Читать книгу Mao und das Vermächtnis von Atlantis - Mario Klotz - Страница 12
Dunkle Pläne
ОглавлениеMao, Bän, Ros und Jak standen bei dem Brunnen und beobachteten den Streit der beiden Männer, die sich im Wirtshaus, Zur Goldenen Schnecke befanden. Einem von ihnen stand der Zorn deutlich ins Gesicht geschrieben. Dieser ballte seine Finger zu einer Faust und wollte ausholen, um seinem Gegenüber eine kräftige Abreibung zu verpassen.
Fassungslos starrten die Freunde die beiden Streithähne an und befürchteten schon, dass die Faust des einen Mannes in das Gesicht seines Gegenübers einschlagen würde. Doch soweit kam es schließlich doch nicht.
Im letzten Moment schwang sich der kleine dicke Wirt hinter der Theke hervor und hielt den angreifenden Mann geschickt fest. Gekonnt drehte der Hausherr dem Angreifenden den Arm auf den Rücken und zerrte ihn aus der Gaststube in den Innenhof.
Ros kaute gespannt an ihrer Unterlippe und verfolgte das Geschehen.
Der Wirt schien große Kraft zu besitzen und führte den Raufbold, der sich durch den Griff nicht wehren konnte, ohne größere Anstrengung an ihnen vorbei durch das Tor und schupste ihn mit warnenden Worten weg: „Ich rate dir zum letzten Mal Sig, halt dich von hier fern!“
Wütend starrte ihn der Streitsüchtige an und brummte aufbrausend, bevor er umkehrte und verschwand.
Als der Besitzer sich mit zornigem Gesicht umdrehte und an ihnen vorbeikam, änderte sich seine Mimik schlagartig und fragte freundlich: „Es tut mir leid, was geschehen ist. Ich hoffe, Ihnen ist nichts passiert?
Die jungen Männer von heute vertragen keinen Alkohol und suchen ständig Streit. Ich muss das immer schnell unterbinden, ansonsten hab ich keine Chance gegen sie. Das werden Sie sicher verstehen. Doch für gewöhnlich ist es hier sehr ruhig.
Aber ich möchte mich erstmals vorstellen. Ich heiße Wip und heiße Sie herzlich willkommen in meinem kleinen bescheidenen Reich. Wenn ich mich nicht täusche, darf ich Sie zum ersten Mal als meine Gäste begrüßen!?! Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?“
Unauffällig wollte sich der Wirt den Schweiß von der Stirn wischen und fuhr sich dabei durch sein kurzes, schwarzes, fettiges Haar.
Bei genauerer Betrachtung bemerkten Ros, dass der Mann sehr ungepflegt wirkte. Auf seinen dicken Wangen und dem Doppelkinn sprießte ein Dreitagesbart. Die weiße Schürze, die er umgebunden hatte, wirkte schon sehr alt und dreckig. Seine langen Fingernägel zierte ein schwarzgelber Rand und zwischen den Fingern war er rußverschmiert.
„Wir würden gern eine Kleinigkeit Essen und einen Schlafplatz für die Nacht mieten. Wenn es keine Umstände bereitet.“, meinte Jak höflich.
„Absolut nicht, mein Herr! Ich bitte Sie alle herzlichst in unser Gasthaus einzutreten. Wir begrüßen jeden Gast mit offenen Armen, müssen Sie wissen. Leider sind die meisten unserer Gemächer für die Nacht schon ausgebucht. Doch ich schicke gleich meine Tochter, Ela, zu Ihnen, die wird versuchen das Problem zu lösen.
In der Zwischenzeit können Sie in aller Ruhe etwas zu Essen bestellen.“, erklärte Wip und begleitete sie zu einem freien Tisch.
Das Wirtshaus war schon älter, doch es wirkte trotzdem sehr gemütlich und einladend. Es befanden sich noch mehrere Gäste im Raum, doch diese schenkten den Neuankömmlingen keine Beachtung.
Wenig später bekamen sie ihre Köstlichkeiten und Ros ließ sich nicht zweimal bitten, sondern stürzte sich sofort darüber. Ihre Begleiter konnten sich nur darüber wundern, schmunzelten und begannen ebenfalls es sich schmecken zu lassen.
Während seine Freunde ihr Essen genossen, beobachtete Mao unauffällig die Leute um sie.
Dabei fiel ihm auf, dass er nicht der einzige war der dies tat. Auch Wip stand hinter seinem Tressen und versuchte unauffällig seine Gäste zu mustern, doch den Jungen konnte er nicht täuschen. Der Wirt wirkte dabei unsicher und nervös. Diese rasche Veränderung kam Mao seltsam vor, da Wip bei ihrer Ankunft Selbstvertrauen und Ruhe ausstrahlte. ‚Was geht bloß in ihm vor?‘, wunderte sich Mao.
Hinter dem Tresen befand sich eine Tür, die sich nun öffnete. Schwungvoll betrat eine hübsche junge Frau den Raum. Wegen ihrer langen blonden Haare und den strahlend hellblauen Augen war sie nicht zu übersehen.
„Išt daš die Tochter deš Wirten?“, fragte Bän ungläubig.
„Wer sollte sie den sonst sein?“, stellte Ros eine abfällige Gegenfrage.
