Читать книгу Lancaster SCHOOL - Marlie Nea - Страница 7

Оглавление

-Owen-

Coach Stevenson Senior blies kräftig in seine Trillerpfeife, woraufhin sich alle Spieler aufstellten.

Ich nannte den Coach jetzt in Gedanken Senior, da wir ja nun seinen Sohn als Schwimmlehrer hatten.

Alle Mädchen waren entzückt von ihm gewesen, das hatte jeder bemerkt, trotz der Umstände.

Nach einem weiteren Pfiff begann das erste Trainingsspiel und ich rannte los.

Ich hatte das echt vermisst. Die Bewegung tat mir gut, gerade nach den ersten Aufregungen des Tages.

Inzwischen redete das ganze Internat von nichts anderem mehr. Es war aber auch unglaublich. Da fand man direkt am ersten Tag in der Schwimmhalle die Leiche einer Schülerin.

Ich musste zugeben, dass mir der Schreck noch immer in allen Gliedern saß.

Aber ich hatte mir bereits meine Gedanken gemacht.

Kelly Evans war eine begeisterte Schwimmerin gewesen. Richtig gekannt hatte ich sie nicht, aber wir hatten das eine oder andere Mal kurz geredet.

Umso schockierender ist es, dass sie jetzt plötzlich tot sein sollte. Einfach so.

Und wie sie da im Wasser gelegen hatte. Wenn ich es mir so überlegte, dann musste sie schon einige Zeit in dem Becken gelegen haben. Sonst wäre sie doch oben getrieben, oder?

Auch ihr blaues Gesicht ließ darauf schließen, dass der schreckliche Unfall nicht erst heute Morgen passiert sein konnte.

Der Gedanke ließ sich mir alle Haare aufstellen.

Ob die Schüler wohl erfahren würden, was die Untersuchungsberichte ergaben?

Vermutlich nicht. Es würde nur eine kurze offizielle Erklärung geben, um möglichst wenig Aufruhr und Aufsehen zu erregen. Das würde der Schule alles andere als guttun.

Andererseits würde die Lancaster School es auch nicht verheimlichen können, denn die Presse würde ein Riesending daraus machen.

Nach einer Stunde ließ uns der Coach endlich gehen. Ich setzte mich erschöpft auf die Tribüne und trank das kühle Wasser aus Ethans Flasche.

Meine hatte ich leider vergessen.

„Mann, lass mir auch noch was drin!“ beschwerte er sich sofort und riss sie mir weg. Ich lehnte mich gegen das kühle Geländer und ließ meine Augen zufallen.

Die Haare hingen mir schweißnass ins Gesicht.

Plötzlich hörte man laute Mädchenstimmen, die gemeinsam etwas riefen. Stöhnend machte ich die Augen wieder auf.

Auf dem Feld hatten sich jetzt die Cheerleader in ihren Kostümen versammelt und probten ihre Choreografie aus dem letzten Jahr. Sie nutzten immer die freie Zeit, während wir nicht auf dem Feld waren.

In der Mitte stand Jenna und ließ ihren Pferdeschwanz hin und her schwingen. Spielerisch stupste Ethan mich an.

„Sie guckt die ganze Zeit in unsere Richtung. Also, wenn sie nicht mich die ganze Zeit anstarrt, dann musst du es sein, so verwunderlich es auch klingt.“

Er grinste und ich schüttelte belustigt den Kopf.

„Mag sein.“ sagte ich, während ich sie weiter beobachtete.

Einige Jungs grölten und klatschten, als sie fertig waren, ich aber packte nur meine Sachen zusammen.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Jenna auf mich zu kam, bis sie plötzlich, durch eine laute Durchsage unterbrochen, stehen blieb.

„Liebe Schülerinnen und Schüler der Lancaster School. Wir bitten Sie, in einer halben Stunde zu einer Versammlung in die Haupthalle zu kommen. Dort findet eine offizielle Aufklärung über die Geschehnisse dieses Morgens statt. Der restliche Unterricht wird für heute ausfallen.“

Nach dem die Durchsage noch einmal wiederholt wurde, war es erstmal ruhig. Man hörte nur hier und da ein paar leise Stimmen nervös flüstern.

Die erschreckenden Geschehnisse des ersten Schultags, schienen großen Eindruck hinterlassen zu haben.

Kurz darauf setzten die Gespräche, aber nur umso lauter, wieder ein.

Jenna setzte ihren Weg zu mir fort.

„Hi.“ sagte sie, als sie kurz vor uns stehen blieb.

„Hi.“ erwiderte ich und lächelte sie an.

