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2 Kaiseki Speise

In dieser herzlichen Atmosphäre werden zunächst sorgsam zubereitete Speisen aus der Region gereicht. Etwas Gemüse, Reis, Suppe und Fisch ruhen in jeweils passenden Lackschalen oder auf Keramiken. Naturbelassen und dadurch geschmacklich nicht manipuliert. Ein Verändern des Eigengeschmackes, wie im Westen üblich, wird natürlich tunlichst vermieden. Ein Glänzen-Wollen als Koch, ohnehin Ausdruck von Unreife und Geltungssucht, wäre hier vollkommen unangebracht. Und üppige Portionen ebenso, wie auch pseudo-elitäre Miniportionen mit aufgesetztem Schickimicki-Gehabe von Emporkömmlingen für andere Emporkömmlinge. Wodurch sie sich selber ausgrenzen.

Schlicht, einfach, so-wie-es-ist genügt vollkommen und zeigt die wahre Meisterschaft. Sich bescheiden, und innere Aspekte mehr schätzend, als glitzernden Tand läßt uns Menschen leicht zusammenkommen - wortlos, in stillem kultiviertem Verstehen.

Da ferner alle bereits erleuchtet sind, macht es schließlich keinen Sinn, dass ein Buddha einem anderen Buddha imponieren will, denkt Meister Bankei, der nur gedanklich kommen konnte. Was er bedauert, denn Matcha von Yasumori san oder Kambayashi san aus Uji sei ein vorzüglicher Grund, die Wanderschaft zu unterbrechen. Doch Hilfe sei woanders gefordert und wichtiger als Tee für sich selbst. Typisch Wegmeister, denkt Platon.

Die Speisen aus Wald, Flur und örtlichem Gewässer in spartanischen Portionen, was dem alten Griechen durchaus bekannt vorkommt, stillen den ärgsten Hunger und lassen ganz nebenbei auch anderen noch ausreichend Nahrung. Sollte man morgen noch leben, meint Ikkyu, kann man ja wieder etwas essen. Gelächter von allen. Nur Platon bekommt beim Denken an den Tod ein mulmiges Gefühl im Bauch.

Woraufhin Kanno ihn anlächelt und sagt: Genießen Sie die Speisen von Heute. Morgen ist morgen. Jetzt sind wir alle erst einmal hier. Dozo (bitte). Also nehmen alle die Stäbchen, danken dem Gastgeber aus Lumbini (in Nepal) und widmen sich schweigend den zarten Nuancen der einzelnen Zutaten. Was sollte man auch zu eingelegten Bohnen, Rettich, Fisch, Reis und Misosuppe sagen? Oishi desu - lecker das sein- wie eine plumpe Übersetzung lauten würde? Also genügt eine stumme Verneigung.

Statt Sake gibt es zunächst milden Sencha von Kambayashi san, mit dem unnachahmlichen Umami* aus Uji. Den schon seine Vorfahren zur Zeit von Meister Takeno Joo vor fünfhundert Jahren zu schätzen wußten. Was zudem die Speisen behutsam so wirken läßt, was sie eigentlich zu bieten haben.

Nach geleerten Tellern und Schalen gibt es abschließend etwas Sake in recht flachen Lackschälchen, die an Untertassen erinnern. (Eine ruhige Hand und ein Sinn für gute Balance hilft Flecken zu vermeiden, geht es dem Griechen durch den Kopf.)

Ein Gelee aus Azukibohnen (Yokan) auf eigentümlichen Keramiken in Blütenform rundet zum Schluß alles ab. Er ist würzig und verhalten süß. Neu und doch vertraut. Hiernach legen alle fast zeitgleich ihre Stäbchen hin und verbeugen sich voreinander und gehen zurück in den Garten. Schweigend, so bleibt die erlebte Strille erhalten.

Platon denkt: Im Seiza (Fersenhocksitz) zu sitzen muß man wohl üben. Bin dankbar für die Pause. Beine ausstrecken und etwas gehen - wunderbar. Und der Duft von feuchtem Moos tut sein übiges.

(Anm.: Umami ist der fünfte Geschmackssinn)

Abb.: Vogel auf Lotus, Yamamoto Joshun, 1724-84

Tee mit Platon

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