Читать книгу Der mit dem Wolf heult - Martin Danders - Страница 10
7. Kapitel
ОглавлениеEin paar Wochen später kommt es leider zu einem folgenschweren Ereignis. Die Streits zwischen Franzi und Rudi waren in den letzten Wochen immer mehr eskaliert. Für mich war das nicht gerade schön, aber ich war immer bemüht nicht der Auslöser dafür zu sein. Ich kann es nicht leiden, wenn mein Rudel sich streitet. Insbesondere, wenn es laut wird, weil ich dann große Angst bekomme und mich in eine Ecke verkrieche. Mein Hörvermögen ist viel besser als das von Menschen, deswegen ist für mich ihre Lautstärke bei Konflikten kaum zu ertragen.
Franzi hat in der letzten Zeit öfters mal woanders übernachtet. Allerdings weiß ich nicht, bei wem sie geschlafen hat. Darüber war ich ganz froh, denn dann gab es nachts wenigstens keinen Streit, sodass ich ungestört neben Rudis Bett schlafen konnte. Auch die letzte Nacht hat Franzi auswärts geschlafen, darüber war Rudi wenig beunruhigt. Plötzlich höre ich einen Schlüssel, der sich im Türschloss dreht. Nachdem sich die Haustür geöffnet hat, betritt Franzi unsere Dachwohnung. Rudi sitzt gerade am Küchentresen, isst ein Marmeladenbrot und trinkt dazu einen Milchkaffee.
„Hallo ihr beiden! Na, alles in Ordnung?“ fragt Franzi. „Bisher schon!“ antwortet Rudi nicht gerade freundlich. „Wir müssen heute mal über Einiges reden“, schlägt sie vor. „Das du mal reden willst, ist wirklich außergewöhnlich“, bemerkt er. „Da siehst du mal“, antwortet sie.
Zunächst kocht sich Franzi ebenfalls einen Kaffee auf und setzt sich danach mit ihrer Tasse gegenüber von Rudi an den Tresen, sodass sich die beiden Streithähne direkt in die Augen sehen können. Etwas besorgt lege ich mich als eine Art Kampfrichter auf die kalten Küchenfliesen, um in das Geschehen jederzeit eingreifen zu können, da tätliche Auseinandersetzungen zwischen ihnen jederzeit möglich sind.
„Es ist Schluss! Ich beende unsere Beziehung“, meint Franzi und stampft dabei mit ihren Füßen demonstrativ auf den Boden, um ihrer Aussage noch Nachdruck zu verleihen. „Na, prima! Und warum?“ fragt Rudi und gibt sich wenig überrascht. „Ich habe einen neuen Mann kennengelernt, der Thomas heißt und ganz süß ist“, erklärt sie und schaut dabei Rudi etwas nervös an. „Ah, Thomas heißt er, netter Name! Hast du mit ihm schon gepennt?“ fragt er. „Ja, ich habe schon öfters mit ihm geschlafen. Er ist besser im Bett als du!“ sagt sie provozierend. „Ach so, er ist besser im Bett als ich! Logisch, wie kann es auch anders sein“, antwortet er. „Ja, er ist so zärtlich zu mir und ein toller Mann! Ich habe einen Orgasmus nach dem anderen. Außerdem sieht er sehr gut aus und ist Anwalt“, erklärt sie. „Also ein Anwalt ist er! Sehr praktisch, weil man ihn immer mal gebrauchen kann. Wahrscheinlich hat er genügend Geld“, entgegnet er. „Ja, aber leider ist er verheiratet und hat bereits zwei Kinder. Aber er will sich scheiden lassen“, erzählt sie. „Ach, so schnell will er sich scheiden lassen! Darüber werden sich aber seine Frau und die Kinder freuen“, meint er. „Ja, er wird sich wegen mir scheiden lassen“, bestätigt sie. „Vielleicht erzählt er dir nur ein Märchen“, sagt er. Sie entgegnet überzeugt: „Er wird es tun!“ „O.K.! Dann mach mal, meine Zustimmung hast du“, witzelt er. „Ich brauche von dir keine Zustimmung“, meint sie. Er antwortet: „Ich weiß, das war nur ein Witz!“
Rudi beugt sich zu mir herunter und streichelt mir zärtlich den dicken Kopf. Franzi finde ich so doof! Jetzt will sie unser Rudel verlassen, nur um mit einem anderen Mann Sex zu haben. Wie bescheuert ist diese dumme Kuh!
„Ich werde heute noch ausziehen, weil ich schon eine neue Wohnung in Charlottenburg habe“, erklärt Franzi. Rudi antwortet: „Das ging aber schnell mit der neuen Wohnung!“ „Thomas hat mir bei der Suche geholfen“, sagt sie. Er entgegnet: „Na, dann ist scheinbar dieser Thomas ein richtiger Supermann!“ „Übrigens werde ich Tisza mitnehmen! Du kannst sie ab und zu mal abholen, um mit ihr einen Spaziergang zu machen“, teilt sie ihm mit. „Wieso lässt du sie nicht bei mir?“ fragt er. „Weil sie mein Hund ist! Ich hatte die Idee sie in Ungarn mitzunehmen, nicht du“, sagt sie. „Aber du kannst doch nicht einfach Tisza mitnehmen, weil ich sie vermissen werde“, antwortet er verzweifelt. „Ich habe dir doch gerade erklärt, dass du sie ab und zu abholen kannst, um mit ihr spazieren zu gehen“, sagt sie genervt zu ihm. „Das reicht mir aber nicht! Außerdem sehe ich dann permanent deinen neuen Affen“, meint er. „Er ist kein Affe, sondern ein sehr netter Mann, der im Gegensatz zu dir mit Frauen umgehen kann“, provoziert sie. Äußerst erbost haut er ihr verbal „Du bist eine dumme Kuh!“ um die Ohren.
