Читать книгу Franz und das Schwarz - Marius Rehwalt - Страница 13

Flaschenpost

Оглавление

Nach einiger Zeit bemerkte Franz, wie etwas sie verfolgte. Auch Iocus wurde langsam unruhig.

»Ich glaube, dass die Schergen uns wieder nähergekommen sind«, flüsterte Franz.

»Ja, das Gefühl habe ich auch. Und die Nacht ist nicht mehr fern. Das behagt mir nicht, nein, nein. Znarf, du musst wohl schneller laufen!«

Und so beschleunigte Franz seine Schritte, um bald schon in ein leichtes Rennen überzugehen. Doch der Boden an dem Bachlauf war nicht optimal für solch ein Unterfangen. Bäume waren unterspült worden und deren Wurzeln klafften fast unüberwindbar über den Weg. Steine nahmen an Größe und Zahl immer mehr zu.

Plötzlich verharrte Iocus in der Luft und hielt auch Franz dazu an, innezuhalten. Er flog an einem Baum hoch und verschwand kurz. Als er wieder in Reichweite war, rief er etwas, das Franz nicht verstehen konnte.

Er flog zu Franz zurück und sagte: »Los, komm! Ich habe was für diese Nacht gefunden. Du wirst Augen machen.«

Franz wunderte sich, was das sein sollte, ein Baum für die Nacht? Trotzdem machte er sich an dem halb abgestorbenen Baum ohne Krone an den Aufstieg. Nach gut einer Viertelstunde erreichte er die Spitze und musste aufpassen, nicht hinabzufallen, denn ein ausgehöhlter Stamm überraschte ihn.

Ein Strick baumelte vor seiner Nase ins Innere. Er drehte sich auf der Kante um, nahm mühsam den Strick in die Hand und hangelte sich nach unten ins Dunkle.

»Hallo!«, grüßte eine schelmische Stimme, die von einem lustigen Witze-Erzähler hätte stammen können.

Franz drehte sich um und sah in die großen, grünen Augen eines Käfers. Der Käfer trug einen Frack, war ebenso groß wie Franz und hatte auf dem linken Auge ein Monokel. Darunter paffte er mit breitem Grinsen eine Pfeife.

»Hallo, ich bin Franz.«

»Na, ich weiß doch, wer du bist. Schön, dich mal in natura zu sehen. Gut siehst du aus. Setz dich doch nur bitte!«

Er deutete hinter sich auf eine kleine Sitzgruppe, die aus drei verschiedenen Stühlen und einem kleinen Beistelltisch bestand.

Sie setzten sich einander gegenüber. »Na? Hast dir eine harte Reise ausgesucht. Aber wird sich lohnen. Das wirst du sehen, mein alter Freund.«

Der Käfer lächelte zufrieden.

»Oh ja, es ist nicht leicht.« Franz hatte sich seine Hände unter die Oberschenkel gezwängt, stierte verlegen auf den Boden und wippte mit den Beinen hin und her.

»Ja, da sprichst du ein wahres Wort. Moment, bitte.«

Der Käfer stand auf und legte in der Wand einen Schalter um. Es zischte kurz und er setzte sich wieder hin.

»Nein, das ist tatsächlich nicht einfach, aber es muss«, gab Franz etwas verbittert von sich.

»Ach i wo! Wo denkst du hin, wo ist dein Kopf?« Der Käfer schob sich das Monokel von seinem Auge, hauchte es an und putze es mit seinem Frack, ehe er fortfuhr: »Niemand muss. Es ist dir frei. Wach auf und bleib, wie du bist und was du bist! Niemand muss. Niemand muss dem Erreger einen Namen geben. Es ist nur einfacher für den Kämpfer, einen Namen zu wissen, um den Gegner vor Augen zu haben. Etwas, für das es sich überhaupt in den Ring zu steigen lohnt. Einen Namen, den man sich auf seine Faust kritzeln kann, den man recherchieren kann. Man muss den Feind studieren. Nur dann kann es was werden. Aber auch das ist alles sinnlos, mein Freund –«

»… wenn ich nicht will?«, schaltete sich Franz ein.

»Ganz genau. Oh, ich mag dich. Du willst, hab ich recht?«

»Und ob. Ich will schon lange, doch ich wusste es nicht eher.«

»Das ist doch egal. Du bist hier. Ob gestern, ob heute oder morgen. Es zählt das Jetzt und dein eigen Herz.« Er pochte ihm sanft auf die Brust. »Und? Was ist der Feind für dich?«

»Auch wenn ich mir dessen bisher nicht bewusst war, so ist er für mich ebenso der Schwarze Mann. Ja, so würde ich ihn definieren. So, wie auch ihr ihn hier benennt.«

Der Käfer nickte zustimmend und brummte zufrieden.