„Ich geh schon mal. Ich muss dringend duschen. Man sieht sich, Jenna!“ Mit einem eindeutigen Zwinkern in meine Richtung machte Ethan sich auf den Weg zu den Umkleiden.

„Ganz schön krass die ganze Sache, oder?“ fragte sie und schaute betroffen. Ich nickte ernst. Den Schock von heute Morgen hatte ich noch nicht ganz überwunden.

Gemeinsam mit Mr. Stevenson und ein paar anderen Jungs hatte ich Kelly aus dem Wasser gehoben.

Irgendwer hatte bereits den Notdienst verständigt und jetzt war Scotland Yard schon den ganzen Tag mit den Ermittlungen in der Schwimmhalle beschäftigt.

Ich fragte mich, wie gerade die Jüngeren damit klarkommen würden, gerade am allerersten Schultag. Dann dachte ich an Louie. Er war zwar schon im zweiten Jahr, aber er konnte sehr sensibel sein.

Als großer Bruder sollte ich vielleicht bei der nächsten Gelegenheit mal mit ihm sprechen.

„Wie waren deine Ferien?“ wechselte sie ganz plötzlich das Thema, so dass ich kurz innerlich zusammenzuckte.

Dabei ließ sie ihre Augen unter einem Wimpernfächer verschwinden. Ein paar der anderen Jungs aus dem Team schauten auffällig zu uns rüber, aber ich versuchte sie zu ignorieren. Ich räusperte mich kurz.

„Also, eigentlich entspannt. Ich war mit meiner Mutter und meinem Bruder in unserem Ferienhaus auf Hawaii.“

Sie nickte beeindruckt und erzählte mir, sie habe die Ferien bei ihrem Vater, einem berühmten Filmregisseur, in Hollywood verbracht.

„Aber ich habe das hier ganz schön vermisst.“ Dabei guckte sie mich intensiv an. Ich nickte, weil es mir genauso ging. Die Schule, das Team und die Leute, all das war mein wirkliches Zuhause geworden.

Aber Jenna meinte anscheinend etwas anderes. Plötzlich schob sie die Unterlippe vor.

„Du hast gar nichts von dir hören lassen, die ganzen Ferien über.“

Ich traute meinen Ohren nicht, denn an mir hatte es nicht gelegen, dass wir die Ferien über keinen Kontakt hatten.

Immerhin hatte ich ihr einmal geschrieben, aber auf die Nachricht hatte sie mir nicht geantwortet.

Ich wollte sie nicht nerven oder anhänglich rüberkommen. Aber ich ließ mir nichts anmerken und grinste.

„Ich hatte kaum Zeit, ehrlich. Aber vergessen wir das. Hast du Lust, dich später zu treffen?“ Sie lächelte wieder und nickte.

„Um sieben im Aufenthaltsraum.“ Sie zwinkerte mir noch einmal zu, bevor sie zu ihren Freundinnen zurück ging und ich mich Richtung Duschen davon machte.

Sobald ich die Umkleiden betreten hatte, musterte Ethan mein breites Grinsen wissend.

Alle Schüler drängten sich in den großen Raum.

Die Stimmung war elektrisch geladen und man spürte, wie betreten alle Anwesenden waren.

Mrs. Chansbury betrat die Bühne und klopfte kurz ans Mikrofon, bevor sie anfing zu sprechen.

„Liebe Schülerinnen und Schüler, wie Sie sicher bereits mitbekommen haben, geschah an diesem Morgen etwas, dass uns alle sehr betroffen macht.

Zum Anfang des Schwimmunterrichts der elften Klasse, wurde ein tragischer Unfall entdeckt. Es handelt sich hierbei um die Schülerin Kelly Evans, welche tot in der Schwimmhalle aufgefunden wurde.“

Ethan drehte sich um und klopfte Dean, einem Freund, der ebenfalls im Rugbyteam spielte, auf die Schulter.

Ich schaute ihn kurz an. Er sah unglücklich aus, seine Stirn war in tiefe Falten gezogen und er schaute auf den Boden.

Das war ein absolut verständliches Verhalten, denn Kelly war seine Ex-Freundin. Gewesen, fügte ich gedanklich hinzu.

Es musste schlimm gewesen sein, die Nachricht von ihrem plötzlichen Tod zu bekommen.

