Читать книгу Lieutenant Gustl von Arthur Schnitzler: Reclam Lektüreschlüssel XL - Mario Leis - Страница 5

2. Inhaltsangabe Gustls innerer Monolog während eines Oratoriums

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Leutnant Gustl, junger Offizier der k. u. k. Armee in Wien, wohnt am 4. April 1900 einem Konzert, einem Oratorium, bei. Sein Kamerad Kopetzky hat ihm dafür ein Billet geschenkt, das er widerwillig angenommen hat: »Hätt’ ich die Karte lieber dem Benedek geschenkt, dem machen solche Sachen Spaß; er spielt ja selber Violine. Aber da wär’ der Kopetzky beleidigt gewesen.« (S. 7)

Ein Singverein führt Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus – Oratorium nach Worten der heiligen Schrift (1836) auf. Es stellt Sequenzen aus dem Leben des Apostels Paulus vor und verkündet eine Friedensbotschaft, die sich gegen Intoleranz, Hass und Aggression wendet.

Aber Gustl Gelangweilter Kulturbanauselangweilt sich, das wird schon im ersten Satz der Novelle deutlich: »Wie lang wird denn das noch dauern?« (S. 7) Musik ist dem Offizier fremd, er nimmt als bekennender Kulturbanause keinen Anteil am Vortrag. Obendrein weiß er noch nicht einmal, was er sich dort anhört; erst das Programmheft klärt ihn darüber auf: »Ja, richtig: Oratorium! Ich hab’ gemeint: Messe.« (S. 7)

Gustl sehnt das Ende des Konzertes herbei. Seine Gedanken schweifen derweil nach Art der freien Assoziation mehr oder weniger ziellos umher. Er ergeht sich in der Betrachtung der anderen, insbesondere Gustl und die Damenweltder weiblichen Konzertbesucher: »Das Mädel drüben in der Loge ist sehr hübsch.« (S. 7) Der Leutnant denkt an ehemalige Liebhaberinnen, die er lediglich zum Sex instrumentalisiert hat: »Etelka! … Kein Wort deutsch hat sie verstanden, aber das war auch nicht notwendig … hab’ gar nichts zu reden brauchen! …« (S. 10) Und er zerbricht sich den Kopf über seine aktuelle Geliebte: »Ah, diese ewige Abschreiberei von der Steffi geht mir wirklich schon auf die Nerven!« (S. 9) Eigentlich wollte der Leutnant den Abend mit ihr verbringen, aber einer ihrer Freier hat ihren Dienst gebucht.

Gustl machen zudem seine SpielschuldenSpielschulden zu schaffen. Am Tag zuvor hat er am Spieltisch 160 Gulden verloren, das sind rund drei seiner Monatsgehälter. Man konnte wegen unehrenhafter Schulden, wenn sie einen höheren Betrag ausmachten, zu einem ehrengerichtlichen Verfahren geladen werden, das zum Ausschluss aus der Armee führte. Manche Offiziere sahen dann als einzigen Ausweg den Selbstmord.

Gustl hat sich zwar das »Ehrenwort gegeben« (S. 10), die Finger vom Spiel zu lassen, aber die Leser ahnen, der wankelmütige Offizier wird es mit dem »Ehrenwort« nicht so ernst nehmen. Obendrein erwartet er Hilfe von seiner Familie: »Die Mama wird wieder ein G’sicht machen, wenn Sie meinen Brief bekommt! – Ah, sie soll zum Onkel geh’n, der hat Geld wie Mist; auf die paar hundert Gulden kommt’s ihm nicht an.« (S. 10)

Gustls Vorhaben, sich mit dem Konzertbesuch musisch »zu zerstreuen« (S. 7), ist offenbar misslungen. Zerstreuung sucht der Leutnant auch deshalb, weil er sich am Tag nach dem Konzert ein Das anstehende Duell mit dem RechtsanwaltDuell mit einem promovierten Rechtsanwalt liefern will – dem er jedoch, so behauptet er zumindest, keineswegs ängstlich entgegensieht, sondern eher gespannt wie einem sportlichen Wettkampf: »Heut’ heißt’s: früh in’s Bett, morgen Nachmittag frisch sein! Komisch, wie wenig ich daran denk’, so egal ist mir das!« (S. 10 f.)

Lieutenant Gustl von Arthur Schnitzler: Reclam Lektüreschlüssel XL

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