Читать книгу Mao und das Vermächtnis von Atlantis - Mario Klotz - Страница 17

Der königliche Inspektor

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Ein lautes Klopfen riss Mao aus dem Schlaf. Mit benebeltem Kopf stand er auf. Es wurde ein weiteres Mal an der Tür geklopft und eine Stimme wurde hörbar: „Bitte öffnen Sie die Tür! Wir haben Befehle, Sie zu holen!“

Als der Junge öffnete, war er überrascht. Er hatte mit jedem gerechnet, doch einen königlichen Wächter hatte er nicht erwartet.

„Sie wünschen?“, fragte er höflich.

„Ich muss mich entschuldigen, dass ich Sie geweckt habe, aber der königliche Inspektor würde gerne mit Ihnen sprechen. Deshalb hoffe ich, dass dies kein Problem für Sie darstellt?“, erkundigte sich der Mann.

„Wenn ich schon einmal wach bin, ist es möglich.“, scherzte Mao und folgte dem königlichen Wächter, nachdem er seine Kleidung rasch übergestreift hatte.

Der Mann führte ihn in ein größeres Zimmer, in dem sich der königliche Inspektor schon eingerichtet hatte. Neben ihm bemerkte Mao die Frau, die den Brand zuerst gesehen hatte. Sie saß kreidebleich da und blickte fassungslos auf den Jungen.

Der Inspektor war ein älterer Herr, mit einem kreisrunden Gesicht und Doppelkinn. Auch sein Bauch wirkte kugelrund, dafür waren seine Beine zu kurz geraten, sodass er aussah, wie ein großes Ei auf Beinen.

Er zwirbelte an seinem Schnauzbart, als er sich vorstellte: „Ich bin Inspektor Meg. Diese Frau, äh . . .“, stammelte er und kramte seine Notizen hervor und radebrechte: „… Lia, hat mir berichtet, Sie waren der Erste an der Unfallstelle. Haben Sie von dem Mann, der darin verbrannt ist, irgendetwas wahrgenommen?“

„Nein, nichts dergleichen. Ich glaube, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits tot war. Aber worauf wollen Sie hinaus?“, wunderte sich der Junge.

„Der Leichnam ist sehr entstellt, wie Sie sich vorstellen können. Ich wollte nur sichergehen, dass es sich tatsächlich um den Wirt handelt.“, erklärte er und Mao bemerkte, wie Meg sich im selben Moment ärgerte, dass er geantwortet hatte.

„Da können wir sicher sein. Ich habe selbst beobachtet, wie er kurz zuvor in den Keller marschiert ist und nicht mehr herauskam. Danach wurde ein lauter Knall hörbar und die Flammen erkennbar. Gleich darauf hat Lia laut geschrien!“, berichtete Mao, als er sich an die Ereignisse der Nacht zurück erinnerte. Dabei schweiften seine Gedanken schmerzerfüllt an Ros, die er bis eben erfolgreich aus seinen Gedanken verbannt hatte.

„Ja, das stimmt! Ich bin durch Zufall wach geworden und konnte nicht mehr einschlafen. Deshalb bin ich am Fenster gestanden und habe ihn von dort zufällig bemerkt. Doch auch ich hab ihn nicht mehr herauskommen sehen. Aber das hab ich Ihnen doch schon erzählt.“, beschwerte sich Lia, da sie das Gefühl bekam, nicht ernst genommen worden zu sein.

Mao blickte erschrocken die Frau an, die bis eben apathisch gewirkt hatte. Das Ereignis der letzten Nacht hatte sie offenbar sehr mitgenommen.

„Jaja, das habe ich zur Kenntnis genommen! Aber es ist bedeutend besser, wenn ich es von zwei unabhängigen Zeugen zu hören. Das verstehen Sie doch, Madam?“, erklärte der königliche Inspektor.

„Nun gut! Somit können wir davon ausgehen, dass er es war. Haben Sie uns sonst noch etwas mitzuteilen?“, bohrte der Mann weiter und blickte Mao fragend an.

Maos Augen kreisten in Richtung Lia und sein Blick blieb kurz auf der Frau haften.