»Es ist nicht einfach ein Begriff, ein Erreger oder Virus«, fuhr Franz fort. »Es ist viel mehr. Es hat eine Persönlichkeit, die mich von innen heraus zerfrisst. Die mich müde macht, mein Denken lähmt und mir die Kräfte raubt. Das einen eigenen Willen hat. Es hat Macht und Kampfgeist. Es kann lenken und regieren. Mich verformen oder durchdrehen lassen.«

»Ich verstehe dich. Es ist wohl so, wie du sagst. Ich danke dir für deine Offenheit.«

»Ich akzeptiere ihn als ›Es‹, aber nicht als hoffnungslosen Fall.«

»Sehr gut. Sehr gut!«

Franz schaute nach oben und sah, dass die Nacht hereingebrochen war. Er dachte an die Schergen. Der Käfer bemerkte dies wohl und nickte ihm lächelnd zu.

»Keine Angst, mein Freund. Die Schergen kommen hier nicht rein. Ich habe die Moral aktiviert. Da oben ist für heute Nacht wieder ein Schutzschild. Ihr seid gern meine Gäste, auch wenn ich den alten Argwohn lieber mochte.« Er schmunzelte verträumt. Iocus bemerkte den kurzen Seitenhieb gar nicht mehr. Er lag in einer Ecke und schlief bereits.

»Aber du wirst sehen, dir werden die Schergen kaum etwas zuleide tun.«

Franz stand auf, bedankte sich für die Unterkunft und legte sich mit einem Kissen auf den Boden. Sofort schlief er ein.

Am Morgen gab es ein feines, kleines Frühstück, das aus einer Art Waldmüsli bestand.

»Wer bist du?«, wollte Franz natürlich zum Schluss noch wissen.

»Ich bin und bleib die Güte. Etwas dick, aber ich komm schon klar.« Er lachte laut los und hatte alle Mühe, sich zu beruhigen. Dann verabschiedeten sie sich, Franz stieg den Baum hinauf und kletterte draußen behutsam am Stamm wieder nach unten.

Es dauerte nicht lang und sie kamen an einem kleinen See an, nachdem sie eine Weile in Ödnis gelaufen waren. Der kleine Bach wurde immer schmaler und wo er in den See floss, war er nur noch als kleines, fingerbreites Rinnsal.

»Was ist das hier?«, fragte Franz in die Stille hinein.

Iocus schien sich sichtlich zu amüsieren, gerade jetzt, wo Franz nicht weiterwusste. Er rollte sich vor ihm über den grauen Sand, hielt nach einiger Zeit inne und drehte sich in Richtung des Sees. Dann rutschte er auf seinem Hintern an den Rand und ließ die kleinen Füßchen tapsig im Wasser pendeln. Ob der kleine fliegende Argwohn nun etwas wusste oder nicht, er blieb still.

Nach einer Weile hörte Franz das Mütterchen. »Es ist deine Hoffnung.«

»Ist sie wirklich so klein?«

»Leider, ja. Sie war einmal ein Meer vor vielen Jahren. Du hast etwas hineingeworfen, etwas in einer Flasche. Jetzt verstopft sie die Quelle.«

Franz überlegte. War das kleine Rinnsal die Quelle oder gab es mehrere?

»Was du hineingeworfen in dieses wundervolle Meer, kann nur ein Narr in solch kranke Welt schmeißen«, sprudelte es abwesend aus Iocus heraus.

Mehrmals versuchte Franz von Miss Almadeamor weitere Antworten zu bekommen, doch vergebens. Sie hatte wohl genug gesagt. Franz musste selbst eine Lösung finden.

Er umrundete den kleinen See. Als er dies in dieser Öde noch einmal tat, um wirklich sicher zu sein, wurde er immer durstiger.

So kehrte Franz zu Iocus zurück, setzte sich neben ihn auf den rissigen Boden und trank einige Schlucke aus dem See, während er überlegte.

Wenn nun das Wasser aus der Erde kommt und etwas darauf liegt, so liegt die Quelle vielleicht am Boden des Sees, und ich muss hinabtauchen.

