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Der einsame Reiter

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Bei allen drei bislang besprochenen Bereichen – Arbeitsorientierung, Erfolgswahn und atomisierte Moral – lag das Augenmerk auf dem Geschehen außerhalb der Familie. Der vierte Faktor der alltäglichen Burnout-Überlastung liegt dagegen innerhalb: das Phänomen des einsamen Reiters, des Lonesome Ranger.

Viele Burnout-Betroffene berichten von Unverständnis, wenn sie quasi über Nacht von starken High-Performern zu schwachen, Halt suchenden Menschen werden. Manch einer bringt Tage und Nächte damit zu, seinem Partner oder seiner Familie zu erklären, wie es in ihm aussieht. Oft genug gelingt dies nicht. Das Spektrum eigener Emotionen reicht dabei von Wut und Existenzangst bis zum Gefühl der Erniedrigung und des Verrats. Jahr um Jahr hatte man investiert, in die Arbeitsstelle und den Partner, hatte gegeben und durchgehalten. Nur um im Burnout festzustellen, dass einen der Arbeitgeber ausgenutzt hat und nun fallen lässt. Dass der Partner nicht mit der neuen Situation zurechtkommt und sich möglicherweise trennen will.

Ich nenne das den »Abgrund«: die schwindelerregende Befürchtung, sein halbes Leben lang einer Lüge auf den Leim gegangen zu sein, nämlich dem Versprechen, auf die eigene Investition erfolge irgendwann die Belohnung, die Rendite, die Anerkennung. Das Ende des berüchtigten »Rattenrennens«, bei dem man eigenen und fremden Ansprüchen so lange hinterherhetzt, bis man nicht mehr kann. Die Erkenntnis, trotz der eigenen Cleverness, trotz der immensen Arbeitsleistung, sich im Leben so verschätzt zu haben und nun mit leeren Händen dazustehen, trifft einen oft wie ein Schlag.

Es liegt in der Natur des Menschen, Spuren hinterlassen zu wollen.

Dabei geht es um mehr als nur die

Frage, wer in der Abteilung die nächste Gehaltserhöhung bekommt. Es liegt in der Natur des Menschen, Spuren hinterlassen zu wollen, sichtbar zu sein und zu bleiben. Viele Menschen wollen sich durch Elternschaft »verewigen« und ihre Werte und Erfahrungen an ihre Kinder weitergeben. Maler und Musiker wollen bleibende Kunstwerke schaffen, und auch der kleine Straßenmusiker träumte einst davon, Madonna oder Michael Jackson zu werden. Politiker bezeichnen ihre Taten und Entscheidungen gern als »historisch« oder »alternativlos«, um eine gewisse Dramatik zu erzeugen und sie mit Bedeutung aufzuladen. Teenies lechzen nach der Demütigung in einer Castingshow, weil sie so wenigstens kurz aus der Masse der Menschen herausragen. Wenn sie schon keinen Job kriegen, so doch wenigstens diese fragwürdigen 15 Minuten Ruhm. Man sieht vielleicht auch seine eigenen Eltern, wie sie langsam körperlich und geistig abbauen und hat Angst, »selbst einmal so zu enden«. Dann schaut man zurück auf sein eigenes Leben und erkennt vielleicht, wie wenige Spuren man hinterlassen hat, wie wenige liebevolle, tragfähige Beziehungen man in seinem Leben hat, wie wenige magische und bewegende Momente. Trotz der aufreibenden Arbeit, trotz des Alltagsmultitasking, trotz der vielen Opfer, die man gebracht hat. Das ist der Moment, in dem alles schwarz wird und einem der kalte Schweiß ausbricht. Und man beginnt sich zu fragen: Wo bin ich falsch abgebogen? Das ist der Moment, in dem man sich entscheiden muss: für ein Weiterleben als einsamer Reiter oder dafür, sein Leben zu ändern.

