Читать книгу SCHWARZ - Markus Schweitzer - Страница 11
Schwarzwolkig
ОглавлениеWolkiges Schwarz. Sich zusammenballend, zerstreuend, schwarz anschwellend, in Weiß auflösend. Klumpig, weich, bedrohlich, faszinierend. Nasses, feuchtes Schwarz. Zeitbegrenzt, temporär ortsbegrenzte Naturgewalt. Sich schnell verändernd, sich schnell auflösend, weiterziehend. Schwarze Illusion, nicht greifbare Materialität, gefärbte Luft. Schwammartiges Schwarz, gesättigtes Schwarz, überlaufendes Schwarz. Tropfend, dampfend, befeuchtend. Furchteinflößendes, beängstigendes, vertreibendes, in die Flucht schlagendes Schwarz. Freimachendes, Platz schaffendes Schwarz. Schwarze Watte.
Bewölkter Himmel. Die Wolkendecke durchzogen von Löchern, die hellblauen Himmel freigeben. Alles ist in Bewegung, die Wolken ziehen schnell am Himmel vorbei, geben ab und zu die Sonne frei, teilweise oder vollständig. Dann tauchen helle Sonnenstrahlen die Flusslandschaft in gelbes, warmes Licht. Die auf die Wolken treffende Sonne wirft fleckige Schatten auf die Flussauen und die Wasseroberfläche, die ebenso schnell über die Landschaft jagen, wie die Wolken selbst. Kaum bricht die Sonne durch die Wolken durch, so ist sie auch schon wieder verschwunden, bevor sie sich durch einen neuen Spalt hindurchkämpft. In der Ferne verdunkeln sich ballend die Wolken zu einer schwarzen Front, die schnell näher rückt. Während noch die Sonne durchblitzt, ergießen sich in immer schneller werdendem Rhythmus Hagelkörner auf die Landschaft. Spritzen vom Boden hoch, von den Armen, Beinen, dem Oberkörper ab, bevor sie sich unter den Sonnenstrahlen schmelzend verflüssigen ohne auch nur einen Hauch von Weiß über die Landschaft zu legen. Während sich die dunklen Wolken zunehmend wieder zu einem strahlenden Weiß aufhellen, funkelt der Schmelzwasser benetzte Boden, das Sonnenlicht reflektierend, feucht vorm Horizont.
Eben noch fast winterkalt, erwärmt sich die Luft an den sonnigen Flecken wieder zu einer frühlingshaften Temperatur. Das eigentlich ruhig vor sich hinfließende Wasser wirkt durch die schnell wechselnden Schattenbereiche unruhig, unstet, rastlos. Der Uferbewuchs, größtenteils schon grüngefärbt, erstrahlt im Wechsel entweder hellgrün leuchtend oder auf der Schattenseite dunkelgrün. Dort wo die Sonne auf die Wasseroberfläche trifft erscheint das Wasser durchlässiger, transparenter. Leuchtet selber bunter und gibt den Blick frei auf das vielfarbige Flussbett, die Kiesel und Steine, die hier kontrastreicher hervortreten, als in den vom Schatten bedeckten Wasserbereichen. Blitzt die Sonne durch die Wolken hindurch, wird auch die gesamte Umgebung, die Bäume, Blätter, das strohgelbe Schilf, mit einem Schlag kontrastreicher und bunter. Mit steigender Intensität, je nachdem wieviel Sonnenfläche freigegeben wird, um dann sofort wieder zunehmend zu verblassen, sobald sich wieder eine Wolke vor die Sonne schiebt.
Im Sonnenlicht perlt spritzend das auf Gesteinsbrocken treffende Flusswasser, bildet einen glänzenden weißen Vorhang an den Staustufen und Absätzen. Vergraut unter der geschlossen Wolkendecke zu einer stumpf fließenden Masse. Schnell zunehmender Wind treibt die Wolken in kürzester Zeit zu einer schwarzen Masse zusammen und vor sich her. Die erst dicke, vereinzelte Tropfen abgebend, schnell dichten Regen herunterprasseln lässt. Die Wasseroberfläche wird von den Regentropfen perforiert, bildet ausgehend von dem Auftrittspunkt zum Ufer hin immer größer werdende Kreise, die sich, mit zunehmendem Regen immer großflächiger überschneidend, die ganze Wasseroberfläche bedecken. Der Wind treibt den Regen fast horizontal vor sich her, lässt ihn anschwellen, bevor er, fast unvermittelt wieder in vereinzelte Tropfen übergehend, so plötzlich versiegt, wie er aufkam. Plötzlich wieder weiße Wolken reißen auf und tauchen die Landschaft von Neuem in schönstes, frühlingshaftes Sonnenlicht.