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Das Publikum ist niemals schuld

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So sagt eine alte Theaterweisheit. Oder Leute, die mit dem Theater zu tun haben. Oder irgendwer. Und wissen Sie was?

Das stimmt nicht!

Ganz ehrlich, das Publikum ist an vielen schuld! Glauben Sie nicht? Stimmt aber. Würde nicht eine Masse von Leuten immer wieder in „Transformers“ laufen, um sich synthetischen Mist anzusehen, dann gäbe es davon nicht so viele Fortsetzungen und Reboots. Das Publikum ist also sehr wohl mitverantwortlich dafür, was ihm vorgesetzt wird. Genau genommen ist das Publikum der wesentliche Faktor dafür. Oder vielmehr das Geld, das es in die Kassen der Studios spült. Sie können den großartigsten Film aller Zeiten machen, der geradezu nach einer intelligenten und sinnvollen Fortsetzung lechzt – sind die Einspielergebnisse nicht dementsprechend, dann wird da nichts draus. Wenn also jemand schuld ist, dann zu einem extrem großen Teil in erster Linie das Publikum!

So war das nicht gemeint

Natürlich war das so nicht gemeint. Der Spruch ist ja auch mehr eine Abwandlung des ebenfalls mittelmäßig zutreffenden

Es gibt kein schlechtes Publikum“

Bezogen ist das auf die Reaktionen des Publikums auf einen Künstler. Und auch dieser Satz hinkt. Es gibt vielleicht kein schlechtes Publikum, aber es gibt ein falsches Publikum! Stellen Sie einen Kabarettisten mit intelligenten, hintergründigen Texten zum Zuhören und Mitdenken auf eine Prollbühne in Mallorca und keine der beiden Seiten wird einen guten Abend haben. Das falsche Publikum für den Künstler – oder der falsche Künstler für dieses Publikum.

Kommen wir aber mal zu einem anderen wichtigen Punkt, den kein Publikum so richtig zu kennen scheint. Man hört immer wieder, dass Zuschauer Künstlern nach einem Abend, an dem der Künstler vom Publikum nur Schweigen geerntet hat, gesagt haben, das wäre der beste Abend gewesen, den sie je gehabt haben. Ja, das ist natürlich schön, den Künstler das hinterher wissen zu lassen, damit er sich nicht ganz so mies fühlt, aber eine Weisheit bleibt hierbei leider auf der Strecke:

Das Publikum kann eine Performance verbessern!

Oh ja, das ist so! Es bringt nicht viel, den ganzen Abend still vor sich hin zu genießen und dem Künstler hinterher ein großes Lob auszusprechen. Oder sagen wir, es verwirrt den Künstler, aber Sie als Publikum haben eigentlich nicht viel davon. Denn, wie gesagt, es liegt an Ihnen, aus einem guten Abend einen großartigen zu machen. Warum? Erklär ich Ihnen.

Ein guter Künstler oder auch ein gutes Ensemble, die machen ihren Job, wenn sie auf der Bühne stehen. Sind sie Profis, lassen sie es sich nicht anmerken, wenn es sie stört, dass vom Publikum so keinerlei Reaktion, keinerlei Rückmeldung zu vernehmen ist. Und, machen wir uns nichts vor, das stört. Man muss schon sehr besoffen oder ignorant sein (bei Künstlern beides durchaus gängig), um so etwas komplett zu ignorieren und nicht an sich heran zu lassen. Bleibt der Saal also still und die Reaktion aus, macht man seinen Job, professionell – und hofft auf einen anderen Abend, an dem es besser läuft. Sie als Publikum bekommen also von einem Künstler für Ihr Schweigen einen korrekten Abend.

Aaaaaaaber…

Wenn Sie dem Künstler zeigen, dass Sie das, was er da macht, gut finden, wenn Sie ihn das spüren lassen, wenn Sie ihm das Gefühl geben, sie wissen seine Arbeit da zu schätzen und zu würdigen… wissen Sie, was dann passiert? Nun, DANN bekommen Sie wahrscheinlich einen großartigen Abend! Denn der/die Künstler tauen auf, werden sicherer, lockerer. Das steigert ihre Spielfreude und ihren eigenen Spaß an der Sache, der wiederum den Ihren steigert. Das heißt, das Publikum kann die Performance eines Künstlers um einiges steigern. Es liegt also ganz in Ihrer Hand, ob Sie einen guten Abend im Theater haben – oder einen großartigen!

Verrissmeinnicht - Das Buch zum Film

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