Franz dachte einige Zeit weiter nach. Eine andere Möglichkeit fiel ihm jedoch nicht ein und so zog er sich aus, legte seine Sachen an den Rand und trat ins Wasser. Derweil tapste Iocus sich seine kleinen Füßchen auf Franz’ Sachen trocken und kauerte sich dann in dessen Hemd, um zu dösen.

Im ehemaligen Meer der Hoffnung befand sich eiskaltes und öliges Wasser. Franz zitterte sofort am ganzen Leib, noch bevor sein kompletter Körper davon umschlossen war. Doch er raffte allen Mut zusammen und rannte los. Kopfüber sprang er in die Tiefe, tauchte auf den Grund und verrückte jeden Stein, den er zu fassen bekam. Dann stieg er hinauf, hechelte nach Luft und setzte erneut an. In Endlosschleife tauchte er bis auf den Boden und alles, von dem er glaubte, dass es die Quelle verstopfen könnte, hob er an. Egal wie viel Kraft es ihn kostete. Er war sich seiner vollends sicher. Er musste den richtigen Riecher haben, so dachte er.

Nach einer Weile war er von der Kälte leicht bläulich angelaufen. Auch seine Lunge zog sich in sich selbst zusammen, immer schwerer konnte er sie mit Sauerstoff füllen. Franz schwamm an den Rand und machte eine Pause.

Doch lange hielt er es nicht aus. Er wollte wissen, was er hineingeworfen hatte und was jetzt seine Hoffnung lähmte.

Immer tiefer musste er hinab, immer knapper wurde seine Atmung. Aber in ihm waren die Kraft und der Wille, endlich sich selbst zu finden. Sich selbst zu helfen. Doch in diesem Fall war seine Unnachgiebigkeit fatal.

Als er an der tiefsten Stelle tauchte, hob er etwas sehr Schweres an. Erst wollte es sich nicht heben lassen. Als er sich mit aller Macht und letzten Kraftreserven in den Boden stemmte, hob er es an und setzte es endlich daneben.

In diesem Moment brauchte er wieder Luft und wollte nach oben schwimmen. Irgendetwas hielt ihn jedoch fest. Franz war wie gelähmt. Eine Kraft umströmte ihn und hielt ihn am Grunde des Sees gefangen. Er atmete aus und schrie in die Schwärze des Wassers. Er brauchte Luft. Er wollte atmen! Doch ein Strudel wirbelte um ihn herum. Das Wasser wurde davongezogen, tief ins Erdreich hinein.

Dann gab es ein großes Schmatzen und er lag im Schlamm des Sees. Seine Nase lag im Freien und er bekam endlich die ersehnte Luft. Langsam quälte er sich aus dem Matsch, schnappte weiter nach Sauerstoff. Die Augen waren verschmiert wie der Rest seines Körpers.

Er suchte das Rinnsal und rannte an die Stelle, wo es begann, etwas breiter zu werden, um sich zu waschen. Danach kam er zurück zu seinen Sachen und setzte sich nackt in den öden Sand. Der Argwohn setzte sich daneben und blieb still.

»Was ist hier los, Iocus? Habe ich etwa gar keine Hoffnung mehr?«

Iocus blieb still.

In diesem Moment dröhnte hinter ihm eine ohrenbetäubende Hupe. Kurz darauf noch eine und dann eine weitere. Nach wenigen Augenblicken erschallte ein ganzes Hupkonzert.

Franz drehte sich verzweifelt um und blickte in die mürrischen Augen von fünf dicken Lastwagenfahrern.

Als Franz sich erhob, stiegen sie alle aus, jeder mit einem Klemmbrett unter dem Arm, und kamen auf ihn zu.

»Ihre Lieferung! Bitte unterschreiben!«, meldete sich der Erste.

Ein weiterer Fahrer schien noch ungeduldiger und unterbrach den, der eigentlich nach dem Ersten zu reden begonnen hatte.

»Ne, ne. Did kannste voll vergessen, Kleener! Ik muss los, wa? Mach mig mal zuerst hier!«

»Eh, wir kum hier schun olle dron!«, sagte der Dritte dann.

»Na, los jetzt! Nimm mal deine Bestellung an, wir müssen schnell weiter! Gibt noch andre Kunden. Bist nich der Einzige.«

Franz blieb sitzen und schaute sich die Lastwagen an. Erst begriff er nicht, was hier gespielt wurde. Doch nach einer Weile stand er auf, zog sich in Ruhe wieder an und trat anschließend um die Lastwagen herum. Auf allen Planen, die um die Hänger der Lastwagen gespannt waren, zeigte sich dieselbe große Figur abgebildet. Sie schien aus Stein, vielleicht sogar aus Marmor gefertigt zu sein. Franz bekam ein ungutes Gefühl. In ihm kam ein Kampf ins Rollen. Ein Teil von ihm wollte schleunigst hier weg, ein anderer wollte unbedingt diese Figuren haben. Sie besitzen. Und Franz konnte sich das alles in keiner Weise erklären.

