Читать книгу Das Alte Ägypten - Martin Bommas - Страница 16
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ОглавлениеRitualisierter Umgang mit den Toten Die wichtigsten Hinweise auf Religion und funeräre Kultur dieser Zeit lassen sich den Gräbern des Friedhofes von Hierakonpolis abgewinnen. Im Friedhof HK 43 ließen sich anhand von Untersuchungen der Skelette erstaunliche Erkenntnisse gewinnen, beispielsweise die Feststellung, dass 21 von 470 Bestatteten der Hals durchgeschnitten wurde, in anderen Fällen, dass sie geköpft wurden. Da diese Verletzungen jedoch standardisiert auftreten, lässt dieser Befund weder auf übliche Gewalt oder gar kriegerische Auseinandersetzungen schließen, noch lässt sich sicher feststellen, ob es sich bei den Verletzungen um Bestrafungen handelte oder vielleicht eher um rituelle Eingriffe nach dem Tod. Gleichzeitig konnten in HK 43 erstmals künstliche (Teil-)Mumifizierungen nachgewiesen werden. In beiden Fällen ist zu vermuten, dass sich hier eine Erinnerungskultur abzeichnet, die sich mit rituellen Handlungen an der Existenz der Bestatteten nach dem Tode verknüpft. Im weiteren Verlauf der ägyptischen Geschichte hat sich jedoch die Bewahrung des menschlichen Körpers durchgesetzt und bis an das Ende der griechisch-römischen Zeit als Ideal der rituellen Behandlung von Toten erhalten. Dass das früheste dekorierte Grab, das sogenannte Grab 100 von Hierakonpolis, ebenfalls aus dieser Zeit stammt, kann kein Zufall sein, fügt es dem Totenkult doch gewissermaßen eine dritte Dimension mit umfassender Wanddekoration hinzu.