Um ein Bild zu gebrauchen: Der Burnout-Betroffene zieht ins Leben wie ein Ritter mit einem exzellenten Schwert: seinem Wissen, seinem Engagement, seiner Bereitschaft zu kämpfen, zu leiden und zu siegen. Das Schwert trägt ihn durch viele Kämpfe, von Sieg zu Sieg. Er ist erfolgreich: im Beruf, im Privatleben, bei der Organisation des Alltags. Zwischendurch muss das Schwert geschliffen werden; das war es dann aber auch. Bald treibt er erneut den Gegner mit großen Hieben vor sich her, erobert neues Territorium und bleibt der Lieblingskämpfer des Königs (beziehungsweise des Chefs), der einen wahlweise als Mann für aussichtslose Fälle oder Motivator nach vorne schickt. Diese Alternative ist auf Dauer genauso kräftezehrend wie das Gegenteil: Er reibt sich auf, kämpft an vielen Fronten und will der Liebling des Chefs werden, will irgendwann mit Reichtum und Ländereien belohnt werden. Aber es klappt nicht. Der Chef ignoriert ihn, trotz seiner Taten. Zur Anstrengung kommt dann auch noch der Frust.

Und Schutzlosigkeit. Denn leider hat der Ritter seinen Schild daheim vergessen. Sprich: die Fähigkeit, auch einmal Grenzen zu ziehen, Arbeitsaufträge abzuwehren, den Kampf nicht aufzunehmen. Nur mit Schwert und Schild ausgerüstet sollte man den Kampf mit einem Gegner wagen. Sonst wird man zum Lonesome Ranger, zum einsamen Helden, der glorreich, aber einsam in den Sonnenuntergang reitet. So lange, bis einem jemand in den Rücken schießt, weil man wieder einmal niemanden für seine Deckung mitgenommen hat. Nicht umsonst ist der »Pyrrhussieg« sprichwörtlich: Im alten Griechenland gelang es König Pyrrhus von Epirus, die Römer in der Schlacht von Asculum (279 v. Chr.) zu schlagen. Allerdings erlitt Pyrrhus so hohe Verluste, dass er angeblich wehklagend ausrief: »Weh mir! Noch so ein Sieg, und ich bin verloren!« Ähnlich geht es dem Burnout-Betroffenen. Er zieht im übertragenen Sinne von Sieg zu Sieg, ohne zu bemerken, dass seine Truppen – seine Energiereserven – immer weniger und weniger werden. Bis er eines Tages zusammenklappt.

Wie wird man zum Lonesome Ranger, zum einsamen Helden der Arbeitswelt, der irgendwann erschöpft aus dem Sattel kippt? In der Regel ist das ein langer Weg. Die wenigsten von uns werden zum Lonesome Ranger geboren. In den meisten Biografien von Burnout-Betroffenen findet man jedoch gemeinsame Merkmale, Spuren und Indizien auf dem Weg der biografischen Analyse.

Wie wird man zum Lonesome Ranger, der irgendwann erschöpft aus dem Sattel kippt?

Ein wichtiges Puzzleteil im familiären Umfeld von Burnout-Betroffenen sind Eltern, die unbewusst Zuwendung ausschließlich gegen Leistung gewähren. Da werden Belohnungen und Geldgaben gegen gute Noten eingetauscht oder ein bestimmtes leistungsorientiertes Verhalten stark mit Lob und Zuneigung gefördert. An sich ist das nichts Schlimmes. Im Gegenteil. Ein Kind soll ja zu Leistungen angespornt werden und lernen, dass man sich im Leben Dinge auch mal erkämpfen und durchhalten muss. Das Problem wird akut, wenn Eltern ausschließlich auf Leistungsverhalten mit Zuwendung reagieren. Und das passiert gar nicht selten. So wird aus einer vielversprechenden Lösungsstrategie für die Zukunft und das Arbeitsleben eine Verhaltensfalle und das bedingungslose Ackern zum angeblich einzigen Weg, sich Liebe zu erstreiten.