Er drehte sich zu den Fahrern um und lehnte die Bestellung ab, ohne selbst genau zu wissen, warum.

»Was? Das geht nicht! Was sollen wir denn jetzt machen?«

»Eh, seit Jahren kumm wir zu dir und bring dir hier son Lastwagen voll. Du hast uch Rabatt bei uns, wa? Did kannste jetz ni bring, Kollege. Wat soll denn da mei Chef sagen?«

Die Fahrer wurden ungeduldig und fingen an zu schwitzen.

Franz schritt an ihnen vorbei und deutete Iocus, dass sie weitergehen würden.

Sie gingen am Rinnsal entlang, während sie hörten, wie die Fahrer weiter schimpften und sich irgendwann in ihre Lastwagen setzten und davonrauschten.

In dem Moment meinte Franz zu Iocus: »Ich habe vielleicht gerade meine Hoffnung für einen Moment ganz verloren, aber diese Laster haben mir einen echten Schrecken eingeflößt.«

Iocus setzte sich auf seine Schulter und piepste dann vergnügt: »Das wird schon alles, hu, hu. Am Grunde lag es ja nicht, was du alter Narr ins Meer hast geworfen. Komm nur, komm! Das andere Ende eines jeden Wassers birgt dir vielleicht eine Antwort.«

Und so liefen sie den Bachlauf entlang zurück, am Käfer vorbei, dann am Loch, welches zum Pythagoräer führte, und immer weiter und weiter.

Um die Mittagszeit erreichten sie einen Punkt, ab dem der Pfad bergauf verlief. Franz konnte nicht abschätzen, wie lang es noch so gehen würde, bis sie am anderen Ende des Wassers ankommen würden: an seiner hoffentlich wahren Quelle.

Es wurde immer steiler. Anfangs gab es noch Bäume, die irgendwann ihr Laub verloren. Und schon bald gab es nichts mehr. Er war verschwitzt. Franz spürte die Leere in sich, fühlte, dass es keine Hoffnung mehr in ihm gab. Zurück blieb nur noch Panik. Sie kribbelte in seinen Armen und er versuchte sie sich abzustreichen, bis er wunde Arme hatte. Er hörte sich wimmern und klagen vor Schmerzen, während er lief. Immer apathischer wurde er, stierte zu Boden, lief einfach und lief und lief.

Als er nach oben sah, verstand er reflexartig zwei Dinge. Er begriff, was es war, was er ins Meer geworfen hatte und was die Quelle versperrte. Und mit der Erkenntnis kam er ins Straucheln. Franz griff um sich und wollte sich halten, doch er bekam nichts zu fassen. Es gab nichts, woran er sich hätte klammern können. Schlagartig wurde das Gefälle immer steiler, bis der Boden fast im rechten Winkel stand. Dabei wandelte sich der Untergrund perfide zu Geröll. Franz rutschte und fiel.

Er schrie auf. Er stieß sich an Steinen. Er schürfte sich seinen Leib von Kopf bis Fuß auf, bis er bewusstlos unten im Matsch des Sees landete.

Nach einer halben Ewigkeit wachte er langsam wieder auf und kam zu sich. Er konnte sich nicht bewegen. Es war ihm unmöglich. Doch dies war ihm nicht gleich bewusst. Nach und nach verstand er, wo er war und was er als Letztes vorgehabt hatte. Am Schluss stand die bittere Erkenntnis, was seine Hoffnung blockierte.

Jetzt erst merkte er, dass alle seine Knochen gebrochen waren. Nackt und am Ende befand sich Franz in einem Zustand, so schlimm und so grausam, wie er ihn noch nie zuvor verspürt hatte.

Erkenntnis strafft manch Herzen.

Wie lange kannst du leiden unter Schmerzen?

Franz versank im Matsch und ließ es einfach geschehen. Er spürte jeden gebrochenen Knochen und jedes Brennen in seinen Wunden. Er roch das Fleisch, das an ihm brannte, und sah auch die Kerben in seiner Seele. Er war innerlich allein. So allein wie noch nie in seinem Leben. Käme ihn jetzt jemand fragen, wie es ihm ginge, oder um ihm Hilfe anzubieten, müsste er sich übergeben. Es würde ihn aus dem Tiefsten heraus ekeln. Er würde eine Grimasse ziehen vor menschenverachtender Anbiederung. Obwohl er es nicht wollen würde, es würde einfach so geschehen.