Rudi ist enttäuscht, sauer, frustriert und verzweifelt, aber er kann Franzi nicht viel, außer der dummen Kuh, entgegensetzen. Über ihre Entscheidung, dass ich bei Franzi und ihrem neuen Mann leben soll, bin ich ziemlich erschrocken und absolut dagegen. Leider wird man als Hund überhaupt nicht gefragt, was man will.
Diese Furie verschwindet so schnell wie sie gekommen ist. Rudi legt sich zu mir auf den Boden und streichelt mich. Er sieht ziemlich mitgenommen aus. Jetzt bettet er vorsichtig seinen Kopf auf meinen Bauch und beginnt zu weinen. Dieser dummen Kuh sollte man eigentlich keine Träne hinterher weinen. Franzi ist wirklich gemein! Was findet sie an diesem anderen Mann? Mit Sicherheit ist Rudi viel besser, als dieser Thomas, obwohl ich ihn gar nicht kenne.
Als sich Rudi etwas beruhigt hat, gehen wir ein letztes Mal vor meinen Auszug über den Kreuzberg. Bei der Gassi-Runde bin ich sehr traurig und laufe wie ein begossener Pudel durch die Gegend. Rudi schweigt und starrt apathisch auf den Boden. Schließlich setzt er sich auf eine Parkbank und zündet sich eine Zigarette an.
„Ich hasse diese dumme Kuh!“ sagt er zu mir und schaut danach in die Umgebung.
Wie gerne würde ich mich mit ihm unterhalten. Stattdessen drücke ich mich mit meiner Flanke an sein Bein und lecke ihm kurz die Hand, um ihm meine Anteilnahme und meinen Trost mitzuteilen. Natürlich will ich bei Rudi bleiben und nicht von Franzi nachher, wie ein Gepäckstück, mitgenommen werden. Wieso fragt mich keiner, was ich will? Das ist so eine Gemeinheit! Wenig später laufen wir deprimiert die Treppen hinauf zur Dachwohnung.
Am Abend erscheint Franzi erneut, diesmal mit Thomas, um ihre Möbel, Sachen und mich zu holen. Vor der Tür steht ein kleiner Pritschenwagen, den sie für den kleinen Umzug gemietet haben. Thomas begrüßt grinsend Rudi, der sich bestmöglich zusammenreißt, um die Situation einigermaßen zu meistern. Ohne viele Worte tragen Franzi und Thomas die kurz vorher gepackten Kisten und Möbel herunter. Rudi hilft dabei nicht und hat sich stattdessen auf der Couch niedergelassen, die nicht abtransportiert werden soll.
Nachdem alles im Umzugswagen verstaut ist, bindet mich Franzi erbarmungslos an die Leine. Sie führt mich nochmal zu Rudi, der sich freundlich von mir verabschiedet und mir übern Kopf streichelt. Mit verzweifelten Blicken schaue ich ihn nochmal an. Bitte hilf mir! Aber er kann unsere Trennung nicht verhindern, denn ich werde jetzt, sozusagen als letztes Gepäckstück, nach unten verfrachtet. Allerdings werfen sie mich nicht in den Laderaum, sondern ich darf während der Fahrt im rechten Fußkasten bei Franzi sitzen. Thomas startet den Motor und fährt los.
Nach ungefähr einer halben Stunde erreichen wir die neue Wohnung von Franzi in Charlottenburg. Franzi lässt mich aus dem Fahrzeug springen, greift noch ein Gepäckstück und läuft mit mir die Treppen hinauf. Sie öffnet eine alte Holztür und führt mich einmal durch alle Räume. Danach geht sie ohne mich wieder hinunter, um Thomas beim Tragen zu helfen. Die neue Wohnung ist lange nicht so schön, wie die von Rudi. Hier gibt es keine Dachterrasse und keinen Balkon, deswegen ist es für mich eine stinknormale, langweilige Etagenwohnung.
Thomas und Franzi haben relativ schnell alle Kisten und Möbel die Treppen hochgetragen. Anschließend bringt er das Mietfahrzeug zurück. Typischerweise beginnt Franzi sofort mit dem Rücken der Möbel bis sie sich in der richtigen Position befinden. Anschließend holt sie ihre Sachen aus den Kisten, um sie gleich einzusortieren. Meine beiden Näpfe stellt sie in die Küche und füllt den einen mit Wasser und den anderen mit Futter auf. Obwohl mir heute fast der Appetit vergangen ist, fresse ich etwas. Danach lege ich mich traurig in das Wohnzimmer und vermisse jetzt schon meinen Rudi. Was wird er wohl heute Abend ohne mich machen?
Wenig später betritt Thomas die Wohnung, hebt Franzi hoch, trägt sie ins Schlafzimmer und wirft sie aufs Bett. Sie kreischt dabei erfreut und zappelt wie ein Fisch, der aus dem Wasser geholt wird. Rasch entkleidet er sie und anschließend sich selbst. Nachdem er ihren Körper mit Küssen überdeckt hat, legt er sich auf sie und beginnt mit ihr Junge zu machen. Dabei geht sein Hintern ständig auf und ab. Ich kann diesen Anblick nicht mehr ertragen, gehe frustriert ins Wohnzimmer und lege mich dort auf den Boden. Aus dem Nachbarzimmer höre ich wie sie gemeinsam ihren Höhepunkt haben, denn sie schreien gerade wie Verrückte.