdutzt und mit den Gedanken noch bei der jungen Frau und seinem Traum, “ Ich will doch in die Mannschaft!“
Die Schulklasse brach in Gelächter aus.