Читать книгу Abgründe auf La Palma - Martin Danders - Страница 9
6. Kapitel
ОглавлениеAls ich am nächsten Morgen aufstehe, haben Ilona und Marita bereits den Frühstückstisch gerichtet. Ich genehmige mir erst einmal einen Kaffee, um ein bisschen in Schwung zu kommen.
„Wo warst du denn gestern Abend?“ fragt mich Marita beim Frühstück.
„Ich war bei meiner neuen Hundefreundin zu Hause und habe mit ihr einen Joint geraucht!“
„Ach, das ist ja interessant!“ antwortet Marita überrascht.
„Ja, es war interessant!“
„Wie heißt sie und wie alt ist sie?“ fragt Ilona.
„Sie heißt Dagmar und ist wesentlich jünger als ihr. Ich schätze sie auf Mitte Dreißig!“
„Und was macht sie beruflich?“ fragt Ilona etwas verärgert wegen meines Altersvergleiches.
„Sie näht Damenkleider und verkauft die Modelle an betuchte Kundinnen!“
„So, so! Und war der Abend nett?“ fragt Ilona.
„Ja, es war sehr nett! Sie ist etwas verrückt, aber ganz in Ordnung!“
„Hast du mit ihr geschlafen?“ fragt Ilona, obwohl sie das eigentlich nichts angeht.
„Ja, aber mehr will ich zu diesem Thema nicht erzählen!“
„O.K.! Hauptsache, du hattest deinen Spaß“, meint Ilona. Ich antworte, „ich hatte meinen Spaß, da kannst du ganz beruhigt sein!“
Nach dem Frühstück fahren die beiden Frauen erneut zu ihrem Verkaufsstand in die Stadtmitte. Sie haben nicht schlecht gestaunt über meinen gestrigen Abend. Aus der Geschichte werde ich bestimmt kein Geheimnis machen. Ich bin sicher, dass sie beide eifersüchtig sind, aber es natürlich nicht zugeben würden. Für Frauen ist eine weibliche Konkurrenz nur sehr schwer aushaltbar, vor allen Dingen, wenn sie auch noch jünger ist. Sowohl Ilona als auch Marita sind nach meiner Auffassung keine richtigen Volllesben, das nehme ich ihnen nicht ab. Ich glaube eher, dass sie vielleicht bisexuell sind. Bei Ilona bin ich schon überrascht, dass sie jetzt angeblich lesbisch ist. Dagegen hat Marita in ihrem Leben schon mehrere Affären mit Frauen gehabt, sodass ich bei ihr nicht besonders überrascht bin. Ich vermute mal, dass die Initiative von Marita ausgegangen ist, aber Ilona hat dann scheinbar bereitwillig mitgemacht.
Die beiden Frauen sollen erst einmal miteinander klarkommen, das wird sicherlich auch nicht einfach für sie. Ich werde mich da nicht einmischen und meinen eigenen Weg gehen, ob mit Dagmar oder jemand anderes, wird sich zeigen. Dagmar erscheint mir ein wenig zu verrückt, aber eigentlich sind wir doch alle ein bisschen mehr oder weniger irre, oder?
Ich gehe in mein Zimmer, starte den Computer und schreibe in meinem Fachbuch weiter. Der Joint von gestern Abend hat meine Schreibfähigkeit nicht beeinträchtigt. Gegen Mittag schalte ich den Computer aus und koche für mich in der Küche ein Nudelgericht. Nach dem Essen rufe ich kurz Dagmar mit dem Handy an. Wir verabreden uns heute um ca. 14 Uhr an unserer Parkbank für erneutes Treffen einschließlich der Hunde.
Ungefähr eine Stunde vorher laufe ich mit Charly los, weil die Parkbank einige Kilometer von meiner Finca entfernt ist. Pünktlich erreiche ich unseren Treffpunkt, während Dagmar natürlich noch nicht da ist. Eine halbe Stunde später ist sie immer noch nicht erschienen. Wahrscheinlich ist sie wieder in irgendein Chaos verwickelt. Um 15 Uhr, also eine Stunde zu spät, sehe ich sie von Weitem auf mich zu eilen.
