Читать книгу Verrissmeinnicht - Das Buch zum Film - Martin Cordemann - Страница 7
Auf dem Weg zum Einheitsbrei
ОглавлениеFrüher, ganz früher, gab es noch klare Trennungen. Also bei Filmen und Genres. Da versuchte man sich voneinander abzuheben, etwas besonderes, Eigenständiges zu sein. Eben um damit zu punkten, dass man Dinge tat, die einen von den anderen abhoben… bevor sie dann von anderen kopiert wurden, um ebenfalls auf der Erfolgswelle mitzuschwimmen. Doch heute scheint es das nicht mehr zu geben, heute klaut nicht nur der eine ungeniert beim anderen (gut, das gab es auch früher schon), aber aus irgendwelchen Gründen versucht man immer mehr, andere zu imitieren – obwohl man selbst eigentlich eine feststehende Marke ist.
Mein Name ist Bond, Jason Batman
Dass es wohl Parallelen zwischen Jason Bourne und James Bond gab, dürfte man an den Initialen der Figuren relativ klar ablesen können. Aber inzwischen verschwimmen auch hier die Grenzen ziemlich stark und ziehen sogar Nolans Batman mit hinein. Das liegt wohl daran, dass die Bond-Macher nicht mehr Wegweiser sind, sondern schlicht und einfach kopieren, was erfolgreich ist. Was bei Jason Bourne gut funktioniert hat, ist für Bond nun auch gut genug. Action, Kämpfe, Epilepsie verursachende Schnitte, alles. Dann kommt Christopher Nolan mit einem Neustart für Batman daher und auch das wird dann bei Bond einfach mal aufgegriffen (oder sollten wir sagen übernommen?).
All das wäre ja vielleicht noch erträglich, wenn Bond dann nicht auch noch auf das einzige verzichten würde, was ihn einzigartig gemacht und über die Jahre begleitet hat: die Musik. Dass man bei einem vom Kanon (sollte da so was überhaupt existieren) losgelösten Batman auf die Titelmusik der 60er Jahre Fernsehserie verzichtet, ist nachvollziehbar – zumal man Nolans Trilogie als in sich abgeschlossene Geschichte betrachten kann, die für sich steht und keinerlei Kontakt zum „eigentlichen“ Batman Universum hat (ähnlich wie „The Dark Knight Returns“).
Bei Bond ist das jedoch anders, Bond war immer eine irgendwie fortlaufende Reihe – man hätte eine für sich stehende Trilogie im Stile Nolans machen können, aber das hat man eben nicht. Und so sind wir an einem Punkt angekommen, wo Bond agiert wie Jason Bourne und aussieht wie ein Bauarbeiter – untermalt von einer Musik, die auch von Hans Zimmer stammen und aus einem der Batman Filme sein könnte, aber eben mit Bond nichts zu tun hat. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen den Figuren und den Filmen, aus allem wird ein Einheitsbrei, bei dem es auf Dauer schwierig werden wird, zu erkennen, wessen Abenteuer man eigentlich gerade verfolgt. Leider ist das Agentengenre da keine Ausnahme.
Es war einmal vor langer Zeit in einem Weltraum, unendliche Weiten…
Man kann „Krieg der Sterne“ vorwerfen, dass er sich bei vielem bedient (geklaut) hat, z.B. beim „Herrn der Ringe“, aber „Star Trek“ war damals komischerweise noch nicht dabei. Doch das hat sich inzwischen geändert. Denn man kann nun beim neuen „Star Trek“ von J.J. Abrams starke Anleihen bei „Star Wars“ erkennen – die im Audiokommentar sogar frei zugegeben werden. Das kann man für Figuren genauso sehen wie für das Aussehen mancher Szenen – sogar für die „Handlung“, denn aus der Entdeckungsreise der alten Serie ist inzwischen ein fast reines Geballer geworden.
Da sich Trek Wars nun also stark angenähert hat, was darf man dann von einem „Star Wars“ Film erwarten, der ausgerechnet von diesem Regisseur gemacht wird? Wenn Trek inzwischen also größtenteils wie Wars wirkt, musste man sich fragen, wie wird dann das neue Wars wirken? Wahrscheinlich wie bei Bond und Co.: Die Linien verwischen, alles wird zu einem einfarbigen Matsch… jedenfalls war mit so was wohl zu rechnen, dich in dieser Form ist es dann glücklicherweise ausgeblieben. Bisher. Aber vielleicht geht es ja irgendwann doch noch weiter und wir bekommen einen „Captain James T. Bond der USS Millenium Enterprise“… aber wenigstens brauchen wir dann nicht mehr so viele Filme zu sehen!