Читать книгу Verrissmeinnicht - Das Buch zum Film - Martin Cordemann - Страница 9
Besser ein gutes Ende…
Оглавление…als ein Film ohne Schrecken?
Nein, da ist irgendwas durcheinander geraten. Es geht um Enden, um gute Enden, um originelle Enden – also bei Filmen. So wie der eine „Twilight“ Film, wo der blinkende Vampir sagt: „Aber jetzt wird erstmal geheiratet!“ und sie hält die Luft an und dann Schwarz. Das ist ein tolles Ende, das ist… Mann, wer denkt sich so eine Scheiße aus? Oder, viel wichtiger, wer glaubt bitte, so was wäre ein gutes Ende? „Da amüsier ich mich doch lieber mit meinem pornographischen Kartenspiel“, um hier mal „Die Simpsons“ zu zitieren.
Aber es gibt auch Filme, mit einem guten Ende. Ehrlich! Gut, das heißt natürlich nichts. Nur weil ein Film ein passables Ende hat, wird daraus noch lange kein guter Film. Ich denke, damit sind wir dann auch schon bei unserem ersten Kandidaten…
M. Night Shalamalaikum
Oder auch der Erfinder des „Twist“, nicht des Tanzes, sondern des überrrrraschenenden Endes am Ende. Dieses Merkmal, dass alle seine Filme am Schluss eine überraschende Wendung haben, war es nicht, was seine Filmkarriere zerstört hat – das waren die beschissenen Filme, die er produzierte. Dafür aber hat dieses Merkmal die Filme selbst ruiniert oder zumindest in ihrem Vergnügen geschmälert, denn wer glaubt, wenn man IMMER eine Überraschung macht, WÄRE das noch eine Überraschung, ist ein Idiot! Ein ständig wiederholtes Verhalten ist nicht überraschend, sondern wird vorhersehbar, damit werden die Filme vorhersehbar und damit wird die Überraschung zerstört. Denn selbst wenn man nicht direkt weiß, was sie ist, so geht man doch davon aus, dass es eine gibt… so kann man sich sein eigenes Werk zerstören. Dabei war der Film, mit dem er seine „Unvorhersehbarkeit“ begonnen hatte, gar nicht so schlecht. Und ich muss gestehen, ich habe das Ende von „The Sixth Sense“ nicht kommen sehen. Anders war es da allerdings bei dem etwa zeitgleich angelaufenen
„Fight Club“
Was bei M. Night erst später zum Tragen kam, war hier – für mich – ein wenig durch die Besetzung vorweggenommen. Denn so, wie Kevin Spacey zu Beginn seines Erfolges immer den etwas zwielichtigen, undurchschaubaren Charakter spielte, so war Edward Norton ein kleines bisschen durch seine große Erfolgsrolle geprägt, einen Film, der ebenfalls in diese Kategorie gehört:
„Zwielicht“
Einer der wenigen Filme, in denen Richard Gere wirklich perfekt besetzt ist, als aalglatter, schmieriger Anwalt, wo er keine Gefühle zeigen/spielen muss, das funktioniert sehr gut. Hier geht es um ein Verbrechen und um multiple Persönlichkeiten. Der Täter ist bereits gefasst, doch nach und nach kommt heraus, dass sich in seinem Geist vielleicht mehr als nur eine Person befindet. Ein spannender Film mit einem überraschenden Ende und einem hervorragenden Edward Norton…
„Fight Club“, Fortsetzung
…der hier den Multipersönlichkeitstyp gibt, was dann für mich das Ende von „Fight Club“ ein bisschen weniger überraschend gemacht hat. Aber das Vergnügen hat es keineswegs geschmälert!
„Gone, Baby, Gone“
Ben Afflecks erste Regiearbeit und ein recht guter Film. Bei den zuvor erwähnten Filmen ist das Ende eher eine Überraschung, ein Gag, eine Pointe, etwas, womit man nicht gerechnet hatte. Bei diesem Film sieht das ein wenig anders aus. Dieser Film schafft es, ein Ende zu bieten, das einen ein wenig hin und her gerissen zurück lässt – und das ist großartig. Denn die Hauptfigur schafft es, gleichzeitig das richtige und das falsche zu tun. Einerseits hat er völlig Recht – andererseits liegt er völlig falsch. Und er weiß es. Aber er tut das Richtige, obwohl es das Falsche ist – und welcher Film kann einem schon ein solches Ende bieten?
„Planet der Affen“
Das war mal eine Überraschung, ein Schocker, so wie die Offenbarung, dass Darth Vader der Vater von Luke Skywalker ist, doch zu seiner Zeit war es das Ende schlechthin – und ein glorreicher Abschluss für einen hervorragenden Science Fiction Film. Für alle, die den Film noch nicht gesehen haben und nichts darüber wissen, wäre das vielleicht mal eine Möglichkeit. Aber Vorsicht: Wir sprechen hier über das Original mit Charlton Heston, nicht über den Tim Burton Mist mit Mark Wahlberg. Der hat zwar auch ein überraschendes Ende, aber das ist eher überraschend schlecht… obwohl, so überraschend auch nicht, denn der Film selbst war auch nicht so dolle!
„Der Clou“
Überraschende Enden sind natürlich unerlässlich bei Gaunerfilmen, bei denen man einen komplizierten Plot aufbaut, um irgendjemanden zu betrügen. Es ist ein Plan im Plan im Plan im Plan, eine Täuschung, die eine Täuschung verbirgt, die eine Täuschung verbirgt, so dass die Auflösung am Ende für den Betrogenen undurchsichtig und für den Zuschauer überraschend ist. „Der Clou“ macht das sehr schön. Und wer überraschende Enden in Serie sehen möchte, kann es ja mal mit der britischen Serie „Hustle“ versuchen, in der eine Gruppe von Betrügern Folge für Folge komplizierte Pläne ausheckt, um Betrogene und Publikum hinters Licht zu führen – und das sehr gekonnt!
„Die üblichen Verdächtigen“
Dies ist natürlich der Klassiker, der bei den guten Enden nicht fehlen darf. Und wie bei den anderen Filmen sollte man hier nicht zu viel verraten. Ach ja, da gab es ja noch „The Crying Game“, aber ich denke, das Ende hat inzwischen so sehr die Runde gemacht, dass es vielleicht schon wieder vergessen ist. Ich lass das mal aus. „Die üblichen Verdächtigen“ wartet mit einem Ende auf, das ich in dieser Form noch nicht erlebt habe und das einen den ganzen Film und alles, was man vorher gesehen hat, in einem völlig neuen Licht betrachten lässt – höflich formuliert. Er macht den Film ungeheuer originell und in meinen Augen zu einem absoluten Meisterwerk. Wenn Sie ihn noch nicht gesehen haben, schon allein dafür lohnt es sich!