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Kapitel 5

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Am nächsten Morgen wollte er wieder am liebsten liegenbleiben.. Er hatte die ganze Nacht von einem Stammplatz in der Mannschaft geträumt. Sein Traum war so realistisch, dass er immer noch das Gefühl hatte, er stünde auf dem Fußballplatz. Statt dessen lag er in seinem Bett, obwohl er eben noch der Held auf dem Spielfeld war! Oh nein, es war alles nur ein Traum. Er war enttäuscht. Aber trotz der Enttäuschung war er den ganzen Tag über motiviert. Er hatte die Bilder der Nacht den ganzen Tag über immer noch im Kopf. Er hörte die Massen jubeln und seinen Namen rufen. Ständig verfiel er in Tagträume. Ihm gefiel dieses Gefühl, von den Fans gefeiert zu werden so gut, dass er sich schon auf den Abend freute, wenn er wieder im Bett liegen und sich seinen Traum als erfüllt vorstellen würde.

Aber heute war ein langer Schultag. Donnerstags fing die Schule zwar erst um 10Uhr an, aber dafür ging sie am Abend bis um 17Uhr. Der einzige Lichtblick an diesem Tag war der Sportunterricht. Verglichen mit seinen Klassenkameraden war Matteo schnell, und sogar besser als der Rest in fast allen Sportarten. Hier konnte er auftrumpfen und sein Selbstbewusstsein stärken. Seit er in der fünften Klasse war, hatten die Mädchen und die Jungen getrennten Sportunterricht. Die Mädels waren aber gleich in der Halle nebenan; man konnte zwischendurch mal rüber sehen. Da Matteo im Sportunterricht der Beste seiner Klasse war, war er auch der Favorit bei den Mädchen. Man war einfach cool ,wenn man ein guter Sportler war. Hier war immer ER derjenige, der egal bei welchem Spiel, ob Basketball oder Fußball, sein Team auswählen durfte. Warum konnte das in seinem Fußballverein nicht auch mal so sein, dachte er oft. Wenn die Mädchen aus seiner Klasse bei einem seiner Vereinsspiele dabei wären, würden sie ihn bestimmt nicht mehr so toll finden. Sie würden Tom und Max anhimmeln, denn die waren dort die Stars der Mannschaft. Ihn würden sie womöglich auslachen und der ganzen Schule erzählen, wie schlecht er doch war.


Ein Mädchen aus seiner Klasse gefiel ihm besonders gut. Sie hieß Vera und kam aus München. Ihr Vater war beruflich versetzt worden, und so war die ganze Familie von München nach Stuttgart gezogen. Sie erzählte oft, wie sehr sie München vermisste, weil sie dort im Sommer jedes Wochenende an einem der vielen schönen Seen Wasserski oder Boot fahren konnte.

Wasserski war Matteo noch nie gefahren, aber er würde es gerne irgendwo, irgendwann mal lernen, dann könnte er ihr imponieren, dachte er. Er hatte sich noch nie so richtig mit ihr unterhalten. Er hatte Angst, sie würde merken, dass sie ihm gefällt. Und trotzdem suchte er immer ihre Nähe. Wenn sie in der Pause mit den anderen Mädchen spielte, beobachtete er sie oft verstohlen. Sie hatte rote Haare und super süße Sommersprossen. Die Kinder aus der Schule hänselten sie oft und nannten sie „Rote Zora“. Doch sie kannte diese Serienfigur überhaupt nicht. Irgendwann erklärte ihr die Klassenlehrerin Frau Kuhn, dass die Rote Zora eine Bandenführerin aus einer Kinderserie aus den 80er Jahren gewesen ist. Die Vorstellung, eine Bandenführerin zu sein, gefiel Vera irgendwie gut, denn bald gründete sie eine Art Mädchenbande mit fünf Mädchen aus der Klasse, von der sie natürlich die Anführerin war. Sie nannten sich: Die Bande der roten Vera. Matteo fand das alles ein wenig kindisch.


Manchmal stellte er sich vor, wie er Vera am Wochenende zu seinem Heimspiel mitnahm und sie ihm zujubelte. Und nach dem Spiel würde er sie auf ein Eis oder eine Grillwurst einladen. Aber gleich dachte er wieder, dass das ja nie passieren würde. Er wollte auf keinen Fall, dass sie ihn auf der Bank sitzen sah. Das machte ihn niedergeschlagen.

