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4. Gräberfelder des neolithischen Ägypten
ОглавлениеErste groß angelegte Friedhöfe
Der Nachweis einer zunehmenden Elitebildung lässt sich jedoch insbesondere an den ab dem späten Neolithikum ausgreifenden Friedhöfen ablesen. Aufgrund des in dieser Zeit hohen Nilstandes sind zwischen ca. 11.000 und 8000 im Niltal keine Bestattungen nachzuweisen. Ein Glücksfall ist in diesem Zusammenhang der Friedhof von Gebel Ramlah in der Südwestwüste zu werten, der um ca. 4500–4000 datiert und in Verbindung mit einer zugehörigen Siedlung betrachtet werden kann. Das Vorkommen von tulpenförmigen Bechern, ansonsten Kennzeichen des mittelägyptischen Ortes Deir Tasa, der über weitreichende Verbindungen mit Siedlungen in der Ost- und Westwüste verfügt, erlaubt eine gesicherte chronologische Einordnung dieser neolithischen Bestattungen und eine Einbindung in die Badari-Kultur. Bei Gebel Ramlah handelt es sich um einen über einen langen Zeitraum hinweg genutzten Friedhof mit Familien- und Einzelgräbern, in denen die Toten in angewinkelter Lage auf der rechten Seite und mit Blick nach Süden bestattet wurden. Die Tatsache jedoch, dass die tulpenförmigen Becher auch in Wadi Atulla in der Ostwüste gefunden wurden, sind bei aller Vorsicht als frühe Hinweise auf eine sich langsam formierende, einheitliche Bestattungskultur zu werten.
Badari-Kultur
Die Badari-Kultur (ca. 4500–4000), so benannt nach der gleichnamigen Region in der Nähe des heutigen Sohag und älteste prädynastische Kultur Oberägyptens, folgt der Merimde-Beni-Salame-Kultur. Sie ist nicht nur verbunden mit dem frühesten Nachweis von Ackerbau in Oberägypten, sondern auch gekennzeichnet durch eine ausreichende Anzahl kleinerer Friedhöfe in den Orten Matmar, Mostagedda, Qau el-Kebir und Hammamiya, die zusammengenommen ca. 600 Gräber umfassen. Während man früher annahm, die möglicherweise um ca. 4500 entstandene Badari-Kultur sei auf die genannten Orte beschränkt, sind in den vergangenen Jahren der Badari-Kultur zuzurechnende Funde auch weiter im Süden nachgewiesen worden, so in Mahgar Dendera, Armant, El-Kâb und Hierakonpolis. Hierzu gehören auch Tierbestattungen, wie die eines in Textilien eingewickelten Elefanten in Hierakonpolis, die jedoch mit den Bestattungen von Menschen in keinem unmittelbaren Zusammenhang zu stehen scheinen, sich aber bis in die Naqada-Zeit hinein fortsetzen. Einige wenige Funde lassen Kontakte der Badari-Kultur mit dem Ausland vermuten, so etwa durch das Vorkommen von Muscheln des Roten Meeres und Kupfer. Dabei wird angenommen, dass diese Verbindungen zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht über das nördliche Niltal verliefen, sondern über Handelswege in der Ostwüste. Die Badari-Kultur lässt sich in Gräberfeldern, Siedlungen, aber auch in der Bildenden Kunst nachweisen. Dabei fällt auf, dass die Siedlungsmuster noch flexibel sind, wohl weil dem Faktor des (saisonalen) Wohnens weniger Interesse entgegengebracht wird, als überlebensnotwendigen Aktivitäten wie der Pflege und Aufzucht von Viehherden. Während bereits in der Merimde-Beni-Salame-Kultur in Gräbern tönerne Tierfiguren auftauchen, sind aus der Badari-Kultur erstmals menschliche Figuren bezeugt. Dazu kommt eine Vielfalt an Schmuck sowie Tierfiguren, die ausgehöhlt als Behälter dienen können.