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Schwarzfröhlich

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Schwarz ist eine Melange. Bestehend aus diversen, sich abwechselnd in den Vordergrund schiebenden Bestandteilen. Mit verschiedenen Texturen, haptisch. Rau, geriffelt, körnig, piksend, glatt. Es überrascht, ist spannend, fühlt sich abwechslungsreich an, sieht vollkommen unterschiedlich aus, schmeckt niemals gleich. Definiert sich ständig neu. Neue Mischung, neue Bestandteile, neue Struktur. Heterogenes Schwarz.

Das dauergraue Wetter hat sich verzogen. Die Sonne scheint bei blauem Himmel. Die Bäume und Büsche an den Isarufern sind noch kahl, im Unterholz liegt noch eine dünne weiße Schneeschicht. Es zieht ihn raus an die Isar. Er läuft locker. Auf den noch gefrorenen Wegen. Von der Sonne geschmolzenes Wasser überzieht das die Wege bedeckende Eis mit einer dünnen Wasserschicht. Dazwischen überall Pfützen, noch relativ klar, weil der Boden noch gefroren ist. Nur die oberste Erdschicht beginnt zu tauen, wird unter den Füßen und Fahrradreifen weich. Es macht ihm nichts aus durch das Schmelzwasser zu laufen, über den angetauten Boden. Bei jedem Schritt das Wasser aufwirbelnd. Das Wasser durchweicht kalt die Schuhe, spritzt an den Beinen hoch. Er läuft. Bei jedem Schritt automatisch, fast mechanisch aufpassend den Fuß so aufzusetzen, dass er nicht auf der wasserbedeckten Eisschicht wegrutscht.

Er genießt die frische, noch kühle Luft, die schon wärmenden Sonnenstrahlen. Die Isar, noch eiskalt, rauscht türkisfarben neben dem Weg dahin. Die leichten Wellen und die kleinen im Gestrüpp am Flussrand festgefrorenen Eisklumpen glitzern im Sonnenlicht. Er läuft, spürt die wechselnde Konsistenz des Bodens. Umläuft Eisplatten, weicht tieferen Pfützen aus, läuft teilweise auf dem noch schneebedeckten Grasstreifen am Rand des Weges. Läuft an fröhlichen zu warm oder zu kalt, nie richtig gekleideten Menschen vorbei. Er läuft durch eine Auenlandschaft irgendwo im Raum zwischen Winter und Frühling. Jeden Schritt genießend, ohne Eile. Lässt sich treiben, die Gedanken schweifen. Das Vogelgezwitscher kaum wahrnehmend als motivierendes Hintergrundgeräusch. Schwäne und Enten schwimmen in der Sonne träge vor sich hin. Stehen das Gefieder putzend im flachen Kiesbett am Flussrand. Er lässt die Eindrücke ungefiltert auf sich wirken, er läuft Schritt für Schritt. Immer weiter dem Flusslauf folgend. Je weiter er sich vom Stadtzentrum entfernt, desto stärker ist der Boden noch gefroren, desto weniger Wasser steht auf den Wegen, desto reiner, ruhiger, unberührter wirkt die sonnenbeschienene Landschaft.

Er läuft, während von unten die Kälte durch die Schuhe dringt und von oben die Wärme den Schweiß fließen lässt. Er fühlt sich unbeschwert, frei. Und läuft. In vertrauter Gesellschaft des Flusses. Seine Blicke gehen häufig zur Seite. Um ihn zu sehen, ihm zuzuschauen. Zu sehen, wie er sich Meter für Meter verändert. Nie langweilig ist. Immer da ist. Das ganze Jahr über. Verlässlich, charaktervoll, von unterschiedlicher Stimmung. Heute ist er von fröhlicher Kälte, wie er selbstgenügsam vor sich hinfließt ohne das Kiesbett zu verlassen. Er läuft auf eine Isarbrücke, sieht, wie der Fluss sich cyanblau leuchtend durch die noch kahlen Bäume zieht, die Wasseroberfläche durchbrochen von den weiß leuchtenden Kiesbänken. Auf denen vereinzelt noch schneebedecktes Totholz liegt. Das Weiß der Kiesel nur oberflächlich, von Ferne betrachtet weiß. Von Nahem gesehen ein diverses, heterogenes Gemenge an weißlich angeschliffenen, buntgefärbten, unterschiedlichsten Steinen. Je weiter er läuft, je später es wird, desto weiter hat die Sonne den Boden aufgetaut. War der Boden bis jetzt weich federnd, so wird er nun schmierig matschig. Von den Schuhsohlen spritzt jetzt kein Wasser mehr nach oben an seine Beine, sondern Matsch. Er läuft nun in größeren Bögen um die matschigen Wegteile herum. Muss manchmal über den Matsch, über Pfützen hinweg springen. Es stört ihn nicht. Er läuft. Ohne konkretes Ziel vor Augen. Seiner gelösten Stimmung folgend. Die Natur, die Isar beobachtend und doch tief versunken in seine Gedankenwelt.

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