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5.1 Naqada II
ОглавлениеElitenbildung
Dennoch lassen sich ab Naqada II (ca. 3600–3200, auch Gerzean genannt nach dem Fundort Gerza), der letzten Phase der oberägyptischen prädynastischen Periode, anhand der Grabbeigaben lokale und regionale Eliten identifizieren. Als Folge des ausgeprägten ariden Klimas finden Besiedelungen in der Wüste kaum mehr statt und die Orte im Niltal erweisen sich als kompakte Siedlungen, in denen die Eliten ortsnah interagieren können. Die nördliche Ausdehnung der Naqada-II-Kultur reichte bis zum Fayum und Nordostdelta (Minshat Abu Omar), was darauf hindeutet, dass die vormals von Badari und der Naqada-I-Kultur ausgehende Expansion nun weite Teile des Nordens beinhaltet und nicht mehr nur auf Oberägypten beschränkt ist. Die Entwicklung der Keramik ist das entscheidende Kriterium für diese Epoche: Erstmals tauchen konsequent dekorierte Gefäße aus Mergelton auf, die mit Deckeln und mit Hilfe von Stricken zu verschließen waren. Auf den hellen Oberflächen werden in dunkelroter Farbe Bilder angebracht, die häufig riesige Schiffe zeigen, aber auch die Flora und Fauna Ägyptens abbilden sowie sich im Uhrzeigersinn drehende Spiralen. Es ist dies die Bilderwelt einer Gesellschaft, deren Bewegungsradius sich erhöht, die die Natur beobachtet und rituelle Landschaften abbildet, ohne sie sich untertan zu machen. Diese Prestigekeramik wird nicht nur für den funerären Gebrauch hergestellt, sondern trägt Gebrauchsspuren, die auf eine Verwendung zu Lebzeiten des Verstorbenen hindeuten.