Als sie zu ihnen kam und sich als Ela vorstellte, blickte Ros kopfschüttelnd zu Bän, als dieser vor lauter Euphorie über die schöne Tochter beinahe seinen Krug umkippte und knall rot im Gesicht anlief.
„Mein Vater hat mich gebeten vier Zimmer für Sie vorzubereiten.“, teilte sie ihnen mit und überreichte ihnen ihre Schlüssel und sagte freundlich: „Und falls Sie sonst etwas benötigen, können Sie sich gern an mich wenden. Zudem muss ich Sie leider auch gleich warnen. In letzter Zeit sind hin und wieder kostbare Gegenstände verschwunden, also rate ich Ihnen, falls Sie etwas Wertvolles bei sich tragen, es gut zu verwahren.“
„Es gibt hier also einen Dieb?“, hakte Mao nach.
„Ja, leider! Es ist uns ein Greul und wir versuchen ihn schnellstens zu finden, aber das ist nicht so einfach.“, beklagte die Tochter des Wirten.
„Aber Sie führen sicher ein Gästebuch. Man bräuchte nur die Einträge und die Tage der Diebstähle zu vergleichen und schon weiß man, wer der Langfinger ist!“, überlegte Jak laut, schürzte nachdenklich seine Lippen und öffnete eine Kammer seiner Halskette. Sofort verbreitete sich der abstoßende Gestank, als er auf dem Kraut kaute.
„Das stimmt, aber wir haben viele Gäste, die uns regelmäßig aufsuchen. Sie reiten von ihrem Dorf in die Stadt und legen bei uns einen Zwischenstopp ein. Auf ihrer Heimreise übernachten sie wieder bei uns. Somit kommen mehrere Personen in Frage, die sich zur selben Zeit hier aufhalten und ich möchte niemanden zu Unrecht verdächtigen. Hinzukommt dass uns viele Gäste aus den Nachbardörfer besuchen, die nur bei uns Essen und über diese Besucher besitzen wir keine Aufzeichnungen.“, beteuerte Ela.
Nachdem sie ihren Hunger gestillt hatten, wollten sie ihre Schlafplätze besichtigen. Mao verabredete sich mit den anderen für später und verschwand in seinem Zimmer.
Es war klein und düster, doch das störte den Jungen erstmals nicht. Er war froh als er das Bett an der Wand bemerkte und wollte sich sofort niederlegen, da er sich etwas müde fühlte.
Jak wollte den beiden anderen etwas in der Gegend zeigen, doch Ros hatte kein Interesse und teilte ihnen mit, dass sie im Gasthaus bleiben würde.
Als sich Mao niederlegen wollte, bemerkte er, dass er den blauen Umschlag von Ori in der Umhängetasche des Pferdes vergessen hatte. Da er nicht wollte, dass er in die falschen Hände gelangte, beschloss er ihn sofort zu holen. Als er nach unten eilte, ärgerte er sich, ihn überhaupt dort vergessen zu haben. Er war eindeutig zu leichtsinnig und das, obwohl ihn Ori gewarnt hatte.
In Gedanken versunken griff er in die Tasche und holte den Umschlag samt Inhalt heraus. Dabei blickte er auf seine Hände. Wie schon so oft in seinem Leben zuvor, erkannte er auf seinem linken Handrücken einen sternförmigen und auf dem rechten einen karoförmigen weißen Umriss. Woher die stammten wusste er nicht, doch er stellte sich diese Frage immer wieder, ohne eine Antwort zu erhalten. Die Müdigkeit überkam ihn sosehr, dass er Mühe hatte, sich nach ob in sein Bett zu schleppen und zerbrach sich deshalb nicht den Kopf darüber. Interessieren würde es ihn dennoch gerne!
Es dauerte nicht lange, bis er einschlief und von seiner Umgebung nichts mehr mitbekam. Auch von der emotionalen Diskussion, die sich zwischen zwei Personen in seiner Nähe ereignete, nahm er nichts wahr.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein!“, sprach die eine Person aufgeregt und verängstigt.
„Doch, es ist der beste Zeitpunkt! Mein Zimmer war total verwüstet, das bedeutet, sie muss hier sein. Hier und jetzt können wir alles verändern und unsere Träume endlich Wirklichkeit werden lassen. Du musst mir nur helfen, ich habe schon alles vorbereitet. Der Plan ist gut durchdacht. Wir müssen ihn nur noch vollenden. Das schaffen wir, vertraue mir!“, sprach die andere Person beruhigend, jedoch auffordernd.
„Nein, ich weiß nicht so recht! Hast du dir das gut überlegt?“, äußerte die Person ihre Zweifel.
„Natürlich, das habe ich dir doch schon abermals versprochen und danach werden wir…“, mitten im Satz brach die Person ab.
„Was ist?“, hauchte die andere verwirrt.
Die einzige Antwort war der ausgestreckte Zeigefinger auf den Lippen um Ruhe zu bewahren. Mit leisen jedoch schnellen Schritten eilte die Person zur Tür und riss sie auf. Im dunklen Gang dahinter herrschte absolute Stille. Nichts rührte sich!
„Ich dachte, ich hätte jemanden gehört!“, hauchte die Person und fügte hinzu: „Es wird alles gut!“.