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Entwicklung bei den Pfarrpersonen: Jünger, internationaler und weiblicher

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Die Pfarrschaft der appenzellischen Kirche ist in den letzten Jahren ein bisschen jünger, etwas internationaler und deutlich weiblicher geworden. Ein Vergleich der Jahre 1991 und 2012 zeigt, dass die Pfarrpersonen im Durchschnitt 46 Jahre alt sind. In den nächsten fünfzehn Jahren werden zwölf Pfarrpersonen, die heute in zehn Kirchgemeinden tätig sind, in Pension gehen.

Dank einer Zunahme von Pfarrerinnen und Pfarrern ausländischer Herkunft konnten die Kirchen ihre Stellen mit geeigneten Personen besetzen. Unsere Landeskirche ist somit etwas internationaler geworden:


Die Anzahl der Teilzeitpfarrstellen ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Diese Entwicklung ist eine Konsequenz aus den sinkenden Mitgliederzahlen und der damit verbundenen rückläufigen Finanzen. Alle Spezialpfarrstellen der Landeskirche sind Teilzeitpfarrstellen: z. B. die Spitalseelsorge in Heiden oder die Klinik- und Spitalseelsorge in Herisau. In den Kirchgemeinden hat ebenfalls eine Mehrheit der Pfarrpersonen eine Teilzeitanstellung:


Die Evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell ist eine offene, vielfältige Glaubensgemeinschaft. Bestimmte Werte sind essentiell: Toleranz und Solidarität, aber auch Eigenverantwortung und Freiheit. Basisdemokratie und Selbstverantwortlichkeit des Einzelnen sowie auch die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann sind wichtige Merkmale. Die erste Frauenordination fand 1918 in Zürich statt, lange bevor das Frauenstimmrecht in der Schweiz durch eine eidgenössische Abstimmung am 7. Feb­ruar 1971 beschlossen wurde. In den Jahren 1956 bis

1969 fand die Einführung des vollen Frauenpfarramtes in den evangelisch-reformierten Landeskirchen der Schweiz statt.56 Die erste Pfarrerin einer appenzellischen Kirchgemeinde nahm ihre Tätigkeit 1972 in Wald auf.57 In den letzten Jahren ist die Zahl der Pfarrerinnen gegenüber jener der männlichen Kollegen stetig gestiegen.


Ausblick: Ab in die Zukunft

In den letzten Jahrzehnten gab es viele Veränderungen: Einige Entwicklungen zeugen von einer unbändigen Lebendigkeit, andere scheuchen auf und stellen existenzielle Fragen zur Zukunftstauglichkeit der evangelisch-reformierten Kirche, wie sie sich heute präsentiert. Im Hinblick auf die konstruktiven ökumenischen Beziehungen könnte die Frage gestellt werden, ob das Ziel der Reformation nicht schon erreicht und die Zeit gekommen ist, über ein konkreteres Zusammengehen der Landeskirchen nachzudenken. Wenn nicht, dann drängt sich die Frage auf, was das Reformiertsein in Zukunft kenn- und auszeichnen soll.

Die Kulturbeobachter sind sich darin einig, dass wir uns in einem grundlegenden gesellschaftlichen Umbruch befinden. Es gibt dabei starke Ähnlichkeiten mit anderen Zeiten, in denen eine prägende Kultur an ihr Ende kam, aber die neue sich noch nicht ganz entfaltet hatte. Es könnte relevant sein, sich der Geschichte der Christinnen und Christen der ersten Jahrhunderte zu erinnern. Denn das Christentum entstand in einer Zeit, in der eine Leitkultur mit ihren tragenden und sinngebenden Werten an ihr Ende gekommen war. Die Ablenkungstaktik des Kaisers mit «Brot und Spielen» konnte einen Moment lang im Volk die zunehmende Sinnlosigkeit verdrängen – aber nicht auf Dauer. So stellt sich die Frage: «Was war eigentlich ausschlaggebend, dass eine Kirche ohne Machtmittel und letztlich ohne einflussreiche Personen derart an Bedeutung gewinnen, ja sich in wenigen Jahrzehnten über das Römische Reich hin ausbreiten konnte?»58 Die Beantwortung dieser Frage könnte vielleicht helfen, einen gangbaren Weg in die Zukunft zu finden.

1 Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre: Erklärung «Dominus Iesus» über die Einzigartigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche (http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_ 20000806 _dominus-iesus_ge.html [Stand: 05.06.2012]).

2 Brunner, Emil: Das Missverständnis der Kirche, Zürich 1988, 3. Aufl., S. 7.

3 «Ekklesia» wird je nachdem mit «Volksversammlung», «Gemeinde» oder «Kirche» übersetzt. «Ekklesia» wird im Neuen Testament für lokale Gemeinschaften sowie für die universale Christusgemeinschaft verwendet. Vgl. Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Band I, Stuttgart, Berlin, Köln 1992, 2. Aufl., S. 998ff.