Der königliche Inspektor verstand, bedankte sich bei der Frau und schickte sie hinaus. Nun erzählte der Junge dem Inspektor, was und wen er alles in der Nacht beobachtet hatte; zuerst den Schleicher Sig, der jede Aufmerksamkeit mit Bedacht vermeiden wollte; darauf den Knecht Gin, der lautstark mit Kisten hantierte und den es offenbar nicht störte, bemerkt zu werden; im Anschluss nochmals, wie der Wirt durch den Innenhof in den Keller schlich!

„Interessant! Danke für die Auskunft! Ich glaube, wir haben unseren Mörder.“, meinte Meg.

„Mörder?!?“, wiederholte Mao ungläubig: „War es den Mord?“

„Es tut mir leid, das kann ich Ihnen nicht verraten!“, fuhr das Ei auf zwei Beinen ihn an und verabschiedete auch Mao. Aber es schien als wäre Meg verärgert. Schon wieder hatte der königliche Inspektor etwas preisgegeben, was dieser offensichtlich lieber für sich behalten hätte.

Mao ließ sich viel Zeit beim Gehen und hörte, wie einer der königlichen Wachmänner schleimte: „Sie sind der Beste! Wie haben Sie das alles nur so schnell durchschaut?“

Der königliche Inspektor lachte geschmeichelt und zwirbelte abermals an seinem Bart: „Nun, als uns die Tochter des Wirts erzählt e, dass ihr Vater diesen Gin anschrie und sagte, ER würde ihn eines Tages töten, war mir dieser sofort verdächtig erschienen.

In derselben Nacht wird der Wirt in den Keller gelockt und eingesperrt. Dort war ein Fass voll Schießpulver versteckt. Nun erzählt uns dieser Junge auch noch, er hat Gin in der Nacht im Keller gesehen. Da war mir alles klar! Es musste sich also wie folgend zugetragen haben.

Dieser Gin hatte den Wirt durch einen Trick in den Keller gelockt. Zuvor hatte er mit dem Pulver eine Spur vor die Tür gezogen. Nun musste er warten, bis der Wirt in die Falle tappte. Er verschloss die Tür und entzündete das Pulver. Die Falle hatte zugeschnappt. Alles lief wie am Schnürchen. Die Lunte entfachte die Fässer, alles flog in die Luft und der Wirt fand einen grauenvollen Tod.“

Mao stand fassungslos neben der Tür und konnte nicht glauben, welchen Unsinn er belauscht hatte. Doch auch einige interessante Details und Neuigkeiten waren dabei.

Schnell eilte er in sein Zimmer. Er wollte nun seinem Einfall vom Vortag nachgehen.

Hastig nahm er den Umschlag von Ori und las sich die Zeilen nochmals durch und verglich dies mit seinen Gedanken, die er am Abend hatte. Zufrieden legte er ihn beiseite: Es passt alles zusammen!

Wenig später erfuhr er, dass seine Freunde sich im Wirtshaus aufhielten. Er eilte los, um ihnen seine Neuigkeiten zu berichten.

In der Goldenen Schnecke herrschte gähnende Leere, die meisten Gäste schliefen noch. Nur seine Freunde saßen um einen Tisch. Ros hörte sogar kurz zu essen auf, als sie ihn bemerkte.

Sie waren alle froh, als sie ihn sahen, da sie sich um ihn gesorgt hatten. Sie hatten erfahren, dass er zum königlichen Inspektor gebracht wurde. Schnell beruhigte er sie und erklärte, dass dieser nur unnötige Infos von ihm verlangt hatte.

„Komm setz dich. Ein Frühstück am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen, wie ich immer zu sagenpflege.“, forderte Jak ihn auf.

Der Junge wollte ihnen zuvor jedoch erzählen, was er herausgefunden hatte. Doch da fiel ihm die Warnung von dem geheimnisvollen Brief ein: Traue nicht einmal deinen Freunden!

Deshalb schwieg er und fragte Ros: „Wo ist dein neuer Freund?“

„Eifersüchtig?“, grinste sie und noch bevor er antworten konnte fügte sie hinzu: „Ihr erratet nicht, was ich hier habe?“, und zog ein Pergament hervor.

„Waš išt daš?“, erkundigte sich Bän neugierig.

„Das ist unser neuer Plan zum Glück! Wir benötigen dringen einige Goldstücke um unser Vorhaben umsetzen zu können.

