Читать книгу BeOne - Martha Kindermann - Страница 12
Lebendig begraben II.
ОглавлениеVerfluchte Scheiße! Ich sollte definitiv weniger fluchen, aber das hier ist Mist. Als Daloris sagte, unser Transport nach Midden fände inmitten eines Waffentransportes als Inhalt einer Munitionskiste statt, war ich mir zu einhundert Prozent sicher, dass es sich um einen ihrer bescheuerten Scherze handle, die sich nicht nach solchen anhören. Es geistern tausende von Fragen durch meinen Kopf, an dessen Stirn sich nun, zum wiederholten Male, eine Beule bilden wird. Was findet alle Welt nur immer an Kisten? Die ganze Situation erinnert mich an Morenos bescheuerten Sargtest, nachdem ich noch nächtelang von Alpträumen heimgesucht wurde. Selbst das Loch im Deckel und die Maße dieses Kastens lassen die angsterfüllten Bilder von damals wieder hochleben. Diesmal bin ich vorbereitet und habe keine Angst, da ich als Schläferin zu solch wertvoller Fracht gestempelt wurde, dass sie mich wohl kaum hier drinnen verrecken lassen werden – hoffe ich.
»Tam?«, rufe ich, so laut es mein Kokon eben zulässt. »Sly?« Keine Reaktion. Wo sind die anderen? Bin ich ganz allein in diesem verdammten LKW gefangen? Möglicherweise haben sie den Jungs eine höhere Dosis Betäubungsmittel untergemischt und sie verschlafen den Roadtrip friedlich in ihren maßgeschneiderten Initiantenhotels. Vielleicht ist es besser so. Nach dem peinlichen Fiasko im Wohnwagen gestern Abend bin ich eigentlich nicht sonderlich scharf darauf, mit einem von beiden zu reden. Tam hätte mich beinahe – na ja, lassen wir das. La, la, la, liebe Bilder, geht raus aus meinem Kopf! Es war wundervoll, gefährlich, aufregend und das Allerletzte. Ich war schwach und hatte mich nicht unter Kontrolle. Ich hasse diese Person. Ich hasse diese kindlich verliebte, naive Version von mir, die Tams Charme nach so langer Zeit immer noch nicht widerstehen kann und für seine Nähe sich selbst zu verraten bereit ist. Er war wahnsinnig süß und gleichzeitig das undurchschaubare Monster, dessen Launen sämtliche Knochen und nicht zuletzt mein geschundenes Herz brechen werden. Ich liebe ihn, aber weiß, dass es einen Besseren für mich gibt. Ich folge ihm, und weiß, dass er nur Süßholz raspelt. Ich lausche seinen Worten und weiß, dass sie Gift für mich sind. Warum also, sehne ich mich trotzdem nach seiner Nähe, seiner Stimme, seinem makellosen Körper? Warum befreie ich mich nicht aus dieser Holzkiste und höre auf, meinen Peiniger anzuschmachten? Er hat es nicht verdient und ich habe es nicht nötig, so viel steht fest. Also, raus hier. Den Versuch ist es wert. Wenn ich es geschafft habe, kann ich mich ja brav wieder zurücklegen, aber bis dahin muss ich die mehrstündige Fahrt nach Midden ja nicht eingepfercht und in der Horizontalen in diesem Käfig verbringen.
Wie war das noch? Haarnadeln. Verflucht, ich trage keine mehr, seit Roberto meine lange, braune Mähne in einen schulterlangen, silbrigen Helm verwandelt hat, der mittlerweile ganz schöne Jahresringe aufzuweisen hat. Anderer Plan. Ich brauche etwas Spitzes, Hartes oder zumindest Bruchfestes. Mmh. In meinen Taschen befindet sich nichts, an meine Füße reiche ich nicht heran, Ohrringe trage ich keine, eine Brille wird mir hier ja nicht gegönnt und zaubern kann ich auch nicht.
Der Reißverschluss! Sensationelle Idee. Roya, du Glückspilz. Tam hat dir doch noch nicht alle Sinne vernebelt.