Dieser Mechanismus wird besonders bei solchen Vätern ausgelöst, die nicht gelernt haben, Gefühle auszudrücken. Sie weichen auf das »Tauschgeschäft« Anerkennung gegen Leistung aus. Die guten Noten des Kindes oder ein bestimmtes Hobby, das dem Vater gefällt, geben ihm die Gelegenheit, ohne Gesichtsverlust loben zu können und gleichzeitig »Mann« zu bleiben. Denn Nähe zu zeigen oder Gefühle, bedeutet für diese Männer Schwäche sowie eine Verletzung ihres Männerbildes und damit ihres Selbstverständnisses. So wie sie von ihren Vätern hart erzogen wurden, geben sie diese Lehre an ihre Kinder weiter. Sie können einfach nicht anders, als Liebe in der Form eines Geschäftsabschlusses zu leben.

Befragt man Kinder solcher Väter, so hört man immer wieder in der Familie gefallene Sätze wie »Ich will schließlich nicht, dass mein Sohn verweichlicht«, »Leben ist nun mal Kampf« oder »Ich musste mich meinem Vater auch beweisen«. Unter diesem schädlichen »Gib mir was, dann kriegst du was«-Spiel leiden selbstverständlich Töchter ebenso wie Söhne. Töchter manchmal sogar noch mehr, wenn sie sich entsprechende Partner suchen, die das Spiel ebenfalls spielen – nur eben bewusst und manipulativ. Oft steigen solche Frauen in der Mitte des Lebens aus solchen Beziehungen und Arbeitsverhältnissen aus, indem sie einen schmerzhaften Reifeprozess durchleben und sich von diesem Vaterbild trennen, dem sie in ihrem Leben bislang vergeblich nachgejagt sind. Selbst Sätze wie »Ich will, dass du es besser hast als ich« oder »Du sollst es weiter bringen als ich« implizieren, das jemand im Beruf nicht erfolgreich ist und nicht glücklich sein kann.

»Zuwendung gegen Leistung« ist ein Erfolgs- und Lebensprinzip, das oft das ganze Leben durchzieht.

Als Ergebnis lernen Kinder aus der Gleichung »Zuwendung gegen Leistung« ein Erfolgs- und Lebensprinzip, das ihr weiteres Leben durchzieht. Im Coaching können oft Situationen aus Berufsausbildung und Karriere wie Perlen auf eine Schnur aufgereiht werden, die das einmal erlernte Muster bestätigen. So kam einmal eine Abteilungsleiterin zu mir, die sich bitterlich darüber beschwerte, dass bereits jahrelang immer wieder Kollegen an ihr vorbei befördert würden. Sie war mittlerweile völlig am Boden zerstört und zweifelte an sich und ihren Fähigkeiten. Nach einiger Zeit arbeiteten wir heraus, dass sie bei Bewertungs- und Mitarbeitergesprächen mit ihrem Chef immer wieder in die Rolle der kleinen Tochter zurückfiel, die ihrem Vater (in Gestalt ihres Chefs) Rechenschaft ablegte. In diesen Momenten war sie viel zu abhängig von seinem Lob und der damit verbundenen »Liebe«, um in den Ring zu steigen und endlich eine Beförderung zu fordern. Selbstverständlich tat der Chef auch nichts dergleichen. Sonst hätte er ja eine bienenfleißige, kompetente und nach Anerkennung dürstende Mitarbeiterin verloren, kurz: eine perfekte, belastbare, genügsame und überall einsetzbare Arbeitskraft.

Im Endeffekt erhoffte sich diese Abteilungsleiterin jahrelang die Anerkennung und Liebe, die ihr Vater ihr immer wieder versagt hatte – ein unerfüllbarer Wunsch. Doch genau diese Falle ist es, die so manchen im Burnout verbrennen lässt: die immer noch unbefriedigte Suche nach bedingungsloser Anerkennung durch die Eltern. Das, was der Betroffene nicht oder nicht ausreichend bekommen hat. Es ist diese Stimme im Kopf, die einen weitertreibt: Noch dieses Projekt, diese Aufgabe, noch dieses harte Jahr und ich werde erlöst, werde anerkannt, geliebt, ohne Wenn und Aber, löse endlich das große Ungleichgewicht in meinem Kopf auf. Finde Frieden.

