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AM FLUGHAFEN

LENA STEIGT IN EIN FLUGZEUGUND SCHMÖKERT IN IHREM BUCH

Hauptsache, raus.

Die vergangenen Monate waren wirklich nicht einfach. Die letzten Prüfungen liegen endlich hinter Lena, und obwohl sie den Alltag an der Universität kein bisschen vermisst, fällt es ihr schwer, sich zu entspannen. Locker zu lassen. Einerseits hat sie immer noch die Sorge, jemand könnte ihr den Abschluss nachträglich aberkennen, wenn herauskommt, dass sie für eine unsägliche Jura-Klausur tatsächlich einen Spickzettel benutzt hat. Andererseits weiß sie gar nicht, wohin mit ihrer ganzen Freizeit: Es ist, als falle ihr die Decke auf den Kopf, als hätte sie sich an den verhassten Stress gewöhnt.

Zwei, drei Wochen macht Lena das Spielchen mit, bis sie sich entscheidet, die Zeit bis zum Einstieg ins Berufsleben sinnvoll zu nutzen und ganz nebenbei einen ihrer Kindheitsträume zu erfüllen: mit einer Reise durch Australien. Den ewigen Sommer erleben!

Eine Woche später sitzt sie am Flughafen, in der Hand ein Ticket nach Sydney. Und Lena fühlt sich wie im Traum. Zwar freut sie sich wie ein kleines Kind, dass es endlich losgeht, aber so recht begreifen kann sie es noch nicht. Erst als sie im Flieger sitzt, kann Lena entspannen. Eine gute Stunde nach Abflug hat sie Deutschland hinter sich gelassen, nach einer weiteren Stunde ist es bereits stockfinster. Aber müde ist Lena noch nicht. Eine gute Gelegenheit also, ein wenig im Reiseführer zu blättern.

»Na? Auch eine Tour durch Australien geplant?«, fragt der Typ, der neben ihr sitzt und bis eben mit sich selbst beschäftigt schien.

»Mh«, bestätigt Lena. Sie ist sich nicht sicher, ob sie jetzt Lust auf Konversation hat – oder doch endlich mal ein wenig ihre Reise planen sollte.

»Ist es dein erstes Mal in Australien?«, folgt alsbald die nächste Frage.

»Ja«, antwortet sie. Und, um nicht unnötig einsilbig daherzukommen, fügt sie hinzu: »Ich musste einfach mal raus. Und nach Australien wollte ich ohnehin schon immer mal.«

»Und was hast du für eine Route geplant?«

»Noch nichts Genaues … Vielleicht die Ostküste entlang«, sagt Lena und wedelt mit ihrem Reiseführer. »Ist ja auch nicht schlimm. Warm ist es schließlich immer und überall, und das ist die Hauptsache!«

Diese Ansicht scheint ihrem Mitreisenden fürs Erste zu genügen. Er erzählt, wie er für seine Firma ein paar Monate in Sydney arbeiten wird. Lena kann auf Unterlagen, die er vor sich liegen hat, erkennen, dass es um irgendwas Langweiliges mit Computern und Softwarelösungen geht. Typisch deutsch eben. Und sie ist umso dankbarer, als das Essen aufgetischt wird und sie wieder ihren Gedanken nachhängen kann.

Ein paar Stunden später, irgendwo über Russland, überkommt Lena dann die Müdigkeit. Sie fuchtelt ihre Kontaktlinsen heraus und macht es sich so bequem wie möglich.

BEWEISEN SIE WEITSICHTIGKEIT BEI KURZSICHTIGKEIT

Alle Kontaktlinsenträger sollten unbedingt erwägen, wenigstens eine Reservebrille mitzunehmen. Der Grund dafür: Je nachdem, wohin die Reise in Australien führt, ist es äußerst unangenehm, Kontaktlinsen zu tragen. Bei heißer Luft und starkem Wind fühlt man sich, als würde man den Kopf in den Backofen stecken, und zwar bei Umluft. Entsprechend schnell trocknen die Linsen aus, und das Tragen wird unkomfortabel, wenn nicht gar unmöglich.

Darüber hinaus sollten alle, die einen längeren Aufenthalt in Australien planen, einen ausreichenden Vorrat an Linsen mit sich tragen, denn Ersatz ist mitunter schwer zu beschaffen. Kontaktlinsen dürfen nicht »einfach so« verkauft werden, sondern bedürfen eines Rezeptes. Hat man das nicht, muss man erst einmal für viel Geld zum Optiker oder Augenarzt. Und selbst dann kosten die Linsen immer noch ein Vielfaches von dem, was man daheim dafür ausgeben muss. Notfalls kann man sich Ersatz aus der Heimat zuschicken lassen – doch das nimmt Zeit in Anspruch, da der australische Zoll derartige Päckchen ganz genau unter die Lupe nimmt!

Bloody hell! Was ist da schiefgelaufen?

Kann man schon ins erste Fettnäpfchen treten, bevor man das geliebte Heimatland überhaupt verlassen hat? Schwierig – aber wer es angeht wie Lena, der schafft eine hervorragende Basis dafür, dass der Australientrip in die Hose geht.

