Читать книгу Lancaster SCHOOL - Marlie Nea - Страница 4

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-Liz-

Als wir um die Ecke auf die Straße, die zum Internat hochführte, einbogen, ließ ich das Fenster hinunter.

Die Sonne strahlte warm auf mein Gesicht und ich atmete die vertraute Luft ein, die von den alten Tannen rund um die Burg verbreitet wurde.

Die hohen Türme, die die Seiten der Burg zeichneten, erstreckten sich in den Himmel und wirkten majestätisch. Endlich war ich wieder zuhause. Durch die großen Tore, die auf den Hof der Burg führten, konnte man bereits einige teure Autos sehen, in denen die reichen Herrschaften ihre Erben herbrachten.

Wobei ich bezweifelte, dass die meisten wirklich von ihren Eltern gebracht wurden. Die Jugendlichen, die auf die Lancaster School gingen, waren Kinder der höheren Gesellschaft, von besonderen Persönlichkeiten, die viel zu beschäftigt waren, um sich um den Start des neuen Jahres ihrer Kinder zu kümmern. Laut meiner Tante wären sie gar nicht mit gewöhnlichen Kindern zu vergleichen. Und ich hatte dazuzugehören.

Ich seufzte. Vielleicht tat ich den anderen Eltern auch unrecht und schloss von mir auf andere.

Mein Vater war viel zu sehr in einen Verteidigungsfall verstrickt, um mich hierher zu bringen.

Aus diesem Grund wurde ich von seinem Chauffeur in seinem Rolls-Royce gefahren. Ich war kein allzu großer Fan von diesen Autos. Mein Vater achtete dort auf strenge Sauberkeit, weshalb es immer ein wenig nach Reinigungsmitteln roch. Als wir in das Tor einbogen und anhielten, drehte sich der Chauffeur, dessen Name mir leider entfallen war, zu mir um.

„Miss, Sie können nun aussteigen. Ich werde dafür sorgen, dass Ihre Koffer in das richtige Zimmer gebracht werden.“

Ich nickte und stieg aus dem Wagen. Um mich herum erklangen viele Stimmen und ich sah ein paar neue Gesichter.

Meinen Rucksack schulternd ging ich auf das Eingangstor zu.

Mrs. Chansbury stand vor den großen, verzierten Flügeltüren und begrüßte die Neuankömmlinge einzeln mit einem Lächeln. Sie war eine große, etwas steife Frau. Ihre langsam ergrauten Haare versteckte sie geschickt in ihrer Hochsteckfrisur.

Und sie war so dünn, dass man das Gefühl hatte, man könne sie mit einer Hand hochnehmen und einfach wegtragen. Als sie mich sah, gab sie mir die Hand.

„Guten Tag, Miss Anderson. Ich hoffe, Sie hatten eine bequeme Anreise.“ sagte die stellvertretende Direktorin.

„Ja, vielen Dank.“

Ich ging weiter, da sie sich bereits den Nächsten widmete und steuerte geradewegs auf den Aushang mit der Neuverteilung der Zimmer zu. Daneben stand eine junge Frau, welche eine Liste in der Hand hatte.

„Guten Tag.“ sagte ich zu ihr. Sie sah typisch britisch aus, trug die Haare zur Seite und hatte den Hut akkurat festgesteckt. Sie blickte mich freundlich an. „Guten Tag, Miss…“

„Anderson. Liz Anderson. Ich bin das fünfte Jahr hier.“

Sie ließ ihren Blick entlang der Liste gleiten, bis sich ihr Gesicht erhellte. „Ah, hier stehen Sie. Sie haben die Zimmernummer zweihundertsechsunddreißig, im Südtrakt der Schule. Ihre Mitbewohnerin heißt Mary Lou Johnson. Sie dürfte demnächst ebenfalls anreisen.“

Ich nickte und bedankte mich. Daraufhin machte ich mich sogleich auf den Weg zu meinem neuen Zimmer. Ich war erleichtert, dass ich im Südtrakt gelandet war, denn dort hatte man die beste Aussicht auf die schöne Natur Englands rund um die Burg.

Am liebsten saß ich auf der Fensterbank und blickte aus den großen Fenstern hinab, meist mit einem Buch in der Hand. Auf dem Weg die großen Treppen hinauf kamen mir viele Schüler entgegen.

Einige liefen hinauf, andere herab und dabei unterhielten sie sich laut und lachend.