4 «Vgl. Pfister, Rudolf: Kirchengeschichte der Schweiz, Band I, Zürich 1964, S. 8ff.

5 Vgl. Witschi, Peter et al.: Geschichte der Gemeinde Heris­au, Herisau 1999, S. 26.

6 Vgl. Willi, Johannes: Die Reformation im Lande Appenzell, Bern, Berlin 1924, S. 3., und zur Gemeinde Herisau, erste Erwähnung der Kirche zu Herisau: http://www.heris­au.ch/de/portrait/geschichte/welcome.php?action=show info &info_id=123 [Stand: 05.04.2012].

7 Pfister, Rudolf: Kirchengeschichte der Schweiz, Band II, Zürich 1974, S. 89.

8 Das Adjektiv «evangelisch» bedeutet «dem Evangelium gemäss» oder «auf dem Evangelium fussend».

9 Vgl. z. B. Markusevangelium 1,15.

10 Vgl. Newbigin, Lesslie: The Gospel in a Pluralist Society, London 1992, S. 141ff.

11 Jäger, Hans Ulrich: Reformierter Glaube, Zürich 1994, S. 11.

12 Jäger 1994, S. 48. Wegen der starken Gemeinsamkeiten gibt es diverse Partnerschaften unter den Evangelischen: Zum Beispiel haben Lutheraner und Reformierte 1973 in der sogenannten «Leuenberger Konkordie» eine Kirchengemeinschaft geschlossen, und zum Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK) gehören nicht nur alle reformierte Kantonalkirchen der Schweiz, sondern auch die Evangelisch-methodistische Kirche der Schweiz.

13 Beim Kongregationalismus hat die Autonomie der einzelnen Kirchgemeinden oberste Priorität. Nach diesem System sind z.B. die Täuferbewegung, die Pfingstbewegung sowie die Baptisten organisiert.

14 Der Episkopalismus funktioniert nach einem hierarchischen Bischofssystem. Diese Art der Leitung kennen u.a. die Lutheraner sowie die Methodisten.

15 Vgl. Calvin, Johannes: Institutio Religionis Christianae, Neukirchen-Vluyn 1984, 3. Aufl., IV, 3,4ff., S. 716ff. Zu erwähnen ist, dass der Grundsatz der Ämterteilung eine der Wurzeln der Demokratisierung ist, aus der sich die politische Form der repräsentativen Demokratie entwickelt hat.

16 Jehle, Frank: Die andere Kirchenstruktur: Die Teilung der Ämter, in: Matthias Krieg/Gabrielle Zangger-Derron (Hg.): Die Reformierten, Zürich 2003, 2. Aufl., S. 60.

17 Vgl. Römerbrief 12, 1. Korintherbrief 12.

18 Jäger 1994, S. 75.

19 Jäger 1994, S. 87.

20 Matthäusevangelium 23,8.

21 Busch, Eberhard: Reformiert – Profil einer Konfession, Zürich 2007, S. 151f.

22 Busch 2007, S. 153.

23 Krieg/Zangger-Derron 2003, S. 71ff.

24 Busch 2007, S. 17.

25 1. Korinterbrief 13,9.

26 Vgl. Stapferhaus Lenzburg (Hg.): Glaubenssache. Ein Buch für Gläubige und Ungläubige, Baden 2006.

27 Obermüller, Klara: «Gott ja – Kirche nein». Ein kritischer Blick auf den Glaubensmarkt, in: Stapferhaus Lenzburg (Hg.): Glaubenssache. Ein Buch für Gläubige und Ungläubige, Baden 2006, S. 72.

28 Herren, Matthias: Düstere Zukunft für die Reformierten, in: NZZ am Sonntag, 04.04.2010.

29 Stolz, Jörg/Ballif, Edmée: Die Zukunft der Reformierten, Zürich 2010, S. 13.

30 Vgl. Stolz/Ballif 2010, S. 190ff.

31 Bundesamt für Statistik: Sprachen, Religionen – Daten, Indikatoren (http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/05/blank/key/religionen.html

[Stand: 18.04.2012]).

32 Vgl. Bundesamt für Statistik: Medienmitteilungen (http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/22/press.html [Stand: 07.07.2012]).

33 Römisch-katholische Kirche minus 3,7 %; evangelisch-reformierte Kirche minus 3,2 %.

34 «Übrige» umfasst: islamische Glaubensgemeinschaften (4,5 %), andere christliche Gemeinschaften (2,4 %), jüdische Glaubensgemeinschaften (0,2 %) sowie andere Religionsgemeinschaften (1,1 %).