„Es tut mir leid, dass ich zu spät bin!“ sagt sie zur Begrüßung.
„Macht nichts! Ich habe mich nicht gelangweilt“, antworte ich, obwohl ich sie mittlerweile für ziemlich unzuverlässig halte.
„Ich habe letzte Nacht mal wieder kein Ende gefunden, nachdem du gegangen warst, weil ich noch ewig lange an den Kleidern genäht habe. Heute Morgen habe ich dann viel zu lange geschlafen und prompt einen Arzttermin verpasst.“
„Bloß keinen Stress“, antworte ich, und sie sagt, „das sagst du so einfach!“
„Lass uns jetzt mit den Hunden loslaufen“, schlage ich vor, und sie stimmt zu.
Wir laufen durch die Maccia und die Sonne brennt uns erbarmungslos auf die Köpfe. Wegen der großen Hitze setzen wir uns in den Schatten unter einen kleinen Olivenbaum. Wir hocken direkt auf dem harten Vulkanstein, weil hier kein Mutterboden vorhanden ist. Kein Mensch ist hier weit und breit zu sehen, sodass wir vollkommen ungestört sind. Dagmar erhebt sich plötzlich und zieht sich nackt aus. Sie formt aus ihrer Kleidung eine Unterlage. Ich stehe auch auf, entkleide mich und lege meine Sachen so hin, dass sich unsere Unterlage noch vergrößert. Dagmar zieht mich hinunter, sodass ich mit dem Rücken auf unseren Sachen liege. Ich wage es nicht sie anzufassen oder zu küssen, weil sie das gestern aus einem mir völlig, unbekannten Grund nicht wollte. Dann hockt sie sich mit gespreizten Beinen über mich, sodass ich ihren Hintern mit der rasierten Muschi direkt vor meinem Gesicht habe. Sie lehnt sich über mir nach vorne und küsst meinen Schwanz. Dann bearbeitet sie ihn, bis ich fast wahnsinnig vor Leidenschaft werde. Wie von ihr gewünscht küsse ich nicht ihre Muschi, obwohl es mir sehr schwer fällt. Sie bleibt in dieser Position bis es mir mit einem unglaublichen Gefühl kommt, sodass ich in ihren Mund ejakuliere. Anschließend ziehen wir uns beide wieder an, setzen uns nebeneinander auf die Felsen und rauchen jeweils eine Zigarette.
„Wieso darf ich dich nicht küssen oder anfassen?“ frage ich interessiert.
„Ich wurde damals als Kind von meinem Vater bei den sexuellen Übergriffen auch geküsst und angefasst. Ich habe das damals so gehasst, deswegen darf mich heute niemand mehr küssen oder anfassen.“
„Das leuchtet mir als Erklärung ein! Vielleicht kannst du später mal mit dem Problem besser umgehen“, sage ich und ziehe es vor, das heikle Thema erstmal nicht weiter anzusprechen.
„Ja, vielleicht schaffe es später einmal. Ich bin mit der Geschichte bestimmt noch Jahre beschäftigt“, meint sie. Ich nicke nur zustimmend und gebe keine Antwort.
Nach der Pause unterm Olivenbaum laufen wir mit den Hunden weiter. Charly und Lola verstehen sich ausgezeichnet. Zum Glück ist Lola nicht läufig, sodass er sie nicht besteigt. Bei Hunden ist das mit dem Sex ganz einfach. Nur bei den Stehtagen der Hündin wird mit allen Rüden ohne Einschränkungen gerammelt, die nicht kastriert sind. Der Duft ist für die Rüden so schön, dass sie regelrecht verrückt werden. Ansonsten beißen die Hundedamen die Herren einfach weg oder setzen sich auf den Hintern, damit nichts mehr passieren kann. Bei der lustigen Vorstellung, dass wir Menschen uns so verhalten würden, amüsiere ich mich köstlich.
Dagmar erzählt weiter ihre Lebensgeschichten und hat in mir einen interessierten Zuhörer gefunden. Es wäre taktisch besser, mir nicht so viel zu erzählen, weil sie mit ihrem Verhalten bei mir jegliche Spannung, die das Unbekannte mit sich bringt, im Keime erstickt. Aber, sie ist eben so! Es muss durchaus nicht immer nach „Schema F“ laufen.