Es dauert keine fünf Minuten und ich habe das Loch im Deckel in ein faustgroßes Fenster verwandelt. Meine rechte Hand quetscht sich hindurch, findet die Verschlüsse der Kiste und öffnet sie blind. Ich hab’s geschafft. Irre gutes Gefühl! Ich steige aus meinem hölzernen Kokon, klappe den Deckel wieder zu und muss mich setzen. Mein fahrbarer Untersatz ist bis unter das Dach bestückt und jagt mir eine Heidenangst ein. Sollten sich in den übrigen Verstecken keine Eleven, sondern tatsächlich Waffen befinden, dann haben wir ein wirklich großes Problem. Diese Lieferung geht an die Regierung und wir sind nur ein kleiner Bonus obendrauf. Was haben sie vor mit dem Kram? Die Zahl der Anschläge von außen ist meines Wissens nach zurückgegangen und aus dem Ausland droht seit Jahrzehnten keine Gefahr mehr. Jeder macht schön sein eigenes Ding. Das ist öde, da wir keine Chance haben, etwas anderes als Polars Sternenhimmel zu sehen, aber es wahrt den Frieden im Land und das ist nicht das Schlechteste.
Stopp. Das Auto bremst abrupt und ich werde unsanft von meiner Kiste geschleudert. Sind wir schon da? Oh nein, bitte nicht. Ich habe noch keinen Blick in die anderen Tarnsärge werfen können und eine Ausrede für den zerstörten Deckel muss auch erst noch ausgereift werden.
Eine Tür knallt und es sind Schritte zu vernehmen. Was soll ich machen? Mich unauffällig wieder zurücklegen und schlafend stellen? Ich könnte mich auch bewaffnen und hinter der Plane auf eine passende Gelegenheit für einen Ausbruch warten. Aber was ist dann mit Tam, Sly und den möglichen anderen unserer Gruppe? Ich muss sie zuerst finden!
»Junge, beruhige dich!« Das ist GAMs Stimme, wenn mich nicht alles täuscht. »Keiner von uns wird dir etwas tun. Leg die Waffe auf den Boden und dann steig langsam wieder in deine Kiste. In ein paar Kilometern sind wir am Übergabeort angelangt und dann kannst du tun und lassen, was du willst.«
Junge. Waffe. Übergabeort. Scheiße, einer der Eleven muss durchgedreht sein. Meine Beine zittern und ich kralle verängstigt die Fingernägel ins weiche Holz meiner persönlichen Transportbox. Was mach ich bloß? Einerseits muss ich wissen, wer da draußen gerade mit einer Waffe auf unsere Peiniger losgeht, und andererseits wäre es blanker Selbstmord, sich jetzt zu zeigen und damit nicht nur sein, sondern auch mein Leben zu riskieren. Verflucht, warum haben wir dieses Szenario nie mit Lehmann durchkonstruiert?
PENG. Ein Schuss. Oh nein! Vor Schreck beiße ich mir in die Wange und schmecke das süßliche Blut meiner eigenen Verzweiflung. Zum Nachdenken bleibt keine Zeit. Möglicherweise wurde gerade einer meiner Freunde kaltblütig erschossen. Tam? Sly? Ich habe keine Wahl. So schnell es meine wackeligen Beine und wässrigen Augen zulassen, kämpfe ich mich von Kiste zu Kiste, um deren Inhalt zu prüfen. Waffen. Nichts als Waffen. Wie kann das sein? Wo sind die anderen? Oder ist für jeden Eleven ein LKW ähnlichen Ausmaßes reserviert? Ich mag es mir nicht vorstellen. Eines wird mir schließlich klar: Ich bin allein, die Boliden sind abgelenkt und der Konvoi zum Stehen gekommen. Abhauen wäre definitiv eine Option.
Ich öffne einen Knopf der Plane am Ende des Wagens und spähe hinaus. Hinter mir steht ein weiterer Laster, dessen Fahrerhaus jedoch unbesetzt ist. Gut. Flink schlüpfe ich aus meinem Gefängnis und springe lautlos auf den geteerten Untergrund. Es wäre so einfach. Zu beiden Seiten erstreckt sich ein großer Wald und ich könnte unbemerkt abtauchen. Nach Hause laufen, mich verstecken, Tristan suchen, Fenja umarmen und in ewiger Angst leben. Nein, dafür bin ich nicht so weit gekommen. Dafür haben mich meine Geschwister nicht in die Akademie geschickt. Ich bin kein Feigling, und vor allem lasse ich niemanden hier zurück.
