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Die Band

Francesco Giuliano und Ferdinand gingen zwar in der Schule in dieselbe Klasse, richtig kennen lernten sie sich aber im Jazz Haus in Lustenau, direkt an der Schweiz-Österreichischen Grenze. Ferdinand und Francesco waren begeisterte E-Gitarristen. Die Lustenauer Jazz- und Blues-Szene war in den Achtzigern berühmt für ihre Musiker, die sich in Österreich einen gewissen Namen erspielten. Beeinflusst wurden sie durch einen amerikanischen Jazz Musiker, Less Rose, der von Los Angeles aus nach Europa geschickt wurde, um eine Zweigstelle des »Guitar Institute of Technology« zu errichten. Durch die Nähe der Geldgeber in der Schweiz und Liechtenstein kam er über Mittelsmänner zu den Musikern des Jazz Haus in der Schmugglergemeinde Lustenau, welche direkt an der Schweizer Grenze liegt. Less Rose eröffnete in den Achtzigern mit Hilfe eines renommierten Lustenauer Musikers das American Institute of Music, kurz AIM in Wien. Dabei wurde ein Teil der Finanzierung über die »Lustenau Connection« abgewickelt. Die ersten Workshops sowie Schulungen fanden im Jazz Haus Lustenau statt. Ferdinand stand am Anfang seiner musikalischen Laufbahn mit der E-Gitarre, welche er liebevoll »alte Lady« nannte. Die alte Lady erwarb er während einer London Reise in einem kleinen Guitar Store für vierhundert Pfund. Obwohl Ferdinand profunde Vorkenntnisse diverser Blasinstrumente hatte, welche er sich über die lokale Blasmusik in seiner Kindheit aneignete, spielte er auf der E-Gitarre nur die Basics. Einfache Skalen der Blues Pentatonik sowie die gängigen Griffe wie A, E, G. Der Clou an den ersten Workshops im Jazz Haus mit den amerikanischen Lehrern lag darin, jeden einzelnen der Besucher in den Himmel zu loben. Wenn Ferdinand zurück denkt, wurde ihnen nahezu etwas vorgegaukelt, um ihnen ein Gefühl zu geben, am Anfang einer großen musikalischen Karriere zu stehen. Less Rose erhoffte sich dadurch sein AIM mit Studenten zu füllen, egal ob sie talentiert waren oder nicht. Es war mehr wie logisch für Ferdinand und Francesco, die Liebschaft zu der Gitarre und den Künstlern weiter zu fördern, sowie eine professionelle Laufbahn einzuschlagen. Francesco saß im Jazz Haus neben Ferdinand. Beide waren gleich nervös, was den Ablauf des ersten Workshops mit Less Rose betraf. Sie nickten sich am Anfang kurz zu, ohne nur ein Wort zu reden. Als Less Rose schließlich alle aufforderte, ein kurzes Solo über einen Blues in der Tonart A zu spielen, um das Level der Gruppe besser einschätzen zu können, lagen die Nerven der beiden blank am Boden. Jedoch war es das Talent des immer gut gelaunten Less Rose, jedem das Gefühl zu geben, der beste Musiker der Welt zu sein. Was sich im Laufe des Workshops zu einem Phänomen entwickelte. Die anfangs steife Situation und die seicht oberflächliche Konversation entwickelte sich zu einer lebendigen, freudigen Aufbruchsstimmung, bei der sämtlich Hemmschwellen über das nicht vorhandene Können der Provinzmusikers vollkommen ausgeblendet wurde. Ferdinand und Francesco wurden Freunde, die gemeinsam noch unzählige Workshops miteinander besuchten, bis sie den Entschluss fassten, eine eigene Band zu gründen. Seit der Gründung ihrer Band »The Sinep« welche einige Konzerte in diversen Jugendhäusern gaben, entwickelte sich ein umgangssprachlicher Code, den sie heute benutzen, um ihre Geschäfte am Telefon zu besprechen. Es sind zwei Musiker, die über ihre Proben und Auftritte reden. Verpackt darin sind alle Informationen, die Francesco und Ferdinand brauchen, um kurz und ohne Umschweife ein Telefonat zu führen. Jemand, der mithört, würde meinen, es geht um einen Auftritt oder eine Probe.

Ferdinand Baum & Die Reise des Herrn Kleinmann

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