In der Nähe von meiner Finca verabschieden wir uns voneinander, indem ich sie kurz umarme. Ihr versteinertes Gesicht zeigt mir, dass sie diese Umarmung nur ungern über sich ergehen lässt.
„Ich mag auch keine Umarmung bei der Verabschiedung“, erklärt sie mir eindeutig.
„O.K.! Ich werde es mir merken! Demnächst nur mit Handschlag! Auf bald!“
„Auf bald“, antwortet sie und geht in Richtung Santa Cruz.
Nachdenklich laufe ich zurück zur Finca, so etwas habe ich bisher bei keiner Frau erlebt. Also sie will keine Küsse, kein Anfassen und keine Umarmung bei der Verabschiedung. Dieser abscheuliche Vater hat nun bei seinen Töchtern erreicht, dass die jetzt als gestörte Wesen ein Leben lang durch die Welt laufen. Ich könnte wirklich platzen vor Wut, wegen diesen Vätern oder anderen Männern, die ihre Geilheit an den eigenen oder fremden Kindern ausleben. Ich habe zum Glück in meiner Kindheit so etwas nicht erlebt. Allerdings gab es einen bedenklichen Vorfall, an den ich mich noch sehr gut erinnere. Ich war zu diesem Zeitpunkt etwa 5 oder 6 Jahre alt und schaute mir in einer Einkaufsstraße in Berlin ein Schaufenster an. Dabei viel mir auf, dass mich ein Mann von der Seite beobachtete. Ich lief im normalen Tempo weiter, und er folgte mir. Wenn ich stoppte, blieb er auch stehen. Schließlich rannte ich so schnell ich konnte eine Strecke von ungefähr einem Kilometer nach Hause. Beim Rennen drehte ich mich um und sah, dass er mir hinterher rannte, aber mich nicht einholte, weil ich als Kind sehr schnell laufen konnte. Beim Rennen holte ich den Haustürschlüssel aus der Hose, um die Haustür schnell aufschließen zu können. Es gelang mir weit vor ihm die Haustür zu erreichen, schnell schloss ich sie auf und drückte sie hinter mir zu. Dann war ich in Sicherheit, aber ich hatte mir vor Angst fast in die Hose geschissen. Ich weiß bis heute nicht, was er tatsächlich wollte. Wahrscheinlich war das damals ein Pädophiler mit Interesse an kleinen Jungs. Damals konnte ich mir wegen meines jungen Alters diesen Vorfall nicht erklären.
Am Abend betrete ich mit Charly mein idyllisches Anwesen. Ilona und Marita sind bereits im Haus und essen gerade am Küchentisch. Ich hole mir einen Teller aus dem Geschirrschrank und setze mich dazu.
„Und läuft bei dir alles rund?“ fragt Marita.
„Ich bin zufrieden!“
„Du kannst ja mal deine neue Freundin mitbringen. Wir haben nichts dagegen“, sagt Ilona großzügig.
„Vielleicht später einmal. Jetzt ist es noch zu früh“, antworte ich. Eigentlich weiß ich jetzt schon, dass die Beiden meine verrückte Dagmar bestimmt nicht so prickelnd finden werden und dass sie sicherlich irgendwelche Sticheleien abziehen werden, falls sie mich mal hier besuchen sollte.
„O.K.! Dann später einmal“, meint Ilona.
Wie in alten Zeiten liegen wir zu Dritt auf der Couch, schauen uns zusammen einen Film im Fernsehen an und trinken dazu eine Flasche Wein. Anschließend verschwinden sie in Ilonas Zimmer, während ich mich alleine in mein Gemach zurückziehe. Nachdem ich meinen Computer hochgefahren habe, erstelle ich noch eine wichtige Tabelle für mein Fachbuch. Eine Stunde später schalte ich zufrieden den PC aus, da sie fertig ist und meinen Vorstellungen entspricht. Nachdem ich mit Charly nochmal vor der Tür war, falle ich müde ins Bett.