„Der tragische Unfall ist für alle sehr belastend. Wir sprechen unser größtes Bedauern an Kelly Evans Freunde und Familie aus. Es werden Ihnen selbstverständlich ausgebildete Psychologen zur Verfügung stehen. Ebenfalls hat sich uns ein Reverend, Mr. Barnes, für seelischen Beistand angeboten. Sie können sich jederzeit an ihn wenden. Die Telefonnummern und E-Mailadressen werden draußen aushängen.

Ebenfalls können sich gerade die jüngeren Schüler unter ihnen an die Vertrauensschüler unseres Internats wenden. Wir bitten Sie alle, die Unterstützung in Anspruch zu nehmen, die Sie benötigen.“

Nachdem sie geendet hatte, trat sie höflich einen Schritt zurück, als plötzlich eine Hand aus der Menge in die Luft schnellte.

„Ja, Miss Anderson?“ fragte sie und blickte dabei etwas überrumpelt über die Schülermassen.

Ein Mädchen, ich sah es nur von hinten, mit braunen, zu einem Zopf geflochtenen Haaren stand auf. Die rosa Bluse war unvorsichtig in den schwarzkarierten Rock der Schüleruniform gestopft, der auch noch eine Falte hatte, was sie aber nicht zu bemerken schien.

„Entschuldigen Sie die direkte Frage,“ begann sie höflich,

„aber können Sie mir sagen, wie es zu dem tragischen Unfall von Miss Evans kam?“ Die Frage zerriss die Luft und einige Schüler murmelten zustimmend.

Ich nickte. Die Frage hatte ich mir auch gestellt, schließlich stirbt ein junges Mädchen nicht einfach so.

Ich erinnerte mich an die Wunde, die sie an ihrem Kopf hatte. Es sah fast so aus, als wäre sie irgendwo aufgeschlagen. Nach einem kurzen Räuspern fing Mrs. Chansbury wieder an zu sprechen: „Nun, die Polizei teilte uns mit, dass sich eine eindeutige Todesursache noch nicht feststellen ließe. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie ertrank.“ Nach einem kurzen Schweigen räusperte sie sich.

„Nun, wie ich vorhin schon sagte, der Unterricht…“ doch das Mädchen mit dem faltigen Rock stand immer noch.

Mrs. Chansbury unterbrach sich notgedrungen und fragte mit einem leichten Seufzen: „Ja, Miss Anderson?“

„Aber weshalb befand sich Miss Evans in der Schwimmhalle? Diese ist doch unzugänglich für Schüler, bevor der Unterricht beginnt.“ Dieses Mädchen stellte wirklich viele Fragen. Um ehrlich zu sein, hatte nicht mal ich mir diese Frage gestellt.

Aber es stimmte, Kelly hatte dort zu der Zeit nichts zu suchen gehabt.

Im Grunde durfte man in den Anreisetagen zwar die Ställe und das Rugbyfeld aufsuchen, doch die Schwimmhalle war verboten.

Da hatte immer ein Rettungsschwimmer anwesend zu sein. Vorher hatte niemand dort zutritt.

Dean neben mir rutschte auf seinem Platz hin und her. Ich glaube, die Fragen machten ihn nervös. Auch die anderen Schüler wurden langsam unruhig.

„Miss Anderson, ich schlage vor, wenn Sie noch weitere Fragen haben, wenden Sie sich an die Polizei oder den Direktor persönlich.“

Damit setzte sich das Mädchen widerwillig wieder und Mrs. Chansbury beendete erleichtert ihre Rede: „Wie schon gesagt, fällt der Unterricht für heute natürlich aus. Ich bitte Sie alle für mögliche Fragen von Scotland Yard, auch noch in den nächsten Tagen, bereit zu stehen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“

Daraufhin erhoben sich alle und machten sich auf den Weg zu den Gemeinschaftsräumen. Das Mädchen mit der Rockfalte lief, gefolgt von einem anderen Mädchen mit blauen Haaren, schnurstracks Richtung Treppe, die zu den Zimmern führte.

Als ich ihr Gesicht von vorne sah, kam sie mir bekannt vor. Ich glaubte, sie in den Jahren zuvor bereits ein paarmal gesehen zu haben. Aufgefallen war sie mir jedoch noch nie. Dean stupste mich leicht an.

„Ich glaub, ich guck mich nochmal kurz um.“ Dabei deutete er mit dem Kopf auf das Brett, an dem die Telefonnummern der Psychologen zu erwerben waren.

Er wollte es sich nicht zu deutlich anmerken lassen, aber der Vorfall hatte ihn ganz schön mitgenommen.

Ich nickte verständnisvoll und machte mich gemeinsam mit Ethan auf den Weg in den Aufenthaltsraum.

Lancaster SCHOOL

Подняться наверх