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DAS ERSTE MAL AUF MICH GESTELLT

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Der nächste Morgen begrüßte uns wieder mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Wir bauten das Zelt ab und nach einem ausgiebigen Frühstück und einer herzlichen Umarmung fuhr Tino zurück nach Rosenheim. Mogli und ich dagegen machten uns auf Richtung Süden.

Wir durchquerten Österreich in einem Tag und auf Straßen, die mein Motorradfahrerherz höherschlagen ließen. Schon hier wurden wir das erste Mal zum Essen eingeladen.

Nach 268 Kilometern waren wir kurz vor Bovec in Slowenien. Ich war vor ein paar Jahren bereits dort gewesen und hoffte, im wunderschönen Soča-Tal einen geeigneten Platz zum Zelten zu finden. Zum Glück war das nicht schwierig und so schlug ich das Zelt auf einem versteckten Parkplatz auf. Es war ein schöner Platz, mitten im Wald, neben einem kleinen Fluss und während Mogli Mäusen nachstellte, plante ich die Route für den nächsten Tag, genoss die Ruhe und versank im klaren Sternenhimmel. Wenn wir weiter so schnell unterwegs wären, würden wir bereits in ein paar Wochen in Dubai ankommen, dachte ich – und ich fragte mich, wo und aus welchem Grunde wir auf der Strecke wohl hängen bleiben würden.

Nach dem Soča-Tal ging es erst auf Schotterstraßen durch die slowenischen Wälder und schließlich auf winzigen Gebirgsstraßen entlang steiler Schluchten, über Brücken und durch kleine Tunnel, die nicht viel mehr als Löcher im Berg waren, nach Kroatien.

Laurin, ein Kollege, den ich von einem meiner Nebenjobs kannte, war gerade in Pula, daher sollte diese Stadt mein nächstes Ziel sein. Kurz nach der Grenze hielt ich an. Ich musste Euro in kroatische Kuna tauschen und außerdem hatte ich Bärenhunger. Als ich meinen Döner aß, hörte ich auf einmal eine Stimme nach Mogli rufen. Erst dachte ich, ich hätte es mir eingebildet. Aber als ich ein zweites Mal »Mogli« vernahm, drehte ich mich doch um. Ein kleiner Junge kam herüber und begrüßte mich und Mogli aufgeregt. Für einen Augenblick war ich zu verdutzt, um ihn zu erkennen. Doch schnell stellte sich heraus, dass es der Bub war, der vor zwei Wochen mit seiner kleinen Schwester Mogli an der Mangfall gefüttert hatte. Seine Familie war gerade auf dem Rückweg aus dem Urlaub. Was für ein Zufall! Als die Eltern von unserer Reise erfuhren, wünschten sie mir gutes Gelingen und schenkten mir ihre restlichen 180 Kuna, etwa 25 Euro. Ich könnte es besser gebrauchen als sie, meinten sie.

Dankbar und satt setzten wir unsere Reise fort. Wir hatten die Alpen hinter uns gelassen und die kroatische Sonne brannte auf uns hinunter, als wir die istrische Halbinsel durchquerten. Zum Glück waren die Straßen schnell und so kamen wir noch im Tageslicht an. Ich belohnte mich mit einem kühlen Bier, während ich auf Laurin wartete. Mogli trank etwas Wasser und fing an, die Bar nach einer sicheren Stelle abzusuchen.

Es war ein herzliches Wiedersehen mit meinem Freund. Wir saßen eine Weile zusammen und entschieden uns dann, in einem alten jugoslawischen Militärgebiet direkt an der Adria zu zelten. Während Laurin und seine Freunde noch Vorräte kauften, wartete ich mit Mogli draußen, denn sie durfte nicht in den Laden. Zum Glück war ich dieses Mal nicht alleine. Ich fragte mich aber, wie ich in Zukunft mit diesem Problem umgehen sollte. Aber eins nach dem anderen: Jetzt mussten wir erst einmal den Zeltplatz finden.