Nach dem Sportunterricht hatten sie noch genügend Zeit bis zur nächste Stunde. Sie gingen kurz zum Metzger. Dort kauften sie sich eins auf zwei. Das aßen fast alle Kinder beim Metzger. Es war eine Frikadelle, in der Mitte durchgeschnitten und die Hälften jeweils in zwei Brötchen gesteckt. Das Ganze konnte man mit Senf, Ketchup oder Mayo haben. Dazu tranken alle ein Zitronengetränk. Das war irgendwie das Beste und Coolste, was man so in der Pause essen konnte.

Der Unterricht in den letzten Tagen vor den Sommerferien war überall etwas lockerer als sonst. Nur diejenigen, die noch Klassenarbeiten nachschreiben mussten, hatten Stress. Matteo musste eine Mathe - und eine Englischarbeit nachholen.

Als die Klassenarbeit in Mathematik anstand, hatte er ganz plötzlich starke Bauchschmerzen, und durfte fehlen. Die Englischklassenarbeit hatte er geschwänzt und die Unterschrift seiner Mutter unter dem am PC eigenhändig getippten Entschuldigungsschreiben gefälscht. Er hatte Glück, dass das niemals herauskam!

Irgendwie war er mit seinen Gedanken schon längst im Fußballcamp.

Herr Hornung, sein Englischlehrer, war ein Typ, der manche Schüler sehr gut, und andere wiederum weniger gut leiden konnte. So hingen die Noten immer von der Sympathie zum jeweiligen Schüler ab. Da Matteo gut im Sport war und er deshalb oftmals auch im Unterricht übermütig wurde, fand Herr Hornung, er müsste ihn ein wenig ausbremsen. Wenn Matteo, zum Beispiel eine falsche Antwort gab, sagte Herr Hornung meistens: „Wer es nicht im Kopf hat, hat es in den Beinen.“ Immer wenn Matteo das hörte, wünschte er sich, dass er es noch viel mehr in den Beinen hätte, denn dann hätte er einen Stammplatz in seiner Mannschaft.

Jedenfalls hatte er Angst vor der Englischarbeit, weil die Note entscheidend war für eine Vier oder eine Fünf im Jahreszeugnis. Dafür war er in Mathe viel besser. Er wusste, dass Herr Lodemann faire Aufgaben stellen würde. Deshalb paukte er nur für die Englisch – Ersatzarbeit. Hauptsächlich unregelmäßige englische Verben.

Die letzte Doppelstunde an diesem Tag war bildende Kunst. Eine besondere künstlerische Ader hatte Matteo zwar nicht, aber irgendwie entsprachen seine Werke immer auch dem Geschmack seines Lehrers, und somit war diese Doppelstunde sehr entspannend für ihn. Während er aus der Tonmasse versuchte eine Figur zu formen, schaute er zwischendurch immer wieder zu Vera rüber, die nicht weit von ihm saß. Er lauschte den Gesprächen, die sie mit den anderen Mädchen führte. Sie unterhielten sich über die Sommerferien. Julia erzählte, dass sie die Sommerferien bei ihrer Oma in Schweden verbringt. Antonella fuhr wie jedes Jahr mit ihrer Familie nach Sizilien zu ihren Verwandten. Sie erzählte, wie unerträglich heiß es da unten im Sommer war. Manchmal bis zu 42 Grad, sodass man kaum das Haus verlassen konnte. Dann erzählte auch Vera. Sie wollte mit ihrer Familie 3 Wochen in München verbringen, wo sie ihre alten Freunde wiedertraf. Außerdem konnte sie es kaum erwarten an die Seen zu fahren. Sie freute sich darauf endlich wieder auf ihre Wasserski zu steigen und sich von ihrem Vater, der das Boot lenkte, ziehen zu lassen.

Davor wollte ihre Familie eine Last - Minute - Reise ans Meer buchen. Vera hatte nämlich letztes Jahr in Ägypten das Windsurfen gelernt und wollte dieses Jahr gerne weitermachen. Sie war ein sehr sportliches Mädchen. Und sie war eine gute Schülerin. In fast allen Fächern gehörte sie zu den drei Besten ihrer Klasse. Dann dachte Matteo an seine Ferien. Er zählte schon die Tage bis er ins Camp fahren konnte. Die Teilnehmerzahl war beschränkt. Da das Fußballcamp bei den Jungs sehr beliebt war, war die Liste immer schnell voll.