Viele Stunden lag er so da und sah in den dunklen Himmel. Es kam die Nacht und er hörte, wie die Schergen des Schwarzen Mannes um ihn tänzelten, ihn auslachten und verhöhnten.

Es wurde Morgen und sie verschwanden mit der Sonne.

Endlich kam Iocus angeflogen, setzte sich auf Franz’ Brust und schlief ein. Sein sanftes Schniefen, das auf Franz beruhigend wirkte, begleitete seinen Schlaf beinahe meditativ.

Er verlor jedes Gefühl für Zeit, lag weitere Tage oder Wochen so, ehe er den ersten Finger in Bewegung setzten konnte. Er gestand sich nur langsam ein, dass die Zeit zum Weitergehen näher rückte. Ruhe hatte er in sich benötigt. Sein Geist hatte ihm zeigen wollen, wie er sich wirklich fühlte, wie sehr seine Seele an ihren Grenzen war. Alles schmerzte. Iocus streckte sich und erhob sich dann für einige kleine Flugkurven in die Luft. Als Franz stand, wackelte und zitterte er auf seinen Beinen.

Der Weg ging jetzt nicht mehr wie die erste Zeit am bewachsenen Bachlauf entlang. Es war nun von Anbeginn karg und voll Geröll. Anfangs funktionierte kein Schritt. Die meisten Knochen waren nach wie vor gebrochen und durch das Geröll rutschte Franz einfach immer wieder weg. Er wollte hinauf. Er wollte das Problem richten. Stück für Stück kämpfte er sich voran. Er wimmerte manchmal vor Schmerzen, doch er schaute nie zurück. Kam er ins Rutschen oder Straucheln, hielt er kurz inne, sah sein Ziel, die Quelle, biss die Zähne zusammen und kämpfte weiter. Dies ging einen Tag so und eine Nacht. Am nächsten Tag musste er mehrmals unterbrechen, doch er gab nicht auf.

Dann kam eine weitere Nacht und mit dieser auch die Schergen, die ihn ärgerten und hänselten. Diese kleinen, dürftigen und bösen Schatten waren wie dumme kleine Ratten.

Als Franz am dritten Tag erwachte, erkannte er, dass die Schergen ihn ein ganzes Stück zurückgezogen hatten. Er schlug mit seiner Faust auf einen Stein und zog sich dann weiter. Am Abend hatte er es geschafft. Franz setzte sich neben die Quelle und Iocus gesellte sich dazu. Er sah von oben den trockengelegten See und es wurde ihm schwummrig, so weit, wie es hinab ging. Der Krater des Sees war nur noch ein kleiner Punkt. Ringsherum zeigte sich eine weiße Leere. Und während Franz seinen Blick schweifen ließ, zog eine verträumte Wolke an ihnen vorbei.

Behutsam legte er seine Hand um eine Flaschenpost, die in einem Loch steckte. Er zog sie heraus und in diesem Moment blubberte klares Wasser sanft den Berg hinab. Franz trank begierig daraus, ehe er sich an das Öffnen der Flasche machte.

Er entfernte den Korken und zog den eingerollten Zettel heraus. Franz strich ihn glatt und ihm kam ein Schlüssel entgegen.

Dann fand er ein vertrocknetes Herz. Ein Blitz durchzuckte Franz’ Brust und seinen Magen. Auf dem Zettel las er fünf große Buchstaben und musste schmunzeln. Die Flaschenpost, die er ins Meer seiner Hoffnung geworfen hatte, war auf der Suche nach der Liebe gewesen. Doch diese Reise war gescheitert und hatte die Quelle der Hoffnung verstopft.

Franz blickte nach unten. Der See füllte sich allmählich. Er hauchte sein Herz an und es wirkte nicht mehr ganz so ausgedörrt wie zuvor. Eine Hälfte kehrte zurück ins Leben. Dann rollte Franz es wieder in den Zettel, stopfte beides in die Flasche zurück und verkorkte diese. Er nahm den Schlüssel, steckte ihn zu den anderen in seine Tasche. Die Flaschenpost verschwand in seiner anderen Hosentasche und er machte sich an den Abstieg.

Franz und das Schwarz

Подняться наверх