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Beschneidung

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Florian liebt Bea. Und Bea liebt Florian. Sie haben sich auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung kennen gelernt und es für überaus wohltätig für sich selbst befunden, zueinander zu finden. Flo schwärmt für alle körperlichen, spirituellen, sphärischen und sinnlichen Reize Beas. Er ist wie verzaubert, seitdem er sie liebt. Ich bin einigermaßen erstaunt, als mir Flo von der einzig wahren Liebe seines Lebens berichtet. Von seinen Beschreibungen, dass wir unser Leben schließlich nicht nur so zur Probe führen und jeden Tag lediglich in die Premiere unserer eigenen Vorstellung gehen, bin ich restlos angetan. Ganz abgesehen davon, dass Bea wirklich ein anbetungswürdiges Geschöpf ist, bei dem sich die männliche Libido selbständig macht. Flo ergeht es so wie allen anderen Liebenden vor ihm. Er verändert sich. Nicht nur von seinen Ansichten her und seinem Toleranzbereich für Dinge, die er früher rigoros ablehnte. Es gibt deutliche körperliche Veränderungen. Er macht beispielsweise mehr Sport und sieht insgesamt fitter aus. Es gibt allerdings ein paar Wandlungen, die nicht sofort ins Auge stechen. Man muss schon ein sehr guter, vertrauenswürdiger Freund sein, um in den Genuss der Information zu kommen, was sich außer den sichtbaren Dingen geändert hat. Ich habe Florian auch einen halben Blutsschwur geleistet, dass ich seine bahnbrechende Erfahrung nie irgendwo herum erzähle, oder gar in einer kleinen Geschichte verarbeite. Es trägt sich also nach einer der ersten körperlichen Vereinigungen zu, dass Bea ihrem Flo weniger im Liebesrausch, als vielmehr mit überaus energischer, aber nicht minder liebender Nachdrücklichkeit ermahnt, die Länge seiner Behaarung im Schambereich zu überdenken. Nun war Flo sein gesamtes behaartes Erwachsenenleben ohne Rasur unterhalb seines Halses ausgekommen, erfreute sich gleichwohl aber der mädchengleichen Nacktheit der Körpermitte seiner Bea. Was liegt also näher, als Herrn Wilkinson zu bemühen?

»Sag mal, nimmt man da einen anderen Rasierer als fürs Gesicht?«, fragt er mich eines Abends.

»Ich denke schon. Wegen der Hygiene und so. Du hast ja als Kind auch zwei Waschlappen genommen. Einen für oben und den anderen für unten.«

»Aber den Rasierschaum kann ich doch nehmen, oder greift der die Haut zu stark an?«

»Hm, ich würde wohl was für sensible Haut nehmen, oder?«

»Du hast Recht«, Florian streicht sich über seinen Bart, der bald die längste Behaarung seines Körpers aufweist, »aber muss ich nun mit oder gegen den Strich rasieren??«

Ich sehe ihn erstaunt an: »Die entscheidende Frage ist doch wohl, wo geht der Strich lang?«

Wir kommen einfach nicht weiter. Es wird nur der ernsthafte Versuch weiterhelfen. Doch Florian hat noch weitere Sorgen: »Und was, wenn ich mich schneide?«

»Dann machst du ein Stück Papier drauf. So wie im Gesicht halt. Und desinfizieren kannst du alles mit Rasierwasser. Aber dann was für Männer wie Irish Moos oder Old Spice. Das macht richtig Banane.«

»Nö, lass mal. Da nehme ich eine ganz sanfte Creme.«

Wir verabschieden uns an jenem Abend wie zwei Männer, von denen einer in den Krieg ziehen muss. Als ich nach Hause gehe, sinniere ich noch ein wenig darüber, ob es denn ab einem gewissen Alter nicht mehr um die inneren Werte geht, sondern doch um äußere Erscheinungen. Vielleicht ist aber ein schnittiger Schambereich ein innerer Wert, weil er schließlich in der Hose liegt. Ich bin am Verzweifeln. Und in Gedanken ganz nah bei Florian. Der teilt mir in der Woche darauf seine wissenschaftlichen Erkenntnisse mit. Zum einen ist es ein durchaus erotisches Erlebnis, und wenn er noch zehn Jahre jünger wäre, naja, ich wisse schon. Zum anderen hätte es bereits rein optisch ein bis zwei Zentimeter in der Länge gebracht, ganz locker. Und schließlich geht nun mit Bea richtig die Post ab. Nicht zuletzt hat sie nicht mehr dauernd Haare im Mund, wenn ich wüsste, was er damit sagen will. Florian ist jedenfalls rundum zufrieden.

Wir besprechen in der Folge noch ein paar andere Kleinigkeiten partnerschaftsfördernder Art, lösen kleinere Probleme oder schweigen manche Abende einfach nur mannhaft miteinander. Doch tief in unserem Inneren wissen wir, dass wir einer entscheidenden Frage immer wieder ausweichen. Es kann gar keinen Zweifel geben: Alles wird gut werden mit diesem geradezu idealen Liebespaar. Florian und Bea bereichern sich und haben eine tolle Zeit. Sie reiben ihre haarlose Scham aneinander und Flo hat endlich einen Degen, der ohne Störung in die Scheide gleitet, wie er so schön sagt. Irgendwann werden die beiden vor den Altar treten und zig unbehaarte Kinder zeugen. Doch die Sache hat einen kleinen, nahezu unbedeutenden Haken, den wir aber auch noch lösen werden. Dieser Haken heißt Suse. Und Suse ist Florians Frau. Seit ziemlich genau fünfzehn Jahren.

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