Also schließe ich die Augen, atme tief ein und balle meine Hände zu entschlossenen Fäusten. Wie eine Musterschülerin aus dem Nahkampfkurs pirsche ich mich am Fahrzeug entlang und verstecke mich im Schatten des Vorderrades. Ich sehe eine Person am Boden, acht oder neun Männer mit erhobenen Händen im Halbkreis stehend und Sly, der eine Waffe auf die Muskelpakete im Undergrounderlook richtet. Ich schlage mir die Hand vor den Mund und weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Mein mutiger Freund nimmt es gleich mit mehreren dieser Schränke gleichzeitig auf, um uns hier rauszuholen. Andererseits waren es vor dem Schuss noch zehn und die Vermutung liegt nah, dass der gutmütige Sly gerade ein Menschenleben beendet hat und in mir sämtliche Alarmglocken schrillen. Das hat uns keiner beigebracht. Wir lernten niemals den Umgang mit Waffen. Wir schießen nicht, wenn es brenzlich wird, sondern verteidigen uns mit Worten – die Kunst der Rhetorik. Der Typ mit der Knarre mag vielleicht aussehen wie Sly, aber das ist auch schon alles!
»Psst, Roya.« Ich sehe mich verdutzt um, kann das Flüstern jedoch nicht orten. »Hier drüben auf drei Uhr!« Ich wende den Kopf und blicke zu meiner Rechten in den Wald. Wer ist da und vor allem: woher kennt er oder sie meinen Namen?
»Hier. Ich bin es, Akira.« Akira? Jetzt kann ich ein dunkles Gesicht zwischen Zweigen und hohem Gras ausmachen und hebe vorsichtig eine Hand zum Gruß. Was macht sie hier? Ihre Großmutter Daloris meinte, sie sei mit Berd und ein paar anderen zur Sternenwacht oder so ähnlich aufgebrochen. War es ein Vorwand, um diesen Waffentransport zu sabotieren und uns übrige Eleven zu befreien? Mein Herz macht einen dankbaren Satz und sofort scheint nicht mehr alles so ausweglos.
Sie winkt mich zu sich und bevor ich über die Konsequenzen meiner nächsten Handlung nachdenken kann, renne ich geduckt zu Akira ins Dickicht des schützenden Waldes.
»Hi, Roya.«
»Berd?« Ich falle meinem schüchternen Freund um den Hals, um ihn Sekunden später peinlichberührt wieder loszulassen. »Entschuldige, es ist nur verdammt schön euch zu sehen. Was ist hier los? Wo kommt ihr her und was um alles in der Welt…«
»Treibt Sly da draußen?«
»Ja, Akira.« Sie spricht aus, was mir kaum über die Zunge will.
»Zunächst«, fährt sie im Flüsterton fort, »war es ein ungutes Bauchgefühl, was mich und meine kleine Gruppe umkehren ließ. Wir hatten das Loft der Sternenwacht schon beinahe erreicht, als Berd mitten in der Nacht wie ferngesteuert aufwachte und einfach loslief. Ich erwachte, als er eine Aluflasche versehentlich umstieß, und wollte ihn zur Rede stellen. Wie im Nebel lief er weiter. Ich folgte ihm, ohne wirklich zu ihm durchzudringen, und redete weiter auf ihn ein. Als die Fernstraße immer näher kam, stoppte ich ihn mit Gewalt und schüttelte ihn, bis seine Augen wieder klarer wurden. Es war gruselig. Nun ja, Schlafwandler sind keine Seltenheit und wir ließen die Sache ruhen. Kaum drei Stunden später, es war beim Frühstück am Feuer, fängt der Kerl wieder an mit seiner albernen Lauferei und dann wurde es mir zu bunt. Du hättest das sehen müssen. Wie ein Roboter, dessen Marschbefehl ein wenig aus der Bahn geraten ist. Ich kontaktierte Daloris und fragte, ob es auch bei anderen in der Wagenstadt zu seltsamen Ausfällen gekommen sei. Doch ihr wart bereits aufgebrochen und uns blieb nur eine Möglichkeit: Wir mussten euch einholen.« Okay, krass. Das habt ihr geschafft.