Es war so, dass ich gestern zwei Männer kennengelernt habe. Sie haben mir von den königlichen Spielen erzählt, die bald stattfinden sollen. Die beiden haben auch berichtet, dass der Gewinner mit Gold überschüttet wird, doch man benötigt eine Karte um sich bei den Spielen anmelden zu können. Ich habe einem der beiden ein bisschen tiefer in die Augen gesehen und er hat mir diese hinterlassen. Wir müssen uns nur einschreiben und das Spiel gewinnen.“, erklärte sie stolz und setzte eifrig fort: „So bekommen wir die Mittel, mit denen wir nach dem Vermächtnis suchen können!“

Doch mit der Antwort, die Jak gab, hatte sie nicht gerechnet: „Ich glaub ich fresse einen Besen! Bist du verrückt? Ich hab schon viel von den Spielen gehört. Sie sind grausam, brutal und es sterben Menschen dabei. Du bist irre, wenn du da mitmachen willst!“

Mao sagte nichts. Ihm fielen tausende Steine vom Herzen, als ihm durch den Kopf schoss: ‚Ros hat sich nicht wirklich verliebt. Sie hat sich nur wegen der Spiele an den Mann rangemacht!‘

Kurz bekam er fast keine Luft mehr, vor lauter Glücksgefühlen, die seinen ganzen Körper durchströmten. Jedoch blieb ein kleiner schwarzer Fleck auf der Seele seines Herzens zurück.

Es war das erste Mal, dass Bän und das Mädchen gleicher Meinung waren. Auch er war davon überzeugt, die Spiele zu gewinnen: „Wer einen Bär töten kann, gewinnt auch irgendwelche Špiele!“, war seine Meinung.

„Ihr seid alle komplett irre, was meinst du dazu, Mao?“, wollte Jak erfahren.

Mao war überglücklich über die neue Entwicklung der Dinge und meinte nur: „Hört sich gut an, sehr gut! Du bist einfach die beste, Ros!“.

„Ausgezeichnet! Los, lasst uns sofort in die Stadt aufbrechen und diese Spiele gewinnen! Wir sollten uns beeilen. Das Spektakel beginnen bald und wir müssen uns noch anmelden.“, befahl Ros.

„Ihr seid alle verrückt!“, konnte es Jak noch immer nicht fassen.

Da fiel Mao seine Theorie ein und musste seine Freunde bremsen: „Ihr geht, ich muss noch schnell etwas Anderes überprüfen!“

„Wie bitte?“, kam es von den Dreien wie aus einem Munde.

„Ich habe versprochen auf dich aufzupassen, als Ori dich zu mir geschickt hat. Er selbst wollte es auch so!“, widersprach Jak.

„Und wir lassen dich auch nicht allein!“, betonten die beiden Jüngeren.

„Nein, das geht nicht! Ihr müsst die Spiele gewinnen und Jak muss auf euch aufpassen. Ich werde schnell nachkommen, ich verspreche es euch.“, erklärte Mao und blieb stur.

„Aber wo willst du hin?“, hakte Jak nach.

„Mir ist etwas eingefallen und ich weiß nicht, ob ich richtig liege. Aber ich kann es euch leider erst erklären, wenn ich sicher bin.“ antwortete der Junge. Seine Freunde redeten wie ein Wasserfall auf ihn ein, doch er ließ sich nicht erweichen und schwieg eisern.

Wenig später, als sie sich bei dem Jungen verabschiedeten, fragte Jak ihn nochmals, was er vorhatte, doch er verriet nichts.

Mao winkte ihnen nur nach, als sie sich protestierend auf den Weg in die Stadt begaben. Er selbst wollte noch einmal schlafen, bevor er seine Reise begann.