Und mit Vera einen Teil der Ferien zu verbringen, wäre sicher auch sehr schön, dachte Matteo. Er würde mit ihr Wasserski fahren. Oder sie könnten gemeinsam mit dem Windsurfen anfangen. Sie würden sich jeden Morgen am Strand treffen und würden den Tag zusammen verbringen Sie würden zusammen nach Muscheln tauchen. Er könnte ihr das Tennisspielen beibringen.. Das klang fast so verlockend wie das Camp.

Während er so darüber nachdachte, was er mit Vera in den Ferien alles machen würde, bemerkte er gar nicht, was er ganz unbewusst aus der Tonmasse formte: Es war eine Frau mit langen Haaren und einem hübschen Lächeln im Gesicht. Sie erinnerte ihn an die Frau vor der Schule. An die Frau, die ihm sagte, er könne alles erreichen wenn er nur daran glaubte. Er erinnerte sich an ihre Augen. Sie hatte große dunkle Augen, und wenn sie ihn angelächelt hatte, war ihm ihm ganz heiß geworden. Jetzt ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte plötzlich so ein wohliges und warmes Gefühl im Bauch. Irgendwie weckte der Gedanke an sie positive Gefühle bei ihm. Seine Stimmung hellte sich auf und er war wieder motiviert, an seinen Traum zu denken und sich seinen Wunsch vorzustellen. Er sah sich wieder in der Umkleide seine neuen Fußballschuhe auspacken. Sein Trainer kam rein und sagte wieder: „Matteo, du spielst heute!“ Jedes mal, wenn er sich das vorstellte, hatte er ein breites Grinsen im Gesicht. Er stellte sich vor, wie die Zuschauer seinen Namen riefen: „Matteo, Matteo!“ Er sah Plakate mit seinem Namen in den Zuschauerrängen. Er sah, wie er aus der Umkleide kam, seine Fans, die unbedingt ein Autogramm von ihm wollten, warteten schon auf ihn. Ja, dachte sich Matteo, genau das wünscht er sich. Er war plötzlich so gut gelaunt, weil er sich seine Zukunft positiv ausmalte. Er wünschte sich, dass genau diese Situation Wirklichkeit wurde. Es galt nur, sich jeden Abend vor dem Einschlafen, über einen längeren Zeitraum, sein Ziel vorzustellen und sich darüber so zu freuen, als wäre es gerade eben passiert. Das sagte zumindest die Frau mit den langen, dunklen Haaren, die er eben in einer Tonfigur verewigte. Für ihn sah diese Figur aus wie sie. Aber wie war ihr Name? Den hätte er so gerne gewusst. Was würde denn zu ihr passen? Er überlegte….Hm......Sie hatte bestimmt keinen gewöhnlichen Namen. Dafür war sie selbst viel zu außergewöhnlich. Sie könnte eine Esmeralda sein, oder auch eine Adriana. Ob er es je erfuhr?

In diesem Augenblick spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Es war sein Lehrer. Herr Seibold bewunderte sein Kunstwerk und sagte erst mal gar nichts. Dann fragte er:

„Wen hast du denn dafür als Vorbild genommen? Das ist sehr schön geworden. Eine Frau mit großen Augen, langen Haaren und einem Lächeln im Gesicht. Das hast du wirklich gut hinbekommen. Ist das jemand Bestimmtes?“, fragte Herr Seibold.

„Ja.“, antwortete Matteo.

„Und wer ist das?“, fragte sein Lehrer.

Matteo überlegte, was er jetzt sagen sollte. Er zögerte kurz und sagte dann:

„Mein Glücksbringer“.

Herr Seibold wunderte sich: „Du hast eine Frau als Glücksbringer?“

„Ja.“, sagte Matteo. Und dann sagte er etwas, worüber er sich selbst wunderte: „Alles und jeder kann ein Glücksbringer sein, wenn man fest daran glaubt.“

Sein Lehrer hatte einen Ausdruck der Verwunderung in seinem Gesicht: „Da magst du Recht haben, Matteo. Wie auch immer, dein Glücksbringer ist dir jedenfalls gut gelungen.“

Matteo - Ein Fußballmärchen

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