»Was denkt ihr, ist Sly möglicherweise auch gerade auf Marschbefehl?« Berd zuckt die Schultern und Akira zieht mich näher zu sich heran.
»Aber sowas von. Sieh ihn dir an, der Typ macht doch nicht freiwillig einen Boliden kalt!«
»Du nennst deine eigenen Leute so?« Ich bin entsetzt von der abfälligen Art und Weise, wie sie über ihre sogenannte Familie herzieht.
»Meine Leute? Ach was. Ich bin froh, dass ich aus dieser Blechstadt abhauen konnte. Daloris muss die Stellung halten und die Wilden in die richtige Richtung lenken, aber ich konnte den Tag nicht erwarten, an dem ich das Sonnenlicht wiedersehen würde.«
»Halt! Deine Großmutter ist also auch keine wahre Aussteigerin?« Mir wird hier gerade alles zu verwirrend.
»Nein, wo denkst du hin. Wir sind von BePolar weg, als die Morenos ihre wahren Gesichter zeigten, und die Boliden boten uns ein verdammt gutes Versteck. Daloris hielt weiterhin Kontakt zu beiden Seiten und ist nun in der glücklichen Lage, die Fäden nach ihrem Belieben ziehen zu können.«
PENG. Oh nein, nicht schon wieder. Mit ihrer Offenbarung hatte Akira mich ganz von der aktuellen Lage und unserem massiven Sly-Problem abgelenkt.
»Was können wir tun?«, frage ich. »Wenn wir Sly an die Seite eilen, könnte es sein, wir gesellen uns schon sehr bald zu den beiden liegenden Boliden.«
»Jap«, bestätigt Akira, »keine gute Idee. Wenn wir ihn aufwecken, könnten GAM und die anderen jedoch schnell die Oberhand zurückgewinnen und Sly wäre verloren.« Auch richtig. Scheiße. Uns muss etwas einfallen.
»Wir könnten einen der LKW fahren und die ganze Bande ablenken.«
»Gar nicht so blöd, du Nerd!« Akira boxt Berd freundschaftlich gegen die Schulter und präsentiert uns anschließend den spontanen Schlachtplan: »Gut, wer kann dieses Monster lenken?«
»Sorry«, entgegne ich, »keinen blassen Schimmer.«
»Berd?« Akira blickt ihn mit hochgezogenen Augenbrauen erwartungsvoll an.
»Also rein theoretisch…«
»Schon gut«, unterbricht sie unseren kleinen Professor Neunmalklug, »ich übernehme das.« Sie greift sich einen Stock, glättet den Erdboden und skizziert das bevorstehende Szenario. »Berd, du holst die anderen! Sobald wir vollzählig sind, steige ich in den hintersten Wagen und ihr wartet auf mein Zeichen. Wenn der Motor erklingt, werden die Boliden erschrecken. In dieser Sekunde lauft ihr nach vorn, greift euch Sly, springt auf den LKW und wir sind verschwunden.«
»Da gibt es allerdings ein paar Haken.« So viele, dass wir den Plan schon jetzt als zum-Scheitern-verurteilt benennen könnten. »Erstens, die Boliden sind schnell und können in einem anderen Wagen die Verfolgung aufnehmen.«
»Werden sie nicht!« Ich bemerke den Schalk in ihren Augen, bevor sie mir ein 30 Zentimeter langes Messer vor die Nase hält. »Du wirst gleich sämtliche Reifen aufschlitzen und uns den nötigen Vorsprung verschaffen. Was war zweitens?« Es ist wahrlich verblüffend, wie stark sie mich mit dieser Ansage an ihre Großmutter und deren gefühllose und kalkulierte Argumente erinnert.
»Zweitens, Tam ist in einem der Wagen und vermutlich noch weitere Eleven.«
»Wir können nicht alle retten!«
»Das ist deine Antwort? Du bist ja irre! Ich gehe nicht ohne Tam. Das steht fest!«
»Wenn Killer-Sly in diesem Tempo fortfährt, sind in weniger als zehn Minuten sowieso sämtliche Boliden tot. Wir könnten abwarten.«
»Berd!« Entfährt es Akira und mir wie aus einem Mund.
