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OFFICER GOODBOY

Die Reise von Deutschland nach Neuseeland ist lang. Egal, wie man es dreht und wendet, ob man über Asien oder über Amerika fliegt, man muss auf die andere Seite der Kugel – weiter weg geht nicht. Dabei fällt mir ein: Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wenn Sie sich auf der Erde von Norden nach Süden bewegen und immer weiter fliegen, bewegen Sie sich irgendwann wieder nach Norden. Wenn Sie aber von Ost nach West fliegen, egal wie weit, fliegen Sie immer weiter nach Westen. Und so weit ist der Flug, dass man sich über solche Sachen Gedanken machen kann. Als Zwischenstationen bieten sich zurzeit und je nach persönlichem Gusto Singapur, Hongkong, Houston oder L.A. an. Danach ist man mit Umsteigen und circa 26 bis 30 Stunden Flug schon da. Neuseeland ist ein Einwanderungsland, und seine Bewohner haben ein spezielles Verhältnis zu unerwünschten Tieren oder Pflanzen. Da es dort bis zur Besiedelung durch die Europäer keine Landraubtiere gab, haben die Vögel teilweise evolutionsbedingt ihre Fähigkeit zu fliegen verloren: Der Kiwi als Nationalvogel kann das zum Beispiel nicht mehr. So wurde er bedauerlicherweise zu einer leichten Beute für eingeschleppte Hunde, Katzen und Ratten.

Mit der Flora ist das ähnlich: Die Schotten brachten den Ginster mit, um ihre Schafweiden damit zu begrenzen. Wie man heute auf Luftaufnahmen sehen kann, gefällt es dem gelben Ginster sehr gut in Neuseeland, und im Sommer sind große Teile des Landes gelb anstatt wie ursprünglich grün. Aus diesem Grund gibt es neben der Passkontrolle und dem Zoll zusätzlich eine Biosecurity. Diese dient nicht dazu, Zombies aus dem Land fernzuhalten, sondern, das Einschleppen von Schädlingen für Flora und Fauna zu verhindern. Schon im Flugzeug bekommt man einen Film zu sehen, der einen auf all das hinweist, was verboten ist und bei der Einreise unbedingt angegeben werden muss: Früchte, Fleisch, Holz, unverarbeitete Nahrungsmittel, Nüsse, Wanderschuhe oder Outdoor-Equipment, das man schon in einem anderen Land benutzt hat.

Die Nichtabgabe führt zu einer sofortigen Strafe, und damit man erwischt wird, gibt es Officer Goodboy, einen Beagle, der einem im Film alles erklärt. In den USA fragen sie einen auf dem Einreise-Wisch, ob man Mitglied einer kommunistischen Partei war, ob man Terrorist ist, oder ob man vorhat, auf dem Boden der USA Verbrechen zu begehen. Dort steht in großen Schildern bei der Passkontrolle: No Jokes! In Neuseeland wird man nach Äpfeln gefragt. Dass das andere für Neuseeland nicht interessant erscheint, spricht meiner Meinung nach für das Land.

Was aber hatten wir dabei? Haribo-Goldbären und Lebkuchenherzen als Gastgeschenke. Beides war damals nicht in Neuseeland erhältlich. Nach 30 Stunden auf Achse standen wir mehr neben uns als in uns. Eine weitere spirituelle Erfahrung, nach dem Ost-West-Nord-Süd-Zen-Koan. Dennoch dachten wir daran, diese ›Nahrungsmittel‹ zu deklarieren. Nach der Passkontrolle kamen wir mit unserem Gepäck zur Biosecurity. Ein gefühlt zwei Meter dreißig großer Maori guckte uns mit grimmigen Gesicht an. Wir fühlten uns wie ein französisches Rugby-Team, das den All Blacks, der neuseeländischen Nationalmannschaft, vor dem Spiel gegenübersteht. Klein.

»Was für Nahrungsmittel haben Sie dabei?«

»Äh ... Haribo gummy bears and ... gingerbread hearts ...«

»Lebkuchenherzen?«

»Äh, ja ... die sind verpackt ... eingeschweißt ... und so.«

»Sooo ... eingeschweißt? Ja? Was bekommen Sie denn, wenn Sie das Lebkuchenherz durchschneiden?«

Wir verstehen nicht, worauf er hinauswill. Nüsse? Keine Ahnung?

»Ähhh wie meinen Sie das?«

Er spricht den letzten Satz noch einmal gaaaanz langsam aus. Dabei betont er jedes einzelne Wort, damit wir ihn ganz sicher verstehen.

»Was – bekommen – Sie – wenn – Sie – das – Leb-ku-chen-herz – durchschneiden?«

Zwei von uns Weinerts nicken, zwei schütteln den Kopf. Wir haben keine Ahnung, worauf er hinauswill.

Langsam sagt er: »Sie haben ein gebrochenes Herz!«, und bricht in tiefes Gelächter aus. »Alles gut, kommen Sie rein!«

Jetzt lachen auch wir, sind erleichtert, glücklich – und endlich angekommen.

Doc Why Not

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