Читать книгу Matteo - Ein Fußballmärchen - marija malena - Страница 9
Kapitel 7
ОглавлениеAm Wochenende stand das Heimspiel auf dem Programm. Matteo war sehr nervös. Er war sich sicher, dass sein Trainer ihn nicht aufstellte. Was sollte sein Vater von ihm halten? Alle wollten an diesem Wochenende zum Spiel kommen, weil es das letzte vor den Ferien war. Außerdem versprach es ein wunderschöner sonniger Tag zu werden.
Rund um den Sportplatz kam man sich dann vor wie auf einem Rummelplatz. Überall roch es nach Würstchen und Süßigkeiten. Auch viele Mädchen kamen zum Sportplatz und feuerten ihre Freunde an oder versuchten, einen netten Jungen kennenzulernen. Matteo war nicht so glücklich drüber, denn schließlich interessierten sich die Mädchen nur für die besten Spieler, und da gehörte er ja nicht dazu. Selbst wenn sein Trainer ihn aufstellen würde – was, wenn er einen riesigen Fehler machte und seiner Mannschaft damit schadete? Alle würden ihn ausbuhen und die Mädels würden ihn womöglich auslachen. Es würde sich überall herumsprechen, was für ein Versager er war. Allein die Vorstellung fand Matteo schrecklich.
Es war Freitag. Eigentlich freute er sich immer aufs Wochenende, nur heute nicht. Er wäre am liebsten schon im Fußballcamp. Matteo hatte aber noch zwei Klassenarbeiten nachzuschreiben. Heute wollte ihn seine Mutter in Englisch abfragen. Sie war streng, was die Schule anging. Deshalb lernte er lieber die unregelmäßigen Verben. Go, went, gone. - do, did, done. - Hear, heard, heard.- See, saw, seen.- sleep, slept,slept- Be, was,been.- lose, lost,lost- make, made,made- feel, felt,felt- come, came,come.- blow, blew, blown.- tear, torn, torn.- Uff! So ging es stundenlang. Matteo wollte keinen einzigen Fehler machen, wenn ihn seine Mutter am Abend abfragte.
Dann dachte er wieder an den nächsten Tag. Was kann ich bloß tun, damit es gut für mich ausgeht?, überlegte Matteo nervös. Er rutschte plötzlich auf dem Stuhl herum. In Gedanken war er überhaupt nicht mehr bei den englischen Verben. Alles, was ihn jetzt beschäftigte, war das morgige Spiel. Er bekam leichte Panik. Er fing an, an seinen Fingernägeln zu kauen, ohne es zu bemerken. Dann dachte er sich plötzlich: Ich stelle mir einfach vor, wie ich morgen ein Tor schieße. So sollte doch der sichere Weg sein, hatte die junge Frau mit den dunklen langen Haaren gesagt. Er würde sich freuen und zuversichtlich werden. Also schloss er seine Augen und stellte sich vor, wie er beim morgigen Spiel ein Tor schoss. Dann jubelte er in seinem Kinderzimmer. Wenn ich dasselbe heute Abend vor dem Schlafengehen mache, kann morgen doch eigentlich nichts schief gehen, dachte er. Zumindest war er nicht mehr nervös. Matteo konnte sich jetzt wenigstens wieder auf seine unregelmäßigen englischen Verben konzentrieren.
Am Nachmittag, als er die Hausaufgaben fertig hatte und es Zeit für das Abendbrot war, kam Matteos Mutter in sein Zimmer und fragte: „Und Schatz, bist du bereit für unsere Abfragestunde??“ Dabei zwinkerte sie ihm frech von der Türe aus zu.
„Ja, ich bin bereit!“, sagte Matteo entschlossen.
„Na gut“, freute sich seine Mutter, „dann gib mir mal das Abfragebuch und lass uns loslegen Baby!“ Matteo nervte es, wenn seine Mutter so überdreht und gut gelaunt war. Dann scherzte sie immer so albern rum, und nannte ihn wie eben: „Baby“ …..Er hasste dieses „Baby“. So nannte man sich doch gegenseitig, wenn man ein Liebespaar war, aber doch nicht zwischen Sohn und Mutter.
Dann sagte sie: „Komm!“
Matteo schaute sie abwartend an. Schließlich fragte er: „Was, komm?“
„Na, sag du es mir, mein Kind. Was hast du denn den ganzen Tag geübt?“
„Das heißt: „Kommen.“ Du musst „kommen“ sagen“, motze Matteo.
„Also gut. Sag mir „KOMMEN“ auf Englisch“, lenkte sie gnädig ein.
„Come, came, come”, antwortete er.
“Guuuut,“ freute sich seine Mutter. „Hören“....
Sie machte mit ihm alle Verben durch, dabei machte Matteo vier Fehler. Deshalb wiederholte sie alles noch einmal. Wieder machte Matteo zwei Fehler. Er wurde schon müde, aber seine Mutter wollte es so oft mit ihm wiederholen, bis er keine Fehler mehr machte. Die Verben, die er falsch sagte, fragte sie zwischendurch immer wieder. Insgesamt wiederholten sie alle Verben sechs Mal. Dann konnte er es fehlerfrei. Seine Mutter war stolz auf ihn.
„Ohne Fleiß, kein Preis!“, sagte sie dann noch. „Und das gilt für alle Bereiche des Lebens. Das ist im Fußball genauso. Alle großen Fußballer waren diszipliniert und fleißig. Du kannst talentiert sein wie du willst, aber wenn du keine Disziplin hast und faul bist, wirst du es nie zu etwas bringen. Und bei allem ist ein starker Wille wichtig. Wenn du etwas wirklich willst, dann schaffst du es auch!“
Matteo war völlig verdutzt. Wie kam seine Mutter plötzlich dazu, ihm etwas über Willen zu erzählen? Hatte sie sich etwa auch mit der jungen Frau unterhalten?
„Warum schaust du mich so seltsam an, Matteo?“ Seine Mutter hatte es bemerkt. „Geht es dir nicht gut?“
Matteo schwieg. Er wollte sie nicht fragen, ob sie diese Frau auch getroffen hatte.
Dann sagte er: „Mama, ich bin einfach nur müde. Kann ich jetzt schlafen gehen?“
„Braves Kind,“ grinste seine Mutter, „aber vergiss nicht deine Beißerchen zu putzen.“
„Können wir das heute nicht einmal ausfallen lassen? Ich bin so erledigt von deiner Abfragerei“, jammerte er.
„Daran führt kein Weg vorbei, Kollege. Los, komm“, sagte sie, und zog ihn an der Hand ins Bad.
Zurück im Bett stellte er sich vor, wie er morgen beim Fußballspiel aufgestellt wird. Doch tief in seinem Innern, hämmerten andere Sätze : „Ich darf morgen nicht auf der Bank sitzen. Ich darf morgen nicht auf der Bank sitzen. Ich darf morgen nicht auf der Bank sitzen.“
Das wiederholte er viele Male.
Glücklich schlief er an diesem Abend jedenfalls nicht ein.