Das liegt vor allem an der unzureichenden Planung. Überraschend viele Reisende, die sich aufmachen, den fünften Kontinent zu besuchen, sind völlig unvorbereitet – und erwarten das Paradies auf Erden, in dem stets die Sonne scheint. So wie Lena. Doch die Reise ans ferne Ende der Welt nicht anders zu behandeln als die Pauschalreise nach Mallorca, rächt sich schnell. Daran schuld ist vor allem das australische Klima. Und doch sind die Flieger nach Australien voll mit Leuten, die glauben, down under sei immer alles gut, insbesondere das Wetter.

Prinzipiell ist Australien ein ganzjähriges Reiseziel. Das ist nicht weiter überraschend – der Kontinent ist schließlich so groß wie Europa, und irgendwo in Europa ist es zu jeder Jahreszeit schön. Aber es hat einen Grund, dass die wenigsten Menschen im Januar zum Baden an die Ostsee fahren würden. Down under ist es nicht anders – und die Wahl des richtigen Reiseziels zur richtigen Zeit entscheidet darüber, ob der Aufenthalt himmlisch wird oder doch eher höllisch.

Darum: Auch wer sich spontan nach Australien aufmacht, den ausgetretenen Touristenpfaden ausweichen möchte oder ohnehin genug Zeit mitbringt, um jede Ecke des Kontinents zu besuchen – ein wenig Voraussicht zahlt sich aus.

Was können Sie besser machen?

Der Schlüssel ist, sich mit den besten Reisezeiten vertraut zu machen!

Grundsätzlich gibt es in der südlichen Hälfte Australiens moderat ausgeprägte Jahreszeiten, wenn auch mit sechs Monaten Verzögerung. In der nördlichen Hälfte hingegen gibt es nur eine prägnante Regenzeit und entsprechend eine Trockenzeit. Sowohl zwischen den einzelnen Jahreszeiten als auch von Norden nach Süden sind die Übergänge fließend.

Vereinfacht lässt sich daher sagen: Die besten Reisezeiten für die nördlichen Regionen Australiens – von Cairns über Darwin bis hin nach Broome und weite Teile des Outbacks – sind die Wintermonate, also März bis September. Ab September kündigt sich durch den build-up, also heiße, schwüle und spannungsgeladene Tage, die kommende Regenzeit an. Diese Zeit gilt es zu meiden, während die eigentliche Regenzeit vor allem für diejenigen Reisenden interessant ist, die die Ruhe der Nebensaison schätzen und dem ein oder anderen kleinen apokalyptischen Schauer nicht abgeneigt sind. Allerdings: Zur Regenzeit sind viele Straßen kaum oder gar nicht passierbar, sodass es abseits der Highways nur wenige Möglichkeiten gibt, sich zu bewegen. Im Gegenzug ist es allerdings auch nicht zu empfehlen, nur an der Ostküste (gern umschrieben als »von Cairns nach Sydney«) zu kleben – schön ist die Route zwar, aber ihr mangelt es an der Abwechslung, die andere Regionen des Landes bieten können.

Die beste Reisezeit für die großen Städte – Brisbane, Sydney, Melbourne, Adelaide und Perth – liegt im Sommer (der Südhalbkugel). Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten, denn zwischen Dezember und Februar kann es unangenehm heiß werden. Ideal sind die Übergangszeiten, die mit relativ wenig Niederschlag, angenehmen Temperaturen und hübschen Überraschungen – wie etwa der Blüte der Wildblumen in Westaustralien – punkten können.

Im Hochsommer zu empfehlen ist Tasmanien, das immer ein paar Grad kühler ist als das Festland. »Temperatur« ist ein gutes Stichwort, um darauf hinzuweisen, dass es in Australien auch unangenehm kalt werden kann – eine Überraschung für alle, die die Reise in Flipflops und T-Shirt antreten. Das gilt nicht nur für Tasmanien, sondern für die gesamte Südhälfte Australiens. Der Winter im mediterranen Perth bedeutet einstellige Temperaturen und üppige Niederschläge – nicht gerade das, was man sich von seinem Australienurlaub ersehnt. Und selbst im Outback, wenige Autostunden von der Küste entfernt, sind nächtliche Fröste häufig. Wer also die ewige Wärme sucht, ist an den Küsten Nordaustraliens bestens aufgehoben.

An dieser groben Übersicht kann man bereits ersehen, ob sich die eigene Wunschroute realisieren lässt. Grundsätzlich gilt aber, dass es sich lohnt, ein wenig Flexibilität zu bewahren. Auch in Australien sind die Jahreszeiten gerne launisch – und so manche Überraschung kann einem trotz gründlicher Planung in die Quere kommen. Ein Beispiel: Zu Beginn des Sommers werden viele Orte im Norden Queenslands für einige Wochen von einer Unzahl an march flies, also fiesen Pferdebremsen, heimgesucht. So ein Schwarm hungriger Insekten kann einem schon mal die Laune verderben – aber ein paar Kilometer weiter sieht die Lage womöglich schon wieder ganz anders aus.

Dass Lena als Frau allein reist, ist übrigens völlig normal. Australien ist so sicher, wie ein Reiseziel es nur sein kann, darum kann man sich auch jederzeit ohne Begleitung umherbewegen!

Kurzum: Grobe Planung im Voraus (welche Regionen und Sehenswürdigkeiten) ist ein Muss, Feinplanung vor Ort ist eine vernünftige Option.

Fettnäpfchenführer Australien

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