Читать книгу Einmal mit der Katze um die halbe Welt - Martin Klauka - Страница 12

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Mogli wurde Tag für Tag stärker und zuversichtlicher und es erfüllte mich mit Freude, zu sehen, wie dieses kleine, ursprünglich dem Tode geweihte Wesen aufblühte und die Welt entdeckte. Ich begann mit ihr an unserer Kommunikation zu arbeiten, denn dies würde später enorm wichtig sein. Das Erste, was ich ihr beibrachte, war ein bestimmter Ruf für Leckerlis: Ich presse meine Lippen aneinander und sauge Luft an. Ich mache dieses Geräusch nur, wenn ich auch wirklich ein Leckerli für Mogli habe. Es ist bis heute ihr Lieblingsgeräusch und funktioniert fast immer. Sie versteht aber auch, wenn ich ein anderes Geräusch mache und mit dem Finger auf etwas zeige. Das heißt dann, dass es da etwas zum Jagen oder Spielen gibt. Außerdem rufe ich sie nur, wenn ich auch wirklich will, dass sie zu mir kommt. Sonst würde sie nie wissen, wann ich es ernst meine.

Eine weitere Sache, die ich Mogli beibringen musste, war, zu akzeptieren, wenn ich ihr etwas verbot. Katzen sind unglaubliche Sturköpfe und geben erst nach, wenn sie sehen, dass man selbst noch sturer ist als sie. Es war das wohl erste Mal, dass mir meine eigene Beharrlichkeit in die Hände spielte – Mogli hatte gegen mich keine Chance. Ich war immer konsequent mit ihr und habe sie die Regeln, die ich aufstellte – etwa dass sie nicht auf den Küchentisch springen darf –, nie brechen lassen und diese auch nie geändert. Relativ schnell verstand sie es so, wenn ich ihr etwas verbot, und mittlerweile ist es unglaublich, was für ein gutes Benehmen sie an den Tag legt. Es ist einer wahren Prinzessin würdig.

Da ich Mogli von Anfang an immer wieder an die Leine nahm, hatte sie mit dieser kein Problem. Das hieß aber nicht, dass sie wie ein Hund neben mir herlief. Das tut sie bis heute nicht. Katzen sind sehr defensive und strategische Tiere. Offen und schutzlos auf einem Weg zu laufen, den sie vielleicht noch nicht einmal kennen, würden die meisten unserer Samtpfoten wohl nie machen. Wenn wir irgendwohin wollten, saß Mogli daher normalerweise auf meiner Schulter, manchmal machte sie es sich auch in meiner Kapuze gemütlich. Anfangs habe ich versucht, sie in eine offene Tasche zu stecken, damit ich sie einfacher transportieren und im Zweifelsfall auch vor Regen schützen könnte. Doch daran wollte sie sich nie gewöhnen und kletterte immer wieder zurück auf meine Schulter.

Um zu lernen, wie sie reagiert, und um sie besser auf das Reisen vorzubereiten, versuchte ich, sie so oft wie möglich an verschiedene Orte mitzunehmen. Jeden Abend gingen wir zur Mangfall und am Wochenende oder im Sommer fuhren wir ein paar Kilometer mit dem Fahrrad zum See, wo sie im Gebüsch spielte, während ich badete. Wir gingen zelten, fuhren manchmal zu Freunden in die Stadt oder in den Biergarten und fast jeden Sonntag nahm ich sie mit zu meiner Mum. Zweimal durfte sie mich sogar zur Arbeit begleiten. Selbst das Einkaufen übten wir – es verlief erstaunlicherweise problemlos. Sie streckte nur ihre kleine rosafarbene Nase in Luft und wurde einmal ein wenig unruhig, als wir an dem Regal mit dem Katzenfutter vorbeiliefen. Die Mitarbeiter waren entweder zu perplex, dass eine Katze auf meiner Schulter saß, oder es hat sie nicht gestört.

Langsam wurde es für mich und Mogli ernst. Nachdem sie mittlerweile ihre Tollwutimpfung bekommen hatte, war es Zeit für einen Bluttest, der bestätigen sollte, dass sie genügend Antikörper gebildet hatte. Außerdem stand ihre Kastration an.

Ich selbst hatte auch einiges zu tun, denn ich musste mich um die Dokumente für mein Motorrad und mein Visum für den Iran kümmern. Österreich, Slowenien, Kroatien und Griechenland gehörten zur EU. Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien und Mazedonien konnte man als EU-Bürger uneingeschränkt bereisen. Und für die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate würde ich bei der Ankunft automatisch ein dreimonatiges Visum bekommen. Mogli hatte es da ein bisschen einfacher. Die kontinentalen Länder verlangen meist nur eine Impfung gegen Tollwut, manchmal auch noch eine gegen Katzenschnupfen. Die Impfungen mussten mit Chargennummer, Stempel und Datum in ihrem Tierausweis dokumentiert werden. Außerdem musste Mogli durch einen implantierten Chip eindeutig identifizierbar sein. Sie über die Grenzen zu bringen sollte also kein Problem sein.

Mogli hatte die Kastration gut überstanden und flitzte Tage später schon wieder durch meine Wohnung, als wäre nie etwas gewesen. Auch der Bluttest vom Labor kam zurück, und sie bekam ihren Heimtierausweis. Jetzt durfte sie endlich offiziell auf Reisen gehen und wir mussten auch nur noch zweimal zum Tierarzt: einmal zum Fädenziehen und ein weiteres Mal zur Nachkontrolle. Dann hatten wir es endlich geschafft.


»Katzen und Motorräder passen ja eigentlich nicht zusammen. Aber Prinzessinnen und Königinnen eben doch.«

Einmal mit der Katze um die halbe Welt

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