Der einsame Reiter zeichnet sich durch Eigeninitiative und Selbstständigkeit aus.

Niemand brachte diese Falle bisher besser auf den Punkt als ein Klient, der mir einmal erklärte: »Herr Väth, ich versuche immer noch, meinem Vater zu beweisen, dass ich besser bin als er. Das Problem ist nur: Er ist seit zehn Jahren tot.« Und obwohl sich dieser Mann schon als Jugendlicher von seiner Familie getrennt hatte und in seinem Beruf sehr erfolgreich war, konnte er doch diese klaffende Wunde nicht schließen, die ihm sein Vater geschlagen hatte: Du musst beweisen, dass du meiner Liebe würdig bist. So ein Geschacher von den Menschen, die einem im Leben am nächsten stehen sollten, kann uns bis ins Mark erschüttern, uns verhärten. Bis wir alles hinter uns lassen und zum Lonesome Ranger werden, der sich eher aus dem Sattel schießen lässt, als Hilfe anzunehmen. Denn man muss das Leben allein meistern, sonst ist man nichts wert. Das haben Mummy und Daddy einem gründlich beigebracht.

Die positive Seite des einsamen Reiters liegt in seiner bewundernswerten Neigung zur Eigeninitiative und Selbstständigkeit. Mit ihr schießt er jedoch zunehmend übers Ziel hinaus, je ausgeprägter sein Leistungsdenken und je fordernder das Arbeitsumfeld wird. Wie der Schlüssel im Schloss sucht und findet der Burnout-Anfällige komplexe und verantwortungsvolle Tätigkeiten, die zu seinem Leistungshunger passen und an denen er sich austoben kann. Dementsprechend ist die erste Phase eines Burnouts auch mit Enthusiasmus überschrieben (siehe 2. Kapitel, Eschers Treppe): die berühmte Win-win-Situation, bei der das Unternehmen und der Burnout-Anfällige sich gegenseitig in die Hände spielen. Die Firma bekommt einen Mitarbeiter, der sich von Anfang an voll reinkniet, kompetent und mit hoher Energie. Der Burnout-Anfällige wiederum kann sich beweisen, will produktiv sein und das alte Muster von Liebe gegen Leistung einmal mehr voll ausleben. Dass diese Gleichung im Arbeitsleben niemals aufgehen kann, weil diese Form von Anerkennung und Liebe nur die Eltern und engsten Verwandten stillen können, weiß er nicht. Ihm fehlen die Schutzmechanismen, der oben angesprochene Schild, den andere Menschen haben.

Burnoutler glauben, sich durch Leistung Harmonie erkaufen zu können.

Initiative, Perfektionismus und Sozialkompetenz als Bestandteile des Organisationstalents von Burnout-Betroffenen führen oft dazu, dass diese ihre Familien zusammenhalten. Nicht selten sind Burnoutler die Manager ihrer Familie, halten die Generationen zusammen, sind die Nabe im Rad des Familienalltags. Es gibt Fälle von Betroffenen, die als Vermittler die Scheidung ihrer Eltern organisieren oder als diplomatisches Bindeglied zwischen Eltern und Großeltern pendeln, weil sich diese beiden Generationen nicht mehr vertragen. So schnappt die Beziehungsfalle zu: Die Selbstaufopferung von Burnoutlern und ihr Bestreben, ihre Familie im Gleichgewicht zu halten, gründet auf der irrigen Annahme, sich durch diese Leistung eine wie auch immer geartete Harmonie erkaufen zu können. Die Nabe in der Radmitte hat stark zu sein.

Wenn diese Nabe im Zuge des Burnouts bricht, fängt das Rad gefährlich an zu eiern und ist in Gefahr, gänzlich auseinanderzufallen. Denn jeder in der Familie hat seinen Platz gefunden rund um den Lonesome Ranger, der alle Probleme in den Griff kriegt und das System Familie managt. Und der einsame Held in der Mitte wiederum hat seinen Platz liebgewonnen, hat aus dem Funktionieren heraus eine gewisse Befriedigung erhalten, die erst durch das erzwungene Hinterfragen der Lebenssituation ins Wanken kommt. So implodiert eine Familie im Burnout nach zwei Seiten: Das Lebensgebäude des Betroffenen stürzt in sich zusammen. Und die Familie muss erkennen, wie sehr sie sich in all den Jahren einen Manager herangezüchtet hat, der ihre scheinbar heile Welt in der Balance gehalten hat. Bis jetzt.