Es war spät geworden und das dunkle Militärgelände, stiller Zeuge einer schwierigen Vergangenheit, wirkte zugleich unheilvoll und faszinierend. Laurin erzählte mir von seinem eigenen Findelkater Bagira und überlegte, ob er mit ihm wohl auch reisen könnte. Ich hatte Zweifel, weil er es ihm nicht von Anfang an beigebracht hatte, aber wir wollten es trotzdem probieren und so brachte Laurin Bagira am nächsten Tag einfach mit in unser Camp. Da er keine Leine hatte, lieh ich ihm meine und die beiden versuchten sich im »Gassigehen«. Mogli war davon ganz und gar nicht begeistert und auch sonst mussten wir den Versuch bald als Fehlschlag verbuchen, denn Bagira wirkte nervös und es schien uns zu gefährlich, ihn einfach frei laufen zu lassen. Laurin brachte ihn also noch am selben Abend zurück nach Hause.

Als wir am nächsten Morgen aufwachten, hatten sich dunkle Regenwolken über uns zusammengebraut. In Windeseile packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg. Das Wetter klarte zum Glück auf, und obwohl ich die schnellen Küstenstraßen und die beeindruckende Aussicht genoss, entschied ich mich nach ein paar Stunden, wieder auf kleinere Straßen auszuweichen. Ich wollte schließlich nicht so schnell wie möglich ankommen. Davon abgesehen hatte ich sowieso kein richtiges Ziel – und ich musste mich bald schon wieder nach einem geeigneten Schlafplatz umsehen. Entlang der Hauptstraße würde es darum eher schlecht stehen.

Je weiter wir Richtung Süden fuhren, desto trockener und karger wurde die Landschaft. Es war heiß und es stellte sich weitaus schwieriger heraus als angenommen, einen Platz zum Zelten zu finden. Noch dazu zog jetzt auch ein Sturm auf und heftige Windböen versuchten, uns von der Straße abzudrängen. Wollte ich mein Kätzchen noch ins Trockene bringen, musste ich schnell etwas finden. Zeit, Proviant zu kaufen, war nicht mehr.

Ich entdeckte eine kleine Schotterstraße, die äußerst vielversprechend aussah. Wäre ich nicht allein unterwegs gewesen, hätte ich kein zweites Mal darüber nachgedacht und es einfach probiert. Doch so war ich unsicher: Wegen des Sturms und der einbrechenden Dunkelheit kam hier heute sicher niemand mehr vorbei, der uns im Zweifelsfall helfen könnte. Und wer wusste schon, wie die Straße nach ein paar Hundert Metern aussah? Falls ich im Schotter wegrutschen und fallen würde, hätte ich das Motorrad alleine nur sehr schwer oder überhaupt nicht aufheben können. Und was, wenn ich mich bei einem Sturz verletzte? Mir blieb jedoch gar keine andere Wahl: Die Sturmböen wurden immer stärker und die ersten dicken Regentropfen landeten bereits auf meinem Visier. Also bog ich trotz aller Zweifel ein.

Schon nach einer ganz kurzen Strecke mussten wir die erste Pause einlegen. Das Geholper hatte mein Gepäck lose gerüttelt und auch Mogli kam aus ihrem Tankrucksack gekrochen und gab mir zu verstehen, dass sie recht wenig von meiner Streckenwahl hielt. Zum Glück ging dann aber alles gut und das Zelt war aufgebaut, bevor der Sturm richtig über uns herzog.

Mogli konnte sich im hohen Gras und im Gebüsch verstecken und hüpfte fröhlich umher. Aber als es zu regnen anfing, kam sie sofort zu mir ins Zelt. Ich genoss es, im Trocknen zu sitzen, während draußen der Sturm tobte, und machte mich über meinen Proviant her: eine Dose Thunfisch und Erdnüsse.


Immer wieder aufregend schön: plötzlicher freier Blick auf die Adria.

Einmal mit der Katze um die halbe Welt

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