Es war ein einziges Gewusel.

Am unteren Ende der Treppe konnte ich Stella Taylor und Jenna Olsen ausmachen.

Beide standen lässig gegen das Treppengeländer gelehnt und redeten lachend miteinander.

Dabei ließen sie die Eingangshalle keine Sekunde aus den Augen.

Als sie begannen, die Treppe nach oben zu kommen, beschleunigte ich meine Schritte.

Den beiden in die Arme zu laufen, war wirklich das letzte, was ich jetzt wollte.

Als ich es endlich bis in den zweiten Stock und zu meinem Zimmer geschafft hatte, lies ich mich auf das linke Himmelbett fallen und atmete tief durch.

Die Ferien waren mir wie Jahre vorgekommen und ich hatte die Burg vermisst.

Die Sonne schien durch das große Fenster am Ende des Zimmers und ich blickte hinaus. Man konnte direkt auf den See und das große Rugbyfeld hinter der Burg sehen. Gleich daneben befanden sich die Ställe mit den schuleigenen Pferden und links von ihnen war der Schuppen mit allerhand Booten.

Beispielsweise Kanus wurden gerne für den Schulsport oder als Freizeitaktivität genutzt.

Kurzentschlossen fing ich an, meine Koffer auszupacken.

In einer Tasche hatte ich alle Süßigkeiten, die mein Vater mir aus Amerika mitgebracht hatte.

Ich liebte jegliche Nascherei und besonders die amerikanischen M&M’s hatten es mir angetan. Ich stellte sie schnell dahin, wo Platz war. Wegräumen konnte ich sie auch noch später.

Ich blickte auf die Uhr. Es war inzwischen viertel vor sechs. Um halb sieben würde es ruhiger werden, dann wurde das Dinner im Speisesalon serviert. Daraufhin würde der Direktor seine Begrüßungsrede halten und danach konnte ich endlich schlafen.

Ich ließ mich wieder auf mein Bett fallen.

Wann würde wohl meine neue Mitbewohnerin kommen? Letztes Jahr hatte ich das Zimmer mit Emilia Brown geteilt.

Man sollte meinen, dass man sich mit dem Mädchen, mit dem man ein ganzes Jahr auf engstem Raum zusammenlebt, gut versteht, aber bei uns war das nicht so gewesen. Wir hatten uns nicht gestritten, aber befreundet waren wir auch nicht.

Sie war eine Freundin von Stella Taylor. Allein diese Information sollte deutlich machen, dass wir nicht die gleichen Interessen teilten.

Da Stella die Tochter des Direktors war, hatte man als ihre Freundin wahrscheinlich ein paar Vorteile, aber da sie sich hauptsächlich für Designer, Partys oder Jungs interessierten, wurde mir schnell langweilig.

Alles oberflächlicher Schnickschnack.

Eigentlich war ich mir sogar ziemlich sicher, dass Emilia Brown von mir dasselbe dachte, nur umgekehrt.

Nämlich, dass ich eine langweilige Leseratte war, dessen mausbraunes Haar ihr träge über die Schultern fiel und die bei so ziemlich jeder Gelegenheit, etwas Süßes in ihren Mund zu stecken schien.

Ich konnte es niemandem verübeln, der so über mich dachte.

Denn wirklich spannend war ich nicht, nicht für die Leute, die die Lancaster School besuchten.

Aber das war okay, denn ich hatte mich längst daran gewöhnt, langweilig zu sein.

Ich hoffte, dass meine Zimmergenossin dieses Jahr etwas spannender war. Vielleicht eine Prinzessin auf der Flucht vor ihren Verwandten? Dann musste sie hier untertauchen und ich müsste sie verstecken, weil sie sonst für immer und ewig der Gefangenschaft verdammt war...

Ich grinste.

Wieso ähnelte diese Geschichte dem Buch, das ich gerade las?

Gähnend betrachtete ich das Zimmer. Es war genauso eingerichtet wie die anderen, mit großen Schreibtischen, dunklen Schränken und einem separaten Bad. Für Außenstehende muss sich das nach Luxus für ein Internat anhören, aber für den Preis, den man hier zahlte, war das nur angebracht.

Bis zum Abendessen dauerte es noch fast eine Stunde und ich hatte keine Lust, danach auch noch die Schnarchnasen-Rede von Direktor Taylor anzuhören.

Als mir dann die Augen zufielen, war ich schon halb im Land der Träume.

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