Der Junge erinnerte sich nochmals an die Worte von Oris Peiniger: „Er versteckt sich dort wo sich alle Zeiten treffen, was soll das bedeuten?“, und schritt Richtung Gaststätte, als er dachte: ‚Wo sich alle Zeiten treffen! Dieser Hinweis kann nur eines bedeuten, er weißt auf den Berg der vier Jahreszeiten hin. Nur an diesem außergewöhnlichen Ort treffen alle Zeiten aufeinander! Es muss sich um den Gipfel des Todes handeln, auf dem sich dieser Lee versteckt.‘

Während er sich einen Krug mit Wasser besorgte, überkam ihm ein schlechtes Gewissen gegenüber seinen Freunden. Aber er musste es ihnen verheimlichen. Schließlich wusste er, dass Jak wieder ängstlich geworden wäre und er hätte behauptet, dass der Berg nicht umsonst, der Gipfel des Todes heißt. Es ist noch nie jemanden gelungen, den Gipfel zu erklimmen und lebend zurück ins Tal zu kehren.

Wie es allerdings dieser Lee schafft dort zu leben, war dem Jungen ein Rätsel. Aber keiner suchte dort oben einen Mann. Das beste Versteck das es gibt und deshalb glaubte Mao auch, richtig zu liegen. Es wäre einfach genial!

Als er mit einem zufriedenen Lächeln auf sein Zimmer marschieren wollte, kam ihm der königliche Wächter und Gin entgegen, der soeben verhaftet wurde.

Der Mann war verzweifelt und murmelte immer wieder: „Ich war es nicht! Ich war es wirklich nicht!“

Mao tat Gin leid und er war sich sicher, dass dieser unschuldig war. Deshalb verfolgte der Junge die beiden und in das Zimmer des königlichen Inspektors und bemerkte, dass das Ei auf zwei Beinen anwesend war.

Mao blickte Inspektor Meg an und überlegte, ob er ihn bitten sollte, kurz mit ihm unter vier Augen zu sprechen. Doch der Junge verwarf den Gedanken, da er wusste, dass das Meg ihn nicht mochte und nur abwimmeln würde. Deshalb dachte er, Frechheit siegt und begann den königlichen Inspektor zu überrumpeln: „Bitte lassen Sie den Mann frei! Ich versichere Ihnen, dass er unschuldig ist.“

„Woher wollen Sie das wissen? Haben Sie einen Beweis?“, meinte Meg aufbrausend.

„Nein, beweisen kann ich es nicht. Doch ich habe nicht erkannt, wie er das Pulver angezündet hat und Lia auch nicht. Er war schon lange weg, bevor der Knall ertönte. Er hatte Pech und war zur falschen Zeit am falschen Ort.“, gab Mao zu bedenken.

„Was erlaubst du dir! Kommst ungebeten in meinen Raum und stellst Behauptungen auf, die du nicht beweisen kannst. Scher dich dorthin, wo du hergekommen bist und behindere nicht meine Arbeit!“, verscheuchte der königliche Inspektor den Jungen und behandelte ihn wie einen dahergelaufenen Lausbengel.

„Genau, ich war es nicht!“, intervenierte Gin und beteuerte immer wieder seine Unschuld.

„Du schwindelst, wenn du den Mund aufmachst! Besitzt die Frechheit mir ins Gesicht zu lügen! Du wirst von zwei Leuten beobachtet und behauptest, nicht im Innenhof gewesen zu sein!“, schnauzte Meg den Gefangenen an und wandte sich zu Mao.

“Dass dieser Heuchler schon lange weg war, bevor die Fässer in die Luft geflogen sind, beweist gar nichts. Er könnte die Pulverspur langgenug gezogen haben. Schließlich musste er sich auch noch in Sicherheit bringen, damit es ihn nicht selbst erwischt.“

Gin sprang auf und kniete sich bettelnd vor Mao: „Bitte, hilf mir! Die bringen mich noch um!“

„Ich kann leider nicht!“, bedauerte der Junge.

Nun stand Gin auf und hielt sich nahe an sein Ohr, mit flehender Stimme und verzweifelter Miene flüsterte er: „Ich weiß wo ein Orakel ist!“

„Ein Orakel?“, wunderte sich Mao flüsternd, sodass ihn die anderen nicht verstanden.

„Ja, es kann dir alles vorhersagen, was du wissen willst. Ich verrate dir, wo du es findest, wenn du mich hier rausholst.“, versprach er.

„Es tut mir leid, ich kann nicht.“, wiederholte Mao traurig.

„Los, weg mit ihm! Das ist ja nicht auszuhalten.“, befahl der königliche Inspektor seinen Männern und Gin wurde abgeführt.

Mao und das Vermächtnis von Atlantis

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