Dazu noch ein Beispielfall: In meiner Praxis saß eine erfolgreiche, attraktive Frau Mitte 30 mit Doktortitel, die eigentlich wegen einer beruflichen Beratung gekommen war. Sie hatte gleich mehrere Karriereoptionen, unter denen sie wählen konnte. Und genau das war das Problem – sie konnte sich nicht entscheiden. Wie so oft in solchen Fällen kamen wir von einem offensichtlichen Businessthema schnell auf ein Problem auf der persönlichen Ebene zu sprechen. Im Coaching wurde der Klientin klar, warum sie sich nicht entscheiden konnte: In allen bisherigen Lebensphasen und beruflichen Stationen war sie immer die »kleine, brave Tochter« gewesen, die die Leistungsansprüche ihrer Eltern erfüllt und dafür Zuneigung geerntet hatte. Das hatte sie gründlich satt, konnte aber nichts dagegen tun, weil sie bislang diesen Mechanismus nicht durchschaut hatte. Im Coaching platzte dieser Knoten. Sie führte einige durchaus sehr emotionale, aber heilende Gespräche mit ihren Eltern und hatte schließlich die Kraft und Klarheit für eine Karriereentscheidung.

Schlimm genug also, wenn Eltern auf den Trichter der unbewussten Leistungsdressur verfallen. Immer häufiger jedoch kommt es gar nicht mehr dazu, weil keine Eltern mehr da sind, die diesen Druck ausüben könnten. Der Trend zur Ein-Elternteil-Familie nimmt zu; Großfamilien sind höchstens noch ein Thema für nostalgische Retro-Soaps im Privatfernsehen. So lebten 2006 in Deutschland 2,7 Millionen alleinerziehende Mütter und Väter mit Kindern – eine Zunahme von 24 Prozent innerhalb von zehn Jahren.17 Auch die Zahl Alleinstehender – Ledige, verheiratet getrennt Lebende, Verwitwete und Geschiedene – nimmt zu: 2006 waren in Deutschland 16,5 Millionen Menschen ohne Lebenspartner und ohne Kinder alleinstehend. Das sind 16 Prozent mehr als noch 1996.18 Selbst in traditionellen Familien arbeiten immer mehr Eltern gleichzeitig (bei Ehepaaren: 19 Prozent, bei ehelichen Lebensgemeinschaften: 38 Prozent).19

Insgesamt also fragmentiert unsere Gesellschaft zusehends. Für das aufwachsende Kind bedeutet das eine mangelhafte Orientierung an Rollenbildern in der Kindheit und wenig Zeit mit den Eltern. Vom Luxus eines Großfamilienverbundes ganz zu schweigen. Wir haben in Mitteleuropa eine familienpolitische Situation geschaffen, die für Kinder wenig erfreulich ist.

Hier schließt sich der Kreis: Je weniger Eltern korrigierend eingreifen können, desto größer wird der Einfluss dominanter gesellschaftlicher Strömungen. Und das sind bei uns nun mal die bereits ausgiebig diskutierte übermächtige Stellung der Erwerbsarbeit für das eigene Selbstbild, ein dominantes Streben nach Erfolg in allen menschlichen Bereichen und die fehlende Orientierung an intellektuellen, religiösen, philosophischen und politischen Größen. Die alltägliche Überforderung wirft die Netze nach uns allen aus, doch der Burnout-Gefährdete reagiert darauf in seiner ganz spezifischen, selbstzerstörerischen Weise. Daher muss sich der Schwerpunkt zur Prävention und Behandlung von Burnout verschieben: hin zu einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Debatte und weg von einer rein nachsorgenden Burnout-Industrie.

Feierabend hab ich, wenn ich tot bin

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