35 Vgl. Bochiner, Christoph (Präsident der Leitungsgruppe des NFP 58): Die Religiosität der Christen in der Schweiz, NPF 58 – Themaheft IV, Belp 2011, S. 12ff.

36 Stolz/Ballif 2010, S. 64.

37 Stolz/Ballif 2010, S. 81.

38 Stolz/Ballif 2010, S. 95ff.

39 Bühler, Jürg: Landeschronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2000, in: Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft (Hg.): Appenzellisches Jahrbuch 2000, 128. Heft, Herisau 2001, S. 96.

40 Mettler, Louis: Eine Verfassung mit allen für alle, in: «Magnet», Nr. 2, Februar 2000, S. 4.

41 Vgl. Stolz/Ballif 2010, S. 156f.

42 Mettler 2000, S. 5.

43 Die Sachlage ist insofern problematisch, da die Kirchenverfassung die Berufung von Pfarrpersonen auf die Volkswahl abstützt und damit den personalpolitischen Entscheid in die Kompetenz der Gemeindeversammlung legt. Vgl. Friederich, Ueli: Kurzgutachten: Vorgaben der Kirchenverfassung der Evangelisch-reformierten Landeskirche beider Appenzell betreffend Zuständigkeit zur Entlassung von Pfarrpersonen, Bern 2012.

44 Vgl. Jehle 2003, S. 60. Jehle sieht in dieser Leitungskultur einen wichtigen Schutz vor einseitigen Tendenzen: «Eine Kirche, in der nur Theologen (oder Priester) den Ton angeben, wird möglicherweise weltfremd (oder klerikal). Umgekehrt läuft eine Kirche, die nur von Politikern (und Juristen oder Ökonomen) geleitet wird, Gefahr, ihre geistliche Tiefendimension zu verlieren.»

45 Evangelisch-reformierter Kirchenrat beider Appenzell (Hg.): Die Pfarrerschaft der Evangelisch-reformierten Landeskirche beider Appenzell, 2. Aufl., bearbeitet von Willy Hirzel, Wald AR 1991, S. 9.

46 Vgl. Stolz/Ballif 2010, S. 144ff.

47 Vgl. Evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell (http://www.ref-arai.ch [Stand: 16.09.2012]).

48 Bühler, Jürg: Landeschronik von Appenzell Ausserrhoden für das Jahr 2002, in: Appenzellische Gemeinnützige Gesellschaft (Hg.): Appenzellisches Jahrbuch 2002, 128. Heft, Herisau 2002, S. 92.

49 Vgl. Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund: Charta Oecumenica (http://www.sek-feps.ch/de/themen/charta-oecumenica/communiqu-s [Stand. 07. 07.2012]).

50 ref.ch (www.ref.ch/hauptseiten/aktuelle/news/5469 [Stand: 07.07.2012]).

51 Kuster, Ruth Maria/Moser, Benjamin: Erhebung der Leistungen der evangelisch-reformierten und der römisch-katholischen Kirche der Kantone Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden (Schlussbericht), Rorschach 2012, S. 7.

52 Vgl. Stefan, Hans-Jürg: Warum und wozu ein neues Gesangbuch?, in: «Magnet», Nr. 9, 1998, 85. Jahrgang, S. 5.

53 Weibel, Rolf: Kultur, Liturgie und Spiritualität, in: «Schweizerische Kirchenzeitung», Nr. 45, 1998 (http://www.kath.ch/skz-1998/leit/le45.htm [Stand: 14. 05. 2012]).

54 Vgl. Krieg, Matthias (Hg.): Reformierte Bekenntnisse. Ein Werkbuch, Zürich 2009.

55 Krieg 2009, S. 12.

56 Vgl. Schweizer Theologinnen: Liste der ersten Frauenordinationen in den evangelisch-reformierten Kirchen der Schweiz (http://www.theologinnen.ch/ordinationen.htm [Stand: 07.07.2012]).

57 Hirzel, 1991, S. 9. Bis zur Einführung des Frauenstimmrechts in allen Kantonen vergingen jedoch noch weitere 20 Jahre. Appenzell Ausserrhoden stimmte dem Frauenstimmrecht an der Landesgemeinde vom 30. April 1989 zu. In Appenzell Innerrhoden wurde das Frauenstimmrecht durch einen Bundesgerichtsentscheid vom 27. November 1990 eingeführt, nachdem die Landsgemeinde im April zuvor die Einführung erneut abgelehnt hatte.

58 Bittner, Wolfgang: Kirche – das sind wir! Von der Betreuungs- zur Beteiligungskirche, Neukirchen-Vluyn 2003, S. 26.

Pfarrerinnen und Pfarrer der evangelisch-reformierten Landeskirche beider Appenzell

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