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I. Die Vorgeschichte Ägyptens (ca. 10.000–3300) 1. Neolithikum im Niltal

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Kulturgeschichte Ägyptens

Die Geschichte Ägyptens beginnt lange vor dem Erscheinen der ersten Schriftzeugnisse. Sie ist in erster Linie die Konsequenz aus der zunächst saisonalen, später dauerhaften Besiedelung des Niltals, die bis auf den heutigen Tag fortdauert. Mit dem Eindringen von Bevölkerungsgruppen im Niltal beginnt die Kulturgeschichte des Alten Ägypten.

Bedeutung von Klimaeinflüssen

Die früheste Besiedelung des Niltales kann dank intensiver archäologischer Forschung und einer zunehmend erfolgreichen Deutung materieller Daten als Ausdruck geistiger Entwicklung heute weitestgehend als eigenständig und ohne direkten Bezug auf spätere Phänomene verstanden werden. Wesentlich für diese Erfolge ist die Erkenntnis, dass Verhaltensmuster früher, und insbesondere schriftloser Kulturen von Umweltfaktoren bestimmt werden. Dies bedeutet aber keineswegs, dass die ägyptische Vorgeschichte losgelöst von den sogenannten historischen Epochen des Alten Ägypten gesehen werden darf, da deren Ausbildung ohne das reiche prähistorische Erbe nicht vollständig gedeutet werden kann. Die Vorgeschichte Ägyptens ist keineswegs eine Besiedelungsgeschichte des Niltals, das vielbemühte Zitat Herodots, demzufolge Ägypten „das Geschenk des Nils“ sei, trifft für die hier behandelte Epoche noch nicht zu. Dies ist dem Umstand zu verdanken, dass erstens das Klima während der Vorgeschichte Ägyptens nicht trocken war, sondern eine Besiedelung der Wüste noch zuließ. Zweitens ist der durchschnittliche Nilhöchststand weitaus niedriger als während späterer Epochen, in manchen Jahren besteht das Niltal sogar aus wenig dauerhaften und vereinzelten Wadis (Täler), die sich durch Schlammablagerungen voneinander abgrenzen.

Das Paläolithikum

Zu den ältesten Hinweisen auf menschliche Lebensformen am Ende des Paläolithikums ca. 11.000 (soweit nicht anders angegeben, verstehen sich alle Jahreszahlen als v. Chr.) zählen Silexfunde, zumeist Hammersteine, die auf eine industrielle Herstellung hindeuten, auch wenn in der Nähe von Qau el-Kebir unterirdische Flintminen bereits um ca. 33.000 nachweisbar sind. Im Niltal selbst sind diese Werkzeuge jedoch nur in El-Kâb bezeugt, wo um 8000 nomadisierende Jäger leben, die im Winter fischten und Wildtiere jagten und die Wüste im Spätsommer nutzten. Zwischen 11.000 und 5000 sind im Niltal kaum andere menschliche Tätigkeiten bezeugt und mangels Keramik oder Ackerbau noch als paläolithisch zu bezeichnen. In der Westwüste sind hingegen ab ca. 9300 rege Siedlungstätigkeiten feststellbar, für die das feuchte Holozän verantwortlich zu machen ist. Dem Elkâbien im Niltal entspricht hier das frühe Neolithikum (ca. 8500–6100), das in der Westwüste entsteht und durch Tierhaltung geprägt ist. Weit im Süden, in Orten wie Nabta Playa, kann eine Besiedelung durch Jäger und Sammler festgestellt werden, die saisonal den Siedlungsort wechseln, ab ca. 7500 tauchen erstmals Brunnen in Bir Kiseiba auf. Gleichzeitig und ebenfalls unter dem Einfluss des noch günstigen Klimas blüht bereits im frühen Neolithikum im Fayum der offenbar von der Levante beeinflusste Getreideanbau sowie die Zucht von Schafen, Ziegen, Rindern und Schweinen. Keines dieser Tiere ist in Ägypten endogen vorhanden. Doch zusammen mit Emmer und Gerste werden sie aus Südwestasien über die Levante und die Sinaihalbinsel eingeführt, sodass für die Zeit um ca. 5000 nicht nur von Handelskontakten außerhalb des Niltals auszugehen ist, sondern auch von einer Verbreitung der Agrarwirtschaft, die von nun an schnell Fahrt aufnimmt. Tierhaltung lässt sich gleichzeitig auch in der Urschicht von Merimde Beni-Salame an der Westgrenze des Deltas nachweisen, wo die Jagd als Folge davon eine nur untergeordnete Rolle spielt. Über ihren Nährwert hinaus lässt sich die Bedeutung von Rindern bereits ab 5400 in Bestattungen nachweisen. Zeitgleich mit der jüngsten Merimde-Beni-Salame-Schicht um ca. 4600–4350 entstehen östlich des Niltales Siedlungen mit Friedhöfen in verlassenen Siedlungsbezirken, von denen die El-Omari-Kultur (benannt nach ihrem Entdecker) eine der aufschlussreichsten ist. Hier lässt sich nun kaum mehr Wüstenjagd nachweisen, die Bewohner dieser Orte konzentrieren sich auf Viehzucht und Ackerbau. Die Besiedelung der Westwüste erreicht im Mittleren bis Späten Neolithikum ihren Höhepunkt: Häuser größerer Siedlungen weisen erstmals Lehmverputze auf und außerhalb der Siedlungsverbände gründen Hirten offenbar Außenposten, um ihr Vieh zu weiden. Auch wenn sich diese Kulturen auf den ersten Blick ähneln und die Siedler in der Westwüste erst langsam auf ihre eigenen Herden vertrauen, betreiben sie gleichzeitig, wenn auch in reduzierter Form, Wüstenjagd mit effektiven Fernwaffen, die aus steinernen Pfeilspitzen hergestellt werden.

Das Alte Ägypten

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