»Er wird es doch nicht bei ihnen belassen«, klärt Akira auf. »Wenn wir ihn nicht aufhalten, jagt er vermutlich den gesamten Waffentransport in die Luft und dann sind wir alle Geschichte.«
»Gib mir das Messer!«, bitte ich Akira. »Ich werde einen Wagen nach dem anderen durchsuchen und die Reifen zerstechen. Ich finde Tam und ihr eure Leute. Die Zeit rennt. Also los!«
»Roya«, Akira reicht mir die Klinge, hält sie jedoch weiterhin fest. »Wenn du ihn in fünf Minuten nicht gefunden hast, werde ich das Auto trotzdem starten. Beeil dich!«
Und dann geht alles unheimlich schnell. Ich schalte meine Angst und Nervosität ab, das räumliche Verständnis und das logische Denkzentrum an und schleiche mich wie eine Superganovin auf leisen Pfoten von Fahrzeug zu Fahrzeug. Ein gekonnter Stich hier, ein kraftvoller Stoß da und schon lassen die Reifen Luft und ich springe ins Innere, um einen Menschen zu finden, ohne den ich nicht sein will. Krasse Erkenntnis, über die ich sicherlich noch einmal nachsinnen sollte, aber Gewissheit.
Drei der fünf Transporter habe ich bereits erfolglos durchstöbert und fahruntauglich gemacht. So viele Waffen. Ich darf nicht darüber nachdenken. Nun kommt der schwierige Teil meiner Aufgabe und der Schuss, der soeben ertönte, lässt mich noch respektvoller an diese gehen. Da waren es nur noch acht Boliden und mein Puls legt einen Zahn zu. Der fordere LKW steht in unmittelbarer Nähe zu Sly und seinen Geiseln und kann auch aus dem Augenwinkel von ihnen überwacht werden.
PENG. Berds Theorie scheint die Geradlinigkeit zu verlassen, denn Sly zieht seine Erschießungsgeschwindigkeit an. Wer ist noch übrig? Bitte lass GAM unter ihnen sein. Wir brauchen seine Infos über Moreno und die Präsidentin. Außerdem kennt er unser geplantes Ziel und könnte von Nutzen sein. Sly, wenn du meine telepathische Bitte hören kannst: Lass ihn am Leben!
Ich schlüpfe unbemerkt in den Laderaum des Wagens und mache mich über die Kisten her, die einen Achtzehnjährigen beherbergen könnten. Nichts. Wie kann das sein? Führt mich das Schicksal an der Nase herum und versteckt Tam in unserem Fluchtfahrzeug? Es bleibt nur die Hoffnung, denn in diesem Moment startet Akira den Wagen und ich renne um mein Leben und an Slys Seite.
Berd und fünf weitere Eleven, darunter seine eigene Zirkumpolargruppe, springen aus dem Gehölz, schlagen Sly die Waffe aus der Hand und zerren ihn in Akiras Richtung. Er schlägt um sich, ohne den irren Blick zu verlieren, und knurrt verständnislosen Murks vor sich hin. GAM und die anderen springen unterdessen nach vorn und greifen sich die abgelegten Waffen. Schneller. Wir haben es gleich geschafft. Akira nimmt Fahrt auf und kommt uns auf halber Strecke entgegen. Zu siebt schaffen wir es, den überspannten Sly in den Wagen zu ziehen und die schützende Plane zu schließen, bevor sie von ersten Bolidenkugeln zerlöchert wird.
»Runter auf den Boden!«, rufe ich geistesgegenwärtig und bewahre alle Insassen vor dem sicheren Tod.
Wir haben es geschafft. Vorerst. Ich sollte dankbar sein. Berd zieht Sly die Waffe über den Kopf, mit der gerade zu viele Boliden ermordet wurden, und fesselt ihn anschließend an Händen und Füßen, während Sly friedlich schlummert. Das ist natürlich nicht die ideale Lösung, aber schützt uns vor weiteren unkontrollierten Attacken. Allgemeines Aufatmen.
Akira steuert den Wagen in Richtung Sternenwacht, was auch immer das ist, und alle an Bord sind wohlauf. Doch ich sitze etwas abseits auf einer leeren Munitionskiste und starre gedankenverloren vor mich hin. Tam ist nicht hier!