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Streit mit dem Bäckermeister

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Als das Konzert schließlich beendet ist, entspinnt sich – nachdem Gustl schon recht ruppig mit dem Garderobenpersonal umgegangen ist – im Gedränge ein Dialog zwischen ihm und dem Bäckermeister Habetswallner. Es geht darum, wem wohl der Vortritt gebührt. Der Handwerker verweigert ihm, dem Offizier den Vortritt, und damit – wie Gustl glaubt – die ihm angemessene Ehrerbietung. Der Leutnant sieht sich von dem ihm flüchtig bekannten Bäcker in die Schranken gewiesen, obwohl der ihn nur um »Geduld, Geduld!« (S. 15) bittet. Der unbeherrschte Gustl beleidigt den Bäckermeister: »Sie, halten Sie das Maul!« (S. 15)

Daraufhin begeht Habetswallner einen Tabubruch, indem er, der Kleinbürger, die Waffe Gustls, das Statussymbol SäbelSymbol der militärischen Ehre schlechthin, einfach festhält: »er hat den Griff von meinem Säbel in der Hand« (S. 15). Als Höhepunkt der Auseinandersetzung nennt ihn der Bäcker gar »dummer Bub« (S. 15) und droht ihm, er würde seinen Säbel zerbrechen und die Überreste an seinen Regimentskommandanten schicken.

Gustl ist außer sich angesichts dieses Angriffs auf seine Ehre. Sein erster Gedanke, als ihm klar wird, wie ihm geschieht: »Um Gotteswillen, nur kein’ Bloß kein »Skandal!«Skandal« (S. 16). Durch die Körperkraft des Bäckers, »der zufällig stärkere Fäust’ hat« (S. 20), sowie durch seine eigene Verwirrung unfähig zu reagieren, sieht Gustl seinen Beleidiger von dannen ziehen. Völlig verwirrt findet er sich schließlich auf der Straße wieder: »Um Gotteswillen, hab’ ich geträumt? … Hat er das wirklich gesagt?« (S. 16) Den Dialog zwischen den beiden Männern hat keiner gehört, darauf legt der Zivilist wert, weil er dessen »Karriere nicht verderben« (S. 16) will: »So, hab’n S’ keine Angst, ’s hat niemand was gehört« (S. 16).

Die Gedanken des Leutnants überschlagen sich beim Bemühen, den vermeintlichen Skandal einzuordnen und eine Möglichkeit zu finden, um seine beleidigte Offiziersehre wiederherzustellen. Er beginnt eine Wanderung und eine Gustls BewusstseinsodysseeBewusstseinsodyssee durch das nächtliche Wien, in deren Verlauf der Verstörte versucht, Klarheit zu finden.

Das Problem: Sein Kontrahent ist Zivilist und damit nach militärischem Ehrenkodex nicht satisfaktionsfähig. Die Ehrenrettung kann also nicht, wie es unter Angehörigen des Offiziersstandes üblich gewesen wäre, durch Austragung eines Duells erfolgen. Allerdings hat wohl keiner der Konzertbesucher die Ehrverletzung mitbekommen – solange Gustl und sein Kontrahent also darüber schweigen, könnte Gustl die Sache auf sich beruhen lassen. Aber er kommt zu dem Schluss, dass ihm »nichts anderes übrig« (S. 19) bleibt, als sich »eine Kugel vor den Kopf« (S. 18) zu schießen.

Lieutenant Gustl von Arthur Schnitzler: Reclam Lektüreschlüssel XL

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